Autor Thema: Settings verkaufen  (Gelesen 8843 mal)

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Offline Blechpirat

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Settings verkaufen
« am: 27.10.2016 | 09:30 »
Ich habe Schwierigkeiten, mich für ein Setting zu begeistern, dass ich noch nicht kenne. Ich merke das an den Fate Worlds of Adventure, an Kickstartern, die nur ein Setting verkaufen wollen, etc. Das es schwierig ist, ein Setting interessant zu kommunizieren merkt man auch an Nebula Arcana: Auch da ist es schwierig zu beschreiben, was das Setting ausmacht.

Wie seht ihr das? Lest ihr neue Settings? Wie geht ihr daran? Was müsste ich euch erzählen, damit ihr ein Setting interessant findet?

Offline Crimson King

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #1 am: 27.10.2016 | 09:36 »
Wie seht ihr das? Lest ihr neue Settings? Wie geht ihr daran? Was müsste ich euch erzählen, damit ihr ein Setting interessant findet?

Für mich sind mit Blick auf Käufe neuer Werke in erster Linie Settings interessant, weil ich in Bezug auf Regeln mit diversen Universalregelwerken zufrieden genug bin, um mich mit Systemsuche nicht weiter aufhalten zu müssen.

Die wesentlichen Fragen, die ein Setting dabei beantworten muss:
1. was macht dieses Setting anders bzw. was ist das Alleinstellungsmerkmal?
2. was spielt man hier eigentlich?

Daneben muss das Grundthema des Settings mich natürlich anmachen.
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Deep_Impact

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #2 am: 27.10.2016 | 09:38 »
Ich glaube, dass es generell nicht schwieriger wäre ein interessantes Setting zu verkaufen. Nur sind wir es einfach gewohnt, dass uns alle vorgekaut wird.
Ist es wirklich schwierig ein Buch, ein Setting oder einen Film in ein x-beliebiges System zu überführen? Nein, selten. Aber trotzdem macht man es doch selten, denn dann ist alles so diskutabel und angreifbar. Ein "Steht so im Buch"-Argument geht eben nicht mehr.

Vielleicht sind wir auch einfach zu regelfixiert. Eine interessante Regelmechanik lässt sich toll verkaufen, diskutieren und bewerben. Das kann natürlich auch nach hinten losgehen. Ich erinnere mich da an ein System, dass versprach "eine Diskussion zu beende, die so alt ist, wie das Rollenspiel selbst"... LOL!

Aber man merkt es doch auch so, dass bei jedem neuen Spiel in der Regel erstmal die Regelmechanik zerlegt wird.

Aber so oder so: Meistens sind mir reine Settingbände einfach nicht das Geld wert. In deinem Beispiel, trifft Nebula voll meinen Geschmack, aber ist einfach doch nicht so interessant, dass ich mir eine Umsetzung für eine Regelwerk kaufe, das ich nicht mag, nur um es dann zu konvertieren. Dann reicht mir die Grundidee und die paar Informationen, die es schon gibt, um den Rest zu improvisieren.

Offline Blechpirat

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #3 am: 27.10.2016 | 10:15 »
Aber so oder so: Meistens sind mir reine Settingbände einfach nicht das Geld wert. In deinem Beispiel, trifft Nebula voll meinen Geschmack, aber ist einfach doch nicht so interessant, dass ich mir eine Umsetzung für eine Regelwerk kaufe, das ich nicht mag, nur um es dann zu konvertieren. Dann reicht mir die Grundidee und die paar Informationen, die es schon gibt, um den Rest zu improvisieren.

Das ist natürlich auch so ein Punkt: Wie detailtief muss ein Setting denn eigentlich sein? Ein großer Vorteil von DSA (aber auch 7th Sea) ist ja eine entsprechende Tiefe. Das führt dazu, dass sich das Setting für alle ähnlich anfühlt. "Damals am Hof von Montagne" löst bei allen das gleiche aus, die das Setting gut genug kennen.

Du (und auch ich) würden vermutlich auch mit den Stichworten "Fast-Europa mit abgefeilten Seriennummern und ein bisschen Magie" losspielen können. Aber dann hätten die Spieler unserer Runden hinterher definitiv andere Erinnerungen.

