Autor Thema: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017  (Gelesen 1576 mal)

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Offline taurussieben

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[Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« am: 11.03.2017 | 15:57 »
So, da wäre er, der Kritik-Thread ;D

Wofür ist dieser Thread:
  • Leute, die die Übungen im Schreibübungen März 2017 gelesen haben, sollen hier die Gelegenheit erhalten, den Autoren zu sagen, was sie davon denken.
  • Die Autoren können selber auch sagen, was ihnen an den eigenen Werken gefallen hat und was nicht (Selbstreflexion ;D)

Regeln:
Wie noch mehr Regeln?
  • Seid "nett", wenn ihr kritisiert, seid gerecht und begründet; also nicht ausfallend werden oder einfach nur schreiben: "War totale Sch***e!"
  • Autoren nehmt die Kritik mit Grazie an, jeder hat eine andere Meinung und andere Sichtweisen, zurück argumentieren ist immer okay, aber haltet auch die Netiquette des Forums ein
  • Habt Spaß!  ;)

Wenn erforderlich, werde ich die Regeln entsprechend anpassen.

El God

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #1 am: 17.03.2017 | 12:57 »
Ich schreibe mal in grün ein paar Gedanken zur ersten Geschichte:

Fünfunddreißig Meter bis zum Grat. Boah.. [das Boah passt mE nicht, ein etwas komplexerer Ausruf wäre verständlicher]
Komm schon, die gehen jetzt auch noch.
Der Typ vom Bergwanderverein in München hatte gesagt, die Aussicht ist jeden Schritt wert. Leicht reden, wenn man aussieht, als würde man zur Entspannung Arktisexpeditionen leiten. Damals vor vier Monaten klangen die Etappen auch bei Weitem nicht so lang. Aber dafür immerhin genauso schön.
Dreißig Meter. [nett, der Countdown. vermutlich stört auch deswegen das Boah, weil es den Rhythmus unterbricht]
Die Idee mit Patagonien kam eigentlich von ganz alleine. Bertie und Andi waren schon zusammen in Bolivien und Chile gewesen, waren an den Hängen der Anden entlang den alten Inkapfaden gefolgt. Damals, kurz nach dem Abi. Bertie hatte schon immer etwas mehr Puste als er gehabt und unterwegs immer gesagt, sie sollten bis nach Feuerland weiterlaufen. Wenn schon denn schon!
Fünfundzwanzig Meter.
Bertie. Robert. Als er an die Schule kam, hatte es einfach geklickt. Seelenverwandtschaft, hatte Bertie mal gesagt, und Andi hatte nicht gelacht über das Wort. Er wusste, dass es ernst gemeint war, und irgendwie stimmte es ja auch. Wenn einer von Ihnen grinsend mit einem neuen Plan für irgendetwas Beknacktes um die Ecke kam, musste er kaum mehr als ein paar Worte sagen bevor der andere den Faden aufnahm, als hätten sie alles schon einmal besprochen. Bertie hatte ihn auch nie ausgelacht, wegen Blue. [schönes Timing, an dieser Stelle Blue das erste Mal zu erwähnen]
Zwanzig Meter.
Alle anderen ... die meisten lachten erst, dann kam der Blick. Verunsichtert, als hätte er einen geschmacklosen Witz gemacht. Dann ungläubiges Schauen, machmal mitleidig. Nicht dass er nicht schnell gelernt hätte, überhaupt niemandem mehr von Ihm [bewusst groß geschrieben?] zu erzählen. Nachdem seine Eltern ihn als Kind zu einem Psychologen gebracht hatten, hatte er auch irgendwann angefangen, ihnen zu erzählen, Blue hätte es nicht wirklich gegeben. [ruckelige Plusquamperfekt-Konstruktion, alternativ vielleicht sowas: "ging er irgendwann dazu über, ihnen zu erzählen" ?]
Fünfzehn Meter.
Aber es hatte ihn immer gegeben, er konnte ihn anfassen, mit seiner Hand über die glatte, glänzende Haut fahren. Zu Anfang war er klein wie ein Hundewelpe, hatte sich auch fast so benommen, ihn die ganze Zeit umkreist. Als Andi älter wurde, veränderte sich auch Blue. Seine Bewegungen nahmen etwas fließendes, majestätisches an, und [ich würde hier einfach einen zweiten Satz anfangen, weil die Änderung der Bewegung und das Wachstum unterschiedliche Sinneinheiten sind; gerade das Wachstum zum vollen Wal-Volumen ist ja das eindrucksvolle, oder?] er wuchs mit ihm.
Zehn Meter.
Das erste Mal fiel es ihm auf, nachdem er beim Sport als einziger bis an die Decke der Halle geklettert war. Klettern machte ihm Spaß, und wenn er genau genug hinsah, gab es [hinsah -> fand er oder entdeckte er] immer einen nächsten Schritt, um noch ein Stück höher zu kommen. Als er Blue auf dem Heimweg sah, blieb er wie angewurzelt stehen. Er erkannte ihn sofort, aber er war fast doppelt so lang wie am Tag davor. Von da an waren es immer solche plötzlichen Sprünge. Als er das Facharbeitsthema wählte, von dem ihm gleich mehrere Lehrer abgeraten hatten. [das als verlangt eigentlich einen Folgehalbsatz, irgendwie bricht das den Lesefluss] Später, auch als er wenig Zeit hatte und Blue tagelang nicht sah, war er immer plötzlich wieder da. Als Andi sich mit dem Schüleraustausch durchsetzte, und, da war er schon so lang wie ein Van, als Andi und Bertie ihren ersten Fünftausender erklettert hatten.
Fünf Meter.
Bertie hätte hier bei ihm sein sollen, ihn antreiben sollen. Er wäre auf ihrer ersten Tour umgedreht wenn Bertie nicht gewesen wäre. Aber dann kam der blöde Sturz, und das Knie, und der Arzt mit dem Befund, als sie alles schon gebucht hatten. Andi hatte alles absagen wollen, aber Bertie wollte das nicht hören. Neun Monate Vorbereitung, hörte er seine Stimme jetzt noch. Das wäre alles für die Katz. Er solle gefälligst Photos für ihn machen. Nächstes Jahr ist das Knie wieder fit, hatte er gegrinst, genieß die Schonfrist, Schnecke.
Ein Meter.
Andi blickt hoch, und muss lachen.
"Wo hast du dich die letzte Woche versteckt, hm?"

