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Gute und schlechte Rollenspieler

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Gast:
Boba Fett schrieb:

--- Zitat ---Eine andere Frage ist, ob das Ansammeln von kulturellem Kapital erstrebenswert ist
--- Ende Zitat ---

Nun, das ist eine grundlegende Frage, oder? Ist es besser, sich mit dem was man hat zu frieden zu geben oder über den Tellerrand zu schauen?
Zitat dazu:
Bertholt Brecht schrieb:
 
--- Zitat ---Der kleine Mönch:...Es hat mir die Gefahren aufgedeckt, die ein allzu hemmungsloses Forschen für die Menschheit birgt, und ich habe beschlossen, der Astronomie zu entsagen. Jedoch ist mir da dran gelegen, ihnen die Beweggründe zu unterbreiten, die auch einen Astronomen dazu bringen können von einer gewissen Lehre [gemeint ist das kopernische Weltbild] abzusehen.
Galilei: Ich darf sagen, dass mir solche Beweggründe bekannt sind.
Der kleine Mönch: Ich verstehe ihre Bitterkeit. Sie denken an die gewisssen außerordentlichen Machtmittel der Kirche.
Galilei: Sagen sie ruhig Folterinstrumente.
Der kleine Mönch:  Aber ich will ihnen andere Gründe nennen. Erlauben sie, dass ich rede. Ich bin als Sohn von Bauern in der Campagna aufgewachsen. Es sind einfache Leute. Sie wissen alles über den Ölbaum, aber sonst recht wenig. [...] Es geht ihnen nicht gut, aber selbst in ihrem Unglück liegt eine gewisse Ordnung verborgen. [...] Sie schöpfen die Kraft, ihre Körbe schweißtriefend den steinigen Pfad hinaufzuschleppen, Kinder zu gebären, ja, zu essen aus dem Gefühl der Stetigkeit und Notwendigkeit, das der Anbblick des Bodens, der jedes Jahr von neuem grünenenden Bäume, der kleinen Kirche und das Anhören der sonntäglichen Bibeltexte ihnen verleihen können. Es ist ihnen versichert worden, dass das Auge der Gottheit auf ihnen ruht, forschend, ja beinahe angstvoll; dass das ganze Welttheater um sie herum aufgebaut ist, damit sie, die Agierenden, in ihhren großen und kleinen Rollen sich bewähren können. Was würden meine Leute sagen, wenn sie von mir erführen, dass sie sich auf einer kleinen Steinkugel befinden, der sich unaufhörlich drehend im leeren Raum um in anderes Gestirn bewegt, einer unter vielen ziemlich unbedeutend! Wozu ist jetzt noch solches Einverständnisin ihr Elend nötig oder gut? [...] Ich sehe ihre Blicke scheu werden, [...] ich sehe, wie sie sich verraten und betrogen fühlen. Wir müssen nach uns selber sehen, ungelehrt, alt und verbraucht wie wir sind? Niemand hat uns eine Rolle zugedacht außer dieser irdischen, jämmerlichen auf einem winzigen Gestirn, das ganz unselbstständig ist, um das sich nichts dreht? Kein Sinn liegt in unserm Elend, Hunger ist eben nur nichtgegesenhaben, keine Kraftprobe. Anstrengung ist eben sich Bücken und Schleppen, kein Verdienst. Verstehen sie da, dass ich aus dem Dekret der heiligen Kongregation [der Verketzerung der Werke Kopernikus]  ein edles mütterliches Mittleid, eine große Seelengüte herauslese?
