Autor Thema: Rassismus gegen erfundene Rassen.  (Gelesen 17647 mal)

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Supersöldner

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Rassismus gegen erfundene Rassen.
« am: 4.05.2017 | 18:00 »
Rassismus gegen erfundene Rassen.   Heute beim Spazieren gehen  dachte ich so darüber nach ob eine Gruppe von Orks und andern ,,Bösen,, Rassen die von Zwergen aus den bergen gejagt werden und wo anders neu anfangen müssen eine Interessante Idee ist. ,,Die Zwerge nahem eure Land und ihr wurdet in die ebnen vertrieben,, Doch ich beschloss es nicht weiter zu verfolgen da ich zu viele andre Setting Ideen habe. ABER der gedankt daran das bestimmte Rassen meist nur als Schwertfutter oder ,,Monster mit Waffen und Rüstungen,, genutzt werde lies mich nicht mehr so richtig Los.   Ob nun Fantasy oder SF es gibt oft Rasse die zum Töten da sind oder die Klischeehaft sind oder oder oder.    das muss nicht unbedingt schlecht sein und geht vielleicht auch nur Schwer anders. Aber ist es nicht schon irgendwie Rassismus unter dem Orks,(intelligente) Untote und  andre Leiden müssen? Weiß nicht genau ob man das diskutieren muss oder wie aber ich dachte ich eröffne dazu mal was . (sachlich bleiben und so was )

Online nobody@home

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #1 am: 4.05.2017 | 18:44 »
Ist 'ne interessante Frage. Ich meine, klar, einerseits leiden da keine real existierenden Lebewesen -- Orkstamm XYZ wird nie im richtigen Leben 'ne Klage bei den Vereinten Nationen oder wo auch immer einreichen.

Andererseits, wenn's eh nur um fiktive Gegner geht, kann man doch genausogut die Orks auch durch Menschen wie du und ich ersetzen, die dann auch genausowenig real sind...oder?

Offline Maarzan

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #2 am: 4.05.2017 | 18:54 »
Ich denke so etwas kathegorisch ausschließen zu wollen ist der falsche Weg.
Aber eine gewisse Reflektion wie man so etwas einfließen lässt, sollte schon gegeben sein.
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Offline KhornedBeef

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #3 am: 4.05.2017 | 19:19 »
Die Antwort ist Ja. Fantasy ist voller Rassisten. Wenn gerade der zweite Orkensturm eine Stadt in Schutt und Asche gelegt hat, ist Reflektion über so etwas ja auch schlecht getimet ;)
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Offline Der Nârr

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #4 am: 4.05.2017 | 19:34 »
Ich denke schon, dass man Rassismus im Spiel thematisieren kann. Tatsächlich habe ich ein eigenes Setting auf der Festplatte, in dem Rassismus eine wichtige Rolle spielt. Das Setting spielt in einer Stadt nicht allzu lange nach einem Krieg, der mystische Portale zum bewohnten Mond des Planeten unterbrochen hat. Dadurch sind viele ursprüngliche Bewohner des Mondes auf dem Planeten zurückgeblieben, dort aber eindeutig als Fremde bzw. Ausländer bzw. Angehörige anderer Spezies zu erkennen. Dies sorgt für Unruhen, nach den üblichen Mustern: Die nehmen uns die Arbeit weg, die sind dreckig, die stinken usw. Die kulturellen Differenzen sind zum Teil enorm. Es handelt sich um mehrere Spezies, manche sind eher in der Lage sich anzupassen, manche weniger. Eine schlecht anpassbare Gruppe sind etwa Vogelmenschen, die völlig andere Lebensgewohnheiten haben und in für Menschen "dreckigen" und schmutzigen Verhältnissen leben. Aufgrund ihres Sprachapparates können sie nicht einmal die Sprachen der Menschen lernen, man kann sich nur mit einer Zeichensprache verständigen. Man kann sich vorstellen, dass das zu Reibungen führt, wenn sich im aufgeklärten Deutschland Pegida & Co tummeln. So gibt es etwa fremdenfeindliche Gruppen, die Nachts solche Nichtmenschen auch schon mal angreifen. Dabei handhabe ich es aber so, dass dies eindeutige Antagonisten sind. Die Spieler dürfen also nicht sagen "oh, in diesem Spiel gibt es Rassisten und das ist da ganz normal, dann ist mein Charakter auch mal ein Rassist". Die Charaktere gehören eben zu den Guten.

