Autor Thema: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?  (Gelesen 3733 mal)

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Offline Skarabäus

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Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« am: 7.11.2016 | 22:12 »
Ok, der Titel des Threads ist nicht sehr klar formuliert, aber mir ist nichts Besseres eingefallen. Ich versuch’s zu umschreiben. Mich würde interessieren, ob es unter euch Leute gibt, die durchs Rollenspiel Dinge erfahren haben, die ihren Erkenntnishorizont erweitert haben in Bereichen, die jenseits des Alltäglichen liegen.

Immer noch nicht klarer, was?

Ein konkretes Beispiel von mir: Es ist schon eine Weile her, seit wir „Dogs in the Vineyard“ gespielt haben. Wer es nicht kennt, das Setting ähnelt dem Wilden Westen und die Spieler verkörpern dabei eine Art Priester (die Dogs), die durch das Land ziehen, um das Böse in den verstreut liegenden Gemeinden der Gläubigen im Zaum zu halten. Um dieses Ziel zu verwirklichen ist notfalls jedes Mittel recht, sei das nun ein Wort, eine Predigt oder der Einsatz des Schießeisens - schließlich geht es darum Menschen zu retten. Die Dogs sind das Gesetz, was sie sagen und tun ist von Gott inspiriert.

Klingt schräg? Ja, irgendwie schon, aber mir hat es das Setting und das System ziemlich viel Spaß gemacht (lag sicher auch ein gutes Stück am hervorragenden SL): Die Bürde der Verantwortung für das Gedeihen oder den Untergang der anvertrauten Gemeinden einerseits, die Macht im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden zu können und die Gewissheit, dass Worte und Entscheidungen die Kraft eines Gesetzes haben - das ist berauschend.

Und als ich letztens durch einen Zufall an diese Spielerfahrung zurückdachte wurde mir klar, dass religiöse Fanatiker so oder so ähnlich denken und fühlen müssen *schluck*. So habe ich durch die Spielerfahrung einen flüchtigen Einblick in eine (Gefühls-) Welt bekommen, die mir sonst sehr fremd und zuwider ist.

Habt ihr schon mal ähnlich drastische Erlebnisse oder Eindrücke bei euren Spielrunden gehabt?
 

Offline Runenstahl

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #1 am: 7.11.2016 | 22:51 »
Nun, zum einen erfährt man auf Dauer sehr viel über seine Mitspieler (z.B. wer Mut hat, wer leichtsinnig ist, wer ängstlich ist). Klar, das kann immer mal sein das jemand seinen Charakter nur so spielt. Aber wenn man sehr lange mit Leuten spielt, so kristallisieren sich schon Verhaltensmuster heraus. Das gilt zwar immer wenn man jemanden länger kennt, aber beim Rollenspiel kommt man eher in "Extremsituationen" (auch wenns nur im Spiel ist) wo doch bisweilen Dinge Zutage treten die man im "echten" Leben nicht so leicht bemerkt hätte.

Zum anderen (und das ist bis zu einem gewissen Grad mit obiger Aussage verwandt) ist es schon interessant zu sehen wie man als SL Leute verführen und auf die schiefe Bahn bringen kann.

Konkretes Beispiel:
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"Reading is for morons who can't understand pictures"
   Gareth (aus der Serie "Galavant")

Offline Grimtooth's Little Sister

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #2 am: 8.11.2016 | 01:06 »
Bei der Planung von Runden bin ich schon auf diverse Infos gestossen die ich sonst nicht gefunden, weil nicht gesucht hätte.

Ansonsten kam mir die Erkenntnis dass die meisten Spieler nicht so genau wissen was "böse" nun eigentlich sein soll und dann immer auf abgedroschene Extremstereotypen wie Dämonenanbeter oder Teufelskultisten zurückgefriffen wird. Haben sie aber einen Char der durchaus böse Dinge tut kommt dann oft "der ist doch nicht böse, der mag nur Dieses und Jenes nicht oder will XX erreichen." Klar, als ob "die Bösen" keine Ziele oder Feindbilder haben. Offensichtlich ist vielen nicht klar das "böse" sehr von den Taten abhängt und nicht davon welche Gesinnung auf dem Blatt steht.