Galilei: Seelengüte! Wahrscheinlich meinen sie nur, es sei nichts da, der Wein weggetrunken, ihre Lippen vertrocknen, mögen sie die Soutane küssen! Warum ist denn nichts da? Warum ist die Ordnung in diesem Lande nur die Ordnung in einer leeren Lade und die Notwendigkeit nur die, sich zu tode zu arbeiten? Zwischen strotzenden Weinbergen, am Rand der Weizenfelder! Ihre Campagnabauernbezahlen die Kriege, die der Stellvertreter Gottes in Spanien und Deutschland führen läßt. [...] Sie haben recht, es handelt sich nicht ums Universum sondern um die Campagna-BauernUnd kommen sie mir nicht mit der Schönheit von Phänomenen, die das Alter vergoldet hat! [...] Tugenden sind nicht an Elend geknüpft, mein Lieber. Wären die Leute wohlhabend und glücklich, könnten sie die Tugenden der Wohlhabenheit und des Glücks entwickeln. Jetzt stammen diese Tugenden Erschöpfter von erschöpften Ackern und ich lehne sie ab. [...] Soll ich ihre Leute belügen?
Der kleine Mönch: Es sind die allerhöchsten Beweggründe, die uns schweigen machen müssen, es ist der Seelenfrieden Unglücklicher!
 Galilei: [...] Als Belohnung dafür, dass ich ihren guten Eltern den Seelenfrieden lasse, offeriert mir die Behörde den Wein, den sie keltern im Schweiße ihres Angesichts, das nach gottes Ebenbild 
geschaffen ist. Würde ich mich zum Schweigen bereit finden, wären es zweifellos recht niedrige Beweggründe: Wohlleben, keine Verfolgung, etc.
Der kleine Mönch:  Ich bin Priester!
Galilei: Sie sind auch Physiker. Und sie sehen, die Venus hat Phasen. [...] Mein Schönheitssinn wird verletzt, wenn die Venus in meinem Weltbild keine Phasen haben darf! Wir können nicht Maschinen für das Pumpen von Wasser konstruieren wenn wir die größte Maschinerie, die wir vor Augen haben, die der Himmelskörper nicht studieren dürfen. Die Winkelsumme im Dreierck kann nicht nach Bedürfnissen der Kyrie abgeändert werden. Die Bahnen fliegender Körper kann ich nicht so berechnen, dass auch Ritte von Hexen auf Besenstilen erklärt werden.
Der kleine Mönch: Und sie meinen nicht, dass sich eine Wahrheit, wenn es Wahrheit ist sich durchsetzt auch ohne uns?
Galilei : Nein, nein, nein. Es sitzt sich nur so viel Wahrheit durch wie wir durchsetzen. Der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. Eure Campagnabauern schildert er ja scon wie das Moos auf den Hütten! Wie kann jemand annehmen, dass die Winkelsumme im Dreieck ihren Bedürfnissen widersprechen könne! Aber wenn sie nicht in Bewegung kommen und denken lernen, werden ihnen auch die schönstn Bewässerungsanlagen nichts nützen. Zum Teufel, ich sehe die göttliche Geduld ihrer Leute, aber wo bleibt ihr göttlicher Zorn
Der kleine Mönch:  Sie sind Müde!
Galilei Bist du ein Physikler, mein Sohn? Hier hast du die Gründe, warum das Weltmeer sich in Ebbe und Flut bewegt. Aber du sollst es nicht lesen hörst du. Ach, du liest schon? Du bist also ei Physiker? Ein Apfel vom Baum der Erkenntnis! Du stopfst ihn schon in dich hinein. Er isat ewig verdammt, aber du mußt ihn in dich hinein stopfen, du unglücklicher Esser! Ich denke manchmal, ich liesse mich unter der Erde in einen Kerker einsperren, zu dem kein Licht mehr dringt, wenn ich dafür erführe, was das ist: Licht. Und das ist das schlimmste: was ich weiß, dass muss ich weitersagen. Wie ein Liebender, wie ein Betrunkener, wie ein Verräter. Es ist ganz und gar ein Laster und führt ins Unglück. Wie lange werde ich es in den Ofen hineinschreien können- das ist die Frage.
--- Ende Zitat ---

