Ich denke, es gibt prinzipiell drei Fragestellungen:
1. Wie weit muss die Geschichte der Welt zurückreichen, damit sie spielbar ist?
2. Wie weit sollte die Geschichte der Welt zurückreichen, damit man das meiste aus dem Setting herausholen kann und das Optimum erreicht ist?
3. Wie weit darf die Geschichte der Welt zurückreichen, ohne dass sie dröge wird und man sich von den Details erschlagen fühlt?
Die 1. Frage ist recht einfach zu beantworten: Wenige Sekunden.
Die 2. und 3. Frage ist dagegen schon wesentlich schwerer zu beantworten. Ich versuche mich dennoch mal an jeweils einer Antwort.
zu 2.:
Vor dem Spiel: Grundsätzlich interessiert es mich, wie es zum Status quo kam. Ich möchte also eine kurze Beschreibung von dem, was vor dem Status quo war und welche Ereignisse dann zum Status quo führten. Außerdem möchte ich noch 2-3 Details, auf die man sich im Spiel beziehen kann.
Während des Spiels: Ich liebe es, wenn ich während des Spiels geschichtliche Zusammenhänge erfahre. Am liebsten Sachen, die mein SC zu Beginn auch gar nicht kennt, so dass sowohl Spieler als auch SC gemeinsam etwas über die Vergangenheit erfahren.
Aber es gibt auch zahlreiche Sachen, die mein SC kennt, ich als Spieler aber nicht kenne. Hier finde ich es vom Flair her sehr schön, wenn der SC solches Wissen während des Spielabends einbaut. (Disclaimer: Und zwar nicht tölpelhaft mit einem diabolischen Wissen: "Eigentlich hättest du ja wissen müssen, dass...", sondern mit dem Hintergrund, dass mein SC dass ja bereits weiß: "Du bemerkst..., dein SC weiß sofort, dass...") Hierdurch erfahre ich spielerisch etwas zum Hintergrund der Welt und es fügt sich auch harmonisch in die eigentliche Kampagne ein.
zu 3.:
Hier kommt es extrem auf die Darreichungsform an. Prinzipiell gilt: Vor dem Spiel möchte ich höchstens 15 Minuten, allermaximal eine halbe Stunde Hintergrundgeschichte geben. Es gab gerne mehr Hintergrundgeschichte geben. Aber die möchte ich nicht vor dem Spielen kennenlernen.
Wenn ich ein Setting den ersten Abend gespielt habe und ich das Setting interessant genug finde, um weitere Hintergrund-Informationen freiwillig zu lesen, kommt es auf die Darreichungsform an:
- Nette Kurzgeschichten, die etwas Geschichte enthüllen, lese ich lieber als Sachtexte zum Hintergrund.
- Im HIntergrund interessieren mich nur Sachen, die interessant sind: Also entweder Sachen, die für sich selber interessant sind. Oder Hintergrund, der einen bestimmten Aspekt des Status quo in einem interessanten Licht erblicken lässt. Oder einen Aspekt, wo ich denke "Wow!". Von diesen Arten von Hintergrund kann es gerne Bücher voll geben und ich lese sie mit Begeisterung durch. Wenn ich ich jedoch nur irgendwelche langweiligen Daten stehen oder irgendwelchen langweiligen Gegebenheiten, dann verliere ich schnell das Interesse am Hintergrund.
Als AUtor sollte man sich also nicht fragen: "Wie wichtig ist der Hintergrund für das Setting?" Man sollte sich lieber fragen: "Wie interessant ist der Hintergrund?"
Generell gilt: Qualität ist wichtiger als Quantität. Aber wenn die Qualität hoch ist, wünsche ich mir viel davon. Wenn die Qualität jedoch niedrig ist, höre ich nach der ersten Seite bereits mit lesen auf.