Autor Thema: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?  (Gelesen 3918 mal)

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Offline Wandler

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Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« am: 21.10.2016 | 10:41 »
Ich grüble und recherchiere jetzt schon ewig aber irgendwie habe ich das Gefühl es gelingt mir nicht es festzupinnen was die wichtigsten 5 Dinge sind die einen Charakter ausmachen. Die Spieler sollen in einem Satz festlegen wer ihr Charakter ist

"Ich bin [NAME] [der/die ARCHETYP] [von/aus/der Gruppierung] [bekannt als SPITZNAME] [und SPITZNAME]" und ich habe aktuell SPITZNAME doppelt weil mir ein schönes fünftes Element fehlt. Ich habe aber das Gefühl es ist unfertig. Es fühlt sich noch wie Rohmaterial an und das lässt mich unzufrieden im Sessel diese Bausteine immer wieder und wieder durchgehen. Immer wieder scrolle ich durch Fate, PbtA, D&D, Shadowrun und was mir halt in die Finger kommt durch um zu sehen was einen Charakter wirklich in einem Satz definiert, aber mir will einfach nichts schönes einfallen.

Also die Frage an euch: Was macht einen Charakter in einem Satz wirklich aus?

Deep_Impact

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #1 am: 21.10.2016 | 10:46 »
Dein Satz ist ganz nett, aber beschreibt die gesamte Körperlichkeit schon mal nicht, dabei ist das ja oftmals der berühmtberüchtige erste Eindruck. Den Numenera-Satz finde ich schon mal gar nicht so schlecht, auch wenn er einen Charakter nicht allumfassend beschreiben kann:

Ich bin [NAME], ein [ADJEKT] [ARCHETYP], welche [VERB].

Offline KhornedBeef

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #2 am: 21.10.2016 | 10:57 »
Muss es denn diese feste Struktur sein? Mancher Character wird mehr definiert durch das was er getan hat, ein andere durch das was man von ihm erwartet, noch ein anderer durch seine wichtigsten antrieb...wenn du durch Fate geblättert hast, muss ich das ja gar nicht groß ausführen.
Also, wenn schon, ersetze die Spitzname durch "ich habe getan" und "mich treibt an"
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Offline Wandler

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #3 am: 21.10.2016 | 11:05 »
Ich denke der Einwurf von Deep_Impact mit Numenera ist nicht so schlecht. Von dort habe ich den Baustein ja auch. Insofern wird daraus auf wohl ADJEKTIV ARCHETYP und ein Spitzname wird duch der/die VERB ersetzt. Den zweiten Spitznamen möchte ich aber behalten. Den Vorteil den ich im Spitznamen gegenüber "ich habe getan" und "mich treibt an" sehe ist, dass er auch widerspiegelt wie die Umwelt ihn sieht. Es ist eben möglich, dass der Charakter es nicht getan hat - oder er hat es getan. Auch sind Spitznamen/Titel extrem griffig. Man denke nur an "KING OF THE NORTH" oder "DRAGONBORN/MOTHER OF DRAGONS" aus Game of Thrones. Auch Gandalf der Graue/der Weiße in LotR sind Spitznamen/Titel/Ränge die maßgeblich etwas über den Charakter aussagen. Ich sehe hier einfach viel Potential, dass die Spieler sich leichter an bekannten Tropes, Literatur und Filmen bedienen können.

Das soll aber bitte nicht bedeuten, dass damit die Ideensammlung zu Ende ist :) Immer her mit allem was euch einfällt und danke euch beiden schonmal!

