Autor Thema: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?  (Gelesen 22035 mal)

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Offline KhornedBeef

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #25 am: 8.11.2016 | 10:53 »
Letztendlich ist die Frage, ob mein Charakter formal für die "gute" oder die "böse" Seite in irgendeinem kosmischen Gesinnungs- oder sonstigen Fraktionskonflikt eintritt, recht weitgehend unabhängig davon, ein wie großes Arschloch er selbst nun konkret im Umgang mit anderen ist. Tendenzen mag's ja geben, aber sowohl sympathische "Schurken" als auch arrogante oder pöbelnde "Helden" findet man ebenso reichlich. Und ich denke, die Spielbarkeit bzw. der potentielle Mangel daran ist im Zweifelsfall wohl doch eher an das "Arschlochkriterium" gekoppelt...
Jetzt konnte ich dir nicht folgen :/
Edit: Meinst du damit, es ist schwerer, ein Arschloch zu spielen? Oder dass die Spieler das sowieso schon machen, es leugnen, und man damit zwangsläufig die Grenze zum "Bösen" irgendwo zwischen "water boarding" und "Erdvernichtungsphantasien" ziehen muss, um die kognitive Dissonanz zu begrenzen?
« Letzte Änderung: 8.11.2016 | 10:55 von KhornedBeef »
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Offline tartex

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #26 am: 8.11.2016 | 11:14 »
Jetzt konnte ich dir nicht folgen :/

Edit: Meinst du damit, es ist schwerer, ein Arschloch zu spielen? Oder dass die Spieler das sowieso schon machen, es leugnen, und man damit zwangsläufig die Grenze zum "Bösen" irgendwo zwischen "water boarding" und "Erdvernichtungsphantasien" ziehen muss, um die kognitive Dissonanz zu begrenzen?

Nein, er meint: es gibt nicht nur gute und böse Charaktere, es gibt auch (ja nach Setting bzw. Kosmologie) Team "Gut" und Team "Böse" und wer auf welcher Seite arbeitet, hat nicht unbedingt mit den persönlichen Moralvorstellungen zu tun.

So nach Moorcock: Team Ordnung und Team Chaos, aber beide Teams sind voll von Arschlöchern.
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #27 am: 8.11.2016 | 11:16 »
Jetzt konnte ich dir nicht folgen :/
Edit: Meinst du damit, es ist schwerer, ein Arschloch zu spielen? Oder dass die Spieler das sowieso schon machen, es leugnen, und man damit zwangsläufig die Grenze zum "Bösen" irgendwo zwischen "water boarding" und "Erdvernichtungsphantasien" ziehen muss, um die kognitive Dissonanz zu begrenzen?

Es wäre schön, wenn es schon von sich aus schwerer wäre, ein Arschloch zu spielen. ;) Nein -- ich meine, ein Arschlochcharakter macht es (praktisch ja schon per Definition) anderen schwerer, mit ihm auszukommen, und wenn ich tatsächlich eine längere Kampagne mit einem oder mehreren "Bösen" in der Gruppe spielen oder leiten möchte, ohne daß das gleich zu einem deutlich erhöhten Bedarf an regelmäßigen Ersatz-SC wegen Arschlochverhaltens und entsprechender Konsequenzen führt, ist das mMn in der Regel eher kontraproduktiv.

Offline KhornedBeef

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #28 am: 8.11.2016 | 11:21 »
Nein, er meint: es gibt nicht nur gute und böse Charaktere, es gibt auch (ja nach Setting bzw. Kosmologie) Team "Gut" und Team "Böse" und wer auf welcher Seite arbeitet, hat nicht unbedingt mit den persönlichen Moralvorstellungen zu tun.

