Danke. Genau das.
Das macht mich nervös, wenn mir hier alle Recht geben. So unkontrovers ist mein Punkt nämlich gar nicht. Daher widerspreche ich lieber selbst
Es gibt auch Nachteile von wirtschaftlichem Denken: Dadurch bindet man sich daran, denen zu folgen, die einem Geld geben. Selbst wenn das für die Gemeinschaft, die einem wichtig ist, oder für die eigene Vision des Projektes oder der Gesellschaft schädlich ist. Man macht dann vielleicht Premiumprodukte für gut verdienenende Alt- oder gar Ex-Rollenspieler, obwohl die keine Neukunden bringen und all diejenigen Rollenspieler ausgrenzen, die zwar kreativ aktiv aber wenig kaufstark (z.B. durch niedriges Einkommen und Familie voll ausgelastet) und dadurch wirtschaftlich irrelevant sind, und man ist in der Gefahr, die eigenen Visionen zu verlieren, weil anderes so viel besser funktioniert — und mit der Zeit kann sich das sehr leicht einschleifen. Sobald man ein größeres Team hat, ist man dann auch davon abhängig, immer weiter Erfolg zu haben und groß zu bleiben, sonst verlieren die Freunde im Team ihre Arbeit — und man verliert sie aus der Gruppe. Durch wirtschaftliches Denken muss man vielleicht Sachen opfern, die für andere sehr wichtig sind — für andere, die auf die eine oder andere Art von einem selbst abhängig sind, und sei es nur dadurch, dass ihr glücklichster Moment im Jahr die jährliche Con ist. Ich bin mir sicher, wenn wir uns zusammensetzen und etwas zusammen nachdenken, fallen uns noch viel mehr Punkte ein.
Trotzdem finde ich es gut, dass Ulisses wirtschaftlich arbeitet. Ich möchte das nur nicht als das Allheilmittel dahingestellt haben. Es gibt auch viele sehr wichtige Entwicklungen, die nicht wirtschaftlich ermöglicht wurden. Die Leute in langen schlaflosen Nächten zwischen anderen Jobs gemacht haben. Für die sie ihre Kinder aus den Augen verloren haben — oder ganz auf Familie verzichtet haben. Schaut euch an, wie Leute wie
Claudia Roth gelebt haben. Die während dem Wahlkampf monatelang in ihrem Bus lebt. Solche Leute im Rollenspiel — die alles für Rollenspiele tun, egal was es sie kostet — solche Leute würden auch sehr viel voran bringen und könnten Rollenspiele wieder zu einem größeren Massenphänomen machen. Aber wir können nicht von anderen erwarten, das zu tun. Ich opfere nicht soviel für Rollenspiele, und ich ziehe vor allen den Hut, die als (meiner Meinung nach) schlecht bezahlte Rollenspielautoren arbeiten, obwohl ihre Arbeit mindestens so schwer ist und mindestens so viel Vorwissen braucht wie meine als Physiker (ich schreibe Rollenspiele als Hobby. Ich weiß, wie schwer es ist, ein einfach funktionierendes Werk zu schaffen, in dem das meiste zusammenpasst — selbst dann wenn ich keine Deadline habe und keiner Zielgruppenanalyse folgen muss, sondern nur meinem Gefühl, wie es wirklich stimmig ist). Wer bei Ulisses arbeitet stellt sich schon jetzt viel stärker hinter Rollenspiele als ich es tue, und dafür kann ich ihm oder ihr nur zutiefst dankbar sein.
@(Leute bei Ulisses oder irgendeinem anderen Rollenspielverlag): Falls ihr das lest: Danke.