Umfrage

Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?

Mich interessiert nur sein Werk.
7 (9.2%)
"Eigenheiten" beeinflussen meine Meinung
20 (26.3%)
"Einstellung" beeinflußt meine Meinung
27 (35.5%)
"Vergangenheit" beeinflußt meine Meinung
18 (23.7%)
Ich beschäftige mich NIE mit den Autoren.
4 (5.3%)

Stimmen insgesamt: 33

Autor Thema: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?  (Gelesen 11811 mal)

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Offline YY

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Ist auch die Frage, wieviele eigene, persönliche Erfahrungen mit den jeweiligen Autoren wirklich existieren, und wieviel halt dann doch Hörensagen ist.

Joah.
Wobei ich schon zwei nennen könnte, bei denen ich aufgrund einer größeren Anzahl an Forenbeiträgen sagen würde:
Wenn der bei irgendwas den Hut auf hat, kann mir das Endprodukt nicht gefallen.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline D. M_Athair

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    • ... in der Mitte der ZauberFerne
Gibt es denn rollenspielautoren die sich in irgendeinerweise charakterlich positiv oder negativ auszeichnen?
Viele!

Negativ: John Wick, John Tarnowski (RPGPundit), Zak Smith, Anna Kreider, Fred Hicks, Mike Nystul, James Desborough, Cam Banks,  Jonathan Tweet, Tracy Hurley, Robert Bohl, Varg Vikernes, ...

Positiv: Greg Stafford, Greg Stolze, Rob Heinsoo, Rob Donoghue, Mark Truman Diaz, Graeme Davis, David Chart, Creighton Broadhurst ...


Die Gründe sind ganz unterschiedlich. Manche Leute kann man auch getrost in BEIDE Lager stecken.
Und der Witz ist: Es ist gar nicht so selten, dass Leute, die "das Herz am rechten Fleck haben" mit unmöglichen Personen zusammenarbeiten UND sogar befreundet sind. Und dann?



Ist auch die Frage, wieviele eigene, persönliche Erfahrungen mit den jeweiligen Autoren wirklich existieren, und wieviel halt dann doch Hörensagen ist.
Äußerungen lassen sich an vielen Stellen im Netz nachlesen, nachhören oder nachschauen. Es gibt Foren, Soziale Medien und Mail-Kommunikation.
Natürlich ist das was anderes als jemanden von Angesicht zu Angesicht her zu kennen, aber es ist eben auch kein "Nicht-Kennen".
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Huhn

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Dann nimmst du dir aber auch die möglichkeit ein gutes werk zulesen dasdir bei anderem autor gefallen hätte. ein reeller finanzieller einfluss ist der verlust eines lesers nicht. es bleibt bei einer geste ohne wirkung.
Naja nach der Logik hätte ich in der Zeit aber auch ein gutes Werk von einem mir sympathischen Menschen lesen können. Warum also Zeit verschwenden?

Und abgesehen davon beläuft es sich mit meinem hypothetischen Boykott ja nicht nur darauf, dass ich das Buch nicht kaufe, sondern auch, dass ich darüber, weil ich es nicht gelesen habe, nicht weiter sprechen werde und so auch keine Werbung dafür mache und, wenn ich die Sache als wichtig genug empfinde, mich auch anderen gegenüber aktiv dagegen ausspreche, es zu kaufen.

Den Einwand, dass ich als Einzelperson ja sowieso keinen Einfluss auf gar nichts hätte, empfinde ich als faule Ausrede und zudem als ziemlich deprimierend und allgemein lähmend, Natürlich habe ich als Einzelperson auf mich und mein Umfeld Einfluss. Akif Pirinci beispielsweise hat seinen Vertrag mit nem großen Verlag nach dem Prestigeschaden, den er verursacht hat, recht schnell verloren.

Und das geht ja auch im Rollenspielbereich. Ich würd keins der neuen Projekte von Mark Reinhagen unterstützen wollen und würde auch anderen, die mich danach fragen, erzählen, warum ich den Typen daneben finde.

Dass natürlich nicht immer alles so klar und einfach ist, dürfte wohl logisch sein. Aber es schadet ja nicht, ein paar Grundsätze zu haben, an denen ich mich bei meiner Entscheidungsfindung orientieren kann.

