In meinen Augen sind es vor allem zwei Punkte, die a/state von der Masse anderer Cyberpunk- und Dark Future-Systeme abheben.
Es sind dies der "viktorianische" und/oder "dickenssche" Einschlag (wohl je nachdem, wie man es betrachten möchte) zum einen, und die wie ich finde eher dezenten Horror-Aspekte zum anderen.
Das Setting von a/state ist auf eine einzelne, weitestgehend namenlose, Metropole, "The City", Die Stadt beschränkt, welche sich auf den ersten Blick kaum von den Megastädten anderen (herkömmlicheren?) Cyberpunks untescheidet.
Von der schieren, unfassbaren Grösse der bebauten Fläche, über den angehäuften Dreck, die Kriminalität und die quasi-anarchischen Zustände, bis hin zu den paramilitärischen Sicherheitsstreitkräften der allmächtigen acht Macrocorps, findet sich alles was "typische" finstere Stadtvisionen auszeichnet.
Arbeitslosigkeit, Brutalität, Hoffnungslosigkeit, Klassenunterschiede, Krankheit, Kriminalität, Mediengläubigkeit, sind - wie so oft - bestimmende Elemente der Gesellschaft.
Betrachtet man diese vertrauten Teile allerdings genauer, beginnt sich die erste Besonderheit von a/state zu offenbaren.
Die Waffen von Banden und Paramilitärs umfassen Tentenel Gefechtspanzerungen und Gausskarabiner ebenso wie Holzknüppel und Steinschlosspistolen, Glas und Stahl der Fassaden der Macrocorp Enklaven glänzen in grellem Neonlicht, während in den Slums von Mire End trübe Gaslampen über verottenden Bohlenbürgersteigen flackern, 3d Fernsehsignale wird gemeinsam mit Dataflow Paketen durch Glasfasernetzwerke gejagt und in stinkenden Hinterhofmanufaktoren werden auf rostigen handgesetzten Druckerpressen billige Zeitungen hergestellt.
Mr Scrooge trägt einen modern geschnittenen Anzug, während der kleine Tim immer noch auf seiner Holzkrücke entlang humpelt.
Die zweite Besonderheit, der Horror ist im Vergleich dazu eher von der subtilen Art. Es ist die Stimmung absoluter Hoffnungslosigkeit in Der Stadt, der ihn prägt, weniger die umgehende Schreckgestalt eines Jack the Ripper - oder etwas, im wörtlichen Sinne, noch viel Unmenschlicherem - obwohl auch solches in den Strassen und auf den Kanaläen der verfaulenden Metropole zu finden sein mag.
Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit prägen die Atmosphäre und verbergen vor den Augen der meisten Bewohner das Offensichtliche. Sinistere.
Niemand kann Die Stadt verlassen.
Welcome to The City.
You will never forget The City.
But The City will forget you.
mfG
jdw