Mircoscope: Ist die Funktion dieses Spiels evtl. weniger, ein Setting zu erschaffen als vielmehr, ein Setting in interessanter Weise zu kommunizieren?

Offline First Orko

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #4 am: 27.10.2016 | 10:35 »
Mircoscope: Ist die Funktion dieses Spiels evtl. weniger, ein Setting zu erschaffen als vielmehr, ein Setting in interessanter Weise zu kommunizieren?

Dazu kann ich aktuell eine persönliche Anekdote beisteuern, weil ich mit zwei MitspielerInnen gerade erst angefangen habe, in einem gemeinsam erschaffenen Setting zu spielen. Das System ist TurboFate, aber für die Erstellung des Settings haben wir uns quasi den Anfangsteil von Microscope geklaut (also grobe Timeline, Palette) und das hat hervorragend geklappt:
Die erste Runde in diesem Setting lief deutlich klarer in einem gemeinsamen Vorstellungsraum als so manch andere Runde, die "frei" mit einer Ein-Satz-Vorgabe gestartet wurde und wo die Verhandlungen dann während des Spiels erst losgingen.
Insofern: Grobes Setting erschaffen mit Microscope geht und hat Vorteile gegenüber "einfach losspielen", insbesondere die Palette ist nicht zu unterschätzen!
Spannend wäre vielleicht, wenn jetzt noch ein Spieler einsteigt, der bei der Erschaffung nicht dabei war aber dem man eine klare Vorgabe der erlaubten und nicht erlaubten Settingelemente in die Hand geben könnte...

Um nochmal den Bogen zu schlagen zum Thema: Bei Partizipation der Spieler und gemeinsamer Erschaffung des Vorstellungsraume innerhalb klarer, selbst auferlegter Grenzen wächst das Setting ganz von allein. Ist jetzt auch eher eine Binsenweisheit ;)
Aber um das mal auf "fertige" Settings zu übertragen: Vielleicht ist Abgrenzung da ein entscheidender Faktor. Wieviele Settings brauchen viele Seiten um Dinge zu beschreiben, die man von anderen Welten schon kennt. Aber welche Settings setzen klare Grenzen und sagen "Das gibt hier alles _nicht_"? Gerade in Bezug auf das Genre, wenn es da bestimmte Tropen gibt, die man bedienen möchte und andere, die man ausdrücklich ausschließt (bei unserem SciFi-Setting stehen zBsp FTL und Zeitreisen auf der NoGo-Liste).
« Letzte Änderung: 27.10.2016 | 10:45 von First Orko »
It's repetitive.
And redundant.

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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Deep_Impact

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #5 am: 27.10.2016 | 10:37 »
Du (und auch ich) würden vermutlich auch mit den Stichworten "Fast-Europa mit abgefeilten Seriennummern und ein bisschen Magie" losspielen können. Aber dann hätten die Spieler unserer Runden hinterher definitiv andere Erinnerungen.

Hmm, ob mir das reicht? Vermutlich, aber ich mag es schon gerne vorbereitet. Zumindestens nicht so völlig aus der Luft gegriffen. Aber das ist glaube dann doch mehr die Arbeit, die entsteht, wenn man als SL, ein Szenario im Setting erschafft.
Da sind Stichpunkt und Hooks viel praktischer als hochdetailierte Informationen. Also zu wissen, dass eine Gruppe X existiert und mit Methode Y gegen Z arbeitet, ist viel mehr wert als zu wissen, wieviele Schweine der Wirt Lars Heinrich Hopfenpanscher in der Hinterwinkelgasse 23b (die in Havena und nicht die gleichnamige im Al Anfa´ner Nordviertel) in den letzten 30 Jahren jeweils im Monatsmittel zu welchem Preis verschnitzelt hat.

Ich bin da aber auch zwiegespalten, auf der einen Seite arbeite ich unglaublich gerne Sachen aus, auf der anderen Seite bin ich gleichsam begeistert und "enttäuscht" von System, die das alles unnötig machen. ;) Aber das hat mit Settings eigentlich nichts zu tun.

