Autor Thema: Gute und schlechte Rollenspieler  (Gelesen 28682 mal)

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Offline Der Nârr

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #25 am: 10.03.2004 | 20:15 »
Moment mal, willst du etwa damit sagen, dass der kulturelle Wert des Rollenspiels nichts mit guten und schlechten Rollenspielern zu tun hat? Dass sich ein guter Rollenspieler nicht durch den hohen kulturellen Wert definiert?

Im "Spaß"-Maßstab findet der kulturelle Wert seinen Platz, wenn ich als Spieler sage: Das Spiel soll möglichst tiefgründig sein, gerade von literarischer Tiefe sein und mich intelektuell auf neue Ebenen führen - dann macht es mir Spaß. Das ist ein persönliches Motiv, das ich festlegen kann, um zu bestimmen, wieviel Spaß es mir macht. Übergeordnetes Kriterium bleibt der Spaß, konkret auf mich bezogen ist es der kulturelle Wert des Ganzen.
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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #26 am: 10.03.2004 | 20:31 »

Ja, das ist auch gut so. "Spaß" heißt ja nur das man das Spiel,sowie es ist, genießt. Das kann auch heißen, daß die ganze Runde deprimiert wird, wegen dem was im Spiel gerade passiert ist. Wenn es allen gefällt, dann ist das "Spaß". Das "Spaß" in deinem Fall künstlerischen Anspruch heißt ändert ja nichts an der allgemeinen Anforderung des Spaßes.

Zumindest denke ich das.

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Ich praktiziere leidenschaftlich 4enfreude.

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Offline Coyote

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #27 am: 11.03.2004 | 08:21 »
Ich will eigentlich keinem so recht widersprechen, weil in einer derartigen Situaton imo alle Recht haben...
Aber ich kann meine Kriterien schildern:
Wenn man einen Spielabend erzählerisch rekapitulieren kann und andere Leute (Unbeteiligte) fasziniert sind, hatte man einen guten Spielabend...
Das ich als Spielleiter gut war merke ich dann, wenn es mir gelingt Emotionen in den Spielern zu wecken! Wenn ich also durch meine Darstellung den Paladin der Gruppe derart in Wut über die plündernden Orkbanden versetze, daß der Spieler sich vorlehnt und sich in der Wut des Charakters (auf die Orks!) wiederfindet, wenn er auch bei Offplaygesprächen zu einer Rückkehr ins Spiel drängt und seine Pizza kalt werden lässt, weil er jetzt endlich diese Bande stellen will.. dann weiß ich, daß ich gut war!
Und im Umkehrschluß wird auch der Spieler mich gut beurteilen, weil er etwas erlebthat. Wie in einem wirklich guten Film oder Buch wurde er von der Handlung gefangen genommen und ist darin aufgegangen...
Damit will ich Hack&Slay keinesfalls herunterputzen, weil das mächtig Spass machen kann, aber Spaß ist nur eine der Facetten dieser Sache! Ich bevorzuge wirklich die Bezeichnung Emotionen...
Ich hatte auch ne Menge Spaß in meiner 'Munchkinzeit'! Aber für das wahnsinnigste Erlebnis, an das ich jetzt (jahre später) immernoch verträumt zurückdenke, musste ich erstmal reifer und älter und vor allem erfahrener werden! Und wenn es einem als Spieler einmal gelungen ist die gesamte (siebenköpfige) Spielergruppe und den SL in seinen Bann zu ziehen betrachtet man das ganze aus einer anderen Position.

Starke Emotionen, die von den Charakteren im Spiel empfunden werden und auf den Spieler übergehen (und in diesem Sinne eine starke Charakteridentifikation auf emotionaler Ebene), sind für mich die Meßlatte der Spielqualität!

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #28 am: 11.03.2004 | 09:10 »
Diskussion zwecklos.
:o
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Offline Boba Fett

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #29 am: 11.03.2004 | 09:23 »
Zitat
Zitat
Wieso sollte ein Trivial-Roman qualitativ schlechtere Unterhaltung sein, als ein Umberto Eco oder Shakespeare?
Ich glaube wirklich nicht, dass man da drüber diskutieren muss sondern halte es für absolut offensichtlich.
Dann kannst Du es sicherlich begründen... 8)

Es geht mir nicht um eine kulturelle Begründung. Es geht auch nicht um irgendwelche elitären Definitionen von "Kunst". Rollenspiel ist ein Gesellschaftsspiel - ein Spiel.
Da ist das primäre Bewertungskriterium der Unterhaltungswert.
Es gibt sicherlich auch weitere Kriterien. Nur der "kulturelle Wert" ist ein von einer kleinen, sich selbst elitär definierenden Gruppe festgelegten Gruppe geschaffen.
Ich fechte die Gültigkeit dieses Wertes an! Es kann mir keiner erklären, warum der "kulturelle" Wert irgend eine Aussage über die Qualität machen kann, abgesehen von der Erklärung, dass er dazu dient, die, die seine Maßstäbe zu erfüllen als elitär zu erklären. Und diese halte ich für überflüssig.
Ich muss keine elitäre Gruppe schaffen, die sich selbst ein Maßstab schafft um zu erklären, warum sie elitär ist. Wenn ein solcher Maßstab nicht durch andere Werte begründet werden kann ist er wertlos.

Abgesehen davon: Selbst wenn es ein "kulturelles Bewertungskriterium" gibt, behaupte ich, ist dieses nicht so gewichtig, dass es das Kriterium des Unterhaltungswertes aufwiegt, da Rollenspiel in seiner Hauptfunktion ein Spiel ist und ein Spiel (absolut) primär nach seinem Unterhaltungswert gemessen wird.

Aber es konnte mir trotzdem niemand den Grund für die Existenz einer kulturellen Wertigkeit geben.

