Umfrage

Wie soll die Spielwelt sein?

Dreckig
21 (28.4%)
Dreckiger
14 (18.9%)
noch viel Dreckiger
7 (9.5%)
normal
23 (31.1%)
heldig
9 (12.2%)

Stimmen insgesamt: 64

Autor Thema: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten  (Gelesen 23191 mal)

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Offline Nebula

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Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« am: 9.10.2016 | 10:52 »
Ich überlege gerade an einem Setting und dank dem Post Schlagworte bin ich ins Grübeln gekommen auch weil ich es von vielen alten Rollenspielern erlebt habe, daß es düster und dreckig sein muss.

Das ewige Heldendasein mit Prinzessin vor dem Drachen retten oder moralischer Held der die Welt retten haben diese "alten" Rollenspieler keine Lust mehr auf 1001x den Drachen erschlagen und so heldiges Zeug.

Die Welt muss düsterer sein, bedrohlicher und vom Stil her einfach dreckig. Megakonzerne, allgegenwärtige Gefahr...

Nun meine Frage:

Wie soll das Setting sein, welches du gerne bespielen willst?

Heldig? Du willst die Welt retten und der Held sein?

Wie dreckig darfs denn sein? Ab wann ist es zu dreckig?

Offline LushWoods

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #1 am: 9.10.2016 | 11:12 »
Die Beobachtung das "alte Rollenspieler" dreckigere Welten bevorzugen finde ich sehr, sehr seltsam.
Bist du sicher das diese Schlussfolgerung tatsächlich zutrifft und nicht nur Zufall ist?

Ansonsten würde ich sagen: Reine Geschmackssache und von jeglichen anderen Faktoren unabhängig.
Deswegen kann ich auch bei der Umfrage nicht mitmachen. So was könnte ich generell nicht beantworten (obwohl ich insgesamt eher die "dreckigeren" Settings bevorzuge).

Offline Waldviech

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #2 am: 9.10.2016 | 11:21 »
Rein gefühlt würde ich sogar vermuten, dass die absolute Hochzeit von "Düster&Dreckig" auch schon wieder vorbei ist. Stark dunkeldystere Settings, wie sie in den 90ern und früheren 2000ern aufkamen, sind heute glaube ich nicht mehr so en vogue. Heute ist eher mitteldüster bis moderat angesagt...
Barbaren ! Dekadente Stadtstaaten ! Finstere Hexenmeister ! Helden (oder sowas Ähnliches)!

MALMSTURM !

Offline Fezzik

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #3 am: 9.10.2016 | 11:25 »
Könnte ich jetzt auch nicht so unterschreiben, allerdings stelle ich bei mir, so ich denn mal zum spielen komme, die Tendenz fest das die Charaktere die ich selbst erschaffe "dreckiger" werden. Zur Gruppe loyal aber der Welt gegenüber verbittert und desillusioniert, so in der Richtung.
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"Falls du mich meinst: Ich spiele Regelwerke und Settings, keine Bilder" - Weltengeist

Offline Wandler

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #4 am: 9.10.2016 | 11:34 »
Am dreckigsten. Selbst der strahlende Held strahlt noch viel mehr wenn er nicht nur über eine Brücke aus strahlenden Diamanten watschelt sondern wenn das Blut seiner Gegner die Brücke bis zur Unkenntlichkeit verdeckt. Ich will in einem Rollenspiel das Extreme ausreizen, jenseits den Grenzen der Gesellschaft und der Realität und das bedeutet, dass die Welt um so dreckiger sein muss um wahre Helden abzuheben.

Offline Issi

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #5 am: 9.10.2016 | 11:36 »
Gibts es denn ein Beispiel  für richtig dreckig? Oder normal ?
Unter heldig stelle ich mir einfach Walt Disney vor.

Ich kenne eher Beispiele für richtig grausam oder blutig (GOT-Red Wedding)
Tarantino mags auch gerne brutal.
Aber ist das hier das Gleiche wie dreckig?