Stammt aus dem Leben des Galilei, achter Aufzug (DDR-Werkausgabe von 1986), von Berthold Brecht. Hilft dir das weiter? Mir schon...           

Boba Fett:
Nein, denn ich kenne die Antwort auf die oben gestellte Frage!


--- Zitat ---Eine andere Frage ist, ob das Ansammeln von kulturellem Kapital erstrebenswert ist.
--- Ende Zitat ---

Ganz allgemein: Diese Frage muss jeder für sich selbst entscheiden.

Für mich: ja

Lord Verminaard:

--- Zitat von: Satyr am 10.03.2004 | 16:17 ---Ich habe ein Shakespear-Stück und einen japanischen Pornomanga- beide sind gleich gut, denn beide machen den Zielgruppen "Spaß". Ich habe ein Roman von Eco/Grass/Mann und ein Bergdoktor-Heftchen. Beide sind gleich gut, denn beide bereiten den Lesern "Spaß".
Wird verstanden, worauf ich hinaus will? Nun, ich glaube, dass Porno-Mangas, Bergdoktor-Heftchen und Munchkin-Metzelspiel schlechter sind in den genannten Vergleichen. Ich halte dies auch für völlig offensichtlich und glaube nicht, dass das diskutiert werden muß.

--- Ende Zitat ---

Und genau so sieht's doch aus! Endlich mal wieder vielversprechender Nachwuchs hier im GroFaFo! :D


--- Zitat ---"Wichsen ist auch schön, aber zu Tantra ist besser."
--- Ende Zitat ---

Lass uns das noch mal über ICQ diskutieren... ;)


--- Zitat ---Besser elitär als der kindische Versuch so zu tun, als ob wir alle gleich wären und in jedem Bereich gleich gut. Das ist schlichtweg bigott.
--- Ende Zitat ---

Yeah, gib's ihnen, du hast ja so recht, Bruder! >:D Und versuch nicht weiter, mit Fredi zu diskutieren, wenn er in dieser Stimmung ist, wirst du bei ihm keine Akzeptanz wecken können, egal wie redlich du dich bemühst :P .

Zwar stimme ich Jesto zu, wenn er sagt:


--- Zitat ---Manchmal muss es die Hackplatte vom Jugo/Serben/Kroaten sein und nicht die Nouvelle Cuisine...
--- Ende Zitat ---

Trotzdem würde ich nicht eine Sekunde zögern zu sagen, dass das "Le Canard" oder "Scherrer" in Hamburg bessere Küche anbieten als das "Grillrestaurant Dubrovnic". Auch wenn ich beides gerne esse.

Ich muss mal eines deutlich sagen: Diese ganze politisch korrekte Gleichmacherei hier im Forum, die von Boba und anderen mit der Beharrlichkeit einer Gebetsmühle propagiert wird, hängt mir zum Hals heraus. Mal ganz ehrlich. Wenn ich zu Teclador sage: "Och, ich finde, Cycronos ist eigentlich ein guter Rollenspieler", dann meine ich doch nicht damit: "Cycronos hat immer viel Spaß beim Rollenspiel"!!! Wer wollte von sich behaupten, dass er mit der besagten Aussage genau das gemeint hätte? Ich kaufe euch das nicht ab!

Ich meine mit dieser Aussage: "Er nimmt Rücksicht auf den SL und die Mitspieler. Er bleibt im Charakter und im Genre. Er ist kreativ. Er denkt sich interessante Charaktere aus. Er stellt diese Charaktere gut dar. Er ist unterhaltsam. Er geht auf seine Mitspieler ein. Er hat ein Gespür für Dramaturgie und unterstützt damit den Spannungsbogen." Das sind in meinen Augen Aspekte von gutem Rollenspiel.

Ja ja, bla bla, alles rein subjektiv, Goethe = Jerry Cotton. Wenn das wirklich eure Meinung ist... *kopfschüttel*

Sorry wenn ich irgendwem auf die Füße trete, besonders Boba, ich finde es sonst meistens ziemlich vernünftig, was du schreibst, aber das hier nicht. :-[ Das musste einfach mal raus.

Boba Fett:
@Lord V
Interessant ist, dass sich alle immer auf die Wertigkeit X ist gleich Y beziehen.
Nennen wir es doch mal beim Namen:

Was würdest Du denken, wenn Du Rollenspiel machst, auf Deine Weise (egal, wie das jetzt im einzelnen aussehen mag), und echt Spaß daran hast...
Und auf einem Con unterhälst Du Dich mit einem Mitarbeiter eines Verlages Deiner Wahl (Vorzugsweise des Verlages Deines Lieblingsrollenspiels) und bekommst dann zu hören:

"Was, so spielt Ihr? Mann! Ihr seid ja richtig schlechte Rollenspieler!"

Würdest Du das verstehen? Klar mag sein, dass der Typ 10 Jahre länger spielt und schon etliche Regelwerke geschrieben hat. Trotzdem wäre es unverständlich.
Ihr hattet mit Euren Charakteren und Abenteuern immer Spaß.
Die Sitzungen waren immer klasse und jeder hat sich jedesmal wieder auf die nächste Sitzung gefreut.
Wenn mal Zeit war, habt Ihr sogar Euren Spielleiter bekniet, mal ausserhalb der Reihe Termine anzusetzen, nur damit es weitergeht.

Und dann kommt einer und sagt Ihr seid schlechte Rollenspieler.