Zitat
Andersrum: Es gibt das "Schlechte Spiel"- glaube mir, ich mußte es oft nug ertragen, bis ich eine Spielrunde fand, in denen "Charakterdarstellung" gleich behandelt wurde mit "Schwanzlängenvergleich". Wenn es so etwas wie schlechtes Spiel gibt, mit Spielleitern, die das Spannungsniveau der Pollenflugwahrnung erreichen und mit Spielern, deren Engagement bei jeder Partie Kniffel höher liegt- wenn es also möglich ist, schlecht zu spielen- warum soll es dann kein gutes Spiel geben?

Ganz einfach:
Weil Du und möglicherweise nur Du, dieses als "schlecht" empfunden hast. Was, wenn die "Schwanzlängenvergleicher" es als sehr gut empfunden haben? Dann wäre die Gesamtmeinung positiv, weil mehrere Leute es als gut bewertet haben, und nur einer als schlecht?
Oder zählt nur Deine Bewertung?
Ja, tut es... in einer individuellen Bewertung kann nur Deine eigene Meinung gelten. Aber eine individuelle Bewertung kann niemals den Anspruch auf Allgemeingültigkeit nehmen. Wenn Du also für Dich sagst, kulturelle Wertigkeit ist primär, ist das okay, aber Du legst diese Maßstäbe allgemeingültig fest.
Auf ein "für mich zählt das kulturelle" lasse ich mich ein, aber "Kultur geht immer über Fun" nicht.

Und wenn Rollenspielerische Qualität nur über individuelle Kriterien zu bewerten ist, kann niemand behaupten, das andere schlechtere Rollenspieler wären oder schlechteres Rollenspiel betreiben würden.

Zitat
Nach Aristoteles wird 'das Gute' dadurch definiert, dass dies das ist, was der Großteil der Bürger/die Mitglieder der Gemeinschaft oder Polis wünschen.

Danach definiert jede Gruppe für sich, was gutes und was schlechtes Rollenspiel ist. Und danach kann keine Gruppe über die Qualität anderer Gruppen urteilen.
Danach wären die "Schwanzlängenvergleich Spieler" gute Rollenspieler, weil alle (bis auf einen) Spieler den Schwanzlängenvergleich als gutes Spiel definiert haben.

Der GruppenKonsens definiert die Qualitätskriteren.

Diese Definition gefällt mir.

Zitat
Wenn man einen Spielabend erzählerisch rekapitulieren kann und andere Leute (Unbeteiligte) fasziniert sind, hatte man einen guten Spielabend...
Das ich als Spielleiter gut war merke ich dann, wenn es mir gelingt Emotionen in den Spielern zu wecken!

Wenn andere Leute mit individuellen Maßstäben fasziniert sind, legst Du die Bewertung doch nur in deren Maßstäben fest.
Wenn jemand beispielsweise begeistert davon ist, wie lustig es zu geht, definiert der Witz als wichtig, ein anderer Spannung und ein dritter schauspielerisches Talent. Abgesehen davon, dass dies auch nur eine verlagerung auf individuelle Maßstäbe aussen ist, ist diese Bewertung noch von der Qualität des Übertragungsmedium abhängig.
Sprich: ist der Berichterstatter schlecht, wird die Bewertung auch nicht gut sein. War deswegen der das Spiel schlecht?

Wenn Du Emotionen bei Spielern weckst kann das für Deine Maßstäbe gut sein. Jemand, der aber Wert auf schauspielerische Qualtitäten legt, wird das als "nicht so gut" definieren.
Klar waren da die Qualitäten des Spielleiters gut. Aber wenn Du beispielsweise Angst bei einem Spieler weckst, dessen Charakter keine Angst haben dürfte (oder Wut bei einem sehr beherrschten Charakter), verhalten die Charaktere sich nicht rollengerecht.
Sprich: Spieleremotion zeugt von Atmosphäre, kann aber schlechtes Ausspielen der Rolle sein. Ist das gut oder schlecht?
Auch da werden die Meinungen auseinander gehen, also ist auch da wieder nur individuell bewertbar.

Zitat
Moment mal, willst du etwa damit sagen, dass der kulturelle Wert des Rollenspiels nichts mit guten und schlechten Rollenspielern zu tun hat? Dass sich ein guter Rollenspieler nicht durch den hohen kulturellen Wert definiert?

Ja, denn was ist "kultureller Wert"?
Kultureller Wert ist eine von einer Minderheit festgelegte Definition, die eigentlich nur alles, was nicht dieser Wertigkeit entspricht abwertet und ausgrenzt und alles was nach diesem Kriterium gut ist aufwertet und als "elitär" definiert.
Welche Maßstäbe werden bei kulturell bewertet und mit welchem Grund?

Zitat
Im "Spaß"-Maßstab findet der kulturelle Wert seinen Platz, wenn ich als Spieler sage: Das Spiel soll möglichst tiefgründig sein, gerade von literarischer Tiefe sein und mich intelektuell auf neue Ebenen führen - dann macht es mir Spaß. Das ist ein persönliches Motiv, das ich festlegen kann, um zu bestimmen, wieviel Spaß es mir macht. Übergeordnetes Kriterium bleibt der Spaß, konkret auf mich bezogen ist es der kulturelle Wert des Ganzen.

Unterhaltungswert ist sicherlich ein Kriterium für gutes Rollenspiel, aber bestimmt nicht das Einzige.
"Kultureller Wert" sollte ein eigenständiger sein. Ich würde "kultureller Wert" nicht dem "Unterhaltungswert unterordnen sondern diese nebeneinander stellen.

(Beitrag wird fortgesetzt, suche nur grad die quotes zusammen...)
« Letzte Änderung: 11.03.2004 | 11:02 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Fanti

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #30 am: 11.03.2004 | 09:24 »
@Coyote:
Also gibst Du damit dem Rollenspiel (für Dich = subjektiv) die - schon oben erwähnte - ZIELSETZUNG: "Rollenspiel soll Emotionen wecken".
Das ist ja durchaus legitim...

Generell sehe ich es aber auch so wie viele meiner Vorredner, daß es schwierig ist eine Bewertung in "gut" und "weniger gut" vorzunehmen, die über den Spaß-Faktor hinausgeht.