Offline 1of3

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #6 am: 27.10.2016 | 10:48 »
Zitat
"Fast-Europa mit abgefeilten Seriennummern und ein bisschen Magie"

Rise of the Kung-Fu Anti-Popes? >;D


Aber man merkt es doch auch so, dass bei jedem neuen Spiel in der Regel erstmal die Regelmechanik zerlegt wird.

Ich würde sagen, dass relevantes Setting Regel ist. Keine mechanische Regel vielleicht, aber doch Regel. Gutes Setting ist keine Sammlung von Informationen über ein Welt, sondern eine Sammlung an Aufforderungen, um eine Welt auszugestalten. Und Aufforderungen an die Nutzer sind Regeln.

Diese Aufforderungen können durchaus aussehen, wie Informationen, also beispielsweise: "Eine Vampir-Stadt wird für gewöhnlich von einem Fürsten regiert." Das sieht aus, wie ein Faktum, ist aber tatsächlich eine Aufforderung: "Tu einen Fürsten in deine Vapirstadt!" (Oder begründe, warum sie keinen hat.)

Wenn es heißt: "Die folgenden magischen Wesen findet man im Großen Wald: ...", dann ist das nicht als biologische Beschreibung gedacht, sondern als Aufforderung: "Such dir ein Viech aus der Liste und konfrontier die SCs damit!"

Wenn man ein Setting so versteht, kann man es auch wie Regeln diskutieren. Das Problem ist, dass die meisten so genannten Rollenspiel-Settings eher verkappte Projekte in Weltenbau sind. Versteht das nicht falsch: Weltenbau ist ein tolles Hobby. Aber das Ziel von Rollenspiel-Settings ist, dass die Spielgruppe sie verwendet. Wie eben auch das Kampfsystem und die Charaktererschaffung und was da sonst so im Buch steht.

Also liebe Autoren: Preist eure Settings an, wie sie benutzt werden. "In diesem Buch findet ihr die Gewohnheiten, Gebräuche und Institutionen der weiteren Vampirgesellschaft. Ihr könnt euch so in wenigen Schritten eure eigene Vampirstadt erstellen."

Deep_Impact

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #7 am: 27.10.2016 | 11:00 »
Ist ja die Frage: Muss ein Setting mehr den SL ansprechen (In diesem Buch findet ihr die Gewohnheiten, Gebräuche und Institutionen der weiteren Vampirgesellschaft.) oder mehr den Spieler (Stürzt euch mit euren Mitstreitern in die dunklen Abgründe der Vampirgesellschaft, um deren finsteren Machenschaften zu zerschlagen.)

Im Idealfall natürlich beides.

Nehmen wir Blechys Beispiel. Schaue ich in den Kickstarter, muss ich mich bis in den fünften Absatz vorarbeiten, um überhaupt zu erfahren, was meine Rolle als Spieler in dieser ganzen Geschichte ist. Strenggenommen ist die Rolle als Wächter übrigens auch schon ein Szenario innerhalb den urbanen Settings, oder?

Zitat
Savage Worlds gehört zu den weltweit erfolgreichsten Rollenspielen der letzten Jahre. Zehntausende Spieler auf der ganzen Welt sind begeisterte Anhänger des generischen, actionreichen Regelkerns und Dutzende Verlage publizieren international regelmäßig Spielmaterial dafür.

Auch in Deutschland erfreut sich Savage Worlds einer großen und stetig wachsenden Fangemeinde. Das Spiel wird hierzulande von Prometheus Games veröffentlicht, die sowohl eigene Spielwelten entwickeln, als auch Übersetzungen beliebter Savage Settings nach Deutschland holen.

Jenseits des Irdischen liegt eine Welt voller Magie, Monster und Gefahren. Diese Welt wird Nimbatus genannt und besteht aus unzähligen kleinen und großen Domänen, wobei jede für sich einzigartig ist. Nimbatus ist durch einen magischen Nebel von unserer Erde getrennt, dessen Grenzen unpassierbar sind. Jedenfalls beinahe.

Mittels magischer Portale ist es möglich, zwischen den Welten zu wechseln. In der Vergangenheit haben einige Bewohner Nimbatus’ (Nimbati genannt) genau das getan und wurden zum Ursprung der irdischen Mythen und Sagen. Vampire, Werwölfe, Feen, Satyre, Meerjungfrauen und viele andere Kreaturen bildeten den Grundstein menschlicher Geschichten und Märchen.

