Ich glaube was mich am Namenlosen stört, ist, dass er so ein Nichtwesen ist. Er ist nicht nur Namenlos er ist auch Gesichtslos und damit für mich fade.
Mich nervt der so sehr, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Aber ich glaube, mein Kernproblem ist, dass er ja sooo intelligent und gefährlich ist und seine Diener / seine Plots zugleich immer so strunzdumm. Er verführt nicht, er trickst nicht, er täuscht nicht, er kommt einfach immer mit der größten, stumpfsten Keule, die sich finden lässt.
Die metaplotrelevanten Namenlosen-Abenteuer, die ich kenne, waren bisher weitgehend aus der Rubrik "absurd umständlicher Plan mit mindestens drei Seiten Vorgeschichte". Da muss dann (okay, etwas zugespitzt beschrieben) erst ein total schwierig zu beschaffendes Artefakt besorgt und an einen ganz bestimmten Ort gebracht und eine ganz bestimmte Sternenkonstellation abgewartet und genau die richtigen fünf NSC zusammengebracht werden - was natürlich trotzdem klappt, weil Pardona und weil es ja spannend bleiben soll, d.h. die Helden erst am Ende Erfolg haben dürfen. Und überhaupt Pardona - dieser Mary-Sue-Charakter, der keinesfalls jemals sterben darf, ist für mich allein schon Grund genug, den Namenlosen zu hassen.
Auch sonst nerven mich seine Diener und Werkzeuge. Seine Liturgien sind durchgängig megafieses Zeug, seine Dämonen übelste Schlagetote. Außerdem hat kein aventurischer Gegenspieler dermaßen viele fett markierte Warnschilder in der Gegend rumstehen. NSC mit fehlendem Finger oder Auge? Rattenpilze? Überhaupt auffällig viele Ratten? Jede erfahrene Heldengruppe geht sofort auf Namenlosen-Alarm. Im Vergleich zur inzwischen doch erfreulichen Vieldeutigkeit der aventurischen Götter ist der Namenlose immer noch ein reines Abziehbild aus DSA1-Zeiten.
Von einem derart mächtigen Gott erwarte ich mir einfach mehr, als bisher zu sehen war. Ja, ich könnte ihn mir tatsächlich deutlich ambivalenter vorstellen, wenn er nicht einfach nur so sinnfrei böse wäre. War er vielleicht wirklich einmal der goldene Gott, den die jüngeren Götter in ihrem Neid erschlagen haben? Könnte er dann nicht mehr sein - komplexer, vielschichtiger, verführerischer, gefährlicher - als das Hauptsache-Kaputtmachen-Klischee, als das er immer dargestellt wird? Könnte sich nicht sogar für Helden die Frage stellen, ob sie vielleicht den falschen, den Mörder-Göttern anhängen? So viel Potential, alles verschenkt. Seufz.