ErikErikson

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Ich persönlich bin immer froh wenn ich was zu lesen finde das mir gefällt.ich hab da so weig Auswahl das ich gar nicht so schnell ne alternative hätte war ich bei autorencharakteren wählerisch.

Was den einfluss von einzelkonsumenten auf medien angeht bin ich postillongeprägt mit dem satz "ein leser weniger". ein leser hat nunmal keinen einfluss durch nichtkonsum auf ein halbwegs erfolgreiches werk. Wie du sagst kann man aber durchaus aktiv werden und dem autor anderweitig das leben schwer machen, keine frage.

Offline felixs

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es bleibt bei einer geste ohne wirkung.

Aus einem bestimmten Blickwinkel gesehen ist das ganze Leben eine Geste ohne Wirkung.
Aus einem anderen nicht.
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich ganz woanders, es kommt aber eben darauf an, herauszufinden, wo das andere liegt und was es sein könnte. Das ist halt Dialektik, dialektische Ethik wenn man so will. Man kann das aber nicht so "handwedeln" (um einen hier beliebten Ausdruck zu verwenden).
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ErikErikson

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Leut ihr macht mich fertig. Es ist halt so, das es auf einen leser nicht ankommt. So der nicht einen feldzug startet und den autor vor gericht zerrt oder ähnliches. mag ja sein das sich der Leser dann besser fühlt aber es hat keine Wirkung im sinne einer verbesserung derlage.

Offline Chruschtschow

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Aber ist das der einzige, der sich im stillen Boykott abwendet? Ich stärke dann doch lieber schweigsam meinen stillen Mitboykottierern den Rücken, statt mir in Selbsthass angewidert weiter moralische Wunden zuzufügen. :)
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Offline felixs

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Es ist sogar eine sehr große Verbesserung der Lage, wenn ich mich besser fühle, weil ich eine ethisch vertretbare Entscheidung getroffen habe, anstatt das zu tun, was Chruschtschow oben so schön formuliert hat.

Abgesehen davon kann man ja über genau dieses Problem auch diskutieren, so wie wir es hier tun. Und das hat dann Auswirkungen (zumindest hat es welche auf mich).
« Letzte Änderung: 18.01.2017 | 21:45 von felixs »
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ErikErikson

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Stimmt aber hält das z.b. rhein-hagen auf? Nein. Er ist weiter in der lage sich in interviews als vampire erfinder zu profilieren usw. Während man sich also einerseits moralisch gut fühlt treibt das böse weiterhin sein unwesen.

Offline felixs

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Kurze Selbstkritik: Mein Statement bezüglich Lovecraft am Anfang dieses Fadens ist so nicht richtig.

Die dort angesprochene Stelle über Lovecraft ist in Joshi: H. P. Lovecraft. Leben und Denken. In: Rottensteiner (Hg): H. P. Lovecrafts Kosmisches Grauen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1997. Dort ca. S. 24-30.
Nach Joshi verändert sich Lovecrafts Rassismus zwar, er gibt ihn aber nicht auf. Stattdessen entwickelt es sich eher von einem emotionalen Hassrassismus zu einem rationalisierten Kulturrassismus.

Man sollte das sicherlich immer noch schlimm finden. Es fallen dann aber wirklich viele Autoren durch - eine Vorliebe für nordisches Angelsachsentum ist ja gerade so typisch für "traditionelle" Fantasy. Die meisten wirklich progressiven Autoren (bzw. mir fällt gerade nur Moorcock ein - evtl. M.A.R. Barker, bin mir aber nicht so sicher) nehmen davon ja auch Abstand.
Jedenfalls, auch das spricht Joshi an (S. 26f) entwickelte Lovecraft in seinem Leben einige progressive Positionen, die ihn durchaus in die Nähe der Sozialdemokratie brachten. Er beschäftigte sich dabei auch mit "Sozialismus". Man kann annehmen, dass Lovecraft sich - hätte er länger gelebt - vielleicht noch weiter entwickelt hätte. Vielleicht auch nicht. Aber ihn zu verdammen geht, meine ich, etwas zu weit. Zumal wenn man ihn mit völlig ungeläuterten Rassisten wie Vikernes vergleicht.
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Offline felixs

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Stimmt aber hält das z.b. rhein-hagen auf? Nein. Er ist weiter in der lage sich in interviews als vampire erfinder zu profilieren usw. Während man sich also einerseits moralisch gut fühlt treibt das böse weiterhin sein unwesen.