Ist vermutlich eine Gradwanderung. Krasse Dinge wie -Folter, Vergewaltigung, Hautabziehen, machen das Spiel nicht besser.
Und immer strahlende Helden ohne Konflikte und Profil sind langweilig.
Also habe ich mal normal angegeben. Böse Gruppen machen keinen Spaß, mir zumindest nicht. Ambivalente und spannende Figuren sind etwas anderes.
« Letzte Änderung: 9.10.2016 | 16:03 von Issi »

Offline Chiarina

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #6 am: 9.10.2016 | 11:46 »
Für mich ist diese Frage viel wichtiger hinsichtlich der Rolle, die die Charaktere in der Welt übernehmen. Was die Welt selbst angeht bin ich da kaum festgelegt.

Ob das also die Schwarz-Weiß-Tolkien-Welt ist oder irgendein intrigenverseuchter Moloch finde ich gar nicht so wichtig.

Die Haltung der Gruppe ist für mich aber wichtig. Und zwar, weil ich nur noch wenig Lust habe, unreflektiert einfach so mit Charakteren auf der guten Seite zu spielen.
Andererseits habe ich auch keine Lust, das einfach umzudrehen und die böse Gruppe aufzubauen.
Gruppen, in denen moralische Entscheidungen gefällt werden, deren Ausgang nicht von vornherein fest stehen, gefallen mir deshalb ganz gut. Graue Gruppen, kurz gesagt.
Auf Mittelerde also eher Boromir, als irgendetwas anderes.
Auf Westeros dann eben so grau, wie die meisten anderen auch.
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Offline Nebula

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #7 am: 9.10.2016 | 11:57 »
Die Beobachtung das "alte Rollenspieler" dreckigere Welten bevorzugen finde ich sehr, sehr seltsam.
Bist du sicher das diese Schlussfolgerung tatsächlich zutrifft und nicht nur Zufall ist?

ich pick dich jetzt einfach mal raus, weil du auch gefragt hast =)

wieviel "normale" Rollenspiele hast du denn? Splittermond? D&D? DSA?

Gibts es denn ein Beispiel  für richtig dreckig? Oder normal ?
Unter heldig stelle ich mir einfach Walt Disney vor.

Normal ist in meinen Augen D&D oder DSA oder Splittermond. Man spielt in einer heilen Welt, die ein paar böse Auswüchse hat, die man dann erfolgreich bekämpft.

Also keine Welt wo das Böse herrscht,  man ein Underdog ist der dauernd aufs Fressbrett bekommt.

Eine World of Darkness ist dreckig (Firefly, Game of Thrones? Streets of Bedlam, necessary evil, Symbaroum, ...)
Ein Sin City ist dreckiger (wie Fading Sun, Warhammer40k, ...)
« Letzte Änderung: 9.10.2016 | 12:01 von Nebula »

Offline Issi

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #8 am: 9.10.2016 | 12:05 »
Zitat
Ein Sin City ist dreckiger
Sin City!!
Ok, ansich cooler Film.
(mein heiles "Frodo" Bild, wurde da allerdings ein wenig zerstört. :D)

Medium mags ichs vermutlich am liebsten. Die Bösewichte dürfen ruhig richtig fies und böse sein. Die Welt darf auch ihre Schatten haben und muß kein Ponyhof sein. Aber die Figuren müssen nicht in den Geschmack jeder "Behandlung" kommen.

(Ps: Oder richtet sich die Umfrage nur an ergraute Spieler?)










« Letzte Änderung: 9.10.2016 | 12:28 von Issi »

Offline Rhylthar

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #9 am: 9.10.2016 | 12:07 »
Zitat
Normal ist in meinen Augen D&D
Ah, das passt zur Frage, die ich mir die ganze Zeit stelle:

Geht es Dir ums Setting oder um ein System, dass die Spielweise unterstützt?