Offline Rorschachhamster

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #4 am: 21.10.2016 | 11:07 »
Systembedingt hat man ja oft schon die halbe Sache. In D&D etc. sagt der Satz "Ich bin ein elfischer Krieger" schon eine ganze Menge aus. Muß man die Einzelheiten überhaupt vor dem Spiel festhalten? Kann man das nicht In-Game sich entwickeln lassen? Oder, wie bei einigen Spielen, einfach auswürfeln?
"Beschreibe, wie dein Charakter aussieht". Das legt die Aussenwirkung in die Hände des Spielers, und damit kann er oft einfach arbeiten. Gut, ich bin aber auch Gygaxianist, der ja mal (angeblich?) gesagt hat "Charakterhintergrund ist, was in den ersten drei Stufen passiert".  ;)
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DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Deep_Impact

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #5 am: 21.10.2016 | 11:07 »
Vielleicht sollte man als Charakterdarstellung auch mal die Idee eines Elevator-Pitches (drei knappe Sätze oder 10-30 Sekunden) andenken. Das wäre relativ Freiform, aber es erfordert schon wirklich Beschränkung auf das absolut Wesentliche.
Also um einen guten Elevator von 20 Sekunden zu schreiben, brauche ich teilweise Stunden bis Tage und das im Team!

Offline Wandler

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #6 am: 21.10.2016 | 11:12 »
Bei mir wird gar nichts vor dem Spiel definiert ich brauch nur gute Platzhalter für im Spiel :)

Deep_Impact

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #7 am: 21.10.2016 | 11:14 »
Muß man die Einzelheiten überhaupt vor dem Spiel festhalten? Kann man das nicht In-Game sich entwickeln lassen?

Sich entwickeln finde ich gut und nötig, aber nichts vorher? Erzeugt das nicht wieder die losgelösten und isolierten Charaktere, die keinerlei Anknüpfungspunkt in ihre Umwelt haben.

Offline Wandler

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #8 am: 21.10.2016 | 11:16 »
Ist ein Thema für sich, darüber habe ich mir natürlich Gedanken gemacht. Hier geht es nur um diesen einen Baustein.

Offline Rorschachhamster

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #9 am: 21.10.2016 | 11:18 »
Sich entwickeln finde ich gut und nötig, aber nichts vorher? Erzeugt das nicht wieder die losgelösten und isolierten Charaktere, die keinerlei Anknüpfungspunkt in ihre Umwelt haben.
Naja, oder sie haben offene Anknüpfungspunkte, die man füllen kann, wenn man eher ein Gefühl hat, wie sich der Charakter entwickelt...   ;)
Alles eine Frage der Perpektive.  :P
Rorschachhamster
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Offline Selganor [n/a]

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #10 am: 21.10.2016 | 11:25 »
Sich entwickeln finde ich gut und nötig, aber nichts vorher? Erzeugt das nicht wieder die losgelösten und isolierten Charaktere, die keinerlei Anknüpfungspunkt in ihre Umwelt haben.
Das ist immer auch vom Spieler abhaengig.
Ist zwar gut und schoen wenn X der Bruder von Y ist, aber wenn Y sich mit der Familie zerstritten hat, X aber der Liebling der Familie ist dann ist es auch schwer diese Verbindung von X und Y irgendwie zur "Gruppenbindung" zu verwenden.

Ich selbst spiele oft die "Lueckenfueller" in der Gruppe (also das was man noch "brauchen" kann, aber nicht da ist), da entwickelt sich der Charakter in den meisten Faellen erst mitten im Spiel (und aendert sich oft noch staendig).
Wenn das System dann auch noch solche "Entwicklungen" die nicht mal unbedingt vertikal sondern auch horizontal passieren koennen, also keine "neuen" Faehigkeiten sondern bestimmte Sachen hoeher, dafuer andere runter, dann kann es durchaus sein, dass der "Kernsatz" von vor Sitzung 1 nach Sitzung 20 kaum noch was mit dem tatsaechlichen Charakter zu tun hat.

Ich kann ja mal nach dem Schema aus den Anfangspost versuchen meinen Dresden Files Charakter (vor Beginn der Runde und jetzt) zu beschreiben nur um mal zu sehen was sich da geaendert hat.
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Offline Wandler

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #11 am: 21.10.2016 | 11:27 »
Genau in diese Richtung gehe ich. Deep_Impacts Einwurf ist natürlich komplett richtig und sehr wichtig. Ich wollte damit nur sagen, ihr müsst euch keine Sorgen machen bei den Ideen, ob die Spieler dies vor/während/nach dem Spiel befüllen. Auch ein Titel wie Gandalf "der Graue" hat erstmal keine Bedeutung und ist nicht unbedingt interessant ohne die Bedeutung in der Welt dahinter - man muss schon die Bedeutung von der Graue kennen um zu verstehen warum er diesen Beinamen trägt.