Netter Ausschnitt. Irgendwie fehlt mir die Spannung oder eine innere Entwicklung der Figur. Ich lese das so, dass sich Berti während der letzten Meter mit Erinnerungen an Bertie und Blue antreibt, sie als Ansporn nutzt. Das könnte man deutlicher herausarbeiten, vielleicht mit zögernden Momenten, wo Andi innehält und sich fragt, ob er die letzte Strecke wirklich bewältigen muss, wo er seine Schmerzen kartografiert oder einfach fragt, ob es ohne Bertie und Blue überhaupt Spaß macht, diesen Gipfel zu nehmen...

Offline KhornedBeef

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #2 am: 17.03.2017 | 13:13 »
Danke, das ist sehr konstruktiv  :d
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Offline Conan der Barbier

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #3 am: 17.03.2017 | 14:10 »
Ich weiß noch nicht, ob ich dazu komme, die Texte im Detail zu kommentieren (denn auch das braucht seine Zeit, wenn man es ordentlich macht), habe sie aber immerhin gelesen und wollte den Autoren zurückmelden, dass sie nicht ungesehen hier verstauben, was meine Person betrifft -  :d für den Aufwand, den ihr euch gemacht habt!
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El God

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #4 am: 21.03.2017 | 15:04 »
Wäre echt prima, wenn ich nicht der einzige bleibe, der Feedback gibt ;-)

Umwölkt erhebt sich der majästetische Körper über den Gebirgskamm, um die Natur der ihm fremden Öde zu betrachten. Erleichtert, den beschwerlichen Weg in die so weit von seinen angestammten Gefilden entfernten Hochebenen unbeschadet überstanden zu haben, rastet er im Angesicht der schieren Größe des Anblicks, der sich ihm bietet, bevor ihn der innerste Kern seines Wesen, die unendliche Gier nach dem Fremden und Unerforschten weiter treibt, immer weiter, dem letzten Gipfel entgegen. [daraus würde ich zwei Sätze machen] Denn nichts, absolute nichts ist in der Lage, den unruhigen, forschenden Geist länger als wenige Augenblicke zufrieden zu stellen. Neues wird mit dem Schlag eines Lids alt und schal und verdorrt ihm auf der Zunge zu Asche. [ich glaube, hier wäre ich bei einem sensorischen Bild geblieben und hätte das ausgebaut, entweder sehen oder schmecken] Und so wendet er sich ab und zieht weiter, dem nächsten Grat entgegen, während wir hier bleiben, gemütlich um diesen Gipfel unsere Kreise ziehen, die Augen auf den Rücken des langsam in der Ferne mit dem Horizont eins werdenden Menschen gerichtet.

