Bei erstens: Wie hilft das Spiel um bei der Einigung zu helfen.
Bei zweitens: Wie helfen die Würfelmechaniken um die aktuelle Konfliktsituation möglichst gut abzubilden und aufzulösen.
Bei drittens: Ist das eine gute Idee? Sorgt diese Maßnahme nicht dafür einem der Spieler eine zusätzliche Rolle (zusätzlich zu der in der Spielwelt) eines Spielleiters zu geben? Und wenn 1. und 2. immer noch dazu führen können, dass Spieler mit der Auflösung der Situation in den Regeln unzufrieden sind und diese sozusagen vom Kolonialmachtsspieler überschrieben wird - wozu dann überhaupt die Schritte 1 und 2 in dieser Form machen? Warum nicht in einer anderen die alle zufriedenstellt?
Phase 1: Nicht wirklich. Andererseits kann ein Kompromiss im Vergleich mit dem, was in Phase 2 und vor allem 3 kommt, uU durchaus erstrebenswert sein.
Phase 2: Alle fangen mit einem d6 an und kriegen für jedes Merkmal (des Inselvolks oder der Besatzung oder ihr persönliches, s.o.), dass ihnen in der Situation helfen könnte einen zusätzlichen d6. Wenn unklar ist, ob ein Merkmal hilft oder nicht, entscheiden die Spieler(innen), die nicht am Konflikt beteiligt sind. Das höhere Ergebnis bekommt Erzählrecht und darf entscheiden, wie der Konflikt ausgeht.
Phase 3: Burke sagt, dass die Kolonialmacht hier zwar nah an eine SL herankommt, aber im Gegensatz zu einer SL, von der man normalerweise erwarten würde, dass sie eine faire Entscheidung im Sinne aller Beteiligten trifft, eben dies absolut und bewusst nicht tun
muss. Die Asymmetrie ist hier volle Absicht. Die Kolonialmacht hat die totale Kontrolle. Die einzige Ausnahme: Wer keine Tokens mehr hat muss seine Figur einen Gewaltakt verüben und sterben lassen ("Amok laufen" sagt das Spiel dazu). In dieser letzten Szene der Figur liegt das Fiat bei ihrem Spieler/ihrer Spielerin und nicht bei der Kolonialmacht.
Insbesondere würde mich auch interessieren inwieweit das System konkrete Ideen der Spieler abbilden würde. Beispielsweise würde wohl das erste sein was mir in diesem Szenario einfällt: Wie beeinflussen die Eingeborenen die Kultur der Kolonialmacht? Rein historisch gab es ja etliche solche Beeinflussungen, das war immer ein geben und nehmen. Trotzdem scheint es in dem Spiel eher recht einseitig.
Die Wahrnehmung der Einheimischen entscheidet über die Regeln der Kolonie, die Grundlage für die Urteile der Kolonialmacht. Und ich hatte in meinen Runden durchaus schon stark assimilierte SC, die sehr eng mit der Besatzungsmacht zusammengearbeitet haben. Du hast aber grds. Recht damit, dass es in Dog Eat Dog um das Schicksal der Einheimischen, ihrer Kultur und ihrer Insel geht. Eine andere Perspektive ist nicht beabsichtigt. Dafür müsste man ein anderes Spiel schreiben.
Auch: Wie wirken die Entscheidungen der Eingeborenen sich aus? Nimm mal an wir haben zwei Szenarien. In Szenario eins greifen die Eingeborenen die Kolonialmacht z.B. an. In Szenario 2 tun sie dies auch, nur diesmal haben sie vorher vorbereitende Maßnahmen getroffen. Z.B. mit anderen Stämmen Bündnisse eingegangen oder eine Falle gelegt oder Gegenstände der Kolonialmacht gestohlen.
In der Szene, d.h. im Konflikt, kann das in Phase 1 eine Rolle spielen. In Phase 2 kann man höchstens über die Merkmale des Inselvolks gehen. In Phase 3 entscheidet das Fiat, worin die Vorbereitungen entweder berücksichtigt werden oder nicht. Nach der Szene kann das Vorgehen für ein zusätzliches Urteil der Kolonialmacht sorgen, weil bspw. Stehlen verboten ist und in der Reflektion möglicherweise neue Regeln etablieren, wenn bei den Spieler(innen) der Einheimischen ein entsprechender Eindruck entstanden ist. Bspw. könnte der Kontakt zwischen Stämmen untersagt werden.
Grds. ist der Fokus in Dog Eat Dog aber ein anderer. Es geht nicht in erster Linie darum, ob und wie die Einheimischen den Widerstand organisieren, sondern um die Frage, ob sie überhaupt so weit gehen, Widerstand zu leisten. Dieser Weg führt nämlich sicher in den Untergang, weil er mindestens die erste Regel ["The (Native people) are inferior to the (Occupation people)."] und wahrscheinlich auch andere bricht. Die Spieler(innen) können so nur Tokens verlieren.