Anderes Beispiel:
Für einen Fußballfan ist es wichtig, daß seine Mannschaft das Spiel gewinnt- für einen lediglich Fußballinteressierten ist es wichtig, daß er ein schönes, spannendes Spiel sieht. Beides gleichzeitig ist natürlich noch besser. Leider lassen sich bestimmte Aspekte nicht unter einen Hut bringen - wie eben Storytelling und Hack&Slay im Rpg. Da zählt nur der persönliche Geschmack....

Offline Coyote

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #31 am: 11.03.2004 | 09:44 »
Ich will damit keineswegs die Wertungen anderer in Frage stellen! Persönliche Zielsetzungen sind im Endeffekt indiskutabel...
Aber natürlich erhoffe ich mir Resonanz. Un dich betrachte meine Zielsetzung als (für mich und zunächst nur für mich) logische Erweiterung von einfachem Spaß. Ich unterstelle auch niemandem schlechtes Rollensoiel! Einzig die Kompatibilität zwischen meiner Art zu spielen und der Art bestimmter Individuen hat in der Vergangenheit manchmal zu einem Zerwürfnis mit Mitspielern geführt...
Außerdem bin ich natürlich egomanisch und selbstverliebt genug zu glauben ich habe den Stein der Weisen entdeckt und alle würden in Wahrheit auf das abzielen, was ich eben schrieb, auch wenn sie sich dessen nicht bewußt sein mögen... ;)

Coyote
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Ludovico

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #32 am: 11.03.2004 | 10:02 »
Meine Meinung im Großen und Ganzen ist, daß es keine guten und schlechten Rollenspieler gibt, sondern vor allem verschiedene Spielstile und natürlich noch Anfänger und Fortgeschrittene.
Aber nichts davon ist besser oder schlechter, denn es ist immer noch Geschmackssache.

Boba Fett schrieb:
Zitat
Wieso sollte ein Trivial-Roman qualitativ schlechtere Unterhaltung sein, als ein Umberto Eco oder Shakespeare?

Ich glaube wirklich nicht, dass man da drüber diskutieren muss sondern halte es für absolut offensichtlich. 

Also ich finde das schon diskussionswürdig.
Ich hab selber in der Schule gehockt und dieses grauenvolle Buch, welches Homo Faber genannt wird und von einem gewissen Max Frisch geschrieben wurde, lesen müssen und mich zu Tode gelangweilt.
Das Buch ist ja sowas von langweilig.
Harry Potter oder ein Buch von Odom wäre mir tausendmal lieber gewesen als dieser Schund (meiner Meinung nach).

Minx schrieb:
Zitat
Es gibt nicht "Das Gute", von "Dem Richtigen" ganz zu schweigen, wenn jemand also Spaß damit hat und niemand anderem dabei den Spaß verdirbt dann ist das gut, im Rollenspiel und außerhalb.

Andersrum: Es gibt das "Schlechte Spiel"- glaube mir, ich mußte es oft nug ertragen, bis ich eine Spielrunde fand, in denen "Charakterdarstellung" gleich behandelt wurde mit "Schwanzlängenvergleich". Wenn es so etwas wie schlechtes Spiel gibt, mit Spielleitern, die das Spannungsniveau der Pollenflugwahrnung erreichen und mit Spielern, deren Engagement bei jeder Partie Kniffel höher liegt- wenn es also möglich ist, schlecht zu spielen- warum soll es dann kein gutes Spiel geben?
Zitat

Das, was Du schlechtes Spiel nennst, ist meiner Meinung nach eher einfach nur ein anderer Spielstil, der mit Deinem inkompatibel ist.
Wenn diese Leute Spaß an ihren Runden haben, ist das doch gut.
Sagen wir mal es so: Es ist Geschmackssache.
Es gibt schließlich genauso Leute, die Homo Faber ganz toll und qualitativ hochwertig finden und dann gibt es da Leute, die jederzeit einen Shadowrun-Roman diesem Werk vorziehen würden.


Offline Der Nârr

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #33 am: 11.03.2004 | 10:41 »
Die Frage ist: Wenn ich ein Buch wie "Homo Faber" mag weil es für mich einen Unterhaltungswert besitzt, schätze ich dann überhaupt unbedingt den kulturellen Wert? Es gibt so einige Klassiker, die ich durchaus unterhaltsam finde, aber ob ich da irgendetwas an Kultur mitnehme oder wertschätze, möchte ich mal dahingestellt lassen.
Fakt ist: In dem Moment, wo ich das noch so tolle Buch, sei es nun Faust, Nathan oder Ödipus, langweilig finde, geht der Unterhaltungswert gegen 0. Genauso ist es beim Rollenspiel: Da kann mir der Spielleiter noch so viele kompliziert ausgetüftelte Plots, brillant gespielte NSCs und überraschende Wendungen präsentieren, wenn ich nun mal auf Hack'n Slay stehe besitzt Hack'n Slay für mich den größeren Unterhaltungswert. Und der Unterhaltungswert ist nun mal das, worauf es bei einem Spiel ankommt. Für sich selber steht es nun aber jedem frei zu bestimmen, woraus er diese Unterhaltung gewinnt. Dem einen macht es Spaß, bei Bier und Bretzeln ein paar Orks die Rübe einzuhauen, der nächste möchte Emotionen bei den Spielern wecken und wieder ein anderer möchte etwas für ihn kulturell anspruchvolles erleben. Jedem das seine.


Mir persönlich gefällt es, wenn ich im Spiel einen hohen Immersionsgrad erreiche und darin auch von den anderen Spielern unterstützt werde, also nicht ständig irgendwelche Diskussionen aufkommen der Art "Warum macht der das". Mir gefällt es, nicht groß über das Spiel meines Charakters nachzudenken, sondern ihn einfach zu spielen - und auch die Emotionen des Charakters mitzuerleben. Mir gefallen Probleme und Herausforderungen, die zu lösen sind. Mir gefällt es, wenn ich nicht der einzige bin, der sich am Spiel beteiligt, und immer ich alleine mit den NSCs reden muss, sondern die anderen auch mal das Wort ergreifen. Ich brauche keine komplexen Plots, auch geradlinige Abenteuer gefallen mir gut. Ich mag es, gute Menschen, eben "Helden" zu spielen, egal, ob sie nun Raumschiffpiloten, Zauberer oder Barbaren sind. Mir gefällt es, über einen langen Zeitraum die Entwicklung des Charakters zu beobachten, seine Stärken und Schwächen kennenzulernen und zu beobachten, wie er sich im Wandel der Zeit verändert.