Viele poetische Ansätze :) So schreibe ich auch gern. Und auch die Vorliebe für Sätze, die manchmal ein klein weeeenig zu lang sind, scheinen wir zu teilen.
Mir ist nur die Perspektive ein wenig schwammig: Erst dachte ich, du beschreibst mit majestätischem Körper den Wal, dann sieht es aber so aus, als würdest du aus der Sicht des Wals dem Menschen hinterherblicken?

Offline taurussieben

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #5 am: 22.03.2017 | 08:22 »
Mein Feedback kommt auch noch... da gab es ein kleines zeitliches Problem bei mir.  ::)

Offline Huhn

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #6 am: 23.03.2017 | 17:22 »
Hm, ich war etwas abgeschreckt von Dolges sehr ausführlicher und hilfreicher Kritik.  ;D
Da ich daran sowieso nicht rankommen werde, schreibe ich einfach ganz kurz einfach auf, was mir spontan beim Lesen der Texte in den Sinn kam.

@KhornedBeef: Ich mochte die Story und den als real angenommenen Wal. Und mir hat der Kontrast zwischen der hochtrabenden Stimmung, die das Bild vermittelt und dem lebensnahen und teils schon flappsigen Tonfall deiner Kurzgeschichte gefallen. Trotz des flappsigen Tonfalls hatte ich den Eindruck, dass du deinen Protagonisten ernst nimmst - der Versuchung, die ganze Sache ins Lächerliche zu ziehen, bist du ausgewichen. Die Erzählung las sich flüssig und hat mir gut gefallen.

@Dolge: Das Spiel mit dem Oben und Unten in deiner Szene fand ich toll und du hast den Gedanken auf eine Art und Weise vertieft, dass ich am Schluss selbst das Gefühl hatte, kopfüber zwischen Meer und Himmel zu schweben. Ehrlich gesagt fand ich das Ende ein wenig sehr pathetisch und hätte es schöner gefunden, wenn die Lehrstunde zwischen Mutter und Sohn einfach für sich gestanden hätte, ohne diesen, von mir als "Anhang" empfundenen Part, wo klar wird, dass sie am Strand liegen und von Menschen zurück ins Meer geschoben werden sollen. Den Spruch mit dem Sandkorn hab ich in dem Zusammenhang auch nicht ganz verstanden und fand es zudem einen irgendwie unpassenden Vergleich - woher soll denn ein Wal wissen, was eine Wüste ist? Alles in allem hat mich deine Szene zum Nachdenken angeregt und das Kopfkino angekurbelt.

@Edvard Elch: Obwohl deiner der kürzeste Text war, fand ich ihn irgendwie am schwierigsten zu lesen. Mir gefällt, wie du die Stimmung des Bildes von Größe, Weite und Erhabenheit eingefangen hast. Nicht ganz verstanden habe ich, ob du den Wal als Erzähler mit eingebaut hast oder ob es nur um Menschen geht.

@taurussieben: Ok, wann führst du die Story weiter?  ;D
« Letzte Änderung: 23.03.2017 | 17:50 von Huhn »

Offline Huhn

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #7 am: 23.03.2017 | 17:40 »
Achso und im Sinne der Selbstreflexion auch noch was zu meinem eigenen Text. Ich wollte "Größe" als Grundthema im Text verarbeiten und hatte ursprünglich mal die Idee, dass dieser Mensch, der sich so klein vorkommt, irgendwie im Verlauf des Aufstieges immer größer und selbstbewusster wird. So eine Art "Über-Sich-Hinauswachsen". Leider ists am Ende dann doch wieder die Geschichte von jemandem geworden, der verzweifelt aus großer Höhe gen Boden stürzt. Irgendwie enden die meisten meiner Kurzgeschichten so. Das langweilt mich schon selbst. Insofern: Ich find meinen eigenen Text im Vergleich zu den anderen geposteten ziemlich schwach und wenig inspiriert. Vermutlich bin ich wieder mal daran gescheitert, statt des Offensichtliches etwas gaaanz besonders Raffiniertes verfassen zu wollen. Übrigens dasselbe Problem, dass ich auch beim Spielleiten habe. Lehre: Keep it straight and simple!