Diese Gestalten sind also keine reine Erfindung, sondern sie existieren wirklich. Aber nur die wenigsten von ihnen haben Absichten und Ziele, die in Einklang mit der menschlichen Existenz zu bringen sind. Und obwohl es auch friedliche Nimbati gibt, steht zu befürchten, dass eine direkte und offene Begegnung beider Welten zu einem schrecklichen Krieg führen würde.

Glücklicherweise gibt es seit Jahrhunderten die Wächter, magisch aktive Menschen, die zum Schutz der Erde die Nimbati bekämpfen, die Portale kontrollieren, den magischen Nebel erforschen und für die Geheimhaltung sorgen. Um das zu gewährleisten, wurde der Pentagramm-Orden gegründet, der sich mittlerweile aus fünf Häusern zusammensetzt: Abraxas, Didymos, Prometheus, Tanach und Tatau. Seit einigen Jahrzehnten finden sich sogar Nimbati unter den Wächtern und sind ebenfalls Teil der Häuser.

Offline Blechpirat

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #8 am: 27.10.2016 | 11:21 »
Übung 1
Schreiben Sie den Elevatorpitch für Nebula Arcana/Aventurien/Faerun. Sie haben 140 Zeichen.

(Natürlich geht jedes Setting, dass nicht Franchise eines Buch/Films ist).

Draig-Athar

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #9 am: 27.10.2016 | 11:26 »
Mir geht es da so: ich habe schon viel zu viele Settings, die ich gerne bespielen würde, aber einfach nicht genügend Zeit dazu. Dementsprechend interessieren mich neue Settings eher weniger. Settingbücher sind für mich vor allem dann interessant, wenn sie Informationen bündeln und für das Spiel aufbereiten. Das muss nicht unbedingt etwas mit Spielregen zu tun haben (das meiste bespiele ich eh mit Universalregeln).

Deep_Impact

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #10 am: 27.10.2016 | 11:30 »
140 Zeichen? Das ist Twitter und kein Elevatorpitch  >;D

Erlebt urbane Abenteuer als Wächter im ewigen Streit gegen Kreaturen des NEBULA ARCANA™. Städte, Orden, Gegner und Magie - in diesem Buch!
(139 Zeichen)

Offline KhornedBeef

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #11 am: 27.10.2016 | 11:31 »
"Genug Settings" habe ich eigentlich schon länger. Aber ich bin auch schon mehrfach auf Settings gestoßen wo ich dachte "Jau, das fehlte mir noch" oder "Jau, toll durchleuchtet".
Beispiel wäre das originale Delta Green, das fast nur aus Setting bestand.
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Ich vergeige, also bin ich.

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Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Offline La Cipolla

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #12 am: 27.10.2016 | 11:36 »
Es gibt auch einfach Settings, die man problemlos in einem Satz interessant machen kann (vor allem durch ein cooles Konzept), und Settings, die erst durch ihre Details und ihre Breite, also in der Immersion oder gar der Spielpraxis interessant werden. Natürlich kann man das in den Pitch einbauen, aber das heißt noch lange nicht, dass man auch imstande ist, die entsprechenden Reiz zu vermitteln, nicht zuletzt weil derartige Reize immer sehr individuell sind.

Es hat schon gute Gründe, dass so viele Pitches auf Standardphrasen wie "tief" oder "immersiv" zurückgreifen, und genauso gute Gründe, dass die meisten Leute nur bedingt darauf reagieren.

Offline Antariuk

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #13 am: 27.10.2016 | 11:47 »
Also liebe Autoren: Preist eure Settings an, wie sie benutzt werden. "In diesem Buch findet ihr die Gewohnheiten, Gebräuche und Institutionen der weiteren Vampirgesellschaft. Ihr könnt euch so in wenigen Schritten eure eigene Vampirstadt erstellen."

