Schönes Thema aber sehr schwierig zu beantworten zumindest für mich. Klar haben meine Gruppen und ich die Jahre über einen Haufen Systeme und Settings gespielt. Aber ein "bestes Rollenspiel aller Zeiten" muss mich umhauen und zwar vor allen Dingen von der mechanischen Seite her (egal ob die Regeln jetzt grob eingeteilt "klassisches" RPG oder narratives Spielen unterstützen) und da fällt es mir echt schwer, drei Systeme zu benennen.
1. Savage Worlds: Spielen wir jetzt immerhin seit ca 11 Jahren, kann also nicht so schlecht sein. Anfangs war ich natürlich begeistert von der mittleren-hohen Komplexität mit der die Subsysteme zusammen hängen bei sehr einfach gehaltenen Grundregeln, den Möglichkeiten der Charakterdifferenzierung sowie des extrem SL-freundlichen Vorbereitungsaufwandes und bin es teilweise immer noch. Für cinematische Settings sicherlich meine erste Wahl (wenn die Spieler kein narratives System wollen) und durch die Settingregeln auch in anderen Situationen robust anwendbar. Trotzdem zeigen sich über die Jahre hinweg Risse (Bennievergabe und Einsatz an Soak-rolls gekoppelt, sehr spezielles Magiesystem, Fertigkeitssystem ist an sich überflüssig). Alles in allem ist es trotzdem für mich DAS System, dass Komplexität mit mechanischer Eleganz und (ganz wichtig) Spielbarkeit kombiniert.
2. Fiasco: Eigentlich eine unfaire Nennung (wie bei vielen Indiesystemen), da man darüber diskutieren kann, ob ein so eng vom Ablauf her definiertes Erzählspiel mit anderen narrativen Systemen vergleichbar ist (die aufgrund der freieren Struktur her natürlich eine solidere Regelbasis haben müssen!). Trotzdem, es macht Spaß, es ist schnell gelernt und gespielt und führt (mit den richtigen Leuten gepielt, wie immer) zu sehr dramatischen/humorvollen/unterhsltsamen Abenden. Hinterlässt halt eher die Fastfood-Zufriedenheit: Akut geil und nach 2 Stunden wieder Hunger.
3. Hier tu ich mir echt schwer. Natürlich gibts einen Haufen Systeme, die solide Regen haben und auch länger Spaß machen, aber überall gibt es einen oder mehrere große Kritikpunkte. DnD ist gerade in den moderneren Iterarionen extrem gut designt, aber der riesige Kompetenzunterschied zw 1. und 20. Stufe macht es mir als SL schwer, eine stimmige Welt zu entwerfen, in der das Spotlight auch auf den SCs liegt (ausser man spielt nur die oberen Stufen oder grenzt den Bereich ein). Fate ist geil, aber endweder extrem sperrig und langsam in der Konfliktabwicklung (Core) oder zu undifferenziert (FAE, wobei ich das noch am liebsten spiele, mit den gleichen Argumenten wie bei Fiasco). EotE hat einen sehr guten Ansatz, aber das Würfelsystem generiert zuviele "abers + unds" bei jeder Abwicklung und streut zu breit auf der "ja/nein" Achse. PbtA Spiele sind auch toll, lassen aber zu wenig unterschiedliche SC mit den gleichen Playbooks zu und sind nicht gerade kampagnenfreundlich (>10 Spielabende).
Im Endeffekt gehört auf meinen Platz drei jedes ordentlich/durchschnitlich designte Regelwerk, dass dem arbeitenden SL nicht gerade den Mittelfinger zeigt und dem interessierten Spieler nicht die typische BS-Antwort entgegenwirft ("Wir sind im Feen-Land und hier gelten die Regeln die ihr toll findet, lasst einfach alles weg wenn es keinen Spaß macht" -- Übersetzt nach: "Wir haben eigentlich keine Ahnung was unser Spiel ist und wie es gespielt werden soll, Spieldesign/Playtesting ist überflüssig um Spaß zu haben und Regeln sind eh doof... Moment... wieso schreiben wir überhaupt ein Regelwerk?).
TLDR:
1. Savage Worlds
2. Fiasco
3. Jedes andere passabel designte Spiel, bis ich etwas herausstechendes finde.