Offline taurussieben

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #8 am: 24.03.2017 | 20:12 »
@KhornedBeef
Ein interessanter Ansatz, aber Blue will nicht ganz Gestalt annehmen. Dadurch , da sich das Bild kenne, habe ich eine Ahnung worauf du hinaus willst, als du beginnst von Blue zu schreiben. Aber seine Gestalt und das war er darstellt bleibt ein wenig farblos. Auch wie zwischen den beiden eigentlich die Interaktion bisher war und was vielleicht auch bisher in ihrem Leben zwischen ihnen geändert hat.
Was mir gefällt, ist die Dynamik zwischen Bertie und Andi, auch wenn ich einen Moment gebraucht habe zu verstehen, dass das Ganze aus Andi Sicht erzählt wird. Klingt aber auf jeden Fall nach einer großartigen Freundschaft.
Ooh und was war das Thema der Facharbeit? :D
Ansonsten hätte ich nur ein paar Grammatik Sachen zu bemängeln. xD

@Dolge:
Sorry Dolge, aber am Anfang musste ich jedes Mal denken: Mutter, der Mann mit dem Koks ist da.

Mal eine andere Sichtweise, an sich gut getroffen. Aber woher wissen die Wale so viel über die Menschen? Wie sie ihre Kinde austragen? Woher weiß der junge Wal was Wüsten sind und Sandkörner. Vor allem, du sonst so schöne Beschreibungen für alles andere findest. Der letzte Satz ist auch wenig dick auftragen. Ich weiß, was du damit sagen willst, aber die Botschaft klingt doch ein wenig belehrend.
"fliehen die Geister dich" - Den Satzteil habe ich nicht verstanden.

@Edvard Elch
Schöne Wörter und Formulierungen, aber so richtig ist mir nicht ganz klar worum es geht und wer wen am Ende beobachtet. Und wo der Mensch auf einmal her kommt *am Kopf kratz*
Aufpassen auch mit langen Sätzen. Eine Tendenz, die ich auch gern einmal habe.  :D

@Huhn
Also Wal-ther war großartig xD
Der andere Text ist gut, ich mag die Schreibweise und Beschreibungen, wie er immer kleiner wird, und ich vermute worauf du hinaus willst. Was ein wenig den Eindruck mindert, ist der Sichtwechsel von dem Schrumpfenden auf den Wal. Und dann fehlt wieder Schrumpfende mit der Erscheinung umgeht, bzw. wie die beiden zusammen passen.

Zu deinem Kommentar zu meiner Geschichte: Erstmal danke und naja, kurze Szenen zu schreiben ist immer einfacher, als ein ganzes Universum dahinter zu stopfen. Also es gibt durchaus die Idee, diese Szene in eine andere Geschichte von mir einzubauen, aber man wird sehen ob es passt.

Offline Alex

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #9 am: 24.03.2017 | 20:36 »
Ich finde es toll, dass es hier zivil zugeht, dass die Kritik konstruktiv ist und dass die Kritisierten auch nicht beleidigt sind.  :)

Ich möchte etwas zum Text von Khorned-Beef schreiben (zu mehr habe ich heute keine Zeit).
Mit gefällt dein Ansatz, wie du erzählst. Dolge hat schon einige gute Sachen bemerkt, aber mir fehlen die Sinne bei dieser Geschichte.
Ist es kalt auf dem Berg? (wahrscheinlich)
Ist es windig?   Was für eine Tageszeit und Jahreszeit ist?