Absolut :d

Ich würde mir von vielen Settings wünschen dass sie mal konkret sagen was genau dort zu tun oder auch nicht zu tun ist. Dieses Geschwurbel was man oft liest von wegen dass man alle Arten von Abenteuern in dieser Welt spielen kann, das ist so wenig hilfreich wie die generischen SL-Tipps, die es auch allenthalben zu bewundern gibt. Die Möglichkeit es in meiner Runde dann doch anders zu machen habe ich immer, da brauche ich nicht eine "Erlaubnis" dadurch dass die Vorlage schon zwischen allen Stühlen tanzt. Wenn der Autor ganz direkt sagt wie er sich denkt wie das Setting zu bespielen ist dann habe ich davon letztendlich einfach mehr. Hätte ich, wenns denn mal jemand tun würde.

Generell lese ich Settings aber sehr gerne, selbst wenn sie mich nicht auf den ersten Blick total begeistern.
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Offline Scimi

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #14 am: 27.10.2016 | 12:21 »
Einige Settings basieren auf einer zentralen Idee, die sich prägnant formulieren lässt (das, was die in Hollywood High Concept nennen): Moderner Agententhriller mit Vampiren von Kenneth Hite! Spacewestern von Joss Whedon! Außerirdische Invasion durch Mondnazis! Schlangen im Flugzeug!

Aber z.B. bei Aventurien wüsste ich nicht, was ich da schreiben wollte. "Mittelaltermarktlich angehauchter stereotyper Genremischmasch mit wenig Fantasy made in Germany" würde für mich jetzt zusammenfassen, was mich an dem Hintergrund reizt. Aber wenn ich Aventurien nicht kennen würde, könnte man es mir so nicht verkaufen (eher im Gegenteil). Solche Settings (Song of Ice and Fire, Star Trek, Dresden Files, Star Wars, World of Darkness, Cthulhumythos), die durch mehrere Beiträge immer weiter wachsen, potentiell mehrere Themen, Knackpunkte und zentrale Aspekte besitzen, lassen sich nicht einfach zusammenfassen und oft ist das, was das Setting interessant macht, nicht in kürze zu beschreiben.

Bei so etwas hilft es mir nur, mich von der Begeisterung anderer anstecken zu lassen, um mich in das Setting tragen zu lassen. Beispiel bei mit: "Dresden Files". Ist mir zuerst in amerikanischen Foren als Begriff untergekommen und ich dachte zuerst, dass es um irgendeinen Quatsch mit Nazis geht, völlig uninteressant. Irgendwann herausbekommen, dass es eher um einen Charakter namens Harry Dresden geht, also Wikipediaeintrag gelesen, aha, Detektiv, Magie, Urban Fantasy, blah, uninteressant. Als die Bücher aber immer wieder bei Fingen, die mich interessiert haben, an erster Stelle als Inspirationsquellen genannt wurden, habe ich mir gedacht, dass ich mir nicht leisten kann, da außen vor zu sein und habe mir den ersten Band geholt, gelesen, fand ihn nett, aber nicht besonders toll.
Erst als ein Bekannter, der mit mir damit angefangen hat, mir sagte, er wäre jetzt in Band 2, habe ich weitergelesen und heute habe ich einen Regalmeter Bücher und das Rollenspiel im Schrank.

Die Sache ist, ich wüsste nicht, wie es anders hätte laufen können, in manche Settings muss man erstmal einsteigen. Ist natürlich leichter, wenn man mit Buch/Film/Serie schon eine Geschichte hat, die das Setting zum Leben erweckt.

Pyromancer

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #15 am: 27.10.2016 | 12:32 »
Wie seht ihr das? Lest ihr neue Settings? Wie geht ihr daran? Was müsste ich euch erzählen, damit ihr ein Setting interessant findet?

Damit ich mich für ein Setting interessiere, muss es mit einer guten Kampagne kommen. Eine Kampagne ist die lange, ausführliche Antwort auf die Frage: "Was macht man denn da?"