D&D ist nicht unbedingt "Normal"; Midnight, Dark Sun, Ravenloft, Primeval Thule, Shadow of the Demon Lord...alles irgendwie D&D (also ich packe mal SotDL dazu) und eben schon "Dreckig" in verschiedenen Facetten.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline LushWoods

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #10 am: 9.10.2016 | 12:07 »
Sorry, ich kann dir nur schwer folgen.
Aber ich vermute dein letzter Post beschreibt Abstufungen an "grittyness"?!
Wie viel "normale" Rollenspiele ich hab? Da müsste ich jetzt das Zählen anfangen und das geht dann wahrscheinlich in die Hunderte.
Das wird schwierig.
Eher könnte ich eine prozentuale Schätzung abgeben, aber das wird auch wieder schwierig weil da halt jeder seine eigenen Definitionen hat.

Aber ich probier's mal nach deiner Einteilung:
Normal 65%
Dreckig 30%
Dreckiger 5%

Aber meine Frage bleibt bestehen ...

Offline tartex

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #11 am: 9.10.2016 | 12:14 »
Ich mag Abwechslung. Wenn ich gerade eine dysterdharke Mini-Kampagne gespielt habe, dann freue ich mich um so mehr danach in einer pastellfarbenen Zeichentrick-Serien-Kampagne zu spielen.

Gib mir einfach was, was ich noch nicht (oder zumindest nicht gerade) gemacht habe. Ich erforsche auch gerne die Extreme.

Aber ich würde behaupten, dass zumindest in Europa "Dreckig" ohnehin der Default-Mode ist. Von Warhammer als einflussreichstes in Europa entwickeltes Setting über die große Verbreitung von Cthulhu und Shadowrun bis zu den unzähligen deutschen Endzeitspielen wie Engel oder Degenesis.
« Letzte Änderung: 9.10.2016 | 12:22 von tartex »
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Offline Nebula

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #12 am: 9.10.2016 | 12:18 »
soviele "normale" Systeme? nicht daß wir von einer anderen Definition ausgehen, welche z.b. 3 normalen Systeme meinst du denn?

zu deiner Frage:
Gewohnheit stumpft ab, man braucht etwas neues. Manchmal auch extremeres. Viele die ich kenne, die wollen nicht das gleiche wieder und wieder tun. Dies gilt auch fürs Rollenspiel: Helden die Drachen jagen? Irgendwann langweilig. Helden die Götter jagen? auch irgendwann öde. Bösewicht sein und mal den Spieß umdrehen? kommt auch mal cool. Immer im hello kitty einhorn und regenbogenland rummlaufen?

Das ist ja kein Vorwurf nur eine Feststellung.

Es geht mir auch nicht um Mainstream oder ähnliches

Für  manche bleibt das heldige immer Interessant

Beispiel
Superhelden ist normal bis heldig (Marvel oder Mutants&Masterminds)
necessary evil ist dreckig, da die Welt vom Bösen übernommen ist, man einen Schurken spielt und erstmal auf verlorener Position steht

Offline Chruschtschow

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #13 am: 9.10.2016 | 12:18 »
Am Anfang ganz klar Helden. Hey, ich war elf Jahre alt!?! Aber das geht ja auch differenzierter. Also ganz viele Antihelden und grau und sowieso immer voll ambivalent.

Heute? Da kann ich ruhigen Gewissens mit genauso viel Begeisterung den absolut eindimensionalen "Was bin ich toll!!!"-Pulphelden spielen wie den rechtsnationalen Freiherrn, der seinen Kaiser Wilhelm wiederhaben will, der aber gerade cthulhuloidem Schrecken ausgesetzt ist und letztlich als Schurke für ersteren geeignet wäre. Mal dies, mal das. Was halt Spaß macht. :)

Und wie meine Vorredner schon sagten: Abwechslung ist toll.
« Letzte Änderung: 9.10.2016 | 12:20 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline tartex

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #14 am: 9.10.2016 | 12:20 »
Das ewige Heldendasein mit Prinzessin vor dem Drachen retten oder moralischer Held der die Welt retten haben diese "alten" Rollenspieler keine Lust mehr auf 1001x den Drachen erschlagen und so heldiges Zeug.