Der Countdown bezieht sich ja auf das Jetzt, nicht auf die Rückblenden, daher wäre es vielleicht auch gut, die Situation auf dem Berg zu beschreiben. Steigt sein Puls mit jedem Meter? Oder seine Angst?
Wenn die Situation nicht an Spannung zunimmt (bei Null passiert was), dann macht ein Countdown mMn nur wenig Sinn. Vielleicht hattest du aber damit auch etwas ganz anderes im Sinn. :-)








Offline KhornedBeef

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #10 am: 25.03.2017 | 17:16 »
@taurussieben @ Alex : Danke für das Feedback :) schön, dass ihr euch so viele Gedanken macht. Beizeiten schreibe ich hoffentlich noch was zu meinen Gedankengängen beim Schreiben
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
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Offline Conan der Barbier

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #11 am: 26.03.2017 | 17:33 »
Hallo zusammen,

nun habe ich mich endlich doch noch aufgerafft und zu den Texten jeweils eine Kurzrezension geschrieben. Ich hoffe, ich konnte noch ein oder zwei Beobachtungen beitragen, die nicht bereits in den Rezis meiner Vorschreiber erwähnt sind, erscheine nicht zu pingelig/klugsch...nd, und bitte um Nachsicht, dass es so lange gedauert hat und trotzdem nicht sehr detailliert geworden ist – die Zeit und die Muße konnten sich nicht recht einigen, mich gemeinsam heimzusuchen... ::)

@KhornedBeef:

Insgesamt ein m. E. schöner Text, der sich flüssig lesen lässt. Auch die stellenweise eher flapsige Sprache ist in meinen Augen durchaus passend – jedenfalls scheint sie mir mit dem Bild zu harmonieren, das du nach meiner Lesart vermitteln möchtest.

An einigen Stellen bin ich über Tempuswechsel gestolpert, die ich als nicht ganz stimmig wahrgenommen habe, Beispiel: "Der Typ vom Bergwanderverein in München hatte gesagt, die Aussicht ist jeden Schritt wert" → vielleicht eher "...hat gesagt, die Aussicht sei jeden..."

Orthographie und Zeichensetzung, vor allem Kommata, könnten an manchen Punkten noch mal ein Gegenlesen vertragen ;)

Eine äußere Handlung ist kaum vorhanden, was aber durch das "Herunterzählen" der Entfernungsangabe nach meinem Empfinden etwas abgemildert wird. Eventuell könntest du hier noch ein paar kleinere Schilderungen einbauen, z. B. von der Umgebung, wenn sich der Protagonist umsieht, verschnauft o. ä., oder ein kurzes Straucheln beim Klettern.


@Dolge:

Eine sehr interessante Idee, auf die ich bei dem gegebenen Impuls sicherlich nicht gekommen wäre! In meinen Augen auch ein Stück weit bewegend, was in einem so kurzen Text wirklich nicht einfach zu erreichen ist. Die blumigen Wendungen, die du verwendest, sind ein Stilmittel, das zur Sprache der Mutter gut passt, finde ich.

Zum Stichwort "bewegend" fällt mir allerdings noch auf, dass du fast durchgehend auf die Verwendung von Ausrufezeichen, Gedankenstrichen und ähnlichen Mitteln verzichtest, mit denen du die Intensität und Stimmung eines Satzes noch weiter unterstreichen könntest. An den richtigen Stellen ein paar solcher Hilfen für den Leser würden den Text m. E. noch stimmungsvoller machen. Mein Tipp: Lies den Text laut vor – wann immer du z. B. lauter wirst oder etwas betonst, ist das ein Hinweis darauf, dass du dir hier unter Umständen ein Ausrufezeichen o. ä. leisten könntest :)

Sachlicher Hinweis: Wale atmen nicht über das Maul, sondern über die Blaslöcher – ich nehme nach dem Lesen des Textes an, dass du das ohnehin weißt, aber an einer Stelle ist es etwas missverständlich geschildert.

Die Stelle "Mutter: (stirbt)" ist mir für die Bedeutung fast ein wenig zu trocken formuliert. Da hätte ich persönlich noch so etwas wie ein letztes Blasen mit einer rasch schwächer werdenden Fontäne o. ä. eingebaut – das ist aber sicherlich Geschmackssache. Die relativ nüchterne Formulierung mag ja auch genau deine Absicht gewesen sein.


@Edvard Elch:

Trotz der Kürze deiner Zeilen finde ich mehrere Bilder darin, die mir sehr gefallen.

Vor allem beim zweiten Satz hätte man meiner Meinung nach allerdings noch irgendwo mit einem Punkt die Gedanken etwas voneinander absetzen können – der Satz wirkt beim Lesen extrem lang und verwinkelt.