Andersrum gilt das auch oft für die Gesinnung "gut" vor allem bei Paladinspielern.

Als Kind hatte ich ja ne klare Vorstellung von "die Guten" und "die Bösen." RPG hat mir das ausgetrieben.  8] Vielleicht wäre ich sonst in so einem Schwarzweißdenken hängengeblieben.

Fliegen bei einem Scientologen im Schampusglas - wenn Insekten in Sekten in Sekt enden.

"Fallschirmspringen ist in SR 4 von Konstitution abhängig. Könnte dazu jemand der sich mit Fallschirmspringen auskennt was sagen insbesondere welches Attribute er dafür für das Passende halten würde ? So im Realen Rahmen ."-Supersöldner
"Ich wäre ja bei CHA. Fallschirm springen nutzt ja nix, wenn man nicht gut dabei aussieht..." -Flamebeard

Offline JS

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #3 am: 8.11.2016 | 01:31 »
- Ich kam durch BattleTech zu meinem Studium.
- Ich stieß durch einige Rollenspiele auf unerwartet faszinierende Literatur, historische Quellen und Denkanstöße (u.a. Pendragon, CoC, D&D).
- Ich hielt vor allem durch Rollen- und Brettspiele mein Englisch flüssig und erweiterte es.
- Ich lernte viel Gutes und auch Schlechtes über meine Mitmenschen und die menschliche Natur.
« Letzte Änderung: 8.11.2016 | 09:31 von JS »
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #4 am: 8.11.2016 | 09:26 »
@Skarabäus

Und du glaubst andere Fanatiker ticken anders?

Give me Freedom or give me Death?
Fühlten die Dogs sich verpflichtet  ihre Macht  verantwortungsbewusst und mit Zurückhaltung anzuwenden?

@GlS

Handlung oder Handlung im Kontext?

Wie kann man eine Handlung ohne ihren  Kontext bewerten?






“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Offline bobibob bobsen

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #5 am: 8.11.2016 | 09:48 »
Ich habe über meine Mitspieler viel gelernt und die auch über mich (hoffe ich zumindest)

Offline KhornedBeef

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #6 am: 8.11.2016 | 10:14 »
Ich glaube ich habe auch mehr durch Recherche und das Tanelorn gelernt als durchs Spielen ;)
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
Firepower, B&C Forum

Ich vergeige, also bin ich.

"Und Rollenspiel ist wie Pizza: auch schlecht noch recht beliebt." FirstOrkos Rap

Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Offline tantauralus

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #7 am: 8.11.2016 | 11:00 »
Meiner Erfahrung nach kann man aus gut gemachten Rollenspielabenteuern/kampagnen mit den richtigen Mitspielern vor allem folgendes für sich mit nehmen:

* nicht jedes Problem kann alleine gelöst werden, jede noch so scheinbar "unfähige" Person ist ein wichtiges Zahnrad im Getriebe
* Entscheidungen haben Folgen! Nicht immer sind diese vorhersehbar und all zu oft ist jede der Option mit einem ethischen Dilema verknüpft
* Min/Maxing kann nach hinten los gehen. Nicht umsonst sind in der Natur Diversität und Anpassungsfähigkeit der Schlüssel zum (evolutiven) Erfolg

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #8 am: 8.11.2016 | 11:10 »
Ich habe gelernt

Gut gemeint ist nicht gut gemacht.
Tyrannei kann gut gemeintvsein.
Gut gemeint kann arrogant sein.

Triff keine Entscheidung für andere über ihre Köpfe hinweg.

10 Jahre Erfahrung können - 10 Jahre gut gemeinte Arroganz sein.

Einige Leute brauchen oder wollen detaillierteste Vorgaben in den harmlosesten Hobbies, andere sind so voll ignoranter Rücksichtslosigkeit gegenüber ihren Mitspielern das ist problematisch.

“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Skarabäus

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #9 am: 8.11.2016 | 11:57 »
@Skarabäus

Und du glaubst andere Fanatiker ticken anders?

