In den ganzen Büchern, Comics, etc. war es doch auch nicht so, dass nach Teil 6 plötzlich Friede, Freude, Eierkuchen herrschte. Da kamen noch haufenweise Probleme und Tragödien.
An den EU-Sachen konnte man sich ja stellenweise auch stören, aber im Rückblick kann man sagen, dass der Umgang mit den etablierten Charakteren dort
insgesamt wesentlich besser war.
Natürlich kann man das alles aus dem Kanon nehmen, aber der Vergleich wird ja trotzdem gezogen und da stehen die Sequels beim besten Willen nicht gut da.
Zumal man sich ja doch im Kleinen immer wieder beim EU bedient. Dann muss man sich auch die Kritik gefallen lassen, dass ein paar "große" Sachen dort quasi mit Bordmitteln sehr leicht machbar gewesen wären.
Zum Thema Verfolgungs-Schleichfahrt und Hyperspace-Rammangriff in TLJ werfe ich z.B. nur mal das Stichwort Interdictor in den Raum. Da hätte man nichts an den Haaren herbei ziehen müssen, hätte keine plumpen neuen Erklärungen gebraucht und keine Kanon-Diskrepanzen aufgeworfen (die man ironischerweise mit der Entwertung des EU vermeiden helfen wollte).
Das gesamte Ergebnis des Projekts "Rebellion" wird in Ep. VIII abgeräumt. Einfach so. Die werden in zwei Stunden Spielzeit auf einen Status reduziert, der schlimmer erscheint als i-was, was die Rebellion je durchmachen musste.
In Ep. VII - und dort sogar großteils im Opening Crawl.
Da ist einmal das Grundproblem, dass man letztlich ein Remake/Reboot gemacht hat, es aber nicht so nennen wollte oder durfte.
Und zum anderen hat man einfach kein Gespür dafür gehabt, was die Charaktere ausmacht - Paradebeispiel Han Solo. Klar mochten die Fans damals den etwas fiesen Schmuggler, der erst mal ein bisschen braucht, bis er an mehr als sich selbst denkt.
Aber wenn man den ausgehend von Solo am Ende von Ep. VI mit einem Federstrich wieder herstellt, dann ist er nicht mehr der Schmuggler mit einem Herz aus Gold, sondern ein Versager, der alles verzockt hat, was er jemals erreicht hat und was gut in seinem Leben war.
Um das verträglich zu erklären, hätte man schon ziemlich ackern müssen, aber letztlich hat man das noch nicht einmal versucht, weil das Problem überhaupt nicht erkannt wurde.
Aber ja, diejenigen, die nur 4-6 akzeptieren, fallen unter das gleiche Muster. Genau wie diejenigen, die behaupten, es gibt nur einen Matrix (Indiana Jones, wasauchimmer) Film.
Es war und ist für große Franchises nicht einfach, den eigenen Fans aufs Maul zu schauen und zu unterscheiden, wer gewohnheitsmäßig mault* und wer ein echtes Problem hat/sieht und tatsächlich seinen Konsum einschränkt.
Andererseits ist das heute einfacher als früher und da habe ich durchaus den Eindruck, dass man manches nicht hören will oder bewusst ignoriert.
Das betrifft in Sachen Star Wars vor Allem den offiziellen Umgang mit TLJ**, aber auch andere Franchises und Medien - man schaue mal rüber zu Star Trek oder in den AAA-Gaming-Bereich. Star Trek rudert schon, während im Gaming-Sektor der flächendeckende Absturz noch auf sich warten lässt. Aber auch dort hat man anscheinend keinerlei Gespür dafür, wo die eigenen Probleme liegen.
Manchmal gelingt diese Einschätzung aber ganz gut.
Bei den Matrix-Filmen braucht man sich nur mit ein paar Leuten unterhalten und sich die Einspielergebnisse anschauen, um genau zu wissen, was da passiert ist. Unabhängig von der Nerd-Diskussion, was "echte" Matrix-Filme sind, kann man objektiv zumindest feststellen: Man hat zum richtigen Zeitpunkt den Stecker gezogen.
*wobei das auch schon wieder höchstens - halbwegs positiv formuliert - eine Haltung ist, die dem dicken Fell geschuldet ist, dass man sich als Hersteller in dem Kontext zulegen muss.
Die Fans maulen ja in erster Linie, weil ihnen das ganze Ding im Prinzip gefällt (sonst wären sie keine Fans), sie aber Verbesserungspotential sehen.
Da muss man irgendwo den Mittelweg finden zwischen der eigenen Linie (wenn man eine hat
) und reinem Fanservice, weil letzterer auf lange Sicht auch nicht reicht, um das Ding am Leben zu halten.
"Lass sie maulen, die kaufen es ja eh" hat in vielen Bereichen jahre- und jahrzehntelang ganz gut funktioniert, aber mittlerweile tut sich da was und man kann sich längst nicht mehr so auf alten Lorbeeren ausruhen wie früher - einmal, weil die Zielgruppe anders reagiert und zum Anderen, weil man in vielen Bereichen gefühlt immer größeren Murks abliefert und sich dann ganz verwundert fragt, warum das nicht mehr läuft.
**Wenn man Disney fragt, ist nämlich alles in Butter, die Kritiker sind eine verschwindend kleine Minderheit und der Flop von Solo lag an allem anderen, aber nicht an den Richtungsproblemen, welche das Franchise bei Disney von Anfang an hatte, nicht an dem handwerklichen Geeier und gleich drei mal nicht an der gemischten Rezeption von TLJ.
Offensichtlich will man nicht genauer hinschauen und ggf. reagieren, sondern macht sich die Welt so, wie man sie haben will.
Ich hab nach einem Jahr aber immerhin einen Funken Hoffnung, dass JJ Abrams dieses Wrack das jetzt Star Wars ist noch irgendwie halbwegs gut abschließen kann.
Der ist schließlich bekannt dafür, saubere Abschlüsse zu liefern
Alle Vorgeschichten und Fortsetzungen muessen eigentlich scheitern, da sie den hohen Erwartungen nicht gerecht werden koennen.
Dazu gleich zwei Widersprüche:
- Finanziell gescheitert sind sie bis auf einen alle nicht. Im Gegenteil waren sie vor Allem erfolgreich, weil die ursprüngliche Begeisterung so nachgewirkt und sich übertragen hat.
- Was an den Prequels und Sequels jeweils problematisch ist, hat so gut wie nichts mit obskuren Erwartungshaltungen und überzogenen Ansprüchen zu tun, sondern lässt sich zumindest mit ein bisschen zeitlichem und emotionalem Abstand recht klar benennen.
Gerade in Sachen Prequels lässt sich ziemlich flott zwischen Ablehnern und Befürwortern ein breiter Konsens finden, wie es wesentlich bessere Filme hätten sein können. Und das hätte man so gut wie alles vorher wissen können, wenn man gewollt hätte.