Bei dem nur einmal auftauchenden "wir" bin ich mir nicht ganz sicher: Einerseits habe ich persönlich dabei schon ein stimmiges Bild vor Augen, andererseits weiß ich nicht, ob es auf manchen Leser womöglich verwirrend wirkt und er sich fragt, wen das nun bezeichnen soll.


@Huhn:

Hier musste ich beim Lesen wirklich schmunzeln. Humor ist nach meiner Erfahrung nicht leicht rüberzubringen, daher Hut ab für deinen Text, meinem Gesamteindruck nach! Dazu die kraftvolle Bildsprache, sehr schön. Und ich muss sagen, ich lese immer gern Texte, in denen etwas aus der Mode gekommene Worte wie "unstet" korrekt und zur Semantik passend verwendet werden ;)

Gelegentlich hätte ich aber ein paar Adjektive weniger auch als ausreichend empfunden, obwohl es natürlich gerade die sind, mit denen du einen Teil deiner Stimmung transportierst.

Obwohl ich ähnliches schon bei Dolge geschrieben habe und auf die Gefahr hin, dass es als Manie wirkt: Durch die Verwendung geeigneter Satzzeichen ließe sich in meinen Augen noch die eine oder andere Aussage besser pointieren. Beispiel: "Und Größe. Einmal im Leben groß sein, das wärs." Vorschlag: "Und Größe – Einmal im Leben groß sein, das wär's!"


@Taurussieben:

Noch ein Text, der mich vom Inhalt her (im positiven Sinn) überrascht hat. Was alles bei einem solchen Impuls herauskommen kann, erstaunlich! Insgesamt gefällig zu lesen, und durch das prominente Gespräch fällt die geringe äußere Handlung für mich bei so einem kurzen Text nicht wirklich ins Gewicht. Das offene Ende bzw. die Tatsache, dass man sich seinen eigenen Reim auf alles machen muss, ist in dem Fall nach meinem Empfinden ein Plus.

Eventuell sollte man noch einmal hinsichtlich der Absätze über den Text gehen. An manchen Stellen wurde mir nur durch den Zusammenhang beim zweiten Lesen klar, wer gerade wen anspricht. Z. B. bei der Stelle "..."Also?" Tarek zuckte mit den Schultern..."

Die Kommasetzung ist auch so ein Thema, bei dem ich mich immer scheue, darauf hinzuweisen, weil das nach Erbsenzählerei von meiner Seite aussehen könnte. Aber auch hier würde ich sagen, mit einem kurzen Korrekturlesen ließen sich vermutlich Großteile der Fehler bei geringem Aufwand rauswerfen, was den Lesegenuss (jedenfalls für Erbsenzähler wie mich ;D) bestimmt noch steigern würde.

Bei "...Sie war langgezogen, mit einem großen gewölbten Maul? Er hatte Flossen und schien zu singen..." bin ich etwas über den Wechsel von "Sie" zu "Er" und dann zu "Zeichne es" gestolpert, obwohl trotzdem noch immer klar wurde, was jeweils gemeint war.

Der Tempuswechsel bei "Er markierte wo sie sich befanden und wo die Erde ist" liest sich unschön. "...und wo die Erde war." sollte das beheben.

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So, das wäre mein Senf zu euren Ergüssen – in der Hoffnung, dass er euch nicht zu scharf erscheint

Grüße
Der cimmerische Coiffeur
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Offline taurussieben

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #12 am: 27.03.2017 | 08:41 »
@Conan, erst mal danke für die Anmerkungen. :D
Ja, Komma sind so eine Sache bei mir, das ist aber in den letzten Jahren durchaus schon besser geworden, aber ich muss wohl noch mehr drauf achten. Und da darf man bei mir sehr gerne drauf hinweisen  ;) Tempus- und Personenwechsel sind mir echt nicht aufgefallen. *hust* Und ich habe es durchaus Korrektur gelesen, aber wie viele, bin ich bei meinen eigenen Texten eher ein Blindfisch, als alles andere... Beim nächsten Mal muss ich die Übung dann doch vorher sitzen lassen, bevor ich sie online stelle.
Noch mal lieben Dank für deine Zeit und Gedanken.

Offline Conan der Barbier

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Re: [Schreibübung][Kritik-Thread] März 2017
« Antwort #13 am: 27.03.2017 | 10:39 »
...wie viele, bin ich bei meinen eigenen Texten eher ein Blindfisch, als alles andere...
Das geht wohl so ziemlich jedem so ;)
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