Give me Freedom or give me Death?
Fühlten die Dogs sich verpflichtet  ihre Macht  verantwortungsbewusst und mit Zurückhaltung anzuwenden?


Um ganz ehrlich zu sein: Ich weiß nicht, wie andere Fanatiker so drauf sind und sich in diese reinzufühlen erscheint mir nicht erstrebenswert.

Die Dogs waren "die Guten" und das höchste Gut war das Wohlergehen der Menschen vor Ort. Also ja, ein zurückhaltender und verantwortungsbewußter Umgang mit dieser Macht war die Maxime. Aber, die Szenarien sind angelegt, um die Spieler mit moralischen Dilemmas zu konfrontieren und die Situation eskalieren zu lassen. Die Dogs wurden quasi gezwungen von dieser Macht gebrauch zu machen. Und im Nachhinein und aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet finde ich es erschreckend wie gut sich das anfühlte.

Offline bobibob bobsen

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #10 am: 8.11.2016 | 12:21 »
Wenn du Beispiele Lesen willst so kann ich gern eines Beitragen.

System war Engel und wir verteilten die Rollen innerhalb der Schar. Einer meiner Mitspieler spielt grundsätzlich Charktere mit militärischem Hintergrund weil er der Meinung ist das er die geborene Führungspersönlichkeit ist. Was war da naheliegender als ihn den Grabrieliten (gebohrener Anführer und Sprachrohr) spielen zu lassen.
Das Ergebnis war schon fast erschreckend. Über jede Entscheidung wollte er  Basisdemokratisch abstimmen (auch mitten im Konflikt), Es war ihm unmöglich seinen mitstreitern klare Anordnungen zu geben oder bei Befehlsverweigerung Konsequenzen zu ziehen. Am Ende hat dann niemand mehr auf ihn gehört und alle haben einfach das gemacht was ihnen gerade in den sinn kam.
Auf meine Nachfrage am Ende der kurzen Kampagne habe ich dann erfahren das er mit sich zufrieden war und die Rolle aus seiner Sicht gut ausgefüllt hat.
Für Ihn hat die Runde keinen nennswerten Erkentnisgewinn gebracht für mich und anderen Mitspieler war aber klar das wir uns mit Ihm keinen anführer mehr spielen lassen wollen.

Offline Rabenmund

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #11 am: 8.11.2016 | 13:04 »
@Skarabäus
Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht beim Spielen meines dunkelelfischen Klerikers. Ein Fanatiker par excellence dem jedes Mittel recht ist um sein Ziel (sprich: das seines Gottes) zu erreichen. Und der alles damit rechtfertig das er es für das Wohl der Drow und dem Dienst an Vhaeraun macht.

War und ist sehr interessant den Perspektivenwechsel - in der Rückschau - zu sehen wenn "ich Andrzhel bin".
Ich bin schriftlich meist ein kurzer und knapper Schreiber. Sollten Beiträge dadurch schroff oder unfreundlich wirken, weisst mich kurz darauf hin.
 
Am Besten stellt man sich meine Aussagen mit einer lebendigen Mimik vor, dann bekommt man ein Bild davon ;)

Offline JS

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #12 am: 8.11.2016 | 14:15 »
10 Jahre Erfahrung können - 10 Jahre gut gemeinte Arroganz sein.

Eine weise Lebenserkenntnis, wie schon Tuchy wußte: "Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen."
Ich frage mich häufig, wieso diese Binsenweisheit allgemein so penetrant übersehen werden kann.
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline Rabenmund

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #13 am: 8.11.2016 | 14:25 »
Zitat
Eine weise Lebenserkenntnis, wie schon Tuchy wußte: "Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen."
Ich frage mich häufig, wieso diese Binsenweisheit allgemein so penetrant übersehen werden kann.

Kann ich nur zustimmen. Interessanterweise habe ich immer mehr von Neulingen als von alten Hasen gelernt. Wohl weil sie einen unverbrauchten Blick auf die Dinge haben und (noch) nicht in den üblichen Bahnen denken.

