Nur mal so als Einwurf: mE lautet die Grundregel des Rollenspiels:
"Wir erzählen eine Geschichte. Wenn meine Meinung vom Verlauf der Realität der Geschichte von deiner Meinung des Verlaufes abweicht, wird ein Würfel geworfen [ein Zufallsmechanismus verwendet]. Gewinne ich gilt meine Realität, gewinnst du gilt Deine."
Weitere, komplexere Regeln dienen letztlich immer nur dieser einen Regel und spezifizieren eben bestimmte, widerkehrende Aspekte der Spielwelt/Geschichten, die ja - je nachdem was bespielt wird, immer die eigene Spielweltrealität unterstützen sollen. In einer Geschichte, die unserer Welt sehr ähnelt ist es unmöglich 200m weit zu springen; in einer Superheldengeschichte ist es zumindest für manche Bewohner möglich; in FLUMPS, der Geschichte der Flug-Gummis, ist es normal. Wird oft gesprungen bietet sich auf jeden Fall eine bestimmte Regel zum Springen an, die - je nach Detailliebe - Anlauf, Können, Windwiderstand oder was auch immer berücksichtigen kann, so die Spielgruppe dies möchte.
Wenn ein Erzählspiel also ein Spiel ist, dass diese Grundregel-Annahme bestätigt, so bin ich offensichtlich ein Erzählspieler. Wenn nicht, dann offensichtlich nicht - und: dann ist ein Erzählspiel (in meinem Sinne) kein Rollenspiel mehr.
Ich hatte gestern einen Abened V:tM. Wir haben kein einziges Mal gewürfelt, da sich die gesammte Geschichte des Abends in Gruppenkonsens entwickelte. Meine GM-Entscheidungen wurden nie in Frage gestellt und ich wiederum (sowie sie untereinander) habe keine Spielerentscheidungen in Frage gestellt. Es gab allerdings auch keinen Kampf, eine Situation, bei der ich IMMER zu Würfeln greifen werde, da der Ausgang immer ungewiss ist und meine Meinung über den Ausgang (meine NSCs wollen gerne überleben/gewinnen) von der meiner Spieler (die auch gerne überleben/gewinnen möchten) nahezu IMMER abweichen wird.
Was habe ich jetzt gespielt? Ein Rollenspiel? Ein Erzählspiel? Ein Erzählspiel, dass ein Rollenspiel ist? Ein Rollenspiel, dass ein Erzählspiel ist?
Ich denke die Antwort dürfte niemandem leicht fallen.
Stellt sich mir also die Frage: was wollen "Erzählspieler" eigentlich mit ihrem "Erzählspiel" als Definition erreichen? Eine Abgrenzung zu Spielen anderer Art? Zu Spielern anderer Art? Sich selbst als etwas "besseres" definieren? Ihren Spielstil als etwas "besseres" definieren? Was genau ist also der Zweck des Erzählspiels?
Ich hätte da so eine Theorie, aber dazu später mehr: die Natur ruft ...