"Elterngeneration" ist ja sone Sache. Mein Vater hat ein ganzes Regal SciFi-Literatur, meine Mutter liebt Fantasy. Entsprechend konditioniert und ausgestattet wurde ich da halt auch. Das Lesen dieser Bücher hatte bei mir weder was Neuartiges noch Rebellisches. Da ich aber auch jünger als der Forendurchschnitt hier bin, ist das wohl schlicht eine Generation weiter als bei euch (meine Eltern hatten ihre Kindheit/Jugend in den 70ern/80ern). Allerdings: Mein Opa ist auch ein großer Herr der Ringe Fan und hat Moers mit großer Freude gelesen.
Zur Frage, was (nicht nur fantastische) Literatur leisten sollte. Ich seh das wie Infernal Teddy: Der Zweck von Unterhaltungs-Literatur ist es, naja, eben zu unterhalten. Alles andere ist netter Nebeneffekt und für mich zweitrangig. Ich hab in dem Zusammenhang neulich auf der
Drachenzwinge auch schon eine Lanze für sone Vampir-Buchreihe gebrochen. Natürlich ist die Schund. Na und?
Ich halt mich da an eines meiner
Rechte als Leseratte, nämlich das Recht, irgendwas zu lesen. Ich bin nicht verpflichtet nur das zu konsumieren, was andere für toll halten. Es soll ja mir gefallen und nicht anderen. Wenn es mir darum ginge, die Bücher im Regal zu haben um andere mit meinem belesenen Intellekt zu beeindrucken, würde ich diese Baumarkt-Deko-Bücher von Reader's Digest bestellen. Es zeigt mir persönlich auch nichts mehr, wie unbelesen Menschen sind, die als ihre Lieblingsbücher großspurig die Dinger angeben, die zum Schullehrplan gehören. ("Also
mir haben ja Effie Briest und Der Schimmelreiter unglaublich gut gefallen!") Das zeigt mir doch bloß, dass die, selbst wenn ihnen der Krempel wirklich Freude bereitet haben sollte, und sie mir das nicht nur erzählen, um klug zu wirken, danach nie auf die Idee kamen, noch weitere Bücher dieser Epoche/dieses Genres/dieser Person zu lesen.
Naja und dass der Reich-Ranicki sich gern selbst klug vorkam, wussten wir ja auch alle vorher schon. Ich kenne aber auch persönlich Leute, die gern die Ansicht verbreiten, Lesen müsse irgendwie schmerzhaft und elend sein, sonst wärs kein gutes Buch gewesen. Ich muss da immer an Oma Slättberg aus den Wilden Hühnern denken: "Das Leben muss hart und freudlos sein und wenn es doch einmal Spaß macht, hast du etwas falsch gemacht." Oder so ähnlich.