So nach Moorcock: Team Ordnung und Team Chaos, aber beide Teams sind voll von Arschlöchern.
Jaaaa, Moorcock'sche Kosmologie...nach meiner begrenzten Lektüre kein gutes Beispiel für diesen Thread ;)
Aber ja, die Teams sind mal mehr, mal weniger wichtig für das, was man mit seiner Gesinnung dann anfängt. Aber sie bestimmen sie ja nicht. Will heißen, der "rechtschaffene" tendiert stark dazu, sich ein Team zu suchen, und ihrer Moral zu folgen, bis eben zu den Grenze seiner Moral (um mal das mal D&D-mäßig wiederzugeben).
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Offline bobibob bobsen

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #29 am: 8.11.2016 | 11:22 »
Arschloch hat aber meiner Meinung nach wenig mit Böse zu tun. Ein Paladin kann mir das Leben auch schwer machen.

Offline tartex

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #30 am: 8.11.2016 | 11:30 »
Arschloch hat aber meiner Meinung nach wenig mit Böse zu tun. Ein Paladin kann mir das Leben auch schwer machen.

Zur Recht!


 ~;D
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #31 am: 8.11.2016 | 11:32 »
Arschloch hat aber meiner Meinung nach wenig mit Böse zu tun. Ein Paladin kann mir das Leben auch schwer machen.

Eben. Genau darauf wollte ich hinaus -- ein Paladin kann den Leuten das Leben zur Hölle machen und ein Auftragskiller ohne größeres Gewissen immer noch der nette Nachbar sein, solange man nicht gerade auf seiner Liste auftaucht. (Möglicherweise sogar dann: "Es tut mir ehrlich leid, daß es so weit kommen mußte. Halten Sie bitte still und ich mach's möglichst schnell und schmerzlos.") Wer von den beiden besser in die eigene Gruppe passen würde, muß natürlich jeder selbst entscheiden, aber am "Gut" oder "Böse" kann man das mMn schlecht festmachen.

Offline KhornedBeef

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #32 am: 8.11.2016 | 11:37 »
Arschloch hat aber meiner Meinung nach wenig mit Böse zu tun. Ein Paladin kann mir das Leben auch schwer machen.
So so, wer dir das Leben schwer macht ist also direkt abgestempelt.  ;) Die Einstellung nehme ich für meine nächsten Oberschurken
"Warum lassen mich diese Arschlöcher nicht einfach meine Arbeit machen!?!" "Weil, Boss...naja, weil Sie einen radioaktiven Vulkan unter New York ausbrechen lassen wollen. Vielleicht ist das irgendwie, hm, böse..?" "Wichtig ist das! Wichtig!"
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Offline Rabenmund

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #33 am: 8.11.2016 | 12:55 »
Aus meinen Erfahrungen (mit Charakteren beider Seiten) muss ich sagen das mich "die Bösen" bei weitem mehr reizen als "die Guten".

Wenn ich ein wenig darüber nachdenke ist es in meinen Augen vergleichbar mit der Faszination welche die Nazis auch heute noch auf uns ausüben können: Wie kann ein empfindungsfähiger, intelligenter Mensch ein ideologisches System wie den Faschismus schlucken, und - in genug belegten Fällen - ohne jede Reue auf begangene Gräuel zurückblicken.

Sprich: Mich reizt der innere moralische Konflikt - oder eben die Gründe des Fehlens dieses Konfliktes.

Um das Ganze etwas konkreter zu machen stelle ich einen am "tiefsten" bespielten Charakter vor:
Meinen dunkelelfischen Vhaeraun-Kleriker, Andrzhel. Und da ich vorhin noch über die moralischen Tiefen geschwafelt habe erspare ich euch den Werte- und Skillporn ;) - und gehe statt dessen eher auf seinen Charakter, seine Motivation und Werte ein.

Die grundlegende Motivation / die Ziele:
* Als erfahrener Kleriker sieht er sich als Stimme, Faust und Werkzeug seines Gottes. Eine positiv verlaufene Begegnung mit Vhaeraun hat seine Ergebenheit vertieft, und er sieht sich in seinem Vorgehen bestätigt. Sprich: Ein religiöser Fanatiker.
* Die zweite große Motivation (auch religiös bedingt) ist der gesellschaftliche Umsturz der dunkelelfischen Gesellschaft:
Sturz der Lolth-Herrschaft, Auflösung des Matriarchats, Einstellung des Infights zwischen den Adelshäusern, Rückkehr an die Oberfläche.
Sprich: Ein Fanatiker mit einer Mission.

