Sind Menschen und Orks unterschiedliche Spezies bekommt man echt Schwierigkeiten zu erklären warum man den gefährllichen Wolf, Drachen u.s.w. töten kann den gefährlichen Ork aber nicht. Naja, also wenn man gründlich drüber nachdenkt bekommt man die selben Probleme am Ende auch wenn es die selbe Spezies ist.
Zum letzten Satz Zustimmung. Speziezismus und Rassismus sind vom Prinzip her identisch.
Widerspruch jedoch zum ersten Satz: In sehr vielen Fantasy-Settings existieren zeugungsfähige Halborks. Das heißt, Menschen und Orks können fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugen. Damit gehören sie der gleichen Spezies an.
Das Problem beim tatsächlichen Rassismus ist ja immer auch, dass man Annahmen aufgrund der Hautfarbe macht die völlig unbegründet oder sehr vorschnelle Verallgemeinerungen sind. Sind Orks wirklich alle (mehr oder weniger) dumm, aggressiv und gefährlich ist es ja kein wirklicher Rassismus.
Annahmen aufgrund der Hautfarbe sind erstmal nur das: Annahmen bzw. Vorurteile. Diese Annahmen/Vorurteile können wahr oder falsch sein. Aber es ist kein Rassismus.
Wenn jemand glaubt, dass Schwarze immun gegen Sonnenbrand sind, so ist dies ein Vorurteil. Das macht daraus aber noch lange keinen Rassismus.
Rassismus ist es, wenn Werturteile bezüglich der Rassen geäußert werden. Das heißt, wenn in höher- und minderwertig aufgeteilt wird.
Ich halte Fantasy und hierbei gerade Rollenspiel in der Regel für ungeeignet Rassismus ernsthaft zu thematisieren.
Ich halte Fantasy sogar für sehr gut geeignet: Die meisten Menschen vermischen Schubladendenken mit Rassismus.
Wenn man Fantasy spielt, erkennt man relativ einfach, dass das zwei unterschiedliche Ansätze sind.
Ich erkläre das mal anhand eines Beispiels:
Sagen wir, die durchschnittliche Intelligenz eines Menschen liege bei 10. Wer sich einen Ork erschafft, tut dies mit den gleichen Regeln wie bei einem Menschen, aber zieht von Intelligenz am Ende der Charaktererschaffung 2 Punkte ab. Dann hat der Ork eine durchschnittliche Intelligenz von 8.
Statistisches Vorurteil: Der durchschnittliche Ork ist dümmer als der durchschnittliche Mensch.
Diese Aussage ist wahr.
Individuelles Vorurteil: Dieser spezifische Ork ist dümmer als ein durchschnittlicher Mensch, weil er ein Ork ist.
Diese Aussage ist in verdammt vielen Fällen falsch. Wenn ich beispielsweise einem Ork 14 Punkte Intelligenz gebe, hat er nach Abzug des Ork-Malus immernoch 12 Punkte Intelligenz und ist damit intelligenter als der durchschnittliche Mensch.
Eben dadurch, dass man einen knallharten Malus auf Intelligenz gibt, erfährt der Spieler so den Unterschied zwischen Statistischer Aussage und individueller Aussage: Der Spieler begreift, dass es Orks gibt, die intelligenter als der durchschnittliche Mensch sind, obwohl sie im Durchschnitt dümmer sind. Der Spieler fängt an zu verstehen, dass statistische Aussagen keine All-Aussagen sind. Man bekommt eine Gespür für Statistik:
1. Der durchschnittliche Ork ist dümmer als der durchschnittliche Mensch.
2. Der durchschnittliche Krieger ist dümmer als der durchschnittliche Magier.
3. Frage: Ist der durchschnittliche Menschen-Krieger dümmer oder intelligenter als der durchschnittlichen Ork-Magier?
Das hängt vom System/Setting ab: In Shadowrun ist der durchschnittliche Ork-Magier zum Beispiel intelligenter als der durchschnittliche Menschen-Samurai, obwohl der durchschnittliche Ork dümmer ist als der durchschnittliche Mensch.
Rassismus: Hier denkt man, die eine Rasse sei weniger wert als die andere Rasse.
Es macht einen Unterschied, ob ich sage: "Orks sind dümmer als Menschen. Und Krieger sind dümmer als Magier." oder ob ich sage: "Orks sind weniger wert als Menschen, weil sie dümmer sind. Und Krieger sind weniger wert als Magier, weil sie dümmer sind."
Ein Vorurteil kann hierbei als Begründung oder Vorwand für einen Rassismus dienen, ist aber selber noch kein Rassismus.
Hier vielleicht ein Beispiel aus Shadowrun:
Wenn ein Barbesitzer hauptsächlich Trolle als Türsteher einstellt, weil er glaubt, dass diese besser die Disco bewachen können, so ist das ein Vorurteil, aber kein Rassismus.
Wenn der Angestellte jedoch gegen den Troll-Manager intrigiert, weil er nicht will, dass Trolle in dieser Position sind, dann ist das Rassismus: Es findet eine Abwertung des Troll-Managers statt. Dieser Rassismus kann durch ein Vorurteil begründet sein, ist selber aber kein Vorurteil.
Der wiederum einer angemessenen Betrachtung im Kontext realweltlichen Rassismus gegenüber Menschen unterschiedlicher Ethnien im Weg steht.
Außerdem gibt es noch den Unterschied zwischen Rasse und Ethnie, den man in Fantasy auch gut zur Geltung bringen kann:
Der menschliche DSA-Alrik ist in den Orklanden von Orks großgezogen worden. Er spricht orkisch, er kleidet sich orkisch, kulturell ist er orkisch. Das heißt, ethnisch ist DSA-Alrik ein Orkländer. Biologisch/Rassisch ist er jedoch ein Mensch.
Oder nehmen wir den Elfen, der im Horasreich großgezogen wurde. Ethnisch ist er ein Horasier und wird von den Waldelfen nicht mehr als einer der ihren anerkannt. Von der Rasse her ist er jedoch immernoch ein Waldelfe.
Sehr schönes Sub-Setting für den Unterschied zwischen Rasse und Ethnie ist übrigens das
Svellttal. Für die Nicht-DSA-Spieler: Das Svellttal wurde ursprünglich von Menschen besiedelt. Nach einer Invasion wurde das Svellttal jedoch von Orks erobert. Diese waren von der Kultur der Svellttaler so fasziniert, dass sie größtenteils deren Kultur übernommen haben. (Man kann es sich so ähnlich wie bei den Römern vorstellen, als sie Griechenland erobert und dessen Kultur übernommen haben.)
Ethnisch sind die Svellttaler-Orks Svellttaler und haben mehr mit den Svellttaler-Menschen gemeinsam als mit den orkländischen Orks. Biologisch sind die Svellttaler-Orks natürlich nach wie vor orkländische Orks.
Gerade, wenn man eine Kampagne an der Grenze zwischen Orkland und Svellttal spielt, wird einem der Unterschied zwischen Rasse und Ethnie bewusst. Aber auch bei Elfen, die bei Menschen aufwachsen, oder Menschen, die bei Orks aufwachsen, kann man sehr schön den Unterschied zwischen Rasse und Ethnie erfahren.
Transhumanismus:Ich hatte oben gesagt, dass Fantasy ein sehr gutes Genre ist, um Rassismus zu behandeln. Noch besser eignet sich jedoch Transhumanismus. Hier kann man die zugrundeliegenden Fragestellungen imho noch tiefgreifender untersuchen.