Lustigerweise habe ich den umgekehrten Eindruck: fast alle angegrauten Rollenspieler, die ich kenne, sprechen sich für klares Schwarz-Weiß-Schema aus, was ihnen wohl den Vorteil des eskapistischen Ausbrechens aus dem Alltag mit all seinen Grauschattierungen bietet.

Während wir als Teenager-Spieler unsere Charaktere in eigentlich jedem Setting folternd und brandschatzend durch die Gegend geschickt haben, und der Spielleiter sich total tiefgründig vorgekommen ist, wenn er viele moralische Graustufen einbringen konnte, Opfer- und Täterrolle hinterfragt und ausgetauscht wurde, und alles anders war als es schien.
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Offline Antariuk

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #15 am: 9.10.2016 | 12:25 »
Ob Düster, übertriebenes GrimDark, "normal" oder optimistisch mit Rosenduft - ich bin für alles zu haben wenn die Prämisse des Settings oder des Abenteuers interessant klingt. Ich tendiere glaube ich zu "normal", wobei mir das zu beurteilen recht schwer fällt und sicher auch stark von den gespielten Systemen abhängt und welche Spielweisen von diesen Systemen belohnt werden.

Was ich nicht mehr sehen kann sind Plots wo es um Das Schicksal Der Welt™ geht. Tausendmal lieber Abenteuer und Probleme auf kleinerer Skala!
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Eulenspiegel

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #16 am: 9.10.2016 | 12:44 »
Heldig? Du willst die Welt retten und der Held sein?

Wie dreckig darfs denn sein? Ab wann ist es zu dreckig?
Ich spiele gerne graue Welten. Von hellgrau bis dunkelgrau alles gerne. Nur die beiden Extreme - strahlend weiß und absolut dreckig - stören mich.

zu den SCs:
Das heißt, ich spiele gerne Geheimagenten einer guten Organisation. Diese Organisation sollte aber ein wenig Dreck am Stecken haben, obwohl sie eigentlich gut ist. Zum Beispiel ist es ihr erklärtes Ziel, eine geheime Alieninvasion abzuwehren (gut). Um dies zu erreichen, tritt sie jedoch Menschenrechte mit den Füßen (schlecht).

Ich spiele auch gerne Desperados und Kriminelle, die einfach nur reich werden wollen. Tief im Innern dieses geldgeilen Kriminellen schlägt aber ein gutes Herz.

zu der Welt:
Auch hier habe ich gerne Welten, die auf den ersten Blick ein Utopia sind, auf den zweiten Blick aber auch ihre Schattenseiten haben. - Die Schattenseiten müssen jetzt nicht so schrecklich sein, dass man das System unbedingt abschaffen will. Die Schattenseiten sollten aber groß genug sein, dass man Bestrebungen hat, das System zu reformieren. (Reformieren! Nicht unbedingt revolutionieren!)

Ich mag auch Welten, die zwar grundsätzlich dystopisch sind, wo aber überall kleine Lichtblicke zu erhaschen sind. Zum Beispiel der Manager, der für umweltschonendere Maßnahmen in der Produktion eintritt. Oder der Auftragsmörder, der bei seinem Auftragsmord von einem Kind überrascht wurde: Hier besticht der Auftragsmörder lieber das Kind als auf Nummer sicher zu gehen und es auch zu erschießen. Halt lauter kleine Lichtblicke in einer ansonsten düsteren Welt.

Am liebsten habe ich aber Welten, die sich von unserer unterscheiden, aber dabei weder besser noch schlechter sind. Wenn ein Spieler sagt, er findet die virtuelle Welt besser als unsere Realität und der andere Spieler findet die Realität besser als die virtuelle Welt, dann ist das imho die perfekte Welt zum bespielen.
« Letzte Änderung: 9.10.2016 | 12:47 von Eulenspiegel »

Offline Chruschtschow

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #17 am: 9.10.2016 | 12:49 »
Lustigerweise habe ich den umgekehrten Eindruck: fast alle angegrauten Rollenspieler, die ich kenne, sprechen sich für klares Schwarz-Weiß-Schema aus, was ihnen wohl den Vorteil des eskapistischen Ausbrechens aus dem Alltag mit all seinen Grauschattierungen bietet.

