Wir haben ab 1984 mit Midgard 1 so etwas gespielt, was sich in meiner Erinnerung so ähnlich darstellt, wie das, was hier als OSR propagiert wird. Ein paar Stichworte aus meiner Erinnerung:
- Einarbeiten in einen uns unbekannten Regelkern, der sich nach und nach als unvollständig herausstellt. Über die Leerstellen wird kurzerhand hinweg improvisiert.
- Zusammenstoppeln verschiedenster Materialien (vor allem werden irgendwelche D&D Abenteuer ausgeschlachtet).
- Do-It-Yourself-Welt, die mit jedem Abenteuer weiter wächst.
- Wechselnde Spielleiter, die immer dann, wenn sie dran sind, die Lizenz dazu haben, eine neue Region unserer eigenen Homebrew-Welt vorzustellen (das wurde öfter, aber nicht immer genutzt).
- Wenn irgendein Aspekt in einem Abenteuer eine Rolle spielt, der von den Regeln nicht abgedeckt wird, wird kurzerhand eine Hausregel erfunden.
- Dungeons kommen immer mal wieder vor (allerdings haben wir von Anfang an auch Alternativen dazu gehabt), auch Karten zeichnen war eine beliebte Beschäftigung.
Die Runde hat etwa 7 Jahre gehalten und hatte durchaus ihren Charme. Ich glaube aber, das lag nicht an den Regeln. Zu denen wollte ich auch heute nicht wieder zurück. Zwei Dinge waren damals wichtig:
- Sieben oder acht Enthusiasten, die darauf brannten, auszuprobieren, was mit diesem neuen Hobby "Rollenspiel" alles möglich ist (und nicht etwa ein Spielleiter, der seine Spieler immer wieder von neuem motivieren muss).
- Zeit. Wir waren Abiturienten, später Studenten und haben mindestens dreimal in der Woche Rollenspiel betrieben.
Ich bin ziemlich sicher, dass sich dieses Spielgefühl nicht zurückholen lässt. Egal mit welchem System. Dafür ist zuviel geschehen. Ich persönlich finde das zwar irgendwie schade, aber es gibt heute Alternativen, die in der Lage sind, andere Qualitäten des Hobbies ans Tageslicht zu bringen.