Das sind die Dinge, aus denen ich meinen Spaß, meinen Unterhaltungswert beim Rollenspiel ziehe. Ich bin kein method actor, ich erhebe keinen kulturellen Anspruch, ich bin kein hack'n slayer, ich bin kein casual gamer, ich bin kein Powergamer, ich bin kein Munchkin, ich bin kein Storyteller. Ich will sein schlicht und einfach ein Rollenspieler. Ob ich ein guter oder schlechter Rollenspieler für meine Runde bin, dass müssen andere entscheiden, aber ich weiß, wann mir das Rollenspiel Spaß gemacht hat.
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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #34 am: 11.03.2004 | 13:27 »
@Fredi der Elch
Auch das Weglassen einer Bewertung enthält eine solche- nämlich die der Gleichberechtigung. Das GNS-Modell geht von drei tendentiell gleichberechtigten Spielweisen aus, die anhand eher schwammigen Trennlinien in Schubladen gepackt werden.
Ich gehe nicht von einer Gleichberechtigung der Spielweisen aus, sondern viel mehr davon, dass man immer besser spielen kann, wobei ich überhaupt nicht vorgreife, was futes Spiel eigentlich ist (ich sage, was schlechtes Spiel ist, das schon. Meine Definition- spannende Geschichten, interessante Charaktere, Harmonie in der Gruppe- halte ich nicht für irgendeinen überhöhten Anspruch, sondern eine Art Grundvorraussetzung. Ich will niemandem vorschreiben, wie er zu spielen hat- da hat eh jeder seinen individuellen Stil, und das ist gut so. Aber gleichzeitig erachte ich es als notwendig, einen "Idealzustand" anzustreben. Das gute Rollenspiel, von dem ich rede, ist nichts, was praktiziert wird sondern etwa, nach dem gestrebt wird. Der Ehrgeiz, sich selbst bzw. seine Spielweise zu verbessern halte ich für relativ wichtig.

Fredi schrieb:
Zitat
Und wie ist das mit Hetro- und Homo-Sex? Ist das etwa auch so leicht, da zu sagen, das eine ist besser als das andere...??

Nun, worauf du hinaus willst sind in meinen Augen unterschiedliche Genres oder Spielweisen; das steht aber völlig ausserhalb meines Bewertungsschema. Ich will mir gar nicht anmaßen, zu sagen, welche Sache "besser" ist, ich will nur sagen, was gut ist und was schlecht (ja, da gibt es einen Unterschied).

Fredi der Elch schrieb:
Zitat
Ist Kubismus schlecht?

Nein, Aber das ist was völlig anderes. Kubismus ist ein Genre, keine Qualitative Einstufung. Es gibt gute und schlechte kubistische Bilder, wie es gute und schlechte Fotografien, Gedichte oder Musikstücke gibt.
Die Qualität derselben hat auch nichts damit zu tun, ob man Spaß da dran hat. Ein Beispiel: Beethoven. Großer Komponist. Gute Musik, quasi legendär. Ich kann neidlos anerkennen, dass Beethoven ein wesentlich besserer Musiiker war als ich es je sein werde (gut, ich bin einer der drei unmusikalischsten Menschen der Welt und die anderen beiden sind taub...). Es ist gesellschaftlicher Konsens, dass Beethoven "gute Musik" ist- aus dem einfachen Grund, weil die Sachen, die er komponierte, verdammt gut sind.
Als Gegenstück dazu: Die Sex Pistols. Dreigriffakkorde, ein Schlagzeug, dass einen anderen Takt spielt als der Bassist, ein gröhlender, disharmonischer Sänger. Verdammt, es ist eine grottenschlechte Band. Aber sie rocken. Ich persönlich kann mit den Sex Pistols mehr anfangen als mit Beethoven. Ich weiß, dass Beethoven wesentlich besser war, aber ich kann zu Beethoven nicht hotten, und ich habe großen Spaß da dran, nächte lang die Sex Pistols an u hören und mir einen Muskelkater zu ertanzen. Die SP sind in dem Bereich Musik wesentlich mieser. Aber mir sind sie wichtiger und näher. Objektiv gesehen (so gut man das eben bei Kunst probieren kann) ist Beethoven besser, subjektiv die Sex Pistols.

Freddi der Elch schrieb:
Zitat
Und wenn die kleine, elitäre Gemeinschaft morgen zur Bücherverbrennung aufruft, weil das alles Schund ist, bist Du natürlich an Vorderster Front dabei. Schon klar.
Will sagen: die Elite muss nicht immer recht haben und es lohnt sich immer, sie mal zu hinterfragen. Auch für Dich, denn Du bist bestimmt nicht die Elite.

Nö. Weder bin ich "Elite" (nur elitär), noch sind meine Ansichten die Gebote, die in Stein gemeisselt gehören. Ich habe eine Meinung, und die ist so gut wie jede andere auch. Ich strebe nur nach konsequenter Verbesserung. Ich kenne einige Spielleiter, die wesentlich besser sind als ich, bzw. nicht so schwankend gut (ich bin nicht schlecht, aber ich habe gelentlich meine Hänger und mache dann ziehmlichen Murks).
Weitergehend würde ich sogar sagen, dass es im Rollenspielbereich gar keine richtige Elite geben kann, weil Erfahrungen nur sehr schwer vermittelt werden können. Im kleinen, lokalen Rahmen geht das- wenn alle Rollenspieler von Kuhdorf mit Heinz gespielt haben und Heinz als Spielleiter verehren, dann ist Heinz die Elite.
Eine Elite bildet sich aus Anerkennung,  nicht da draus, dass man sich dazu aufschwingt.