Keine Ahnung. Geht es um Mark Rhein-Hagen? Hat der was mit Vampire und der WoD zu tun? Weiß ich kaum etwas drüber (außer, dass ich das Zeug nicht lesen mag).
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Offline Chruschtschow

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Stimmt aber hält das z.b. rhein-hagen auf? Nein. Er ist weiter in der lage sich in interviews als vampire erfinder zu profilieren usw. Während man sich also einerseits moralisch gut fühlt treibt das böse weiterhin sein unwesen.
Ist er doch auch zusammen mit Stuart Wieck und Graeme Davis. Oder kommt da jetzt etwas, das für mich schon jetzt schwer nach Rollenspieler-Verschwörungstheorie riecht?

Und was ist die Alternative? Tyrannenmord an einem Spieldesigner? Der hat dann auch noch seine Finger in Sachen wie Ars Magica und Mage, drum halte ich ihn mal Netto für einen Gewinn. So richtig sehe ich das jetzt nicht ein. ;)
« Letzte Änderung: 18.01.2017 | 21:18 von Chruschtschow »
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Offline La Cipolla

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Zitat
Stimmt aber hält das z.b. rhein-hagen auf? Nein. Er ist weiter in der lage sich in interviews als vampire erfinder zu profilieren usw. Während man sich also einerseits moralisch gut fühlt treibt das böse weiterhin sein unwesen.

Kann sehr gut sein, dass seine Art den einen oder anderen Crowdfunder verscheucht und damit verhindert hat, dass sein "böses" (lol) noch weitere Kreise zieht. Hier im Thread haben ja schon einige gesagt, dass sie sich gerade im Rollenspielbereich auch von Sympathien leiten lassen, was ihre Kaufentscheidungen angeht. Mache ich btw. auch so.

Tatsächlich kann man auf Kickstarter allgemein immer ziemlich gut beobachten, wie sich die Zahlen verändern, wenn es mal wieder einen Mini-Skandal oder sowas gibt.

Also ja, die Zeit wo sowas frei von Konsequenzen war, ist definitiv vorbei, auch wenn das tatsächliche Ausmaß sicherlich seeehr unterschiedlich ausfällt.

ErikErikson

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Ich mein ja nur wenn man wirklich was verändern will muss man aktiv werden. Ich z.b. würd wenn dieser lovecraft einen kickstarter macht nix pledgen und auch meinen freunden abraten.

Offline Chruschtschow

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Reicht es dir nicht mehr DSA-Fans zu trollen? Und jetzt schu, zurück ins DSA4-Forum. ;)
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Offline Grandala

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Ich würde sagen: Ja, bis zu einem gewissen Grad.
Also wenn das Werk (nehmen wir einen neutralen Begriff) in meinen Augen richtig, richtig gut ist, der Erschaffer (wieder ein neutraler Begriff) aber augenscheinlich ein Arschloch, werde ich mich trotzdem mit dem Werk beschäftigen. Andersherum genau so.
Ich hab jetzt neutrale Begriffe gewählt weil ich im musikalischen Bereich ein perfektes Beispiel für den ersten Fall habe: Wardruna/Gaahl.

Also der positive/negative Eindruck von Werk/Erschaffer muss schon krass in die eine oder andere Richtung ausschlagen.
+1

aber gleichzeitig:
Ich würde NIEMALS auch nur einen Cent oder eine Sekunde meines Lebens mit den Werken eines Herrn Vikernes verplempern.
Ich weiß auch das das etwas wiedersprüchlich ist aber nach allem was ich gehört habe kommen die Werke des Herrn Vikernes nicht mal annähernd in Gefahr gut zu sein, was mir den Gedanken daran erspaart.

