Standalone.
Fate Core wird nicht benötigt und es weicht auch von Vanilla Core stark ab
Würde ich jetzt, wo ich das Buch etwa eine Woche habe und auch in der Zeit halbwegs zum Durchlesen gekommen bin, so nicht mal unterschreiben -- allerdings bin ich's von Fate-Settings ohnehin gewohnt, daß sie auch gleich ein paar eigene Zusatzregeln zur Anpassung auf ihre spezielle Art von Kampagne mitbringen. Es
gibt ein paar direkte Änderungen, beispielsweise beim Einsatz von Aspekten oder durch mögliche Attributsboni auf Fertigkeiten, aber alles in allem leuchtet da das "echte" Fate Core für mich noch recht stark durch.
Vom Setting her würde ich sagen: Wer klassische Alles-Ist-Möglich-Comicabenteuer sucht, wird wahrscheinlich etwas enttäuscht sein. Das "Ereignis" ist noch nicht besonders lange her, vorher
gab's keine Superkräfte oder andere fantastische Elemente (also kein Atlantis und andere legendäre Kulturen und keine uralten magischen Artefakte, über die man einfach mal stolpern und zum Superhelden mutieren könnte), und wenn's im Nach-Ereignis-Universum Aliens geben sollte, haben sie noch keinen Kontakt aufgenommen. Und da Wearing the Cape sich bemüht, seine "Erwachten" halbwegs realistisch zu behandeln (wenn auch, ohne gleich in eine Dystopie abzurutschen), fallen eine Reihe von beliebten Genrekonventionen von vornherein unter den Tisch. Wenn du
hier eine Straßenlaterne aus dem Boden reißt, um einem Superschurken eins über die Rübe zu ziehen, kann und wird die Stadt dich und/oder dein Team wahrscheinlich auf Schadenersatz verklagen, anstatt einfach nur mit der Schulter zu zucken und die Sache nächste Woche schon wieder klaglos repariert zu haben...
Andererseits geht mir anläßlich der Übersetzung gerne mal durch den Kopf, daß der Ansatz von WtC eigentlich recht gut speziell hier zu uns nach Deutschland paßt. Wir sind nicht so ganz wie die Amis, wir haben keine eigenständige jahrzehntealte Superhelden-und-einsame-Rächer-Popkultur (was bei uns in dieser Hinsicht auftaucht, sind bis auf vielleicht mal 'ne ganz gelegentliche Parodie a la Johannes Flattermann alles Importe), und auch, wenn wir über die Regierung genauso laut meckern wie andere Länder, neigen wir doch dazu, ihr letztendlich ein bißchen mehr zu
vertrauen. Wenn also
bei uns plötzlich reihenweise Leute mit Superkräften herumliefen, wäre die Reaktion zumindest meiner bescheidenen Meinung nach weniger die große Panik mit massiven Haßausbrüchen (na ja, zumindest vor 10-15 Jahren direkt nach dem Ereignis wäre sie das zumindest gewesen, heute wäre ich mir da nicht mehr ganz so sicher...aber das ist eine andere Baustelle) und mehr ein "Okay, wie kriegen wir das so in den Griff, daß wieder Ruhe einkehrt und auch alles verwaltungstechnisch seine Richtigkeit hat?"...und ich denke,
dazu paßt das angedeutete Setting eigentlich wieder recht gut.
Wahrscheinlich hätten wir weniger eigenwillig kostümierte "Helden" oder "Schurken", von gelegentlichen Lokalgrößen und vielleicht auch so was wie einem offiziellen Nationalteam mal abgesehen, und mehr uniformierte Super-Einsatzgruppen und Leute mit Kräften in Zivil, die einfach nur mehr oder weniger regulären Jobs nachgehen (so was wie eine Hydrokinetin der C-Klasse bei der Feuerwehr zum Beispiel).