Mc666beth schrieb:
Zitat
Es mag sein das es einen Unterschied zwischen einen  Trivial-Roman und einen Grass gibt. Nur ist der Trivial-Roman doch unterhaltsamer, zumindest in meinen Augen. Und gleiches kann man auch über RPG sagen. Anspruchslose Abenteuer mal zwischen durch machen auch Spaß.

Wie gesagt, Qualität und Nutzbarkeit sind zwei paar Schuhe, wier mein obiges Beispiel von Sex Pistols und Beethoven verdeutlichen sollte.

Teclador schrieb::
Zitat
Satyrs Argumentation hat einen Sytax-Fehler.
Er spricht die ganze Zeit von unumstößlichen Unterschieden in der "Qualität". Aber was sagt das den bitte aus? Erstmal rein garnichts.
Qualität sagt nämlich nur etwas darüber aus ob etwas gut, besser, schlechter oder was auch immer ist. Sinn macht das ganze erst wenn man die Qualitätsskala benennt.
Und genau das tut Satyr nicht. Das wovon er die ganze Zeit redet könnte man mit "Tiefe" oder "literarischem Wert" etikettieren.

Es hat wer gefunden! Es hat wer gefunden!
In der Tat versuche ich gar nicht, irgendwas oder irgendwen zu bewerten. Ich verwende keine Begriffe wie U- und E-Kultur und ich will niemanden in irgend etwas rein pressen.
Das heist aber nicht, dass es keine guten Rollenspieler, bzw. schlechte Rollenspieler gibt- so wie es gute oder schlechte Bücher gibt, bei denen ja auch die Qualitätsabstufungen eher schwammig sind.

Teclador schrieb:
Zitat
Dann machen seine Aussagen auch mehr Sinn. Klar hat der "Faust" eine höhere Qualität was die Tiefe angeht als meine Dragon Ball Z Comics. Bei der Unterhaltung liegt die Qualität bei DBZ aber weitaus höher

Hier greift wieder die objektiv-subjektiv Schere. Objektiv gesehen (ja ich weiß, man kann Kulturgüter nicht objektiv betrachten, also sollte man das objektiv als "so objektiv wie möglich" lesen) ist der Faust besser. Subjektiv gesehen kannst du persönlich mit Dragon Ball mehr anfangen (ich nicht, ich empfand die Comics als Zumutung mit sehr großem Autsch!-Effekt, aber das hat hier nix zu suchen)

@Boba:
Nun ja, es ist meine Prämisse. Aber Da es eine allgemein anerkannte Prämisse ist, ist das schon okay. Wenn man davon auisgeht, dass eh alles gleich gut ist- wozu dann bemühen? Warum soll ich mir als Autor den Arsch aufreissen und was richtig Gutes schreiben, wenn's ein Roman à la Pilcher es auch tut? Warum soll ich eine Kunsthochschule besuchen, wenn das Ergebnis eh nicht besser ist als die Kritzelleien einer dreijährigen? Warum sollte ein Architekt ein praktisches und hübsches Haus bauen, wenn's ein Plattenbau auch tut? Warum den Herrn der Ringe verfilmen, wenn man auch Braindead II machen kann?
Wozu braucht man dann so etwas wie das Weltkulturerbe oder Bibliotheken?
Entweder du erkennst die Exisatenz von qualitativen Unterschieden an- gemessen an Hand eines nur schwer genauer darstellbaren gesellschaftlichen Konsenses, oder du tust es nicht. Ich tu's, und ziehe da draus den Schluß: "Wenn es unterschiedliche gute Leistungen gibt, dann sollte man danach streben, das beste- oder zu mindest das best mögliche- zu erreichen."
Erkläre mir, warum dieser Schluß falsch ist, und ich halt die Fresse. Ehrenwort.

Ludovico hat geschrieben:
Zitat
Ich hab selber in der Schule gehockt und dieses grauenvolle Buch, welches Homo Faber genannt wird und von einem gewissen Max Frisch geschrieben wurde, lesen müssen und mich zu Tode gelangweilt.

Nun, wie schon gesagt: Es gibt Qualität und es gibt die subjektive Freude an der Materie. (Ich habe Homo Faber übrigens sehr genossen und mehrere Male gelesen- ist nicht gerade eines meiner Lieblingsbücher, aber es ist sehr gut geschrieben und tiefgründig).

Ludovico hat geschrieben:
Zitat
Das, was Du schlechtes Spiel nennst, ist meiner Meinung nach eher einfach nur ein anderer Spielstil, der mit Deinem inkompatibel ist.

Nun ja, ich bin da weniger tolerant. Anhand meiner Prämisse, jede Spielrunde besser zu machen als die vorhergehende, muß ich weniger tolerant sein, denn nur wenn man sich an etwas stört kommt auch die Bereitschaft, etwas zu ändern.
Und ehrlich gesagt, wer so spielt, wie es bei Munchkin persifliert wird, macht irgendwas fasch...





 


 

Ludovico

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #35 am: 11.03.2004 | 13:40 »
Zitat
Nun, wie schon gesagt: Es gibt Qualität und es gibt die subjektive Freude an der Materie. (Ich habe Homo Faber übrigens sehr genossen und mehrere Male gelesen- ist nicht gerade eines meiner Lieblingsbücher, aber es ist sehr gut geschrieben und tiefgründig).

Du scheinst leider den Fehler zu begehen und Qualität als ein objektives Kriterium zu betrachten.
Allerdings ist es so, daß Qualität den Nutzen, den eine Person aus einem Gut bezieht (Das ist die betriebswirtschaftliche Definition aus dem Bereich Marketing/Vertrieb. Die allgemeine Definition sieht in etwa so aus: Qualität ist die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produkts oder einer Tätigkeit, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung gegebener Erfordernisse bezieht.), beschreibt und somit ein subjektives Kriterium ist, vor allem bezogen auf solche Sachen wie Literatur und Rollenspiele.