Seine normale Vorgehensweise um seine Ziele zu erfüllen ist
1. Unterwanderung: Als Hidden Priest (Pathfinder Cleric Variante) fällt es ihm nicht sonderlich schwer als Barde zu erscheinen. Und wenn das nicht klappt ist er auch noch ein begabter Koch.
2. Ein Netzwerk aufbauen: Unzufriedene oder verführbare / bekehrbare Dunkelelfen werden rekrutiert.
3. Zuschlagen: Nun wird getan was nötig ist. Mord, Entführung, Erpressung, Folter, Dämonenbeschwörung, Untote basteln.. alles für das Wohl der Drow. Und wenn möglich als schattenhafter Manipulator im Hintergrund. Schliesslich ist z.b. der Sturz eines Adelshauses schlichtweg zu viel Arbeit für eine Person. Und eine aufgedeckte Tarnung ist als Assasinenkleriker und Infiltrator nutzlos für die Zukunft.


Was heisst das für das eigentliche Spiel (als einziger böser Charakter in einer neutralen bis guten Runde):
A. sieht seine Mitstreiter als nützliiche Werkzeuge an. Sie werden benutzt, und wenn nötig dem höheren Ziel geopfert - das hatte beinahe zu einem Charaktertod geführt als er diejenige einer drohenden Gefahr entgegenwarf um selbst davon zu kommen. Es sind keine Dunkelelfen, damit sind sie Lebewesen zweiter Klasse.
Seine Rolle als Heiler und Supporter nimmt er widerstrebend war, nachdem es inzwischen einen SC-Gruppenvertrag gibt - als Rechtschaffen böser Charakter fühlt er sich er daran gebunden. Da inzwischen Verrat (seinerseits) durch den Vertrag weitestgehend ausgeschlossen ist hat sich seine Bereitschaft "dem nutzlosen Pack" zu helfen auch erhöht.

Hauptsächlich spiele ich ihn aber als provokativen Advocatus Diaboli, der mit philosophischen Fangfragen ("Ihr seid gegen Sklaverei? Erklärt mir doch bitte den Unterschied zu euren feudalen Leibeigenen" "Willst du mir ernsthaft sagen das du nicht bereit wärst mich auszuliefern wenn ich deinen Zielen im Weg stehe? Dann erspar mir das idealistische Rede von Loyalität und Freundschaft") sehr viel mehr "Schaden" an den Gesinnungen der Mitstreiter angerichtet hat als durch aktive Bekehrung.

Wie sieht er die Traditionen der Dunkelelfen (Folter, Meuchelmord, Sklaverei, Untote, Dämonen):
Positiv. Er begründet das sehr sozialdarwinistisch als Überlebensvorteil der Dunkelelfen, notwenige Mittel und Stärke seiner Rasse gegenüber den weichherzigen und naiven Oberflächenbewohner.


Ich musste mir im Vorfeld einen Haufen Gedanken machen, um dem Charakter ein schlüssiges Weltbild zu geben das von "Ich bin ein Pöser Drow.. Rawr..rawr.. muhaha" abweicht, aber in meinen Augen hat sich die Mühe gelohnt.

Und es hat mir definitiv geholfen um (auf abstrakte Weise) ansatzweise nachzuvollziehen, wie man eine korrupte und verdrehte Gesinnung vor sich selbst rechtfertigt.


Ich hoffe der Post konnte etwas helfen, und liest sich nicht allzu wirr. Es ist nicht immer ganz einfach für mich, die Denkarbeit welche in einem Charakter steckt niederzuschreiben.
Eure Rückmeldung würde mich interessieren, hört sich das auch für euch durchdacht an, oder nach "ich will halt böse spielen, lasst mich doch" ;)
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Offline Darius

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #34 am: 8.11.2016 | 13:06 »
Wenn ich auf meine Game of Thrones One Shots schaue, ist es ungemein wichtig einen wirklich Bösen dabei zu haben. An diesen Charakteren reiben sich meist nämlich alle gerne und das funktioniert in so einer Drama-Kammerspiel Runde auch wirklich super. Ob dieser SC dann eine Kampagne halten würde wage ich aber auch zu bezweifeln.