Offline La Cipolla

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #16 am: 27.10.2016 | 13:27 »
Zitat
Ich würde mir von vielen Settings wünschen dass sie mal konkret sagen was genau dort zu tun oder auch nicht zu tun ist. Dieses Geschwurbel was man oft liest von wegen dass man alle Arten von Abenteuern in dieser Welt spielen kann, das ist so wenig hilfreich wie die generischen SL-Tipps, die es auch allenthalben zu bewundern gibt. Die Möglichkeit es in meiner Runde dann doch anders zu machen habe ich immer, da brauche ich nicht eine "Erlaubnis" dadurch dass die Vorlage schon zwischen allen Stühlen tanzt. Wenn der Autor ganz direkt sagt wie er sich denkt wie das Setting zu bespielen ist dann habe ich davon letztendlich einfach mehr. Hätte ich, wenns denn mal jemand tun würde.

Hm, das klingt für mich jetzt aber nach einer 10 bis 20 Jahre alten Beschwerde, vor allem mit "wenns mal jemand tun würde"?
Einen gewissen Fokus hat doch inzwischen so ziemlich jedes einzelne Indie-Rollenspiel, jedes OSR-Spiel und sogar jedes zweite moderne D&D/Fantasy-Ding. Selbst DSA sagt ja inzwischen mehr oder weniger direkt, dass man eine Abenteurergruppe spielt, und erklärt die Implikationen, genau so wie Splittermond. Pathfinder als D&D-Ableger hat sowieso eine klare Linie, und Shadowrun mit seinen Runnern schon immer gehabt. Von den (ehemals) "großen" in Deutschland kann man eigentlich nur Cthulhu und gewissen Spiellinien der alten WoD vorfwerfen, ernsthaft schwammig zu sein. Und natürlich den alten Fantasy-Sachen (auch den mittleren DSA-Editionen), aber die sind ja nun schon seit Jahren vorbei. Mir fallen auf Anhieb allgemein nur noch Liebhaberprojekte und kleine Produktionen wie Degenesis und Magun ein, die auf einen klaren Fokus verzichten.

Ich würde das aber auch generell nicht so dogmatisch sehen. Viele Settings sind nicht auf so einen engen Fokus ausgelegt, und viele profitieren auch ganz ausgiebig davon, etwa weil sie sich in ihren Texten nicht auf diesen Fokus fokussieren müssen (duh) und stattdessen viele verschiedene Facetten beleuchten können. Nur bei Spielen, die eindeutig auch Anfänger ansprechen sollen, finde ich es wirklich wichtig, zumindest eine "Standardkampagne" o.ä. zu haben. Für alle anderen ist es imho eher eine Frage der Vorlieben, im Lesen wie auch im Spielen.

Offline Antariuk

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #17 am: 27.10.2016 | 13:44 »
Hm, das klingt für mich jetzt aber nach einer 10 bis 20 Jahre alten Beschwerde, vor allem mit "wenns mal jemand tun würde"?
Einen gewissen Fokus hat doch inzwischen so ziemlich jedes einzelne Indie-Rollenspiel, jedes OSR-Spiel und sogar jedes zweite moderne D&D/Fantasy-Ding. Selbst DSA sagt ja inzwischen mehr oder weniger direkt, dass man eine Abenteurergruppe spielt, und erklärt die Implikationen, genau so wie Splittermond. Pathfinder als D&D-Ableger hat sowieso eine klare Linie, und Shadowrun mit seinen Runnern schon immer gehabt. Von den (ehemals) "großen" in Deutschland kann man eigentlich nur Cthulhu und gewissen Spiellinien der alten WoD vorfwerfen, ernsthaft schwammig zu sein. Und natürlich den alten Fantasy-Sachen (auch den mittleren DSA-Editionen), aber die sind ja nun schon seit Jahren vorbei. Mir fallen auf Anhieb allgemein nur noch Liebhaberprojekte und kleine Produktionen wie Degenesis und Magun ein, die auf einen klaren Fokus verzichten.

Du schreibst selber schon "gewisser Fokus" - genau mein Punkt. Die vom Setting beschriebene Heldenrolle ist in DSA, D&D, Pathfinder, SpliMo und sonstigen Systemen denkbar vage gehalten. Vergleiche das mal mit Dogs in the Vineyard. Natürlich kann (und sollte) nicht jedes Setting super speziell oder spezifisch sein, aber ich finde das ist nach wie vor selten anzutreffen. Vor allem abseits der Indie Szene.