Aber was ist eigentlich mit Blackfacing. Aktuell spiele ich in einer Runde als weißer Mann eine schwarze Frau. Darf ich das eigentlich?
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Offline +12vsMentalDamage

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #5 am: 4.05.2017 | 19:47 »
Aber was ist eigentlich mit Blackfacing. Aktuell spiele ich in einer Runde als weißer Mann eine schwarze Frau. Darf ich das eigentlich?

Bitte! Genau das ist doch Rollenspiel: mal etwas anderes spielen / spielerisch sein, als man selbst. Dies setzt voraus, dass man die Figur nicht abwertend darstellt, aber ansonsten ist das doch irgendwie das Spannende.
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Online Isegrim

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #6 am: 4.05.2017 | 19:53 »
Man kann es thematisieren, man kann es bleiben lassen. Kommt drauf an, was man im Spiel haben will.

In manchen Settings sind manche Nichtmenschen "böse", qua definitionem. In Aventurien fressen Oger Menschen und lassen sich mWn auch nicht davon abbringen. In manchen gibt es wesentliche Unterschiede, die einfach da sind, ohne das es direkt mit einem Gut-Böse-Bild verknüpft ist, aber dennoch zu Spannungen führen kann. Tolkiens Elben sind halt unsterblich, und natürlich führt das zu Neid bei und Konflikten mit sterblichen Menschen. In manchen sind sie nur Menschen, die anders aussehen. Meist die langweiligste Variante, bietet sich aber an, wenn man die Thematik haben und möglichst nah an irdischen Verhältnissen bleiben will, ohne direkt Menschen zu nehmen.

ME ist all das legitim: Sowohl die "Orks sind auch nur Menschen"-Variante, als auch die "Orks sind nun mal böse und gehören erschlagen"-Variante. Nur sollte man sich beim Design dessen möglichst bewusst sein.

Parallel kann man da auch andere Töpfe aufmachen. Ist der typische Fantasy-Feudalismus (nach Besiegen des Dunklen Herrschers) die gute, heile Welt, mit dem gnädigen Märchenkönig an der Spitze? Oder immer noch ein brutales, auf Leibeigenschaft basierendes System der Unterdrückung? Tja, kommt alleine darauf an, welche Geschichte man spielen will.
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Ucalegon

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #7 am: 4.05.2017 | 20:01 »
Aber was ist eigentlich mit Blackfacing. Aktuell spiele ich in einer Runde als weißer Mann eine schwarze Frau. Darf ich das eigentlich?

Der Begriff hat damit nichts zu tun. Abgesehen davon erwarte ich persönlich nur, dass mit uU verletzenden Klischees und Stereotypen vorsichtig umgegangen wird. Außer man hat sich darauf geeinigt, eine Satire wie z.B. Escape from Tentacle City zu spielen.

Online nobody@home

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #8 am: 4.05.2017 | 20:04 »
Aber was ist eigentlich mit Blackfacing. Aktuell spiele ich in einer Runde als weißer Mann eine schwarze Frau. Darf ich das eigentlich?

Frag' mal deine schwarzen Freundinnen und Bekannten, so du solche hast. Vielleicht können die dir ein paar nützliche Tips geben. ;)

Aber, ja, darüber darf man ruhig auch mal etwas nachdenken. Prinzipiell ist ja durchaus Teil des Sinns von Rollenspiel, daß man gerade auch mal jemanden oder etwas spielen darf, der oder das man sonst nicht ist -- andererseits will man aber auch nicht unbedingt damit gleich wieder völlig unreflektiert im nächsten peinlichen Klischee landen. Etwas schlichter Respekt vor der eigenen Rolle kann da nicht schaden, denke ich. (Gilt nebenbei natürlich auch für Spielleiter.)

Offline Der Läuterer

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #9 am: 4.05.2017 | 20:57 »
Rassismus? Oder Political Correctness?

Wir sind alle unterschiedlich. Jeder hat seine Eigenarten. Wir sind nicht gleich.

