Klar, da hast du Recht, in weiten Teilen der Welt kommt gar keine Polizei, weil sie nur der solventen Bevölkerungsgruppe (also den oberen 10% oder so) zur Verfügung steht oder lokal gar nicht verfügbar ist. Mit "Polizei rufen" waren nur die Spielsituationen gemeint, in denen das auch sinnvoll ist, bzw. wenn man davon ausgehen kann, dass die das Problem lösen kann.
Oder um es kurz zu sagen. Es geht nicht ums Polizei rufen, sondern darum, ob eine für's Problem relevante Obrigkeit am Spielgeschehen beteiligt werden soll, die das Problem statt der Charaktere in die Hand nimmt. Das kann bei Jugendbandenabenteurn auch der große Bruder sein, oder die Oma. Oder im literarisch erweiterten Sinn irgend eine Art von Vaterfigur.
Ich denke, der Knackpunkt ist ein bißchen der: "Abenteuer" findet man traditionell eher in der Fremde, wo dann unter anderem auch die Obrigkeit Unbekannten (und womöglich noch Ausländern) gegenüber nicht unbedingt ganz so hilfreich ist, als zu Hause.
Wenn ich aber als SL ein Szenario tatsächlich die Spielercharaktere daheim "überraschen" lassen will, wie's ja speziell im Horrorgenre und da insbesondere bei One-Shots nicht ganz unüblich ist...dann muß ich im Zweifelsfall eben auch damit rechnen, daß die ihre vorhandenen Heimvorteile, die der typische herrenlose 08/15-Herumstreuner von Klischeerollenspielcharakter oft gar nicht hat (und sei's nur "hey, ich
wohne hier schon ewig und bezahle auch meine Steuern!"), entsprechend auzunutzen versuchen. Und zwar nicht, weil das irgendwie unfair von ihnen wäre, sondern weil ich gegebenenfalls vom "es gibt nur euch und den Rest der Welt, und der ist erst mal immer gegen euch"-Spiel selbst schon zu verwöhnt bin, um an Alternativen überhaupt noch zu denken.
Ansonsten kann ich natürlich meinen Horror auch in andere Gegenden verlagern, in denen die SC nur gerade zu Besuch sind. Hat zwar den Nachteil, daß es ihnen dadurch eventuell leichter fällt, auf die Lösung "laßt uns zusammenpacken und abhauen!" zu kommen, aber da kann ich dafür dann auch wirklich plausibler dafür sorgen, daß sie mehr auf sich gestellt bleiben.