Und wo Pathfinder eine klare Linie haben soll, erschließt sich mir nicht. Das Setting ist die Definition eines Kitchen Sink mit allen popkulturellen Memes der letzten 15 Jahre die man sich denken kann, plus den ganzen FR-Ballast weil wegen Tradition. Als Weltenbau ist Golarion lachhaft unbrauchbar, sobald man überregional spielen will. Und das System selbst soll von Murder Mystery über Survivalabenteuer bis hin zu epischen extraplanaren Heldensachen für alles brauchbar sein, was definitiv nicht der Fall ist.

Ich würde das aber auch generell nicht so dogmatisch sehen. Viele Settings sind nicht auf so einen engen Fokus ausgelegt, und viele profitieren auch ganz ausgiebig davon, etwa weil sie sich in ihren Texten nicht auf diesen Fokus fokussieren müssen (duh) und stattdessen viele verschiedene Facetten beleuchten können. Nur bei Spielen, die eindeutig auch Anfänger ansprechen sollen, finde ich es wirklich wichtig, zumindest eine "Standardkampagne" o.ä. zu haben. Für alle anderen ist es imho eher eine Frage der Vorlieben, im Lesen wie auch im Spielen.

Und genau das ist mir mittlerweile zu billig. Settings, in denen man alles mögliche spielen kann gibt es wie Sand an Meer, konkret brauchen tue ich da niemals wieder ein neues zu meiner Lebenszeit. Was mir viel besser gefallen würde wären Settings die sagen: du spielst das und das, so und so. Und nicht anders. Weil wir das so sagen.

Da würden sich einige Freigeister natürlich gehörig auf den Schlips getreten fühlen, aber wie ich oben erwähnte hat man auch in so einem Fall die Freiheit es am eigenen Tisch anders zu machen. Ich finde eine starke Vision eines Autoren mittlerweile aber allemal spannender als eine weitere Sandbox wo man alles und letztendlich nichts spielen kann.

Zu sagen dass so ein Fokus nur bei Anfängern wichtig wäre, halte ich für vermessen. Material zur Erschaffung eigener Visionen brauche ich nicht teuer kaufen, aber eine interessante und durchdachte fremde Vision reizt mich dagegen umso mehr.
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Re: Settings verkaufen
« Antwort #18 am: 27.10.2016 | 13:52 »
Die klare Linie bei DnD und Pathfinder ist: wenn es feindlich ist, überwinde es, nimm dir die XP und den Loot und suche nach einem stärkeren Gegner. Das finde ich noch ziemlich unproblematisch. Das sind allerdings auch Systeme und keine Settings.

Mit klassischen Kitchen Sink-Settings, die vor allem kulturelle und Fantasy-Stereotype bedienen, aber keine Aussage über die Art der Abenteuer treffen, die die Abenteurer so erleben sollen, kann ich auch wenig anfangen.

Darüber hinaus würde ich meinen zwei Stichpunkten von Post #2 dieses Threads noch einen hinzufügen, der sozusagen auf lange Sicht relevant ist: das Setting muss mir gute Anknüpfpunkte für Abenteuer und Kampagnen bieten. Da scheitern die Kitchen Sink-Settings für mich ebenso wie beispielsweise Fading Suns.
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Re: Settings verkaufen
« Antwort #19 am: 27.10.2016 | 13:56 »
Die klare Linie bei DnD und Pathfinder ist: wenn es feindlich ist, überwinde es, nimm dir die XP und den Loot und suche nach einem stärkeren Gegner. Das finde ich noch ziemlich unproblematisch. Das sind allerdings auch Systeme und keine Settings.

Eben, das hat mit dem Setting kaum was zu tun. Man könnte natürlich Settings bauen die gezielt auch auf die Eigenheiten des Systems eingehen (bzw. umgekehrt), aber das ist bei D&D und artverwandten Systemen nicht der Fall. Earthdawn ist hier sicher Musterbeispiel.
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Offline Blechpirat

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #20 am: 27.10.2016 | 14:37 »
Ich würde D&D (und Derivate) sowie Shadowrun auch eher als "Core Game Loop" empfinden (kill loot level / Struktur eines "Runs". Das sind per se noch keine Settings. Shadowrun kommt immerhin mit einem Setting das man vielleicht als Dark Future Fantasy beschreiben könnte.