Wenn sich jemand über Behinderte, Farbige, Juden oder Muslime, Orks oder Elfen lustig macht, ist er dann ein Rassist? Oder integriert er vielleicht viel mehr als alle peinlich berührten, vermeintlich politisch Korrekten, zusammen?

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Offline LUCKY_Seb

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #10 am: 4.05.2017 | 21:31 »
Hmm, Earthdawn, so wie wir es spielen, ist voller Rassismus, die Zwerge gegen alle, die Elfen arrogant, Theraner eine einzige Nazitruppe, und Orks als Fussabtreter und potenzielle Sklaven - Kurz überall ist der Wurm drin. Alles strotzt so vor Konflikt. Ich glaube, wäre der Rassenkonflikt weichgespült, würde jede Menge Würze verloren gehen.
« Letzte Änderung: 4.05.2017 | 21:37 von LUCKY_Seb »
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Eulenspiegel

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #11 am: 4.05.2017 | 21:35 »
Bekanntestes Beispiel ist Shadowrun, wo die Diskriminierung von Orks und Trollen behandelt wird.

Bei DSA gibt es einerseits das Svelltal, wo die Orks die Menschen unterdrücken, und andererseits Andergast, wo die Menschen Orks unterdrücken.

Bei Avatar wird die Unterdrückung der Fantasy-Rasse mit Presslufthammer in die Köpfe der Spieler gepresst.

Offline Sashael

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #12 am: 4.05.2017 | 21:36 »
Rassismus? Oder Political Correctness?

Wir sind alle unterschiedlich. Jeder hat seine Eigenarten. Wir sind nicht gleich.

Wenn sich jemand über Behinderte, Farbige, Juden oder Muslime, Orks oder Elfen lustig macht, ist er dann ein Rassist? Oder integriert er vielleicht viel mehr als alle peinlich berührten, vermeintlich politisch Korrekten, zusammen?

Nur wenn man keinen Unterschied mehr macht und sich weder schuldig fühlt, noch schräg dabei angeschaut wird, wenn man das Sonderbare bei sich und anderen erkennt, dann und nur dann, sind wir alle gleichwertig.
Autsch.
Da solltest du dich vielleicht nochmal genauer mit Rassismus beschäftigen. Das Thema hat aber an der Stelle massives Speakers Corner Potential und deshalb möchte das an dieser Stelle nicht vertiefen, sonst landet der Thread schneller im Archiv als ein Schwert in der Brust eines definiert bösen Orks. ;)
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Online Isegrim

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #13 am: 4.05.2017 | 21:46 »
Hmm, Earthdawn, so wie wir es spielen, ist voller Rassismus, (...)

Es geht im Ursprungsbeitrag weniger darum, ob es in einer Fantasy-Welt Rassismus gibt (das ist immer der Fall), sondern wie weit das reflektiert wird; ob Nichtmenschen nur als billige Abziehbilder dargestellt werden, die zu erschlagen völlig legitim ist bzw erscheint. Wenn ich mich richtig an Earthdawn erinnere, war das da nicht der Fall (obwohl ich das Setting hasse). Orks und Trolle bei Tolkien sind das ziemlich offensichtlich (und ich mag Mittelerde dennoch).

Bekanntestes Beispiel ist Shadowrun, wo die Diskriminierung von Orks und Trollen behandelt wird.

Shadowrun ist da mE weitgehend anders gelagert, weil Orks etc bis vor kurzem Menschen waren, und außer Äußerlichkeiten auch jetzt noch sind. Da werden die Fantasy-Rassen offensichtlich dazu genutzt, das Thema Rassismus zu thematisieren, ohne sich an Menschen und deren Ethnien abzuarbeiten. Die Grundaussage dabei ist von Seiten der Designer immer: Rassismus ist schlecht. ORC (das Orcs Right Commitee) sind die Guten, der Humanis Policlub sind die Bösen. Ist mE ein sehr gelungener Versuch, das Thema im Rollenspiel zu behandeln, wenn man akzeptiert, dass Metamenschen halt nicht anders sind als Norms, abgesehen von Äußerlichkeiten; wie es beim realen Rassismus ja auch der Fall ist.
« Letzte Änderung: 4.05.2017 | 21:47 von Isegrim »
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Offline dabba

