Ich glaube das war auch das, was Johnson meinte: Das was seine Kritiker am wenigsten mögen, ist das, was er selbst am wichtigsten findet.
Er hat mMn. bestimmte Dinge dekonstruiert, der er sehr wahrscheinlich lächerlich fand. (So ging es mir mit Hux und Snoke in 7)
Und für alle die Zuschauer, die das in 7 als "nicht lächerlich"gekauft hatten, war das ein Schlag ins Gesicht.
Vielleicht teilt das auch genau das das Publikum. Die einen rufen Bravo! und die anderen Buh!
(Ich gebe zu, er hat den Rotstift genommen und wirklich einiges durchgestrichen. Ich fand nur Sinnvolles.
Andere denken: Das kann er doch jetzt nicht machen!- Und das führt halt zu vermutlich zu Unverständnis)
Ist sicher eine Standpunktfrage. In der Position, in der Johnson war, war eine Dekonstruktion meiner Meinung nach kontraproduktiv. Es wirkt eher wie eine Egogeschichte bei so etwas quereinzusteigen und dann erstmal dick mit dem Rotstift über das Ding zu gehen, bis quasi nur noch das da steht, was man gerne selbst machen würde. Vielleicht war der Ansatz, der erwünscht war. Vielleicht wars wirklich eher sein Ego. Ich finde man kann sowas immer machen, wenn man in einer bestimmten Position ist. Mit Hinblick auf eine sich (wieder) aufbauende Franchise vorher klar angeteaserte Erzählstrukturen radikal über Board zu werfen, weil man schon immer fand, dass die blöd waren, um dem ganzen dann seinen eigenen Stempel aufzudrücken ist für mich ganz klar schlechter Stil.
Manchmal braucht eine Franchise so einen erzwungenen Richtungswechsel. In diesem Fall, finde ich, hat es der Sache eher geschadet und es wurde eine zuvor bestehende Kernaussage durch eine neue Agenda ersetzt, die gar nicht so tiefgreifend, originell oder wichtig ist, wie Johnson vielleicht denkt. Im Prinzip hat er die eher anachronistischen aber auch klassischen Elemente einer Legende über mythische Kräfte, Prophezeiungen, Blut- /Familienerbe und Dynastien im Kampf zwischen Gut und Böse rausgehauen und durch modernere Ansätze, z. B. "Du bist der Held deiner Geschichte" oder "Jeder kann ein Held sein" und "Herkunft spielt keine Rolle" ersetzt. Geblieben sind der Kampf pluralistische vs. autoritäre Gesellschaft und die Analogien zum Zweiten Weltkrieg.
Gerade der anachronistisch-mythische Stuff war aber zumindest für mich immer das Inspirierende an der Geschichte, deswegen ist es klar das mir die Änderungen nicht allzu sehr zusagen. Dennoch, wie gesagt:
ich finde den Film deswegen nicht schlecht. Aber es ist wohl eine der bekanntesten Anekdoten, dass bei den Dreharbeiten zu Star Wars (IV) die Schauspieler Lucas Feedback gegeben haben, dass man dieses und jenes nicht sagen kann.
Ähnliche Aussagen gab es auch von Mark Hamill:
Kann man darüber diskutieren, ob das zum Aufgabenbereich eines Schauspielers gehört, aber es kann auf jeden Fall einen gewaltigen Unterschied machen.
Ich möchte mal den Teufelsadvokat mimen und darauf hinweisen, dass beide Anekdoten aus der Produktion der Originaltrilogie stammen. Der Logik zufolge müssten die Dialoge und das was am Set von den Schauspielern abgeliefert wurde damals also schon so unterirdisch gewesen sein, wie du und andere es Episode 2 vorwerfen.
Dass dem (vermeintlich) nicht so war, müsste ja dann an der phänomenalen, schauspielerischen oder regie-technischen Leistung der damals Involvierten gelegen haben. Und das kann ja bitte Niemand ernsthaft behaupten. Hamill, Ford und Co. waren damals vieles aber sicher keine phänomenalen Schauspieler.
Bei diesem Thema wird einfach mit zweierlei Maß gemessen und die meisten sind echt auf einem Auge blind, tut mir leid. Daisy Ridley und Adam Driver allein zeigen für mich seit Force Awakens deutlich mehr schauspielerische Muskeln als die ganze Cast der Originaltrilogie seiner Zeit.