Ich denke gerne an Bonis Charakter zurück, der nochmal etwas wahnsinniger war, als Joffrey Baratheon.  ;)
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Offline KhornedBeef

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #35 am: 8.11.2016 | 13:12 »
@Rabenmund: Sehr schön!
Ein guter Lackmus-Test dafür, ob man einen interessanten D&D-Charakter hat, ist, ihn ins Gesinnungssystem einzuordnen. In diesem Fall rechtschaffen böse, natürlich, aber spannend, dass er den als chaotisch geltenden Weg der Revolution anstrebt. Kann man als normalen Macchiavellismus deuten, aber du erklärst sehr schön eine glaubwürdigere Motivation: Nicht Macht weil "hahahah MachtMachtMacht", sondern um den Dunkelelfen einen Platz an der Spitze zu verschaffen.
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Offline Trollkongen

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #36 am: 8.11.2016 | 13:16 »
Nein, er meint: es gibt nicht nur gute und böse Charaktere, es gibt auch (ja nach Setting bzw. Kosmologie) Team "Gut" und Team "Böse" und wer auf welcher Seite arbeitet, hat nicht unbedingt mit den persönlichen Moralvorstellungen zu tun.

Naja, wenn "Team gut" voll von Arschlöchern ist, wo ist genau das Gute daran? Selbst wenn es der höhere Zweck ist - man will die Welt vor irgendeinem Irren retten und rekrutiert dafür andere moralisch verkommene Irre -, dann kann man die eine Seite vielleicht als "gut" sehen, aber nicht ihr Protagonisten. Das fällt dann eher unter "Pakt mit dem Teufel".

Je nach Hintergrund gibt es da vielleicht einen gewissen Spielraum. Wenn ich an etwa die Warhammer-40K-Welt denke, in der an allen Ecken das wirklich dämonische Böse lauert und nur die ständige, gnadenlose Opferung von Soldaten und ganzen Welten dem einigermaßen Einhalt gebieten kann ... da sind moralische Maßstäbe natürlich arg verschoben. Es fällt dennoch schwer, einen Inquisitor, der einen ganzen Planeten samt Einwohner vernichten lässt, um das Chaos zu stoppen (womit er innerweltlich wohl weitgehend im Recht ist), als "gut" zu bezeichnen, oder das faschistische Imperium der Menschen als "Team gut".

Aber auch ein Arschloch-Paladin - wenn Arschloch mehr meint als Arroganz und eine gewisse Engstirnigkeit, das lässt sich mit fester Moral durchaus verbinden - ist eben nicht mehr "gut".

Offline Rabenmund

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #37 am: 8.11.2016 | 13:38 »
@Trollkongen
Zitat
Je nach Hintergrund gibt es da vielleicht einen gewissen Spielraum. Wenn ich an etwa die Warhammer-40K-Welt denke, in der an allen Ecken das wirklich dämonische Böse lauert und nur die ständige, gnadenlose Opferung von Soldaten und ganzen Welten dem einigermaßen Einhalt gebieten kann ... da sind moralische Maßstäbe natürlich arg verschoben. Es fällt dennoch schwer, einen Inquisitor, der einen ganzen Planeten samt Einwohner vernichten lässt, um das Chaos zu stoppen (womit er innerweltlich wohl weitgehend im Recht ist), als "gut" zu bezeichnen, oder das faschistische Imperium der Menschen als "Team gut".

Die WH40K IST ein schlechtes Beispiel.
Eigentlich hast du die Begründung selbst schon sehr gut geliefert, dort lauert tatsächlich das dämonische, existierende Böse das die Menschen ständig zu korrumpieren versucht. Dazu kommt noch der ständige Ansturm der Armeen des Chaos und Xenos. Der Warp. Psioniker mit ihrer Anfälligkeit für Korruption....
In einer solchen Situation HÄTTE ich vollstes Verständnis für extreme Massnahmen, und wenn sie nur gemacht werden um auf Nr. Sicher zu gehen. Denn im Zweifel kriegt das Chaos dich.
In WH40K stellt sich mir auch nie die Frage nach dem individuellen Guten, es ist prädestiniert (und darauf ausgelegt) für die Entscheidungen zum Wohl der Mehrheit.