Es geht mir nicht darum zu sagen Pommes ist gleich Kaviar.
Es geht mir darum, dass es falsch ist zu behaupten, andere wären schlechte Spieler, obwohl die vielleicht in ihrer Runde viel mehr Spaß und Unterhaltung aus ihrer Art von Rollenspiel mitnehmen, als man selbst.
Mir ist auch egal, wie viel Leute pseudoelitäres Gequatsche an den Tag legen, von wegen "Rolle auscharakterisieren, Lebenslauf, schauspielerische Leistung" und solch einen Firlefanz.
Ja, kann sein, dass das Bestandteile des Rollenspiels sind.
Trotzdem ist es falsch Leute als schlechter hinzustellen, wenn sie genau das machen, was man mit Rollenspiel machen sollte: Spielen und Spaß daran haben.

Und selbst wenn die Typen pubertierende Nerds und Munchkins sind. Solange sie Spaß am Spiel haben, sind es gute Spieler. Egal, in welcher Liga sie spielen.

Es regt mich auf, wenn ich immer wieder hören muss, dass man ja ach so einen hohen Anspruch genügen muss, um ein guter Rollenspieler zu sein.
Das ist Schei**-elitär und der einzige Grund, warum jemand sowas behauptet kann doch nur sein, dass er andere erniedrigen möchte, um sich selbst einen höheren Status anerkennen zu können.

Beim Fußball regen sich alle auf, dass die oberste Liga nur noch aus Geldsäcken besteht, die sich für was besseres halten und nur noch der Kohle wegen spielen. Richtiger Fussball wird nur in den unteren Ligen gespielt. Da geht es noch um Fussball und nicht um Geld, Verträge oder andere Nebensächlichkeiten.

Aber beim Rollenspiel darf man die Kids, die vielleicht noch nicht abgeklärt sind und den Spaß an Weltenrettung und Vernichtung mit Gottgleichen Charakteren nicht verloren haben und mit ihren Stories Verlagsmitarbeiter in den Wahnsinn treiben herabwürdigen. Denn das sind ja keine echten Rollenspieler.
Das sind ja Kiddies, Munchkins, die zwar begeistert und echt bei der Sache aber stilistisch völlig daneben sind. Man selbst ist ja was besseres. Auch wenn man seit 2 Kampagnen mehr diskutiert als spielt...

Edit: Pardon für manch harte Wortwahl!
Aber es regt mich einfach auf.

Edit2: Kraftausdrücke entfernt!

Lord Verminaard:
Tja Boba, da sind wir einfach unterschiedlicher Auffassung. Bitte versteh mich nicht falsch, mir geht es nicht darum, irgendwelchen Leuten zu erzählen, dass sie schlechte Rollenspieler sind, und mich dann hinterher geiler zu fühlen. Ich benutze das Wort "guter Rollenspieler" ziemlich selten und das Wort "schlechter Rollenspieler" noch seltener, aber wenn, dann tue ich es, um zwischen Leuten zu unterscheiden, mit denen ich gerne spielen möchte, und solchen, mit denen es nicht möchte. Insofern könnte ich mich theoretisch schon darauf einlassen zu sagen: "Ist alles subjektiv." Will ich aber nicht, aus den Gründen, die hier insbesondere von Satyr schon genannt worden sind.


--- Zitat ---Was würdest Du denken, wenn Du Rollenspiel machst, auf Deine Weise (egal, wie das jetzt im einzelnen aussehen mag), und echt Spaß daran hast...
Und auf einem Con unterhälst Du Dich mit einem Mitarbeiter eines Verlages Deiner Wahl (Vorzugsweise des Verlages Deines Lieblingsrollenspiels) und bekommst dann zu hören:

"Was, so spielt Ihr? Mann! Ihr seid ja richtig schlechte Rollenspieler!"
--- Ende Zitat ---

Nun, erstens wäre ich ziemlich überrascht. Und zweitens würde mich brennend interessieren, warum er das denkt, und ich würde ihn sofort danach fragen.

Übrigens setze ich durchaus nicht meine Art Rollenspiel gleich gutes Rollenspiel. Ebensowenig muss ich, weil ich Thomas Mann für bessere Literatur halte als Dragonlance, auch Thomas Mann lesen. Ich persönlich ziehe es vor, Dragonlance zu lesen, aber ich würde mich niemals hinstellen und sagen: Thomas Mann ist auch nicht besser. Versteht ihr, worauf ich hinaus will?

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