Im Zweifelsfall stellt sich vielleicht auch noch die Frage, inwieweit einem Abenteurer, der sich nicht zur Ruhe setzen, sondern (Schock!) tatsächlich weiterabenteuern will, Ruhm und Ansehen überhaupt viel nützen. Schön, man kriegt ab und zu mal eine Gratis-Lokalrunde ausgegeben oder einen wichtigen Posten angeboten (...) wenn man so ein angebotenes Amt wirklich mal annimmt, dann hat man schnell mit der dazugehörigen Verantwortung auch einen entsprechenden Klotz am Bein
Ein hoher politischer Posten ist auch normalerweise ein Vollzeit-Job (wenn es nicht gerade rein repräsentativ ist und/oder honoris causa vergeben wird). Wenn die Magiergilde einen Spieler-Abenteurer-Magier auf Grad 40 irgendwann "aufgrund seiner großen Verdienste bla-bla-bla" zum Ehrengildenmeister ernennt, kann sie das wegen meiner gerne tun, ohne das der Magier irgendwas anders machen muss.
Von einem echten Gildenmeister hingegen wird wohl erwartet, dass er sich beruflich der Gilde widmet.
Der Adel auf Midgard - laut Grundregelwerk - ermöglicht den Auf- und Abstieg, d. h. man muss sich nicht unbedingt von einer verarmten Landadeligen adoptieren lassen, um ein "Von" zu werden. Aber auch hier besteht ein Unterschied zwischen Prestige und dem tatsächlichen Posten: Wenn der Baron ständig durch die Weltgeschichte als Feldherr oder Abenteurer rumjuckelt, wird faktisch sein Vertreter zu Hause der Boss.
Out-game stellt sich natürlich die Frage, wie es am Spieltisch bzgl. Motivation der Abenteurer laufen soll. Stellt Euch folgendes Szenario vor:
- Der Magier hat aufgrund seines Ruhms einen wichtigen Posten in der Magiergilde ergattert.
- Der Händler hat ein Handelskontor in einer Hafenstadt eröffnet und macht die dicke Knete, weil seine Schiffe rein- und rausgehen.
- Der Glücksritter hat ein hübsches Mädchen getroffen und möchte eine Familie gründen (um mal eine andere Art von gesellschaftlichem Posten zu nennen
).
Dann kommt der Auftraggeber (also der Spielleiter) und fragt die Abenteurer (also die Spieler): "Ich habe einen Auftrag für Euch."
Dann sagt der Magier: "Ok, bin dabei, aber nur, wenn es maximal 14 Tage dauert, übernächste Woche ist eine wichtige Tagung."
Der Händler sagt: "Ok, bin dabei, aber nur für 20.000 Goldstücke - sonst lohnt sich das für mich nicht!"
Der Glücksritter sagt: "Ok, bin dabei. Aber nur hier am Ort. Ich will meine schwangere Frau nicht alleine lassen."
Spätestens wenn der Händler mit seiner Kohle noch ein paar Söldner mitnehmen möchte, stellt sich die Frage: Sind wir noch Abenteurer oder Wirtschafter? Sollten wir nicht lieber die Jungen Wilden (also die Grad-1-er) ranlassen?