Das halte ich für etwas arg monokausal. Beispielsweise habe ich auch unglaublich Spaß dran, mich so richtig ausgiebig in Klischees zu wälzen. Das ist dann halt auch Spaß am Umgang mit Genrekonventionen. Mein Spiel ist wesentlich stärker auf die Metaebene gewandert. Das ist eigentlich erst ein Mal das genaue Gegenteil der immersiven Realitätsflucht, weil die Situation oft ihre Würze dadurch bekommt, dass völlig offenbar wird, wie sehr sie sich mit der Realität reibt. Die Reibung verspüre ich doch gar nicht, wenn ich die Realität im Spiel weg drücke. Für den scharfen Kontrast muss mir der Abstand zur realen Welt und damit die reale Welt an sich bewusst sein.
« Letzte Änderung: 9.10.2016 | 12:51 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline Wandler

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #18 am: 9.10.2016 | 12:50 »
Abwechslung ist hier als Stichwort gefallen und ist wohl das wichtigste. Ich hab die Umfrage eher als "wie dreckig darf es werden" verstanden, weil wenn die Gruppe in jeder Szene durch zerfleischte Oberkörper der eigenen, bluttropfend stapft die gerade von Ratten ausgefressen werden interessiert das vermutlich sogar beim zweiten mal keinen mehr so sehr wie beim ersten Mal. Je extremer es ist um so mehr sollte es sich abgrenzen vom Alltag.

Darum hab ich die Runde die wir Donnerstag basierend auf der World of Darkness begonnen haben jetzt schon liebgewonnen. Das waren normale Menschen, mit normalen Problemen, ein Charakter wollte nichtmal irgendein pseudo rumgeflirte, da meinte der Spieler nur "Ich spiel mich. Ich arbeite die ganze Woche, ich will hier nur Party machen". Fand ich absolut grandios. Dadurch wirkte die überbrutale Horrofilmszene die folgte besser als ich es vorbereiten hätte können. Diese Normalität der Welt in den meisten Szenen ist etwas das mich sehr reizt, aber es muss dann zwischendurch richtig abgefahren werden, weil meinen Alltag will ich weder leiten noch spielen.

Man muss aber ganz klar sagen, dass Grenzthemen sehr individuell sind und da muss man halt immer ein bisschen abstecken wie weit es für die am Tisch sitzenden gehen darf. So kann ich mit meinen Stammspielern relativ weit gehen, ziemlich sicher viel weiter als sie es unbedingt haben müssten, aber ein anderer sehr guter Freund hat ganz klar gesagt - er kommt mit Gewalt gegen Kinder nicht zu recht seit er selbst Vater ist - einfach weil er da viel zu viel mitlebt - und da würde ich Kinder nicht einmal in eine sehr bedrohliche Situation stecken - egal wie gritty ich es sonst mag.

Achja, gerade sehr realistische Dinge finde ich persönlich auch viel dreckiger als irgendwelche blutstropfende Dämonen. Der Vater der zerrütteten Familie von nebenan der sich an den Kindern vergreift finde ich viel härter als irgendein Dämon dem Babybeinchen aus dem Maul hängen.

Weiters muss ich aber auch sagen, meine Spieler - bzw. ihre Charaktere - sind eher immer noch die "besseren Menschen" in der Welt. Ich würde glaube ich nicht für jemanden leiten können der als Charakter seine Gewalt/Sex/Phantasien darin auslebt, obwohl wir das gemeinsam als Runde als Thema haben können, aber eine Sexsim oder Vergewaltigungssim kann mir gestohlen bleiben. Ich bevorzuge Spieler, die solche Dinge auch als etwas Schlechtes sehen und nicht sich dann daran aufgeilen und auch so sein wollen - bzw. nur bis zu einem sehr individuellen Grad. Hängt wohl massiv davon ab wie der Spieler das rüberbringt.
Zitat
Beispielsweise habe ich auch unglaublich Spaß dran, mich so richtig ausgiebig in Klischees zu wälzen
Ich .... LIEBE .... Klischees. Sie zu folgen. Sie zu drehen. Sie zu brechen. Ihnen wieder zu folgen. Ach herrlich!

