Ich muss zugeben, dass ich immer noch versuche zu verstehen, ob mein Eindruck von OSR als postmodernes Augenzwinkern von D&D eigentlich korrekt ist. Wenn das so wäre, fände ich das eigentlich eine sehr sympathische Haltung unserem Hobby gegenüber. Trotzdem gibt´s da bei mir zwei Probleme:
Erstmal habe ich nie so richtig D&D gespielt. Und ich habe den Eindruck, obwohl sich der Begriff Oldschool auch breiter verstehen ließe, bezeichnet er innerhalb der Bewegung erstmal eine Aufarbeitung von D&D. Wer das nie gespielt hat, kennt daher auch nicht die Anspielungen und Rückbezüge, kann also die neue, subjektive Herangehensweise eines einzelnen OSR´lers gar nicht richtig verstehen.
Zum anderen habe ich aber dennoch sehr lange eine Art von Rollenspiel betrieben, wie es die OSR thematisiert. Es hieß zwar Midgard und nicht D&D, aber viele Elemente, die jetzt als das brandneue Retroding angesehen werden, die gab es bei uns auch. Das Problem ist nur: Wir haben das so lange betrieben, dass es mir irgendwann zu den Ohren wieder herauskam und ich erstmal davon loskommen wollte. So ziemlich genau das war der Moment, in dem die OSR startete. "Wie?", habe ich gedacht, "da gibt´s diese Typen, die jetzt wieder Fackeln zählen, auf Kartographieren abfahren und sich in die Dungeons stürzen? Das ist doch genau das, was ich jetzt lang genug hatte."
Soweit meine kleinen Probleme mit dem OSR. Ich kann hier also nicht so richtig gut mitreden. Und ob die Angst vor irgendeinem Selbstzerfleischungsprozess berechtigt ist, kann ich auch nicht einschätzen. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so entscheidend. D. Athairs Links weisen nämlich zwar darauf hin, dass da irgendein Internet-Mobbing stattfindet und dass es so aussieht, als ginge man nicht nett miteinander um, um was es aber eigentlich geht, wird in den Links gar nicht ausgebreitet. Ich zumindest habe davon keine Ahnung.
Ich möchte hier nur einen kleinen Bericht über zwei Stränge im Story-Games-Forum verfassen. Im ersten dieser Stränge verlinkte der Strangersteller einen Beitrag seines eigenen Blogs in dem dem OSR Plagiarismus und Innovationsunfähigkeit unterstellt wurde. Ich war gespannt, wie die anderen User darauf reagieren würden, denn für mich haben die Themen dieses Forums eher mt einer Aufbereitung von The-Forge-Ideen zu tun, als mit einer Aufbereitung von D&D (inzwischen habe ich begriffen, dass das keine totalen Gegensätze sind... aber ich denke, es gibt auch engere Verwandte). Was geschah also? Der Strang wurde moderiert und geschlossen. Ich war erstaunt. So etwas hatte ich im Story Games Forum noch nie erlebt. Und mehr: Das Einschreiten des Admins erfolgte meinem Empfinden nach eher noch früher, als das beispielsweise hier bei Tanelorn der Fall gewesen wäre. Als Begründung wurde verkündet, dass es schlechter Stil sei, die Bemühungen anderer Kreativer aus der Rollenspielszene herabzusetzen. Wer will kann das hier nachlesen:
http://www.story-games.com/forums/discussion/21237/osr-design-is-stuck-in-the-past-and-it-is-a-pity.
Etwas später reagierte der Strangersteller. Er eröffnete einen neuen Strang, in dem er der Rollenspielforenlandschaft attestierte, dass sie inzwischen von dünnhäutigen Weicheiern beherrscht würde, die keine Kritik mehr vertragen könnten. Dieser Strang wurde nicht geschlossen. Stattdessen bemühten sich die anderen User um eine konstruktive Auseinandersetzung, sprachen über mögliche Kritik und mögliche Formen von Kritik und konnten am Ende dem Strangersteller die virtuelle Hand schütteln. Die beiden Parteien sind in dem Prozess ziemlich aufeinander zugegangen, hatten zwar am Ende keine Einigkeit erzielt, aber doch ein großes Maß an Verständnis füreinander aufgebracht. Ich war beeindruckt. Wer will, kann auch diesen Strang nachverfolgen:
http://www.story-games.com/forums/discussion/21241/my-worries-about-the-indie-community#latestIch finde es wichtig, problematische Entwicklungen frühzeitig zu bemerken. Aber vielleicht ist auch nicht alles ganz so verhärtet, wie es manchmal den Anschein macht. Bei den beiden Strängen hatte ich am Ende den Eindruck, dass da Leute trotz größerer Differenzen auf eine wirklich konstruktive Art und Weise miteinander umgehen.