Tja, ich hab ihn nun gesehen, und bin hin- und hergerissen.
Auf der einen Seite ist es ein solide gemachter Film mit eindrucksvollen Bildern, der einen teilweise mitzunehmen vermag. Auch der Soundtrack war stimmig.
Auf der anderen Seite ist der Film stellenweise schon extrem überzogen (Zeitlupen bis zum Erbrechen, Schockeffekte wie in billigen Horrofilmen), und zudem mit Symbolik vollgestopft (man sieht des öfteren nen Glatzkopf, der den Teufel darstellt, durchs Bild laufen), aber letzteres war wohl zu erwarten.
Die Juden kommen tatsächlich im Endeffekt schlechter weg als die Römer, da auf Seiten der Römer wenigstens ein paar Hauptmänner und Pilatus vernünftig bleiben. Hat natürlich nichts mit Antisemitismus zu tun, ist aber wohl nicht bibelkonform.
Von den positiven und negativen Seiten mal abgesehen muss man noch sagen, dass der Film eigentliche die 2-stündige Darstellung eines Mannes ist, der geschlagen, getreten, gefoltert, gequält und gesteinigt wird. Natürlich kann Gibson sagen, dass er ja den Leidensweg Jesu abbilden wollte, aber das ist einfach übertrieben.
Es sind gar nicht so explizit dargestellte Szenen an sich, sondern die Tatsache, dass es sich durch den ganzen Film zieht und höchst realistisch dargestellt wird. Die Römer und Juden schlagen und foltern ihn quasi ohne Pause, und freuen sich ungemein. Das hätte nicht sein müssen, man kann den Leidensweg auch anders darstellen.
Wenn man mal kurz nicht sieht, wie James Caviezel misshandelt wird, bekommt man Rückblenden von der Bergpredigt, dem Abendmahl oder anderen Ausschnitten von Jesus Leben gezeigt, was aber nichts daran ändert, dass der Film sich so gut wie nur auf die Leiden konzentriert. Ich hätte nicht gedacht, dass man den Titel so ernst nehmen müsste.
Mein Fazit: setzt zwar tatsächlich neue (wenn auch unnötige) Massstäbe in Sachen Gewalt, ist aber ansonsten überbewertet und den ganzen Rummel im Grunde nicht wert.
Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie zur 6. Niederhölle der Film es geschafft hat, ab 16 freigegeben zu werden