Power Gamer 38%, Butt-Kicker 21%, Tactician 63%, Specialist 33%, Method Actor 71%, Storyteller 63%, Casual Gamer 29%

Klingenbrecher

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Ohne Unverschämt zu wirken

Leider kann ich hier einige Aussagen nicht ernst nehmen. Den bestimmt finde ich hier 40% Raucher die ungewollt einen großen Trupp Rassisten Unterstützen. Jeder Konsument von Schminke und Pflegemittel weiß das vorher ein Affe damit gewaschen wurde. Medikamente sind dann auch nochmals so eine Sache. Viele Lebensmittel haben eine schreckliche Herkunft, PETA zeigt da mal gerne schöne Videos.
GWS ist für mich auch nochmals ein gutes beispiel für unser Konsumverhalten. Die ziehen ihre Kunden über den Tisch diese wissen es und lassen es einfach zu.

Daher nimmt es mir nicht böse wenn ich sage das wir konsumieren wenn uns das Produkt ernährt,schützt,gesunden lässt oder einfach sehr gut gefällt.

Offline La Cipolla

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    • Los Muertos – Ein Rollenspiel mit Skeletten!
Gibt es denn nur die beiden Extreme, ALLES gut oder ALLES schlecht zu machen? Kann man nicht hin und wieder eine moralische Entscheidung treffen, je nachdem, wie man damit zurechtkommt, und sei es nur, um sich dabei gut zu fühlen? Ich fände es traurig, wenn man jedes Stück "Gutmenschlichkeit" im Kontext der eigenen Biografie rechtfertigen müsste, solang man nicht gerade behauptet, der bessere (tm) oder beste (tm) Mensch zu sein.

Insofern:

Zitat
Daher nimmt es mir nicht böse wenn ich sage das wir konsumieren wenn uns das Produkt ernährt,schützt,gesunden lässt oder einfach sehr gut gefällt.

1. Ein zweifelhafter Hintergrund kann das "sehr gut gefällt" ziemlich effektiv kaputt machen. Ganz subjektiv.
2. Das sind nicht die einzigen Gründe. Man kann auch etwas konsumieren, weil man damit ein schlechtes Gewissen angeht oder daraus das gute Gefühl mitnimmt, geholfen zu haben (ganz unabhängig von der Frage, ob es objektiv gut war; spielt hier keine Rolle). Nach deinem zitierten Satz würden ziemlich viele Bettler innerhalb von Tagen verhungern, und kaum jemand würde Geld für Bio-Eier oder Fleischersatz ausgeben.
3. "Gut gefällt" kann sooo viele Gründe haben. Die Handschrift eines sympathischen Schöpfers bspw. kann ein fettes Argument sein.
« Letzte Änderung: 27.01.2017 | 00:09 von La Cipolla »

Offline Chiarina

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Ja, ich stimme zu, La Cipolla.
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Klingenbrecher

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1. Ein zweifelhafter Hintergrund kann das "sehr gut gefällt" ziemlich effektiv kaputt machen. Ganz subjektiv.
2. Das sind nicht die einzigen Gründe. Man kann auch etwas konsumieren, weil man damit ein schlechtes Gewissen angeht oder daraus das gute Gefühl mitnimmt, geholfen zu haben (ganz unabhängig von der Frage, ob es objektiv gut war; spielt hier keine Rolle). Nach deinem zitierten Satz würden ziemlich viele Bettler innerhalb von Tagen verhungern, und kaum jemand würde Geld für Bio-Eier oder Fleischersatz ausgeben.
3. "Gut gefällt" kann sooo viele Gründe haben. Die Handschrift eines sympathischen Schöpfers bspw. kann ein fettes Argument sein.

Diesen Winter sind auf den Strassen dutzende Obdachlose und Flüchtlinge schwer erkrankt sowie gestorben.
Menschen die versuchen Fleischersatz für die Breitemasse zu erklären entschuldigen sich. ( Ja so beginnt ein Werbespot. Der Vermittelt das Gefühl das sich ein Vegetarier dafür schämen müsste das er den Geschmack von Fleisch mag.)

Mir zeigt sich derzeit das es zwar Personen gibt die Produkte hinterfragen. Aber dies wird in der Masse der Bevölkerung, warum auch immer, nicht wahrgenommen.
Selbst ich sehe mich jeden Tag kritisch an. So finde ich dann doch mal Artikel in meinem Warenkorb die zweifelhaft sind.