Es geht mir wirklich darum, wie sich große Figuren aus Literatur, Film, Fernsehen möglichst knackig in einem Satz selbst beschreiben würden, so dass der Zuseher sofort so viel wie möglich über den Charakter besitzt. Dies unterliegt natürlich platz und erklärungsbedingt sehr großen Einschränkungen und kein einzelner Satz kann einen komplexen Charakter wirklich beschreiben. Es soll aber die Essenz des Charakter sein, das was zurückbleibt wenn man dem Charakter sonst alles wegnimmt.

Edit: @Selganor, wäre sicher interessant!
« Letzte Änderung: 21.10.2016 | 11:29 von Wandler »

Offline KhornedBeef

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #12 am: 21.10.2016 | 11:38 »
Hm, große Figuren aus Film und Fernsehen... da liegt der Hase im Pfeffer. Nehmen wir Darth Vader.
Ich bin Anakin Skywalker, der letzte Sith-Schüler, bekannt als Lord Vader.

Das ist suboptimal.

Besser
Ich bin Anakin, der letzte Sith-Schüler. Ich habe die Jedi ausgelöscht und will der Galaxis Ordnung bringen.
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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #13 am: 21.10.2016 | 11:40 »
Vielleicht hilft folgendes. Es gibt noch weitere Bausteine und "Ich habe die Jedi ausgelöscht" würde unter die Bürde des Charakters fallen und "Ich will die Galaxis in Ordnung bringen" das Ziel. Damit wären diese unter "Ich bin" redundant.
« Letzte Änderung: 21.10.2016 | 11:42 von Wandler »

Offline Harlekin78

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #14 am: 21.10.2016 | 12:04 »
Genau hier liegt für mich der Hund schon begraben.
Anakin Skywalker ist tot! (das meine ich ernst) Darth Vader ist kein Spitzname. Ich würde so etwas regelseitig als Transformation beschreiben.
Aus "ich bin Anakin Skywaler, der Padawan von Obi-Wan Kenobi und bin frustiert weil niemand meine Talente fördert, bekannt als Ani" wird "Ich bin Darth Vader, der einst der Jedi-Schüler Anakin Skywalker war und habe die Jedi ausgelöscht(, meinen Willen habe ich danach beim Imperator abgegeben)".
Hm, große Figuren aus Film und Fernsehen... da liegt der Hase im Pfeffer. Nehmen wir Darth Vader.
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Das ist suboptimal.

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Offline Wandler

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #15 am: 21.10.2016 | 12:05 »
Super Beispiel!

Offline KhornedBeef

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #16 am: 21.10.2016 | 12:25 »
Genau hier liegt für mich der Hund schon begraben.
Anakin Skywalker ist tot! (das meine ich ernst) Darth Vader ist kein Spitzname. Ich würde so etwas regelseitig als Transformation beschreiben.
Aus "ich bin Anakin Skywaler, der Padawan von Obi-Wan Kenobi und bin frustiert weil niemand meine Talente fördert, bekannt als Ani" wird "Ich bin Darth Vader, der einst der Jedi-Schüler Anakin Skywalker war und habe die Jedi ausgelöscht(, meinen Willen habe ich danach beim Imperator abgegeben)".
Und wessen Geist ist dann in der Macht aufgegangen ?  >;D

Spaß beiseite, ist auch ne schöne Möglichkeit. Aber müsste man nicht nach jeder Transformation einen neuen Satz prägen?
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Offline Harlekin78

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Re: Was macht einen Charakter in einem Satz aus?
« Antwort #17 am: 21.10.2016 | 16:26 »
Ist dann die zweite Transformation.

Ja, jedes mal einen neuen Satz, so ist es gemeint.

Und wessen Geist ist dann in der Macht aufgegangen ?  >;D

Spaß beiseite, ist auch ne schöne Möglichkeit. Aber müsste man nicht nach jeder Transformation einen neuen Satz prägen?
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