Darum war meine Antwort auf die Frage ob sie  "richtig spielen" auch meistens "wenn ihr alle Spass hattet war es richtig".
Ich bin schriftlich meist ein kurzer und knapper Schreiber. Sollten Beiträge dadurch schroff oder unfreundlich wirken, weisst mich kurz darauf hin.
 
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Offline Greifenklause

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #14 am: 8.11.2016 | 14:54 »
Kann ich nur zustimmen. Interessanterweise habe ich immer mehr von Neulingen als von alten Hasen gelernt. Wohl weil sie einen unverbrauchten Blick auf die Dinge haben und (noch) nicht in den üblichen Bahnen denken.

Darum war meine Antwort auf die Frage ob sie  "richtig spielen" auch meistens "wenn ihr alle Spass hattet war es richtig".
*Spaß

Im Ernst:
Das ist mittlerweile mein Hauptziel als SL.
Und man bricht sich als SL auch keinen Ast ab, mal die Spieler zu loben "dass ich Spaß hatte".
Verständlich?
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Offline Viral

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #15 am: 8.11.2016 | 14:58 »
- Ich hielt vor allem durch Rollen- und Brettspiele mein Englisch flüssig und erweiterte es.
- Ich lernte viel Gutes und auch Schlechtes über meine Mitmenschen und die menschliche Natur.

geht mir ähnlich.

Swafnir

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #16 am: 8.11.2016 | 15:12 »
Selbstverständlich. Ich will verschiedene SCs oder NSCs s  gut darstellen. Um das zu können, muss ich viel über deren kulturellen Background wissen und mich gut hineinversetzen können. Beides bringt einen weiter. Ich hab mal nen Voodoo-Priester gebaut. Also hab ich mir ein Buch über Voodoo gekauft und viel daraus gelernt. Zwar hab ich den Char dann doch nur zweimal gespielt, aber das Wissen hab ich behalten  8)

Ähnlich ging es mit bei zig anderen Charakteren.

Offline Greifenklause

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #17 am: 8.11.2016 | 15:23 »
Ich finde es faszinierend, wieviel man im Rollenspiel kompensiert.
Da ist aber eher "nett-witzig", da ich "Über-Kompensatoren" nie kennen gelernt habe.
Klischee: "Dicke Leute spielen gerne Elfen", "Dünne Leute gerne haarige Riesen"

Letzteres habe ich erst geändert, seitdem ich Vater geworden bin. Seitdem spiele ich einen kleinen Giftzwerg...
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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #18 am: 8.11.2016 | 15:25 »
Letzteres habe ich erst geändert, seitdem ich Vater geworden bin. Seitdem spiele ich einen kleinen Giftzwerg...

Da lacht des Herz des Hobbyküchenpsychologen.  :d
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

Rollenspiel in und um Paderborn - Die Rollenspielergilde e.V. - www.rollenspiel-paderborn.de

Offline Greifenklause

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #19 am: 8.11.2016 | 16:10 »
S.u. = "Gnomberserker".
Allerdings ist der teilweise unter Wolfsmenschen aufgewachsen und wäre selbst gerne einer, aber "Trans-Varge" sind gesellschaftlich kaum akzeptiert....  ;)
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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #20 am: 8.11.2016 | 19:20 »
Ich finde es faszinierend, wieviel man im Rollenspiel kompensiert.
Aber nicht nur.
Da gibt es meiner Meinung nach jede Menge Rollenspieler, die weniger Minderwertigkeiten überspielen, sondern ihre Wunschvorstellungen ausspielen wollen.
Also weniger zierlicher Elf, weil man sich selber zu dick findet, sondern zierliche Elfe, weil sie viel niedlicher und schöner aussieht, als so ein gewöhnlicher Mensch.
(Ich habe mal im MMO den Kommentar gehört: "Wenn ich mir schon stundenlang nen Arsch anschauen muss, dann kann der ruhig sexy aussehen")
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline ArneBab

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #21 am: 8.11.2016 | 21:22 »
Ich habe im Rollenspiel erfahren, dass die Rolle des Verräters für mich schrecklich ist.