Dabei im Hinterkopf behalten: Wir reden von einem trashigen, völlig aufgeblasenen Comic-Schwarz-Weiss-Universum das sich oft genug auch nicht ganz ernst nimmt - im Spiel natürlich schon. Es liest sich allerdings eher danach als würden die Autoren die Klischees dort mit Orbitalen Bombardements abwerfen ;)

Und dafür liebe ich dieses Setting :)
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Offline Isegrim

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #38 am: 8.11.2016 | 14:05 »
Das interessante an WH 40K ist mE, dass das Universum da so unglaublich fies, böse und gemein ist, dass die Faschisten plötzlich die vermeintlich "Guten" sind. Hat was von Gesellschafts-Horror. WH Fantaswy ist ähnlich gelagert, nur in der Mittelalter-Variante.

Allerdings wird gerade bei den "Xenos" klar, dass das Imperium eben nicht "gut" ist. Der Deathwatch ist es egal, welche Aliens sie niedermetzelt, die sind in den Augen der Imperialen alle todeswürdig. Rassismus gegen "böse Rasen" ist Fantasy-Standard auch für die angeblich "Guten", Rassismus gegen alles andere und fremde nicht so wirklich, eher im Gegenteil.

Einen "Bösen" spielen, im Sinne der gegebenen Vorlage, ist eigentlich nicht meins, ebenso wie einen "guten" Fanatiker, der dann auch meilenweit von "nett" entfernt ist. Ist aber beides sicher möglich. Viel spannender find ich es, den "Normalo" zu spielen und zu gucken, wie der sich unter den gegebenen Umständen verhält.
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline KhornedBeef

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #39 am: 8.11.2016 | 14:09 »
Ich finden den SC-Gruppenvertrag aus dem Beispiel interessant. Das ist ein Ansatz für Gruppen aus wirklich sehr egoistischen SC, dass man ihnen das aufs Auge drückt.
Wo wir bei 40k waren, "Black Crusade" hat exakt das als Mechanik im Regelwerk ("Compacts"), da die Autoren schon erkannt haben, dass halbwahnsinnige Hexenmeister, mutierte Supersoldaten und krankhafte paraniode Kriegsherren sonst nicht gerade die stabilste Mischung sind.
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #40 am: 8.11.2016 | 14:30 »
Naja, wenn "Team gut" voll von Arschlöchern ist, wo ist genau das Gute daran? Selbst wenn es der höhere Zweck ist - man will die Welt vor irgendeinem Irren retten und rekrutiert dafür andere moralisch verkommene Irre -, dann kann man die eine Seite vielleicht als "gut" sehen, aber nicht ihr Protagonisten. Das fällt dann eher unter "Pakt mit dem Teufel".

Ja, darauf wollte ich hinaus. "Team Gut" muss nicht gut sein. Oder zumindest können sie pragmatisch sein. Sodass sie Bastarde einsetzen, well es eben ihre Bastarde sind.
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Offline Rabenmund

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #41 am: 8.11.2016 | 14:38 »
Zitat
Ich finden den SC-Gruppenvertrag aus dem Beispiel interessant. Das ist ein Ansatz für Gruppen aus wirklich sehr egoistischen SC, dass man ihnen das aufs Auge drückt.
Das lässt sich im Übrigen recht einfach einführen:
* Es gibt für Söldner *hust* ... Abenteurer einen "Standard-Vertrag" mit dem Auftraggeber.
* Die SC gehören zu einem Kult / einer Gilde / whatever... dadurch ist eine Struktur von aussen vorgegeben (Ordensregeln...)
* Der große Dämon AchSoBös ist bereit ihnen einen Wunsch zu erfüllen / Artefakt WorldDestructor 5000 zu geben / ihnen dreimal zu Hilfe zu kommen wenn sie sich mal gerafft kriegen und Auftrag X erfüllen (Paladin SuperKen erschlagen, den guten Tempel UltraLight entweihen)

Es kann natürlich auch von den Spielern selbst kommen, aber grundsätzlich gibt es einige Gründe die dafür sprechen. Und wenn es nur die gefühlte Sicherheit davor ist das zumindest die Mitstreiter einem nicht in den Rücken fallen.