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #14 am: 4.05.2017 | 21:49 »
Kommt drauf an.
* Ein Naturbursche kann wissen, dass Orcs und Oger in Stämmen leben, die im Prinzip ähnlich wie die von Menschen organisiert sind und dass man sich auf ihr Verhalten einstellen kann.
* Ein Pragmatiker kann wissen, dass es kein Gut und Böse gibt, sondern entgegenlaufende Interessen. Menschen töten auch andere Wesen, ohne sie um Erlaubnis zu fragen. ;)

Das gilt auch für andere potenzielle Gegner:
* Einem Hexer mit einem dämonischen Mentor gestehe ich zu, dass er von Dämonen ein anderes Bild hat als viele seiner Zeitgenossen.

Dann kommt es darauf an, wie grundaggressiv die menschlich intelligenten Wesen agieren: Wenn Orks die Abenteurer einfach auf Blickkontakt angreifen ohne jegliche Interaktionsmöglichkeit, werden sie von den Abenteuern eher in die Schublade "urböses Schwert-Futter" gesteckt.

Aber die Fantasy-Schubladen fangen ja schon bei den Spielerfiguren an: In vielen Welten ist es allgemein üblich, dass Menschen von den humanoiden Wesen einzigen sind, die wirklich all-around sein dürfen, bei denen jeder Jeck anders sein darf: Elfen sind gutaussehend, arrogant und gemächlich, Zwerge sind grobschlächtig und wollen immer im Dunkeln leben. Wer einen Elfen anders spielt (und nicht bewusst dekonstruiert), wird schnell als schlechter Rollenspieler bezeichnet, oder als Powergamer, der nur die regeltechnischen Vorteile abgreifen will.
Ist das nicht ein bisschen so, als müsste man in einem Rollenspiel mit realitätsbezogenem Setting einen Juden immer geldgierig und mit Hakennase spielen?  :-X

Offline LUCKY_Seb

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #15 am: 4.05.2017 | 21:52 »
Well done Isegrim. Stimmt du hast recht. Ich habe den Anfangsbeitrag gerade nochmal gelesen und jetzt erst gecheckt was wirklich gemeint war. Tja, da verpasste was mit Earthdawn... ;)
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Online Isegrim

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #16 am: 4.05.2017 | 22:30 »
Grundsätzlich muss man beim Thema "Fantasy & Rassismus" zwei Ansätze unterscheiden, denke ich. (Bzw vielleicht noch viel mehr, aber die zwei sehe ich als konstituierend an.)

1.) Nichtmenschen sind tatsächlich "andere intelligente Lebewesen, die halt keine Menschen sind". Das bietet ein weites Feld, das Thema Rassismus zu bearbeiten. Sei es, dass Nichtmenschen sich nicht groß bis gar nicht von Menschen unterscheiden, außer im Aussehen, wie bspw bei Shadworun (s.o.). Oder das sie wirklich anders sind, und aus dieser Andersartigkeit Konflikte entstehen, die es zwischen heutigen Menschen nicht gibt. Einer der mE gelungensten Ansätze ist hier tatsächlich der Unterschid bei Tolkien zwischen Elben und Menschen: Die einen sind sterblich, die anderen nicht; mit allen Konflikten, die das impliziert.

2.) Nichtmenschen stehen für bestimmte Aspekte des menschlichen Seins, sind nur Platzhalter für die verschiedenen Seiten unserer Existenz. Das Ungeheuer, das es zu erschlagen gilt, ist ein Sinnbild für die Ungeheuerlichkeiten, die in der menschlichen Seele hausen. Da dann mit Rassismus zu argumentieren ergibt mE wenig Sinn, das will der Ansatz gar nicht thematisieren. Smaug nicht zu erschlagen, weil er auch nur ein Drache ist, eine schwere Kindheit hatte, und Drachen auch noch vom Aussterben bedroht sind, wirkt ein bischen albern.

Leider bieten viele Fantasy- und SF-Settings ein bischen von beidem, und machen damit beide Ansätze mE kaputt. Dann bleiben nur die Orks, die böse sind, weil sie es nun mal sind, und die umzubringen keinem weh tut, weils ja keine Menschen sind. Tut mir jetzt auch nicht gesteigert weh (bin ja kein Orks), aber ist mE einfach etwas schade, da es dramatisches Potential verschenkt.

EDIT
Well done Isegrim. Stimmt du hast recht. Ich habe den Anfangsbeitrag gerade nochmal gelesen und jetzt erst gecheckt was wirklich gemeint war. Tja, da verpasste was mit Earthdawn... ;)

Ich habs mal angespielt, war einfach nicht meins. Zu generisch, zu gewöhnlich, und dass das quasi die "Vorgeschichte" der Shadowrun-Welt sein soll(te) hab ich bis heute nicht verwunden... ;)
« Letzte Änderung: 4.05.2017 | 22:34 von Isegrim »
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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #17 am: 4.05.2017 | 22:55 »
Ein bißchen steht für mich im Moment auch die Frage im Raum, inwieweit ein Setting Rassismus überhaupt braucht. Man sollte doch eigentlich meinen, es ginge auch ohne -- zumindest das eine oder andere Science-Fiction-Setting bemüht sich ja schon ganz gerne, zumindest etwas kosmopolitischer daherzukommen, und auch in einer Fantasywelt muß die gleichzeitige Existenz von Elfen und Orks ja nicht zwangsläufig gleich bedeuten, daß die einen gefälligst Hochnäsig Gut und die anderen Häßlich Böse zu sein und die Rassen entsprechend in vom Weltdesigner verordneter Erbfeindschaft zueinander zu leben haben.

Offline KhornedBeef

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #18 am: 4.05.2017 | 23:17 »
Rassismus ist ein Problem, Probleme ergeben Geschichten.
Plus, für ein Rollenspiel ist es sehr bequem,  wenn man sagen kann "Hey hier ist NPC Milli McVanilliFace, den ihr noch nie gesehen hab und für den ich zwei Zeilen geschrieben habe. Aber ihr hasst den Typ weil er ein Ork ist. Round One, fight!"
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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #19 am: 4.05.2017 | 23:20 »
Rassismus gegen fiktive Rassen funktioniert exzellent im Rollenspiel und ist seit Jahrzehnten bewährt, egal ob es sich um eine Schwarz-Weiß-Welt handelt in der Rassismus gerechtfertigte Wahrheit ist (z.B. D&D-Settings mit stets bösen Rassen wie Orks oder Teufeln), oder ob es sich mehr um eine graue Welt handelt in der die rassistischen Ideen nicht oder nur unzureichend gerechtfertigt sind (z.B. Shadowrun).

/thread
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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #20 am: 5.05.2017 | 00:23 »
Ein bißchen steht für mich im Moment auch die Frage im Raum, inwieweit ein Setting Rassismus überhaupt braucht. Man sollte doch eigentlich meinen, es ginge auch ohne -- zumindest das eine oder andere Science-Fiction-Setting bemüht sich ja schon ganz gerne, zumindest etwas kosmopolitischer daherzukommen, (...)

Interessant. Welche meinst du und wie tun sie das? Ich bin ja nun z.B. großer Trekkie. Wenn wir also z.B. Star Trek nehmen, dann gibt es da natürlich die Föderation und ihre Verbündeten. Aber wenn man sich dann die Nachbarschaft anguckt, finden sich massig Variationen von zum Clash of Civilisations hochgespielten Konflikten, sei es gegen die Klingonen in TOS, gegen die Romulaner, die Borg, das Dominion und natürlich ganz besonders die Cardassianer. Auch unter den Protagonisten finden wir entsprechend Ansichten vom Typ "Alle X sind...". Wir müssen da gar nicht zu Kira und O'Brien gehen, Kirk hat über Klingonen auch so das eine oder andere zu sagen. Oder Archer über Vulkanier.

Ich glaube wir sollten hier drei Dinge auseinander halten:

- Gibt es in der fiktiven Welt Konflikte, die sich entlang ethnisch-kultureller Linien manifestieren?
- Gibt es in der fiktiven Welt Figuren, die jene Umstände reflektieren?
- Welche Haltung des Erzählers wird bei solchen Zusammenhängen sichtbar?

Wenn wir uns also Star Trek anschauen, dann hat das eine klar antirassistische Botschaft. Aber nicht, weil es keine rassistischen Ansichten  unter den Protagonisten gibt, sondern weil sich diese immer als wenig produktiv herausstellen: Es gibt regelmäßig einen besseren Weg. In Star Trek zeigt sich also die Erzählhaltung im Plot. Die Geschichte gibt den Anti-Rassisten recht. was ich mich aber frage: Wie sieht das anderenorts aus. Du sprachst ja, von dem einen oder anderen Setting.

Anmerken möchte ich aber Folgendes: Von den drei genannten Punkten ist für eine anti-rassistische Botschaft vor allem die Erzählhaltung entscheidend. Es kann also sein, dass anti-rassistisch motivierte Figuren eben nicht wie bei Star Trek regelmäßig gewinnen, sondern grundlegend scheitern. Es kann sogar sein, dass in der Welt niemand die grausigen Zustände reflektiert. Ich erinnere mich z.B. gern zurück, wie ich meinen SC einmal sehr plastisch einen Koboldstamm ermorden ließ. Also so ziemlich genau das, was das Klischee vorgibt. Meine Beschreibung war aber angetan, genau dies zu kommentieren.

Chiungalla

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #21 am: 5.05.2017 | 06:11 »
Erst einmal ist es ja bei weiten nicht in allen Settings Rassismus. Denn dafür müssten es tatsächlich Rassen der selben Spezies sein die sich gegenseitig diskriminieren. Und auch wenn es recht häufig Hybriden gibt sprechen wir trotzdem nicht zwingend von der selben Spezies. Was also wirklich vorliegt ist Speziesismus. Die Diskriminierung einer anderen Spezies. Also das was normale Menschen fast jeden Tag praktizieren ohne darüber nachzudenken.

Sind Menschen und Orks unterschiedliche Spezies bekommt man echt Schwierigkeiten zu erklären warum man den gefährllichen Wolf, Drachen u.s.w. töten kann den gefährlichen Ork aber nicht. Naja, also wenn man gründlich drüber nachdenkt bekommt man die selben Probleme am Ende auch wenn es die selbe Spezies ist.



Unabhängig davon würde ich schon zwischen rassistischen* Settings und rassistischen* Bewohnern des Settings unterscheiden.
In Shadowrun, Earthdawn u.s.w. gibt es zwar Rassisten* aber der Rassismus* wird ja durchaus kritisch behandelt.

Gerade in älteren Publikationen zu D&D und DSA wurden Orks aber schon sehr rassistisch* und undifferenziert dagestellt. Aber je tierhafter/dümmer man die Orks dastellt umso schwieriger wird es ja wieder fest zu machen wo das Problem bei der Diskriminierung der Orks liegt, wenn man Wölfe, Drachen, u.s.w. so dastellen kann.

Das Problem beim tatsächlichen Rassismus ist ja immer auch, dass man Annahmen aufgrund der Hautfarbe macht die völlig unbegründet oder sehr vorschnelle Verallgemeinerungen sind. Sind Orks wirklich alle (mehr oder weniger) dumm, aggressiv und gefährlich ist es ja kein wirklicher Rassismus. Es diskriminiert ja auch keinen Blauwal, wenn man ihm unterstellt das er schwer ist.

Ich hatte aber seit jeher sehr viel Spaß mit der differenzierteren Darstellungen von "Monstern". Ein guter Oger hier und dort. Ein intelligenter Ork. Ein dummer Elf...

* Bei Bedarf den entsprechenden Begriff für Speziesismus einfügen.
« Letzte Änderung: 5.05.2017 | 06:13 von Chiungalla »

Offline 1of3

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #22 am: 5.05.2017 | 07:14 »
Erst einmal ist es ja bei weiten nicht in allen Settings Rassismus. Denn dafür müssten es tatsächlich Rassen der selben Spezies sein die sich gegenseitig diskriminieren. Und auch wenn es recht häufig Hybriden gibt sprechen wir trotzdem nicht zwingend von der selben Spezies. Was also wirklich vorliegt ist Speziesismus. Die Diskriminierung einer anderen Spezies. Also das was normale Menschen fast jeden Tag praktizieren ohne darüber nachzudenken.