Zitat
Anhand meiner Prämisse, jede Spielrunde besser zu machen als die vorhergehende, muß ich weniger tolerant sein, denn nur wenn man sich an etwas stört kommt auch die Bereitschaft, etwas zu ändern.

Was macht Deiner Meinung nach eine Spielrunde besser als die andere?
Ist außerdem nicht irgendwann ein Höhepunkt erreicht.
« Letzte Änderung: 11.03.2004 | 13:43 von Ludovico »

Offline Fredi der Elch

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #36 am: 11.03.2004 | 13:42 »
Eine Elite bildet sich aus Anerkennung,  nicht da draus, dass man sich dazu aufschwingt.
Die wirst Du mit Deiner Einstellung hier wahrscheinlich nicht bekommen... ;) Lies Dir die Mehrheit der Beiträge einfach mal durch.

Und da wir damit die Elite sind, ist Deine Theorie schlecht. Ätsch! ;D

Aber wie gesagt, Jesto hat den Punkt: Postmodern oder nicht. Und ich bin kein Kunsthistoriker und deswegen... Diskussion unnütz.
Where is the fun at? - The rules should tell me clearly - And how to get there
- Don't try to make me feel like I live there, make me care about it. -

Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Teclador

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #37 am: 11.03.2004 | 13:47 »
Es hat wer gefunden! Es hat wer gefunden!
In der Tat versuche ich gar nicht, irgendwas oder irgendwen zu bewerten. Ich verwende keine Begriffe wie U- und E-Kultur und ich will niemanden in irgend etwas rein pressen.
Das heist aber nicht, dass es keine guten Rollenspieler, bzw. schlechte Rollenspieler gibt- so wie es gute oder schlechte Bücher gibt, bei denen ja auch die Qualitätsabstufungen eher schwammig sind.

Hier greift wieder die objektiv-subjektiv Schere. Objektiv gesehen (ja ich weiß, man kann Kulturgüter nicht objektiv betrachten, also sollte man das objektiv als "so objektiv wie möglich" lesen) ist der Faust besser. Subjektiv gesehen kannst du persönlich mit Dragon Ball mehr anfangen (ich nicht, ich empfand die Comics als Zumutung mit sehr großem Autsch!-Effekt, aber das hat hier nix zu suchen)

@Saytr: Du sprichst schon wieder davon, dass "so objektiv wie möglich" gesehen, dies und jenes eine bessere Qualität hat als vergleichbare Werke, Stücke etc. Aber jetzt erklär mir armen Unwissenden doch bitte worin den dieser unumstössliche Qualitätsunterschied liegt!

Bleiben wir beim Faust vs. DBZ Beispiel. Erklär mir bitte warum Faust objektiv besser ist, ohne dabei zwischen Unterhaltungswert/ literarischem Wert/Tiefe zu unterscheiden.
Ich verstehe nämlich immer noch nicht was sich hinter deiner "objektiven Qualität" eigentlich verbirgt.

Offline Wawoozle

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #38 am: 11.03.2004 | 13:55 »
Hier greift wieder die objektiv-subjektiv Schere.

Die gibt es in diesem Fall nicht.

Objektiv gesehen

Dieser Aussage widersprichst Du mit:

(ja ich weiß, man kann Kulturgüter nicht objektiv betrachten, also sollte man das objektiv als "so objektiv wie möglich" lesen)

"so objektiv wie möglich" setzt immer noch Objektivität vorraus, die in dieser Frage nicht möglich ist.

Damit hast Du dich, für diese Diskussion, disqualifiziert.
Ihr wollt doch alle den Nachtisch zuerst !

Offline Boba Fett

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #39 am: 11.03.2004 | 13:59 »
Zitat
In der Tat versuche ich gar nicht, irgendwas oder irgendwen zu bewerten. Ich verwende keine Begriffe wie U- und E-Kultur und ich will niemanden in irgend etwas rein pressen.
Das heist aber nicht, dass es keine guten Rollenspieler, bzw. schlechte Rollenspieler gibt- so wie es gute oder schlechte Bücher gibt, bei denen ja auch die Qualitätsabstufungen eher schwammig sind.

Zitat
@Boba:
Nun ja, es ist meine Prämisse. Aber Da es eine allgemein anerkannte Prämisse ist, ist das schon okay. Wenn man davon auisgeht, dass eh alles gleich gut ist- wozu dann bemühen? Warum soll ich mir als Autor den Arsch aufreissen und was richtig Gutes schreiben, wenn's ein Roman à la Pilcher es auch tut? Warum soll ich eine Kunsthochschule besuchen, wenn das Ergebnis eh nicht besser ist als die Kritzelleien einer dreijährigen? Warum sollte ein Architekt ein praktisches und hübsches Haus bauen, wenn's ein Plattenbau auch tut? Warum den Herrn der Ringe verfilmen, wenn man auch Braindead II machen kann?
Wozu braucht man dann so etwas wie das Weltkulturerbe oder Bibliotheken?
Entweder du erkennst die Exisatenz von qualitativen Unterschieden an- gemessen an Hand eines nur schwer genauer darstellbaren gesellschaftlichen Konsenses, oder du tust es nicht.

Ich tu's, und ziehe da draus den Schluß: "Wenn es unterschiedliche gute Leistungen gibt, dann sollte man danach streben, das beste- oder zu mindest das best mögliche- zu erreichen."

Erkläre mir, warum dieser Schluß falsch ist, und ich halt die Fresse. Ehrenwort.

Du vergleichst im Moment Äpfel mit Birnen...
Natürlich war Beethoven ein guter Musiker. Er war fachlich kompetent und hatte es drauf.
Sind die Sexpistols besser oder schlechter?

Darauf gibt es keine Antwort. Sie waren sehr wahrscheinlich fachlich weniger kompetent. Dafür treffen sie den Zeitgeist.
Sie sind aggressiver und ihre Inhalte sind wohl (heute) ansprechender.

Welche Musik ist jetzt besser?
Antwort: keine Antwort, denn es fehlen Informationen um die Frage zu beantworten, daher:
Gegenfrage: Welche Kriterien willst Du bewertet haben und welche Gewichtung haben die einzelnen Kriterien?

