@Fredi der Elch
Auch das Weglassen einer Bewertung enthält eine solche- nämlich die der Gleichberechtigung. Das GNS-Modell geht von drei tendentiell gleichberechtigten Spielweisen aus, die anhand eher schwammigen Trennlinien in Schubladen gepackt werden.
Ich gehe nicht von einer Gleichberechtigung der Spielweisen aus, sondern viel mehr davon, dass man immer besser spielen kann, wobei ich überhaupt nicht vorgreife, was futes Spiel eigentlich ist (ich sage, was schlechtes Spiel ist, das schon. Meine Definition- spannende Geschichten, interessante Charaktere, Harmonie in der Gruppe- halte ich nicht für irgendeinen überhöhten Anspruch, sondern eine Art Grundvorraussetzung. Ich will niemandem vorschreiben, wie er zu spielen hat- da hat eh jeder seinen individuellen Stil, und das ist gut so. Aber gleichzeitig erachte ich es als notwendig, einen "Idealzustand" anzustreben. Das gute Rollenspiel, von dem ich rede, ist nichts, was praktiziert wird sondern etwa, nach dem gestrebt wird. Der Ehrgeiz, sich selbst bzw. seine Spielweise zu verbessern halte ich für relativ wichtig.
Fredi schrieb:Und wie ist das mit Hetro- und Homo-Sex? Ist das etwa auch so leicht, da zu sagen, das eine ist besser als das andere...??
Nun, worauf du hinaus willst sind in meinen Augen unterschiedliche Genres oder Spielweisen; das steht aber völlig ausserhalb meines Bewertungsschema. Ich will mir gar nicht anmaßen, zu sagen, welche Sache "besser" ist, ich will nur sagen, was gut ist und was schlecht (ja, da gibt es einen Unterschied).
Fredi der Elch schrieb:Ist Kubismus schlecht?
Nein, Aber das ist was völlig anderes. Kubismus ist ein Genre, keine Qualitative Einstufung. Es gibt gute und schlechte kubistische Bilder, wie es gute und schlechte Fotografien, Gedichte oder Musikstücke gibt.
Die Qualität derselben hat auch nichts damit zu tun, ob man Spaß da dran hat. Ein Beispiel: Beethoven. Großer Komponist. Gute Musik, quasi legendär. Ich kann neidlos anerkennen, dass Beethoven ein wesentlich besserer Musiiker war als ich es je sein werde (gut, ich bin einer der drei unmusikalischsten Menschen der Welt und die anderen beiden sind taub...). Es ist gesellschaftlicher Konsens, dass Beethoven "gute Musik" ist- aus dem einfachen Grund, weil die Sachen, die er komponierte, verdammt gut sind.
Als Gegenstück dazu: Die Sex Pistols. Dreigriffakkorde, ein Schlagzeug, dass einen anderen Takt spielt als der Bassist, ein gröhlender, disharmonischer Sänger. Verdammt, es ist eine grottenschlechte Band. Aber sie rocken. Ich persönlich kann mit den Sex Pistols mehr anfangen als mit Beethoven. Ich weiß, dass Beethoven wesentlich besser war, aber ich kann zu Beethoven nicht hotten, und ich habe großen Spaß da dran, nächte lang die Sex Pistols an u hören und mir einen Muskelkater zu ertanzen. Die SP sind in dem Bereich Musik wesentlich mieser. Aber mir sind sie wichtiger und näher. Objektiv gesehen (so gut man das eben bei Kunst probieren kann) ist Beethoven besser, subjektiv die Sex Pistols.
Freddi der Elch schrieb:Und wenn die kleine, elitäre Gemeinschaft morgen zur Bücherverbrennung aufruft, weil das alles Schund ist, bist Du natürlich an Vorderster Front dabei. Schon klar.
Will sagen: die Elite muss nicht immer recht haben und es lohnt sich immer, sie mal zu hinterfragen. Auch für Dich, denn Du bist bestimmt nicht die Elite.
Nö. Weder bin ich "Elite" (nur elitär), noch sind meine Ansichten die Gebote, die in Stein gemeisselt gehören. Ich habe eine Meinung, und die ist so gut wie jede andere auch. Ich strebe nur nach konsequenter Verbesserung. Ich kenne einige Spielleiter, die wesentlich besser sind als ich, bzw. nicht so schwankend gut (ich bin nicht schlecht, aber ich habe gelentlich meine Hänger und mache dann ziehmlichen Murks).
Weitergehend würde ich sogar sagen, dass es im Rollenspielbereich gar keine richtige Elite geben kann, weil Erfahrungen nur sehr schwer vermittelt werden können. Im kleinen, lokalen Rahmen geht das- wenn alle Rollenspieler von Kuhdorf mit Heinz gespielt haben und Heinz als Spielleiter verehren, dann ist Heinz die Elite.
Eine Elite bildet sich aus Anerkennung, nicht da draus, dass man sich dazu aufschwingt.
