Die Story von BR 2049 kommt mir ein bisschen vor wie eine Hommage an Philip K. Dick.
Falsche oder eingebildete Zwillinge, die sich später als real herausstellen (oder eben nicht), kommen in seinen Geschichten mehrfach vor.
Dick hatte eine Zwillingsschwester, die kurz nach der Geburt an Unterversorgung starb, während er nur um Haaresbreite überlebte. Das hat ihn scheinbar so beschäftigt, dass er sie als Kind zu seiner "unsichtbaren Spielgefährtin" gemacht hat. Später ist daraus wohl die Frage entstanden, was ihn denn zur "echten" und sie zur "simulierten Person" machte, wenn es doch genauso leicht umgekehrt hätte sein können. Vielleicht war es ja auch umgekehrt. Vielleicht war er nur ein Android, der sich einbildete ein Mensch zu sein, und sie war in Wirklichkeit am Leben und die reale Person. Das führte wohl zur Idee von "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?", was dann viel später wiederum zu den "Ablegern" Blade Runner und BR 2049 führte.
Wie Philip K. stellt auch Officer K in BR 2049 sich die obige Frage, nur mit umgekehrten Vorzeichen (am Anfang des Films nimmt er an, kein "echter Mensch" zu sein) und weniger philosophisch als ziemlich dringend und existentiell. Eine Zeitlang sieht es ja auch so aus, als ob er zumindest zur Hälfte ein "echter, geborener Mensch" sein könnte, während seine "Zwillingsschwester" tot zu sein scheint. Während es bei PKD ein Gedankenexperiment bleibt, findet K aber dann heraus, dass sie tatsächlich noch lebt und er "nur" mit ihrer DNA geklont und ein "simulierter" Mensch ist.
Nennt mich einen Filmverschwörungstheoretiker, aber ich denke nicht, dass diese Parallelen Zufall sind. Vielleicht kommt das "K" in Officer K sogar von "Kindred". Immerhin könnte man ja fragen, wie sehr Menschen und Replikanten "verwandt" sind.
Jedenfalls hat mir der Film gut gefallen und ich konnte die Anspielungen auf den alten Blade Runner durchaus genießen. Beide Blade Runner Filme nehmen Elemente der PKD-Story und spielen damit, sodass sie sicher keine Verfilmungen von "Do Androids dream..." sind, aber meiner Meinung nach tun sie das mit richtig viel Atmosphäre, guten Ideen und großartigen Bildern. Schon der erste Blade Runner war ja künstlerisch mehr als angehaucht, 2049 kommt aber ein bisschen intellektueller daher, während der alte bei mir eher über das Gefühl wirkte, was aber beides nicht stört.
Zu der Frage, ob die Replikanten in Blade Runner (+2049) Roboter sind: in der heutigen Bedeutung des Wortes (künstlich intelligente Maschinen) sicher nicht. Eher so etwas wie Klone, von der DNS auf durchdesignt, wahrscheinlich in Hinsicht auf Menschen "verbessert" und mit einer "künstlichen Intelligenz" in dem Sinne ausgestattet, dass sie so etwas wie eine Programmierung haben müssen, um ihren Platz in der Gesellschaft nicht zu hinterfragen und "Sklavenarbeit" zu verrichten. Witzigerweise war aber genau das die Prämisse des Theaterstücks "R.U.R", in dem in den 1920er Jahren zum ersten Mal das Wort "Roboter" benutzt wurde. Später wurde es dann von dort auf Maschinen übertragen, die menschliche Arbeit verrichteten. Um es mal überspitzt zu formulieren: Replikanten sind keine Roboter, aber Roboter waren mal Replikanten.