Und der Vertrag kann so grob oder detailliert sein wie es die Gruppe wünscht.. oder auch einfach  nur "ein Wort unter Männern sein"... und auf "Männerwort ist Verlass". (Und nein, das gendere ich nicht, dazu ist es viel zu trashig  ;D )
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #42 am: 8.11.2016 | 15:08 »
es geht, aber man sollte sich davor drauf einigen wie böse man spielt und wie detailreich man das ausspielen möchte:

Es ist halt ein Unterschied ob man:

- ein Dorf auslöscht - Ende der Beschreibung
- ein Dorf auslöscht, wobei man die Dorfbewohne nach und nach langsam zu Tode foltert, um Dämon XY Tribut zu zollen - Ende der Beschreibung
- ein Dorf auslöscht, wobei man die Dorfbewohne nach allen Regeln der Kunst detailreich nach und nach langsam zu Tode foltert, um Dämon XY Tribut zu zollen - Ende der Beschreibung
- ein Dorf auslöscht, wobei man die erwachsenen Dorfbewohne nach allen Regeln der Kunst detailreich nach und nach langsam zu Tode foltert und die Kinder des Dorfes in einem Ritual opfert, um Dämon XY Tribut zu zollen - Ende der Beschreibung

Es gibt aber auch Leute die spielen böse Charaktere, weil sie schlicht kein echtes Charakterkonzept haben und eventuelle (z. B. moralische oder gesellschaftliche) Beschränkungen, die durch ein Setting vorgegeben sind, umgehen. Könnte man auch Powergamer der übelsten Sorte nennen ;)

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #43 am: 8.11.2016 | 15:12 »
Naja, wenn "Team gut" voll von Arschlöchern ist, wo ist genau das Gute daran? Selbst wenn es der höhere Zweck ist - man will die Welt vor irgendeinem Irren retten und rekrutiert dafür andere moralisch verkommene Irre -, dann kann man die eine Seite vielleicht als "gut" sehen, aber nicht ihr Protagonisten. Das fällt dann eher unter "Pakt mit dem Teufel".

Je nach Hintergrund gibt es da vielleicht einen gewissen Spielraum. Wenn ich an etwa die Warhammer-40K-Welt denke, in der an allen Ecken das wirklich dämonische Böse lauert und nur die ständige, gnadenlose Opferung von Soldaten und ganzen Welten dem einigermaßen Einhalt gebieten kann ... da sind moralische Maßstäbe natürlich arg verschoben. Es fällt dennoch schwer, einen Inquisitor, der einen ganzen Planeten samt Einwohner vernichten lässt, um das Chaos zu stoppen (womit er innerweltlich wohl weitgehend im Recht ist), als "gut" zu bezeichnen, oder das faschistische Imperium der Menschen als "Team gut".

Aber auch ein Arschloch-Paladin - wenn Arschloch mehr meint als Arroganz und eine gewisse Engstirnigkeit, das lässt sich mit fester Moral durchaus verbinden - ist eben nicht mehr "gut".

Und ein guter Spielleiter sollte dann den Arschloch-Paladin seiner Kräfte berauben, sofern Warnschüsse wie Visionen seines Gottes nicht gefruchtet haben.

Zu dem Thema gibt es eine tolle Geschichte von Wagner in der Kane Saga: "Cold Light"

Offline Chruschtschow

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #44 am: 8.11.2016 | 15:16 »
Das Gros der Murder Hobos ist wahrscheinlich nicht wirklich "gut", auch wenn das auf dem Etikett steht. Und so wirklich rundheraus böse, weil böse, weil böse, ist auch so ein komisches Ding. Normalerweise ist man ja nicht böse aus dem Ziel heraus böse zu sein, sondern man ist böse, weil man einen ethisch irgendwie andersartigen Referenzrahmen hat, als die Leute, die gut für sich proklamieren.