Mc666beth schrieb: Es mag sein das es einen Unterschied zwischen einen Trivial-Roman und einen Grass gibt. Nur ist der Trivial-Roman doch unterhaltsamer, zumindest in meinen Augen. Und gleiches kann man auch über RPG sagen. Anspruchslose Abenteuer mal zwischen durch machen auch Spaß.
Wie gesagt, Qualität und Nutzbarkeit sind zwei paar Schuhe, wier mein obiges Beispiel von Sex Pistols und Beethoven verdeutlichen sollte.
Teclador schrieb::
Satyrs Argumentation hat einen Sytax-Fehler.
Er spricht die ganze Zeit von unumstößlichen Unterschieden in der "Qualität". Aber was sagt das den bitte aus? Erstmal rein garnichts.
Qualität sagt nämlich nur etwas darüber aus ob etwas gut, besser, schlechter oder was auch immer ist. Sinn macht das ganze erst wenn man die Qualitätsskala benennt.
Und genau das tut Satyr nicht. Das wovon er die ganze Zeit redet könnte man mit "Tiefe" oder "literarischem Wert" etikettieren.
Es hat wer gefunden! Es hat wer gefunden!
In der Tat versuche ich gar nicht, irgendwas oder irgendwen zu bewerten. Ich verwende keine Begriffe wie U- und E-Kultur und ich will niemanden in irgend etwas rein pressen.
Das heist aber nicht, dass es keine guten Rollenspieler, bzw. schlechte Rollenspieler gibt- so wie es gute oder schlechte Bücher gibt, bei denen ja auch die Qualitätsabstufungen eher schwammig sind.
Teclador schrieb:Dann machen seine Aussagen auch mehr Sinn. Klar hat der "Faust" eine höhere Qualität was die Tiefe angeht als meine Dragon Ball Z Comics. Bei der Unterhaltung liegt die Qualität bei DBZ aber weitaus höher
Hier greift wieder die objektiv-subjektiv Schere. Objektiv gesehen (ja ich weiß, man kann Kulturgüter nicht objektiv betrachten, also sollte man das objektiv als "so objektiv wie möglich" lesen) ist der Faust besser. Subjektiv gesehen kannst du persönlich mit Dragon Ball mehr anfangen (ich nicht, ich empfand die Comics als Zumutung mit sehr großem Autsch!-Effekt, aber das hat hier nix zu suchen)
@Boba:
Nun ja, es ist meine Prämisse. Aber Da es eine allgemein anerkannte Prämisse ist, ist das schon okay. Wenn man davon auisgeht, dass eh alles gleich gut ist- wozu dann bemühen? Warum soll ich mir als Autor den Arsch aufreissen und was richtig Gutes schreiben, wenn's ein Roman à la Pilcher es auch tut? Warum soll ich eine Kunsthochschule besuchen, wenn das Ergebnis eh nicht besser ist als die Kritzelleien einer dreijährigen? Warum sollte ein Architekt ein praktisches und hübsches Haus bauen, wenn's ein Plattenbau auch tut? Warum den Herrn der Ringe verfilmen, wenn man auch Braindead II machen kann?
Wozu braucht man dann so etwas wie das Weltkulturerbe oder Bibliotheken?
Entweder du erkennst die Exisatenz von qualitativen Unterschieden an- gemessen an Hand eines nur schwer genauer darstellbaren gesellschaftlichen Konsenses, oder du tust es nicht. Ich tu's, und ziehe da draus den Schluß: "Wenn es unterschiedliche gute Leistungen gibt, dann sollte man danach streben, das beste- oder zu mindest das best mögliche- zu erreichen."
Erkläre mir, warum dieser Schluß falsch ist, und ich halt die Fresse. Ehrenwort.
Ludovico hat geschrieben:Ich hab selber in der Schule gehockt und dieses grauenvolle Buch, welches Homo Faber genannt wird und von einem gewissen Max Frisch geschrieben wurde, lesen müssen und mich zu Tode gelangweilt.
Nun, wie schon gesagt: Es gibt Qualität und es gibt die subjektive Freude an der Materie. (Ich habe Homo Faber übrigens sehr genossen und mehrere Male gelesen- ist nicht gerade eines meiner Lieblingsbücher, aber es ist sehr gut geschrieben und tiefgründig).
Ludovico hat geschrieben:Das, was Du schlechtes Spiel nennst, ist meiner Meinung nach eher einfach nur ein anderer Spielstil, der mit Deinem inkompatibel ist.
Nun ja, ich bin da weniger tolerant. Anhand meiner Prämisse, jede Spielrunde besser zu machen als die vorhergehende,
muß ich weniger tolerant sein, denn nur wenn man sich an etwas stört kommt auch die Bereitschaft, etwas zu ändern.
Und ehrlich gesagt, wer
so spielt, wie es bei Munchkin persifliert wird, macht irgendwas fasch...