Genau das ist auch beim Rollenspiel notwendig.
Es gibt da kein globales "besser" und "schlechter".

Du kannst nicht sagen: Die Proleten aus Pusemuckel spielen völlig schlecht, weil sie nicht schauspielern können, auch wenn sie jede Menge Spaß dabei haben.

Wenn Du bewertest muss die Bewertungsgrundlage (die Kriterien) bekannt sein.
Da in solchen Dingen der persönliche Geschmack eine wichtige Rolle spielt gibt es kein globales "besser" und "schlechter", sondern nur ein individuelles.

"Munchkins mit Spaß sind schlechtere Spieler als..." ist falsch!
"Nach meinen Bewertungskriterien sind Munchkins mit Spaß schlechtere Spieler als..." kann man dagegn stehen lassen.

Warum sollte man dann versuchen "besser zu werden"?
Weiss nicht? Sollte man? Sollte das nicht jeder selbst entscheiden? Ich für meinen Teil möchte in vielen Dingen noch dazulernen und mich verbessern. In anderen Dingen reichen mir meine Fähigkeiten.
Andere Menschen sind zufrieden mit dem was sie können.
Auch das ist individuell und nicht global zu definieren.
(Auch da ist die Aussage: "Sich zu verbessern ist gut, stagnation ist schlecht!" nicht allgemeingültig aufstellbar.
Hein Blöd aus Pusemuckel kann dagegenhalten: "Nö, ich find faulenzen ist besser als sich zu verbessern, daher ist Stagnation gut und Verbesserung schlecht." Mit seinen Kriterien hat Hein Blöd recht.)

Warum werden dann irgendwelche Kunstwerke gebaut?
Weil es eben auch viele Leute gibt, die in ihrere individuellen Wertschätzung dieses als erstrebenswert erachten.

Sind hübsche Häuser besser als Plattenbauten? Ja und nein.
Ich bevorzuge mein Eigenheim. Aber ich kenne auch jemand, der mit seinem Eigenheim voll auf die Nase gefallen ist und denTag verflucht, als er aus seiner "Plattenbautenwohnung" ausgezogen ist. Ich kenne auch jemand, die sagt: Eigentum(swohnung oder Haus) will ich nicht, ich will flexibel bleiben, falls es mich beruflich in ein paar Monaten woanders hin verschlägt.
Was ist besser? Es gibt nur individuelle Lösungen.

Gäbe es die nicht, würde es dann Sinn machen Plattenbauten in die Welt zu stellen und Filme wie Street-Trash oder BrainDead zu drehen? Sie werden gedreht. Und sie finden auch Menschen, die diese Dinge gut finden.

Qualitäten lassen sich nur objektiv bewerten, wenn die Bewertungsgrundlagen bekannt sind.
Daher ist ein pauschales Urteil ohne Kriterien nicht möglich.
Das gleiche gilt übrigens auch für Statistiken.

25% aller Unfälle werden von Betrunkenen verursacht, impliziert auch, das 75% der Unfälle von nüchternen verursacht wird. man sollte also lieber betrunken Auto fahren, das ist sicherer... ;D
Blödes Beispiel. Aber auch bei Statisken muss man die Umstände angeben, sonst sagt eine Statistik gar nichts aus.
Nehmen wir das blöde Beispiel. Ich habe nicht gesagt, ob sich das auf Deutschland, Europa oder weltweit bezieht. Vielleicht habe ich auch nur Unfälle mit PKW einbezogen oder sind auch Fahrradunfälle betroffen.
Je nach dem, welche Kriterien man einsetzt können Aussagen plötzlich ganz andere Bewertungen bekommen.

Zum Kern der Sache: Ich teile sogar Deine Meinung, was Kunst, Kultur und Rollenspiel angeht. Ja, Leute die sich Mühe mit ihrer Rolle geben sind mir lieber und ich halte sie auch für gute Rollenspieler.
Der Unterschied: Leute die für sich Spaß haben, auch wenn sie in meinen Augen den größten Blödsinn anstellen, sind nicht schlechte Rollenspieler.
« Letzte Änderung: 11.03.2004 | 15:05 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Gast

  • Gast
Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #40 am: 11.03.2004 | 14:12 »
Die so-objektiv-wie-möglich-Theorie:
Die s.o.w.m.-Theorie besagt, dass man versuchen soll, so allgemeine Kriterienmaßstäbe wie möglich zu verwenden. Des weiteren geiert sie mit dem guten alten "Kunst kommt von Können, käme es von wollen, hiesse es Wulst" herum. Klar, es gibt keine objektive Bewertung von Kulturgütern. Aber ich kann versuchen, meine eigene Ansicht so weit wie möglich zurück zu schrauben und meinen Geschmack und meine persönlichen Vorlieben nicht mein Urteilsvermögen beeinflussen zu lassen- in letzter Konsequenz ist das nicht möglich, aber es gibt einen Unterschied zwischen "es ist scheisse, weil ICH es nicht mag" und "es ist technisch gut umgesetzt, und die Aussage ist klar und prägnant, aber mir gefällt es nicht."
Argh... ich habe heute irgendwie eine Rhetorikblocklade, daher die merkwürdigen Formulierungen. Ist klar, worauf ich hinaus will? 
Ich empfinde es einfach unfair, wenn man das jahrelange Engagement und die damit verbundene Leistung von bestimmten Leuten dadurch herabwürdigt, indem man es mit profanster Trvialliteratur auf eine Stufe stellt.

Offline Wawoozle

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #41 am: 11.03.2004 | 14:15 »
Ich empfinde es einfach unfair, wenn man das jahrelange Engagement und die damit verbundene Leistung von bestimmten Leuten dadurch herabwürdigt, indem man es mit profanster Trvialliteratur auf eine Stufe stellt.