Ein echtes Problem am Spieltisch wird das doch eigentlich immer nur, wenn der Idiotenarschlochspieler am Tisch loslegt, während der Nachtwache mit seinem SC die anderen SC umzubringen, weil "er halt so ist" ... :q

« Letzte Änderung: 8.11.2016 | 15:24 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

Rollenspiel in und um Paderborn - Die Rollenspielergilde e.V. - www.rollenspiel-paderborn.de

ErikErikson

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #45 am: 8.11.2016 | 15:22 »
Ich finds schön, das doch so viele länger einen bösen Charakter gespielt haben. Ich hatte das schon unter "so gut wie unmöglich" abgehackt.

Offline tartex

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #46 am: 8.11.2016 | 15:22 »
Und ein guter Spielleiter sollte dann den Arschloch-Paladin seiner Kräfte berauben, sofern Warnschüsse wie Visionen seines Gottes nicht gefruchtet haben.

Und wer hat davon etwas?
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Offline Rabenmund

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #47 am: 8.11.2016 | 15:26 »
@viral
Danke, so platte Beschreibungen lassen sich so schön kontern  >;D

Denn es kommt darauf an als Paladin + Kleriker-Rudel ob man

- ein Dorf Orks / Kultisten auslöscht - Ende der Beschreibung
- ein Dorf Orks / Kultisten auslöscht, wobei man die Dorfbewohne nach und nach langsam zu Tode foltert, und dabei TaschenLampi dem Lichtgott huldigt - Ende der Beschreibung
- ein Dorf Orks / Kultisten auslöscht, wobei man die Dorfbewohne nach allen Regeln der Kunst detailreich nach und nach langsam zu Tode foltert, und dabei TaschenLampi dem Lichtgott huldigt - Ende der Beschreibung
- ein Dorf Orks / Kultisten auslöscht, wobei man die erwachsenen Dorfbewohne nach allen Regeln der Kunst detailreich nach und nach langsam zu Tode foltert und die Kinder des Dorfes in einem reinigenden Ritual verbrennt und dabei TaschenLampi dem Lichtgott huldigt - Ende der Beschreibung

Alles schon passiert, die anderen sind ja die Bösen, der erklärte Feind.
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Offline Viral

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #48 am: 8.11.2016 | 15:35 »
@viral
Danke, so platte Beschreibungen lassen sich so schön kontern  >;D

Denn es kommt darauf an als Paladin + Kleriker-Rudel ob man

- ein Dorf Orks / Kultisten auslöscht - Ende der Beschreibung
- ein Dorf Orks / Kultisten auslöscht, wobei man die Dorfbewohne nach und nach langsam zu Tode foltert, und dabei TaschenLampi dem Lichtgott huldigt - Ende der Beschreibung
- ein Dorf Orks / Kultisten auslöscht, wobei man die Dorfbewohne nach allen Regeln der Kunst detailreich nach und nach langsam zu Tode foltert, und dabei TaschenLampi dem Lichtgott huldigt - Ende der Beschreibung
- ein Dorf Orks / Kultisten auslöscht, wobei man die erwachsenen Dorfbewohne nach allen Regeln der Kunst detailreich nach und nach langsam zu Tode foltert und die Kinder des Dorfes in einem reinigenden Ritual verbrennt und dabei TaschenLampi dem Lichtgott huldigt - Ende der Beschreibung

Alles schon passiert, die anderen sind ja die Bösen, der erklärte Feind.
unnötige Grausamkeit z. B. wehrlose Gegner zu töten, ist mM nach BÖSE und hat in meinen Runden entsprechende Konsequenzen je nachdem wie exzessiv die Grausamkeit ausgeführt wurde ...

Offline Viral

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #49 am: 8.11.2016 | 15:39 »
Und wer hat davon etwas?

Kommt auf den Spieler an, aber manchmal hatten die Spieler Spass daran ihren Charakter büßen zu lassen und diesen auf die rechten Weg zurückzubringen.