Aber D&D und Pathfinder sind ja bewusst generische Systeme, die aber natürlich ihren Settings einen Stempel aufdrücken. Dragonlance spielt sich mit D&D sicherlich anders als mit Fate, aber Dragonlance wäre eben ein Setting.


Offline Blechpirat

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #21 am: 27.10.2016 | 14:40 »
Für mich haben ja bisher vor allem Settings funktioniert, die mir über ein anderes Medium verkauft wurden. Cyberpunk 2020 über Bladerunner, Dresden Files über die Romanreihe. Der Versuch, mich Spittermond über die Weltenbeschreibung zu nähern ist definitiv gescheitert - das macht mir keinen Spaß, so ein Buch zu lesen.

Holt euch so ein Weltenband ab? Und wie kommt ihr in eine Setting "rein"? Der Weltenband wäre vermutlich großartig, wenn mich das Setting schon mal eingefangen hat, aber als Einstieg taugt es für mich nicht.

Offline Weltengeist

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #22 am: 27.10.2016 | 15:49 »
Also für mich als bekennende Settinghure gilt: Mir kannst du ein Setting ganz ohne Worte nur über sein Cover verkaufen. Das darf dann aber nicht 08/15 sein (Beispiel: Splittermond - Die Welt), sondern muss die Alleinstellungsmerkmale rausstreichen (Beispiel: Iron Kingdoms GRW).

Ansonsten dürfte es wegen mir gerne mehr reine Settingbeschreibungen geben, zu denen es dann ergänzend Regelumsetzungen gibt (bspw. eine für Savage Worlds, eine für D100, eine für D20...). Wäre mir lieber als das altvertraute "ein Regelwerk, viele Welten".
« Letzte Änderung: 27.10.2016 | 15:58 von Weltengeist »
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Offline JS

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #23 am: 27.10.2016 | 15:55 »
Das sehe ich ähnlich. Ich erinnere mich gerne an die Boomjahre von d20 zurück (oder an GURPS, Savage Worlds usw.) und somit an zahlreiche Settings auf gleicher oder vergleichbarer Regelbasis. Man beschäftigte sich teilweise nur noch mit den Settings ohne den Zwang, jedesmal neue Regeln studieren zu müssen. Neue, spannende Regelmechaniken sind zwar auch nett und motivierend, aber ein(e) Setting(vielfalt) ohne Regelbezug ist mir auch sehr lieb. Ein Beispiel ist das wunderbare Übersichtsbuch zu Wheel of Time, das keinen Rollenspielbezug hat, aber sofort als Spielgrundlage dienen könnte.
« Letzte Änderung: 27.10.2016 | 15:57 von JS »
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

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Re: Settings verkaufen
« Antwort #24 am: 27.10.2016 | 16:19 »
Also für mich als bekennende Settinghure gilt: Mir kannst du ein Setting ganz ohne Worte nur über sein Cover verkaufen. Das darf dann aber nicht 08/15 sein (Beispiel: Splittermond - Die Welt), sondern muss die Alleinstellungsmerkmale rausstreichen (Beispiel: Iron Kingdoms GRW).

Ansonsten dürfte es wegen mir gerne mehr reine Settingbeschreibungen geben, zu denen es dann ergänzend Regelumsetzungen gibt (bspw. eine für Savage Worlds, eine für D100, eine für D20...). Wäre mir lieber als das altvertraute "ein Regelwerk, viele Welten".

Das. Wobei ich nicht unbedingt durch das Cover animiert werden muss. Aber die Alleinstellungsmerkmale müssen schon auf irgend eine Weise kompakt und klar heraus gestellt werden. Im Fall von Symbaroum hat der deutsche Teaser da bei mir z.B. gut funktioniert. Da wird das Setting einem auf ein paar Seiten aus der Vogelperspektive nahe gebracht. Ansonsten ist auch für mich ein Weltenband kein brauchbarer Einstieg. Ich will eine grobe Skizze, und Details für bestimmte Bereiche nach Bedarf, wobei ich mir die gerne selbst ausdenke und bestehende Details in mindestens dem gleichen Umfang ignoriere.
« Letzte Änderung: 27.10.2016 | 16:25 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe