Das Ding ist allerdings, jemand hat sich seine Aspekte schon so zurecht gelegt, dass er einen Charakter hat, der so ist, wie er ihn gerne spielen möchte. Wenn ich meinen Privatdetektiv gewieft mit Charme und Stil spielen möchte, dann will ich ihn auch weiter so spielen. Ok, vielleicht bekomme ich es nicht mehr immer so hin wie ich es will, weil ich nun irgend einen Tick habe. Im Großen und Ganzen will ich ihn aber immer noch so spielen.
Wenn mein Charakterkonzept so fest ist, daß ich eigentlich keinen meiner Aspekte ändern möchte, dann will ich bei meinem Charakter wahrscheinlich auch gar keine "ernsthaften" Geisteskrankheiten, die dann doch auch nur dasselbe Konzept untergraben würden. Das wäre aus meiner Sicht eine Kehrseite dieser speziellen Medaille.
(Wobei ich damit nicht mal ein Problem hätte: die ganze "Mythoskontakt führt immer und überall und für jeden zum unvermeidlichen Abstieg in den Waaaaahnsinn!"-Geschichte ist aus meiner Sicht eh stark übertrieben. Die unmittelbare Spannung kommt, soweit's mich betrifft, auch bei Cthulhu & Co. noch ganz klassisch primär aus den Ecken "Was geht hier eigentlich Unheimliches
vor?" und "Wie, wenn überhaupt, kommen unsere Protagonisten da lebend wieder raus?" -- nicht so sehr aus der Spekulation über irgendwelche Spätfolgen, wenn alle Überlebenden längst wieder in Sicherheit sind.)
Noch 'n Nachtrag zum Thema Konsequenzen: Konsequenzen sind bei Fate
nicht so sehr einfach nur Parkplätze für körperliche oder geistige Traumata im Sinne irgendeiner Art von "Weltsimulation"; eine schwere Konsequenz etwa ist nicht einfach nur "eine Verletzung mit einem gegebenen Schweregrad X". Sie gehören vielmehr mit zu den Ressourcen, mit denen ein Spieler (oder für NSC die SL) für das
Privileg bezahlen kann, den betreffenden Charakter insbesondere in Konflikten auch da am Ball zu behalten, wo andere schon längst rausfliegen würden. Dabei liegt die Betonung durchaus ein Stück weit auf "kann, nicht muß" -- wenn ich meinem Charakter partout keine Konsequenz aufhalsen will, dann kann ich auch rechtzeitig vor dem Wurf aufgeben, meinen Verteidigungswurf durch Aspekteinsätze pushen, Streß abhaken, oder den Charakter im schlimmsten Fall auch mal freiwillig ausschalten
lassen. Konsequenzen sind also bei genauerem Hinsehen nichts, was einem mal eben "so passiert", sondern da muß der betreffende Spieler schon recht aktiv zustimmen und mitarbeiten.
Und damit löst sich die Frage "Was passiert denn nun, wenn ich schon eine schwere Konsequenz habe und dann noch eine zweite abbekomme?" von der anderen Seite her auf: das kann schlicht nicht passieren, denn wo für eine schwere Konsequenz schon kein Platz mehr ist, kann eben auch keine zweite mehr hin. Der Fragesteller muß sich in diesem Fall einfach für ein anderes, noch erlaubtes Ergebnis entscheiden.