Das große Ziel hinter dem Aufbruch ist, das wieder "Entdecken" in den Vordergrund des Spieles rückt. Ein Gefühl von Wunder, wenn die Helden mehr über eine Rasse lernen.
Ah, der Sense of Wonder!
Das beschäftigt mich auch schon eine Weile. Als ich mit Rollenspiel, also DSA, anfing, war das alles neu für mich. Ich las vorher als Kind nur Sciencefiction oder Jugendromane, dann begann ich gleichzeitig mit DSA und sowas wie den Herrn der Ringe zu lesen. Ich fand es toll, über Zwerge und Elfen zu lesen und was für fantastische Kreaturen es gibt... Jetzt bin ich gelangweilt. Fantasy ist für mich tot, weil zu gefühlt 99% nur noch bekanntes reproduziert wird. Ich will mehr vom Rollenspiel als Elfen und Zwerge wieder mal ein bisschen aufgepeppt zu erleben. Viele Settings arbeiten ja nur mit einem Twist: Das ist wie xxx, aber mit yyy. Neuen Sense of Wonder löst das bei mir nicht aus. (Ich will nicht sagen, dass Fantasy generell schlecht ist. Kann ich nicht, dazu kenne ich zu wenig. Also bitte niemand beleidigt fühlen. Es gibt auch für mich tolle Fantasy-Autoren wie etwa Walter Moers, dessen Blaubär ich wirklich liebe, die beste Fantasy die ich in den letzten 10 Jahren gelesen habe und ein kreatives Feuerwerk. Aber im Allgemeinen bin ich kein Fan des Genres.)
Ich habe bisher folgende Möglichkeiten gefunden:
1. Hinzufügen/Ändern von Details. Da würde ich etwa die Elfen mit Kastensystem zuzählen. Es ist schwierig, solche Details ins Spiel zu bringen und tatsächlich in den Köpfen der Spieler ankommen zu lassen. Außerdem brauchen sie oft viel Feinarbeit, das Kastensystem müsste genau ausgearbeitet werden, so dass es die gesamte Elfen-Gesellschaft durchdringt und man es im Spiel einfließen lassen. Generell sind solche Details wichtig, vergleichbar finde ich z.B. das
badoc bei den DSA-Elfen. Je weniger vertraut solche Konzepte sind, desto eher löst es Sense of Wonder aus, denke ich, weil man es nicht versteht. Es gab früher lange Zeit sehr viele DSA-Spieler, die Elfen generell für unspielbar hielten, weil die ja so
anders sind.
2. Grundlegendes Brechen von Klischees. Man nehme etwas, das man für allgemein wahr hält, etwa: Elfen sind naturverbunden und verehren neutrale oder gute Götter, die Natur selbst und dergleichen. Das wird gebrochen, indem das Gegenteil genommen wird - Elfen verehren böse Gottheiten. Das ist schon krasser, als nur an Details zu arbeiten, da hier das ganze Konzept auf den Kopf gestellt wird. In D&D hat das mit dem Zwist zwischen den Elfen und den Drow m.E. sehr gut funktioniert, klar sind Drow
inzwischen abgedroschen, aber für mich als jemand der von DSA kam war das was neues, interessantes, da auch in die Geschichte einzutauchen, als ich irgendwann von DSA zu D&D wechselte. (Wobei die D&D-Elfen auch in vielen Details ganz anders als die DSA-Elfen sind, angefangen bei Körpergröße hin zum Zivilisationsgrad.)
3. Man bringt etwas ganz neues. Earthdawn ist ein schönes Beispiel. Da gibt es viel Bekanntes und Vertrautes wie zivilisierte, aber naturverbundene Elfen. Es gibt vieles mit gebrochenen Klischees wie die Zwerge die mit Kurzschwertern statt Äxten kämpfen und weniger als Krieger sondern als Händler in feinen Gewändern bekannt sind. Aber es gibt eben auch ganz neue Dinge wie die Obsidianer oder die T'skrang, die nicht zur typischen Ausstattung (spielbarer) Fantasy-Spezies gehören. Wer viel kitchen-sink spielt, für den ist das natürlich auch alles nicht so neu, für mich als jemand mit DSA-Background und meine ganze Runde eigentlich war das schon krass (damals, Ende der 90er, Anfang 2000er als wir Earthdawn spielten).
3.b Noch anders und fremdartiger als Earthdawn ist zum Beispiel
Talislanta. Talislanta ist ein Setting, das als ich mich vor wenigen Jahren damit beschäftigte mir eine echt große Dosis Sense of Wonder gab. Weil man sich einfach von Elfen, Zwergen, Orks usw. verabschiedet hatte und da etwas eigenes auf die Beine gestellt war. Ich liebe das Ding und ich wünschte, ich hätte da so viel Material zu lesen wie bei DSA & Konsorten! Meine Spielrunde kam damit leider gar nicht klar -
die wollten gar keinen Sense of Wonder. All das Fremdartige - da konnten die sich nicht hineinversetzen! Umgekehrt wurde bei jedem Menschen in dem Setting gesagt, das sei ja ein Elf, der habe doch spitze Ohren... Dazu muss man wissen... also m.E. sind die meisten der Talislanta-Völker einfach Menschen-Völker. So wie es hier Asiaten und Schwarze gibt, gibt es da halt grüne, blaue und lila Menschen und je nach Herkunft unterscheiden die sich auch in ihren Kulturen. War den Spielern natürlich zu abgehoben. "Lila Menschen, das sind doch Aliens."
Ich war da schon sehr enttäuscht von meiner Spielrunde. Interessanterweise leite ich im Moment eine Runde, in der ich aus meiner Sicht viel abgefahrenere Sachen mache und da hat niemand ein Problem mit. Ich VERMUTE, dass wenn ich die durch ein Dimensionsportal nach Talislanta schicken würde und das nicht für immer wäre (hähäh, jetzt habe ich euch ausgetrickst), die das sogar gut fänden und dann auch den Sense of Wonder genießen könnten.
Und da wären wir auch bei einem Punkt. Will man, dass Elfen Sense of Wonder auslösen, wäre es eigentlich wichtig, dass Elfen nicht spielbar sind. Also mechanisch, nicht von der Frage her, ob man einen Elfen überhaupt darstellen kann. Daher ist das gar nicht so schlecht, was manche DSA-Spieler machen, Elfen für unspielbar zu erklären weil Menschen sich ja nicht ausreichend in die hineinversetzen können um sie in einem Unterhaltungsspiel darzustellen... Das erhöht natürlich den Sense of Wonder.