Da entscheiden wohl Geschmack und Schwerpunkte. (Ich finde die Altmerkönigin z.B. äußerst gelungen, wie ich auch Sommersend großartig finde.)
Es geht nicht so sehr um die Spieltiefe (auch wenn ich finde, dass ESO da anderen MMOs die ich gespielt in vielen Punkten sehr gleicht) oder das Problem, von Single-Player-Rollenspielen verwöhnt zu sein. Vielmehr um Designphilosophie und der Tod der Originalität der Marke.
Spätestens seit Morrowind hatte Elder Scrolls begonnen, eine eigenständige Identität zu entwickeln. Die Kultur der Mer (vor allem Dunmer und Dwemer) war vermengt mit sci-fantasy Ansätzen und inspiriert von künstlerischen und thematischen Einflüssen von Moebius bis Dune zu Nausicaä und vielen anderen. Mer waren keine 08/15 Elfen mehr und entwickelten eine eigene Identität, die sich auch in ihrem Aussehen und ihrer Kultur niederschlug. Natürlich waren Altmer immer näher an dem Klischee dran, aber auch noch mit dem faschistischen Dominion in Skyrim ist man etwas andere Wege gegangen.
Eso-Ayrenn sieht nicht aus wie eine Altmer, sondern wie eine 08/15 Elfe aus generischer Fantasy und damit teilt sie das Schicksal der meisten Figuren im Spiel, auch was ihre Agenda angeht und diese aufgesetzten und zum Teil völlig unlogischen Bündnisse. Die Welt von ESO hat auch nur noch den Anstrich seiner ursprünglichen Originalität, das Innere wurde ebenfalls durch generische Fantasy ersetzt. Die Aschländer zum Beispiel sind zu einem ausgehöhlten Klischee von "schamanistische Nomaden" verkommen, was sich auch in ihren Quests niederschlägt.
Am offensichtlichsten wird das aber beim Morrowind-Addon. Das ist alles nur Farbe und Kulisse. Klar, sie haben den Look aus Morrowind größtenteils kopiert, aber das was dahinter stand einfach nicht verstanden oder verstehen wollen.
Ich hätte von einem MMO nie die immersive Spieltiefe eines Singleplayer-Rollenspiels erwartet. Wenn man es aber gewollt hätte, hätte man die Eigenständigkeit der etablierten Welt locker auch in das Format übertragen können. Wollte man aber nicht. 1. weil der Grundbau aus dem später ESO wurde ursprünglich ein ganz eigenes, generisches Fantay-Setting hatte und die Elder Scrolls Marke nur als Anstrich drübergepinselt wurde und 2. weil man im Anschluss hingegangen ist und die Eigenständigkeit mit generischer Fantasy weiter verwässert hat, um sie massentauglicher zu machen.
Ein Trend, der sich übrigens bei Elder Scrolls Legends fortgesetzt hat, was vermuten lässt, dass das jetzt die allgemeine, neue Designphilosophie ist. Und das frustriert / ernüchtert mich.