Das ist deine persönliche Meinung, die Du mit Hilfe dieser Theorie in eine allgemein akzeptierbare Ansicht zu pressen versuchst.
Du stehst mit dieser Meinung sicher nicht allein, so lange es aber kein allgemein gültiges Verfahren gibt um Kunst oder Kulturgüter qualitativ objektiv bewerten zu können zieht diese Argumentation nicht.

Über Geschmack lässt sich streiten... sowohl ausdauernd als auch fruchtlos ;)
« Letzte Änderung: 11.03.2004 | 14:21 von Wawoozle »
Ihr wollt doch alle den Nachtisch zuerst !

Ludovico

  • Gast
Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #42 am: 11.03.2004 | 14:18 »
Nur mal ne Frage:
Ist "Der Herr der Ringe" auch Trivialliteratur?

Offline Jestocost

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #43 am: 11.03.2004 | 14:21 »
Bleiben wir doch bei der Kunst:

Da gibt es den Kanon, die Gesamtheit aller Werke, die in einer Kunstgattung von anerkannten Kunstexperten als wertvolle Kunst eingestuft werden. Ein neues Werk wird immer an dem Kanon gemessen und wird im Verhältnis zu diesem betrachtet. Manchmal passiert es auch, dass ein Künstler radikal mit den Mitteln bricht (Warhols Popart oder die Filz und Fett-Kunst eines Beuys.). Dennoch fügt dieses Werk dem Kanon einen neuen Aspekt zu.

Der Kanon jedoch selbst ist mehr oder minder beliebig, unterliegt politischen und gesellschaftlichen Strömungen. John Donne wurde erst als großer Künstler entdeckt, weil die Modernisten (T.S. Eliot bsw.) sich in ihm wider gesehen haben.

Jetzt übertragen wir das aufs Rollenspiel: Auf der einen Seite könnte ich einen Kanon 'wichtiger' Rollenspiele aufstellen. Von D&D über Vampire und Cthulhu bis zu Paranoia und nachgucken, was das tolle daran ist und warum.

Das sagt aber noch nichts über das Spielgefühl aus (oder die Wirkung eines Kunstwerks). Aber wir können davon ausgehen, dass der Rollenspielkanon Wirkung hinterlassen hat, weil bestimmte Elemente das Spiel unterstützen und sich bewährt haben und andere Sachen immer wieder erfolgreich kopiert wurden oder immer weiter ausgearbeitet
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Offline Jestocost

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #44 am: 11.03.2004 | 14:22 »
@Ludovico

Klar. Genauso wie Shakespeare.
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Ludovico

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #45 am: 11.03.2004 | 14:23 »
@Jestocost
War das jetzt Ironie?
Mein Problem ist, daß ich nicht verstehe, was Trivialliteratur ist.
Ist es Literatur, die einfach nur unterhalten will?
Dann wäre HdR auf alle Fälle Trivialliteratur.

Offline Roland

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #46 am: 11.03.2004 | 14:30 »
Diskussion zwecklos.
:o
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Offline Jestocost

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #47 am: 11.03.2004 | 14:32 »
Wie immer lautet die Antwort: Es gibt keinen Löffel.

Shakespare ist auch trivial und wollte nur unterhalten und musste es auch. Darum wimmelt es auch von Zoten und ähnlichem in seinen Werken. Aber da ist halt noch mehr drin.

Trivialliteratur ist eine sehr deutsche Angelegenheit. Du findest im anglo-amerikanischen Spachraum diese Unterteilung nicht. Klar gibt es so genannte 'genre fiction' - SF (Science Fiction oder auch Shop&Fuck novels, bodice rippers etc..)  die etwas belächelt wird, aber auch Werke, die dem Fantastischen oder der Science Fiction zugeordnet werden, gelten auch als hohe Literatur: Beispielsweise ist Margaret Atwoods Die Geschichte der Dienerin eigentlich ein SF-Roman, aber halt auch ein ernsthafter Roman über Historizismus (weil er auch die Frage stellt, was Geschichte und Geschichtsschreibung wirklich ist.) Und Frankenstein, der Roman von Mary Shelley wäre auch Trivialliteratur, ist aber gleichzeitig einer der wichtigsten Romane der Romantik.
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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #48 am: 11.03.2004 | 14:36 »
@Satyr:

Zitat
...aber es gibt einen Unterschied zwischen "es ist scheisse, weil ICH es nicht mag" und "es ist technisch gut umgesetzt, und die Aussage ist klar und prägnant, aber mir gefällt es nicht."...

Du bleibst mir immer noch zu allgemein. Ich kann auch eine vollkommen triviale Komödie technisch perfekt umsetzen, indem ich die Pointen richtig setze, das Spiel der Darsteller aufeinander abstimme und mein Herzblut in die Gestaltung der Szenerie setze (aus Sicht des Regieseurs).
All das macht er um eben den Unterhaltungswert durch sein handwerkliches Geschick möglichst zu maximieren.

Er hat eben nur eine andere Zielsetzung als Goethe mit seinem Faust.


Zitat
...Ich empfinde es einfach unfair, wenn man das jahrelange Engagement und die damit verbundene Leistung von bestimmten Leuten dadurch herabwürdigt, indem man es mit profanster Trvialliteratur auf eine Stufe stellt.

Ich kann dich verstehen. Trotzdem muss ich Wawoozle bei Pflichten. Ich sehe es so: Niemand nimmt dem Faust (ach den werden wir aber hier auch nie mehr los) seinen Spitzenstatus in der Weltliteratur nur weil er ihm einen großen Unterhaltungswert abspricht. Er ist und bleibt eines der wichtigsten Werke der Welt, aber eben nur dann wenn es um "literarischen Wert" geht.

Offline Roland

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Re: Gute und schlechte Rollenspieler
« Antwort #49 am: 11.03.2004 | 14:40 »

Ich empfinde es einfach unfair, wenn man das jahrelange Engagement und die damit verbundene Leistung von bestimmten Leuten dadurch herabwürdigt, indem man es mit profanster Trvialliteratur auf eine Stufe stellt.

Jahrelanges Engagement ist kein besonderer Hinweis auf Qualität, schon gar nicht im Rollenspielbereich.
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