Wir haben eine Runde Starchildren gespielt und mein Charakter war durch Drogen völlig unter Kontrolle der Regierung (mit keiner Möglichkeit auf Rettung). Und die anderen haben mir vertraut, obwohl ich sie immer weiter in den Untergang getrieben habe. Irgendwann habe ich das nicht mehr ausgehalten und als Spieler darauf hingearbeitet, dass mein Charakter erwischt wird.

Als am Ende Mitspielern mich mit dem Auto überfahren haben, um mich umzubringen, hat sich das allerdings auch schrecklich angefühlt und ich konnte den Charakter nicht sterben lassen, sondern habe angefangen, die Geschichte des Abends aus Sicht des Charakters zu schreiben, wie er in einer Zelle vermodert.

Ich habe dabei einiges über mich selbst gelernt. Obwohl ich denke, dass ich auch heute noch nicht alles davon verstanden habe.

Ein weiterer großer Erkenntnisgewinn waren drei Spielabende um Sexualität und Macht. Wir haben sie aus verschiedenen Sichtweisen dokumentiert:

« Letzte Änderung: 8.11.2016 | 23:30 von ArneBab »
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«

Offline Wandler

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #22 am: 9.11.2016 | 00:53 »
Ich habe gelernt wie schwer bis unmöglich es ist eigene Muster aufzubrechen. In jeder Linie verfalle ich immer wieder in die selben. Sei es weil Charaktere die noch so verschieden sein sollten einfach immer einen gemeinsamen Nennner bekommen wenn ich sie nur lange genug Spiele.

Schöne Artikel ArneBab.

Offline rillenmanni

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #23 am: 9.11.2016 | 01:08 »
Ich habe gelernt, dass es wenig braucht, um nicht als gelangweilter Jugendlicher "Späßle machend" auf der Straße herumzulungern. Nur ein bisschen kanalisierte Phantasie als geteilte Erfahrung.
Während die Opfer sich umkrempeln und der Professor nicht zu erreichen ist, reißt Rillen-Manni voller Wut eine Waffe an sich ...

I scream! You scream! We all scream! For ice-cream! (Roberto Benigni)

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Offline Greifenklause

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Re: Erkenntnisgewinn durch Rollenspiel?
« Antwort #24 am: 9.11.2016 | 09:27 »
Zitat von: Greifenklause
Ich finde es faszinierend, wieviel man im Rollenspiel kompensiert.
Aber nicht nur.
Da gibt es meiner Meinung nach jede Menge Rollenspieler, die weniger Minderwertigkeiten überspielen, sondern ihre Wunschvorstellungen ausspielen wollen.
Also weniger zierlicher Elf, weil man sich selber zu dick findet, sondern zierliche Elfe, weil sie viel niedlicher und schöner aussieht, als so ein gewöhnlicher Mensch.
(Ich habe mal im MMO den Kommentar gehört: "Wenn ich mir schon stundenlang nen Arsch anschauen muss, dann kann der ruhig sexy aussehen")
Unterstreiche "wieviel"!
Zwischen Kompensation aus Minderwertigkeitsgefühlen, sonstiger Kompensation und Wunschvorstellungen sind die Grenzen darüber hinaus sehr fließend und teilweise gar nicht zu unterscheiden.
Beidemweg ich oft/meist Taschentuchkrieger spiele. Ich weiß bis heute nicht wieso, vielleicht n Hauch Masochismus, keine Ahnung.
Oder der Kontrast zwischen scheinbarer Verletzlichkeit und tatsächlichem Können.
Die "haarigen Riesen" von früher sind eher Geschichte. Und andere "Kompensationen" eher witzig als Zwang.
So oder so mag ich Kontraste - auch und gerade beim "Gnomberserker" - und das wird wohl nie aufhören.

(Zur Erläuterung: In neuen Systemen spiele ich traditionell zuerst einen Kämpfer "um den Exploit zu finden" (und anschließend zu beheben). Danach wähle ich dann meist was leichteres, eben einen "Taschentuchkrieger" oder was bauerngamigeres)
Spielt Gnomberserker und Dachgaubenzorros