Sind Menschen und Orks unterschiedliche Spezies bekommt man echt Schwierigkeiten zu erklären warum man den gefährllichen Wolf, Drachen u.s.w. töten kann den gefährlichen Ork aber nicht.

Ich denke nicht, dass dieser biologisch bestimmt korrekte Einwand besonders hilfreich ist. Bitte korrigiere mich, wenn ich als Laie mich da irre: Zwei Lebewesen sind von der selben Spezies, wenn sie zeugungsfähige Nachkommen miteinander haben können. Du hast natürlich recht, dass wir Menschen andere Spezies ausbeuten. Und auch, wenn es heute bei weitem mehr Schweine und Hühner gibt als vor der Domestizierung - theoretisch wäre das aus evolutionärer Sicht ein Gewinn! -, können wir uns vorstellen, dass das Glück eines käfiggehaltenen Huhns nicht all zu groß ist.

Nun ist das mit dem Rassismus als Phänomen aber ein bisschen anders. Da geht es nur sehr vermindert um biologische Konzeptionen, zumal heute. Denn wenn jemand alle Muslime für Massenmörder hält, hat das offensichtlich nichts mit Biologie zu tun. Trotzdem drängt sich der Gedanke auf, diese Person als Rassist zu bezeichnen. Es geht also weniger um tatsächliche biologische Unterschiede, sondern um die Konstruktion des Anderen nach gewissen Äußerlichkeiten.

Damit das möglich ist, braucht es aber noch etwas Anderes. Wenn du jetzt nämlich fragst, wie bei den ganzen merkwürdigen Viechern ausgerechnet bei Orks Rassismus vorliegen könnte, dann weil sie ganz eindeutig über der Schranke für Personen-Erkennung liegen. Sie sind von den Autoren ja genauso gemacht, dass sie zwei Arme und zwei Beine haben, sich der Sprache bedienen, soziale Strukturen pflegen (Orkkönig ist was anderes als Bienenkönigin) etc.


Offline Der Läuterer

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #23 am: 5.05.2017 | 07:40 »
Betrachtet man Grünlinge und Konsorten mal mit dem sanften und verklärten Blick, den man seinen Schmusetigern schenkt, sollte sich die Betrachtung relativieren. Vollgefressen oder nicht, das Plündern und Morden liegt beiden im Blut.
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Offline Greifenklause

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #24 am: 5.05.2017 | 08:00 »
Manchmal hilft es zu überzeichnen.
Bei DSA3 hatten wir uns mit dem Erschlagen von Orks auch nie viel Gedanken gemacht. Die kamen halt, machten böse Dinge und wir haben sie kalt gemacht.

-- Dann sagte mein Krieger dauernd "Das sind ja keine Menschen, das sind nur Tiere!" und schon bekam es eine andere Färbung.
-- Bei DSA4.1 sagte mein philantropischer Arzt/Magier "Woher ich meine anatomischen Kenntnisse habe? Also ich bin kein Leichenfledderer, wenn ihr das meint. Meistens verwendeten wir in der Ausbildung Schweine oder Orks!" (Allerdings brach der auch Katzen ein Bein, um den Balsamsalabunde am lebenden Objekt zu lehren)

Das schmeckt dann manchen Mitspielern gallig und das soll es auch.
Fast alle meine Helden sind genau das: "Helden"! Aber fast jeder hat auch einzwei Aspekte, die einem modernen Menschen wie mir diametral gegenüber stehen.
Der Krieger war übrigens der gleiche, der unseren elfischen Illusionisten ständig in den Wald zum Jagen schickte oder zum Lageraufbau verdonnerte, "weil, wie jeder weiß, alle Elfen sich gut im Wald auskennen".

Und wo es Hexenverbrennungen gibt, lebt auch der Elf nicht lange ("Hühnerdiebe", "Geisteskontrolle", "widerliche Nacktheit", "hinterhältige Mörder").
Und wer es witziger mag, behauptet einfach:
-- "'Halbling' ist eine rassistische Bezeichnung für Hobbit"
-- "Der Ausdruck 'rüdes Verhalten' ist rassistisch, weil er daher kommt Varge mit Hunden zu vergleichen und auf ihr barbarisches Klischee anspielt.
Spielt Gnomberserker und Dachgaubenzorros