Edit: Übrigens verfälschen die 3 Abstufungen von "dreckig" die Umfrage doch ein bisschen.
« Letzte Änderung: 9.10.2016 | 13:15 von Wandler »

Offline tartex

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #19 am: 9.10.2016 | 13:00 »
Das halte ich für etwas arg monokausal.

Kann sein. Mein Sample ist auch nur 2 Leute groß. Bei denen ist das halt eigentlich so.
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Offline JohnnyPeace

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #20 am: 9.10.2016 | 13:01 »
Mal so mal so  ::)

Ich kann auch nach Jahren gelegentlich noch das Prinzessinen-Retten genießen. Insgesamt sind es aber sicherlich häufiger differenziertere Abenteuer also noch zu Jugendtagen.
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Online Isegrim

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #21 am: 9.10.2016 | 13:12 »
Ich mag im Grunde "All-round-Settings" am liebsten, in denen man in verschiedenen Abstufungen spielen kann.
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline Chruschtschow

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #22 am: 9.10.2016 | 13:18 »
Ich kann auch nach Jahren gelegentlich noch das Prinzessinen-Retten genießen.

Ebenso. Nur kommt dabei heute auch mal: "Haben wir eine Windmaschine? Wir brauchen jetzt eine Windmaschine für ihre Haare!" ;)
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Offline tartex

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #23 am: 9.10.2016 | 14:27 »
Mir fehlt in der Umfrage eindeutig die Option: "möglichst viele verschiedene Geschmacksrichtungen".

Es legen sich doch auch nur die wenigstens (DSA-)Runden auf ein bestimmtes Setting fest, oder? Und selbst Aventurien bietet unzählige unterschiedliche Geschmacksrichtungen.
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Offline Quaint

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Re: Dreckig, Dreckiger am Dreckigsten
« Antwort #24 am: 9.10.2016 | 14:57 »
Also ich hab mal dreckig angekreuzt und mein Bart wird langsam grau. Ist aber auch die Frage, wie man es darstellt und welche Aspekte man sich rauspickt. Für die einen ist Tolkien's Mittelerde ein klassisches Schwarzweiß-Setting, aber ich seh daran auch so manches graue oder dreckige. Selbst die größten Vorbilder können korrumpiert werden (siehe Saruman). Hinter der glänzenden Fassade so manchen Elfenfürsten verbirgt sich schreckliches (siehe Thranduil hieß er glaube aus den Hobbitteilen, der zwar eine perfekte Fassade wahrt, aber eigentlich nurnoch eine von Drachenfeuer zersetzte Fratze hat und dessen Persönlichkeit zumindest Ecken und Kanten hat).

Ich hab auch schon Kampagnen auf Aventurien gespielt, die ganz und garnicht eitel Sonnenschein waren (z.B. Beginn in einem Kerker der Schwarzen Lande etc.)

Dabei sind die Protagonisten aber meist schon die Guten oder versuchen es zu sein. Manchmal ist halt nicht so ganz klar, was "das Richtige" ist, und manchmal kann es auch so sein, dass es zwar klar, aber praktisch nicht durchführbar ist.
Wobei das dann auch nicht unbedingt reinweiße Strahlemänner sind, sondern durchaus Ecken und Kanten haben, auch mal graue Dinge tun usw.
Diese "wir sind die bösen" Kampagnen vermeide ich üblicherweise.
Besucht meine Spielkiste - Allerlei buntes RPG Material, eigene Systeme (Q-Sys, FAF) und vieles mehr
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