Und das Wegschmeißen des Lichtschwertes hat für mich einen sehr sehr starken Symbolcharakter, wie RJ zum Star Wars Mythos steht.
Ah, Sett war also nicht der einzige, der den Film nicht zu Ende geschaut hat.
Der Film hat in der Luke/Rey-Story 4 distinkte Phasen:
1) Rey ist enttäuscht, dass Luke nicht der perfekte Held ist, den sie sich ausgemalt hat.
2) Rey (und damit der Zuschauer) erfährt, dass Luke von sich selbst enttäuscht ist, weil er nicht das perfekte Ideal eines Jedi leben konnte (welches - wie die Prequels und die OT zeigen - ein
unerreichbares Ideal ist) - wegen seiner Fehler glaubt er nicht, dass er würdig ist
irgendetwas zur Rebellion beizutragen
3) Rey erkennt, dass Luke nicht perfekt sein muss - sie kann trotzdem etwas von ihm lernen (und ebenso von den Jedi - auch wenn die alten Schriften nicht wirklich universell brauchbar sind, wie auch Yoda zugibt, kann man noch Weisheit daraus gewinnen)
4) Luke kommt (nachdem ihm Yoda ordentlich ins Gewissen geredet hat) zu der selben Erkenntnis, rafft sich auf und stellt sich Kylo Ren.
Der Charakter macht über den ganzen Film eine Entwicklung durch, in welcher er seine anfängliche Haltung ablegt und erkennt, dass ihn Fehler nicht zu einem Versager machen, sondern menschlich. Hätte Johnson Lukes Verhalten am Anfang gut gefunden, dann hätte er nicht die zweite Hälfte des Films geschrieben, wo sich dieses um 180° dreht.
Und das ist auch kein Zufall: dieselbe Entwicklung, welche Luke/Rey durchmachen, findet ihre Parallele in Kylo (besonders in dessen Verhältnis zu Snoke). Kylo bekommt dieselben Lektionen serviert, zieht aber die völlig falschen Schlüsse daraus. Er erkennt, dass Snoke nur eine Lusche ist, die ihn manipuliert - tötet ihn und macht genau auf dem Weg weiter, auf den Snoke ihn gesetzt hat, ohne irgendetwas zu hinterfragen. Er sagt zwar ständig "Lasst die Vergangenheit sterben" (was gewisse Nixblicker ebenfalls RJ attribuieren), aber
er ist derjenige, welcher sich zu keinem Zeitpunkt von der Vergangenheit lösen kann. Deswegen verliert er am Ende auch - weil er unfähig ist zu erkennen, dass er nicht gegen Luke kämpft, sondern gegen die überdimensionale Projektion, welche er sich selbst von Skywalker aufgebaut hat. Und dass der wahre Kampf längst ganz woanders (und ohne ihn) gekämpft wird.
Das alles ist sowas von offensichtlich und plakativ transportiert (wie alles bei Star Wars), es überrascht mich wirklich, dass es Leute gibt, die das nicht mitgekriegt haben. Möglicherweise hat der Film inhaltliche Fehler (wie auch die OT und die Prequels), aber die Botschaft und der Gedanke dahinter stimmen schonmal - das ist für mich mehr Star Wars, als die Prequels oder die Heyne-Romane (welche in ihren Erzählungen komplett auf jegliche Moral, oder Figurenkonsistenz, verzichten).