Offline Chruschtschow

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@La Cipolla:
Du musst halt bedenken, dass Klingenbrechers Argumentationslinie sehr gemütlich ist. So etwas ähnliches findest du gerne, wenn Leute so Zeug sagen wie: "In Bioeiern haben sie doch auch schon Dioxin gefunden," um sich ihre Massentierhaltungseier samt geschredderter Männchen schön zu reden. VW macht es SUV-Fahrern ein bisschen leichter, weil jetzt ja eh alle mauscheln. Und so weiter. Dadurch dass ich, dass jeder eh nicht alles richtig machen kann, ziehe ich mich auf den Standpunkt zurück, dass alle doch eh bigotte Heuchler sind. Dann zählt mein eigenes, auch aus meiner Sicht moralisch fragwürdiges Verhalten so viel weniger und ich kann mit einem weniger belasteten Gewissen auch aus meiner Sicht fragwürdiges Verhalten zeigen.

Ich senke einfach den moralischen Druck auf mich selbst, indem ich den auf alle anderen erhöhe und ihr Scheitern erkenne. Praktisch, aber nicht mein Ding.
« Letzte Änderung: 27.01.2017 | 06:43 von Chruschtschow »
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Deep_Impact

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Gemütlich? Schöne Umschreibung. Da werden Dinge verglichen nur um zu provozieren und alle anderen als gedankenlos hinzustellen. Kosmetika und verhungernde Obdachlose? Was hat das denn bitte mit Rollenspiele und ihren Autoren zu tun?  >:(

Wellentänzer

  • Gast
@La Cipolla:
Du musst halt bedenken, dass Klingenbrechers Argumentationslinie sehr gemütlich ist. So etwas ähnliches findest du gerne, wenn Leute so Zeug sagen wie: "In Bioeiern haben sie doch auch schon Dioxin gefunden," um sich ihre Massentierhaltungseier samt geschredderter Männchen schön zu reden. VW macht es SUV-Fahrern ein bisschen leichter, weil jetzt ja eh alle mauscheln. Und so weiter. Dadurch dass ich, dass jeder eh nicht alles richtig machen kann, ziehe ich mich auf den Standpunkt zurück, dass alle doch eh bigotte Heuchler sind. Dann zählt mein eigenes, auch aus meiner Sicht moralisch fragwürdiges Verhalten so viel weniger und ich kann mit einem weniger belasteten Gewissen auch aus meiner Sicht fragwürdiges Verhalten zeigen.

Ich senke einfach den moralischen Druck auf mich selbst, indem ich den auf alle anderen erhöhe und ihr Scheitern erkenne. Praktisch, aber nicht mein Ding.

Das machst Du mit Sicherheit auch.  Nennt sich Reduktion von kognitiver Dissonanz und ist uns Menschen zu eigen. Eine Bewusstmachung und Reflektion halte ich aber auch für wichtig und sinnvoll. Insofern stimme ich dem Kern Deines Argumentes zu.

Offline Chruschtschow

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@Wellentänzer:
Klar. Auch wenn mir der Fachbegriff abging, merke ich auch, dass ich gleich moralisch viel integrer bin, weil die US-Amerikaner jetzt Trump als Präsident haben. ;) Die Frage ist halt so ein bisschen für mich, wo ich die Grenze ziehe. Versuche ich trotz Unzulänglichkeiten immer noch in meinem Rahmen und aus meiner Perspektive moralisch zu handeln? Oder gehe ich direkt über zum moralischen Defätismus?
« Letzte Änderung: 27.01.2017 | 08:09 von Chruschtschow »
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Offline felixs

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Ich fände es traurig, wenn man jedes Stück "Gutmenschlichkeit" im Kontext der eigenen Biografie rechtfertigen müsste, solang man nicht gerade behauptet, der bessere (tm) oder beste (tm) Mensch zu sein.

Zumal, was ist die Alternative?
Sollen wir jetzt, mit Hagen Rether gesprochen, zu "Schlechtmenschlichkeit" übergehen?

Adorno hatte einen seiner seltenen hellen Momente, als er geschrieben hat, dass es "kein richtiges Leben im falschen" geben könne. Das Problem ist dann, dass es bei Adorno auf Defätismus hinausläuft, die sinnvolle Folgerung aber sein müsste, im Sinn des richtigen zu Handeln um Verhältnisse und Anspruch näher zusammenzubringen. Die Praxis ist ziemlich mächtig  :)
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