Hallo Tanelorn,
ich habe eine Idee für ein Abenteuer/Szenario oder sogar eine kurze Kampagne. Momentan ist alles noch recht nebulös und ich brauche ein bisschen kreativen Input, da ich noch nichtmal weiß, mit welchem System ich das Ganze abfackeln möchte (hier bin ich grundsätzlich eigentlich für alles offen). Hier mal die Eckdaten:
Inspiration: Frontier (Netflix/Discovery Canada), Heart of Darkness (Joseph Conrad), Apocalypse Now (Francis Ford Coppola)
Settting: Rupert's Land, Canada, um 1770, das spätere Manitoba. Die Hudson Bay Company dominiert dank ihres von der englischen Krone gewährten Monopols den extrem lukrativen Fellhandel in dem als
Rupert's Land bekannten Teil Nordamerikas. Die Handelsgesellschaft stellt de facto die einzige bewaffnete Schutzmacht in der Region dar und ihre Gouverneure walten nach Belieben.
Aufhänger: Jüngst haben andere Handelsgesellschaften versucht sich einen Teil des lukrativen Geschäfts anzueignen, was dazu führte, dass die Profite der Company gesunken sind. Die HBC hat deswegen den berühmt-berüchtigten Lord Harrington in die Neue Welt entsandt, um die Konkurrenz zu beseitigen und die Profitabilität der HBC wieder auf das ursprüngliche Niveau zu bringen. Harrington begann nach seiner Ankunft unmittelbar einen blutigen Krieg, in dem er die Soldaten der HBC einsetzte, um die unabhängigen Fellhändler gnadenlos niederzumetzeln. Dieser Krieg jedoch war äußerst verlustreich, wodurch Harrington das ursprüngliche Ziel der Operation, nämlich die Sicherstellung der wirtschaftlichen Erfolgs, nicht erreichen konnte. Die Company hat dementsprechend genug und schickt einen Ermittler an die Hudson Bay, der Harringtons Vorgehen überprüfen und in London Bericht erstatten soll. Als selbiger eintrifft, ist Harrington jedoch nicht mehr aufzufinden. Eine kurze Nachforschung ergibt, dass er mit einigen Soldaten der Company zu einer Flussreise ins Landesinnere auf dem Nelson River aufgebrochen ist. Dieser führt bekanntermaßen durch das Gebiet der Ureinwohner bis zum Lake Winnipeg. Die SC erhalten daher den Auftrag, Harrington zu folgen und herauszufinden was er plant.
Klimax: Harrington ist tief ins Landesinnere vorgedrungen und hat sich am noch hinter dem Lake Winnipeg gelegenen Lake Manitoba niedergelassen. Dort ist er - wie auch immer - zum Häuptling eines Stammes von Ureinwohnern ("Cree") aufgestiegen und hat eine grausame Schreckensherrschaft installiert. Von der HBC hat er sich vollständig losgesagt.
Soviel habe ich bisher. Meine Fragen zu diesem Zeitpunkt:
- Welches System würdet ihr für dieses Szenario verwenden. Atmosphärisch soll das ganze in Richtung grim & gritty gehen: Kämpfe werden stattfinden, sind aber etwas, was die Spieler zu vermeiden suchen sollten, das Verletzungen ernsthafte Konsequenzen haben. Was außerdem unbedingt ein Element sein sollte, wäre psychologischer Horror. Je weiter die SC dem Strom flussaufwärts folgen, desto extremer werden ihre Erlebnisse. Sie begegnen zunehmend mehr in die Barbarei verfallenen NSC und werden letztlich auch mit ihren eigenen dunklen Seiten konfrontiert. Ich bin mir momentan unsicher, ob sowas überhaupt von irgendeinem Regelwerk abgebildet wird, und ob man das braucht. Von den Systemen die ich kenne, passt keines so richtig, Ideen finde ich hingegen überall: Die Tagline von Fiasco passt grundsätzlich perfekt ("A game of great ambition and poor impulse control"), in Burning Wheel erscheinen mir die BITs gut geeignet um die Charaktere persönlich zu involvieren. Cthulhu hat immerhin Wahnsinns-Mechaniken, allerdings sind mir diese ein wenig zu plakativ. Mir geht es nicht darum, dass die Charaktere Phobien und andere Störungen sammeln wie Goldmünzen, sondern dass mit jeder Meile auf dem Fluss die auf dem dünnen Schleier der Zivilisation lastende Spannung zunimmt, bis er schließlich reißt und das Tier im Menschen zum Vorschein kommt.
- Welche Begegnungen, Ereignisse, Schauplätze und Orte könnte es unterwegs geben? Wie könnte eine Gewalt- und Eskalationsspirale aussehen, die im Lauf des Abenteuers immer wüstere Kapriolen schlägt?
- Was hat es mit Lord Harrington auf sich? Ich glaube ich will seine Reise und die Abkehr von der HBC gar nicht groß begründet haben, aber wie hat er es geschafft als weißer Europäer zum Oberhaupt eines Cree-Stammes zu werden? Meine erster Gedanke war es, an dieser Stelle cthulhoide Elemente einfließen zu lassen: In der Nähe des Cree-Lagers gibt es im Wald eine unheilige Stätte, die die Ureinwohner meiden und fürchten. Harrington hat über den Indianer-Hokuspokus nur gelacht und hat seine Männer genau an diese Stelle geführt. Am nächsten Morgen kehrte er allein zurück, getränkt im Blut seiner eigenen Soldaten und... merkwürdig verändert. Die Cree hatten von diesem Moment solche Angst vor ihm, dass sie sich ihm unterwarfen.
Soweit, so gut, würde mich freuen, wenn dieser Thread ein paar Ideen generiert.