Erstmal sei vorausgeschickt, dass ich mich hier nicht unbedingt in der Rolle sehe, diese Idee verteidigen zu müssen. Vielleicht verändert sie sich oder wird überhaupt nichts. Auch nicht schlimm.
Es gibt ein paar Einflüsse, die ich da zu einem Plot verarbeitet habe. Doris Lessing schildert in ihrem Roman "Shikasta", wie ein Mann (eigentlich ein Außerirdischer, der sich als Mensch ausgibt) die ehemaligen Kolonialstaaten bei der UNO verklagt. Die Szene ist recht eindrucksvoll und wenn das hier wirklich etwas werden sollte, dann werde ich sie wohl nochmal hervorkramen müssen. Ich habe den Roman vor etwa 25 Jahren gelesen und meine mich zu erinnern, dass da auch richtig argumentiert wird.
Die Tuareg-Trommler tauchen in Archie Shepps Aufnahme "Live at the pan african festival" auf:
Archie Shepp: We have come back. Die Aufnahme beginnt mit einer Ansage und einem Statement, dann geht´s etwas behutsam los, aber wer sich bis zum 2. Teil durchgehört hat, bekommt ein Gefühl für die Power, die so eine Gruppe erzeugen kann. Als die Flüchtlingswelle auf Europa zukam musste ich immer an diese Aufnahme denken und habe mir vorgestellt, dass irgendwann einmal Archie Shepp mit seinen Tuareg-Trommlern in einem Boot sitzen wird und die italienische Küstenwache schon durch ihren Sound in die Flucht schlagen wird. Bisschen kitschig, ich weiß.
Was eure Fragen und Anmerkungen angeht kann ich nur sagen: Ich bin kein Politiker. Ich bin auch kein Aktivist. Ich arbeite ein klein wenig ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe mit, das war´s dann aber auch schon. Das Ganze ist eine Utopie (oder Dystopie - das muss jeder selbst entscheiden), das sollte klar sein.
Meine Idee basiert nicht darauf, dass da plötzlich etwas nie Dagewenes entsteht. Bekannte Ideen werden mit bestehenden politischen Möglichkeiten kurzgeschlossen (wenn ich richtig informiert bin, gewinnt das panafrikanische Parlament derzeit durchaus ein wenig an Einfluss) und dann durch Intellektuelle und Leute mit einer entsprechenden Finanzkraft unterstützt. Es spricht nichts dagegen, dass auf dem Schiff täglich in einer Art Hommage an die Vordenker eine zehnminütige Lesung von Texten Frantz Fanons oder anderer Panafrikaner stattfindet. Es wird auch an anderen Stellen im Tanelorn über Was-Wäre-Wenn-Szenarien diskutiert. Nun, das ist eben eines dieser Szenarien.
Das Szenario lässt sich sicherlich in die Zeit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung verlegen. Einiges spricht dafür. Schade finde ich allerdings, dass wir dann von seiner Fiktivität ausgehen müssen. Ich schätze es bei dieser Geschichte, wenn zumindest der Hauch einer Möglichkeit besteht, dass Teile davon wahr werden könnten.
Das Schiff fährt los, die Aktion wird auch im Westen eifrig beklatscht und in New York gibt's ein paar große Gesten und Worte. Vielleicht bessert sich danach wirklich was, vielleicht auch nicht - besonders actionreich oder aufregend wird die Überfahrt an sich wahrscheinlich nicht.
Ja, das kann so kommen. Und wenn das wirklich alles ist, dann finde ich die Sache trotzdem darstellenswert, denn auch so ein Verlauf der Handlung kann den Spielern einen Einblick in einen Mechanismus verschaffen, der eine große Relevanz für unsere Gegenwart besitzt (der Mechanismus heißt: "Große Ideen können schnell verpuffen"). Trotzdem ist doch nicht ausgeschlossen, dass da jemand das symbolträchtige Schiff genauso symbolträchtig scheitern lassen will. Wichtiger als die handfeste Action finde ich aber die Reflexionen der Beteiligten. Wenn bekannt wird, dass da etwas in Gang gekommen ist, was ein erhebliches Gewaltpotential beinhaltet kann es zu einem Streit an Bord kommen, der verschiedene moralische Standpunkte aufeinander prallen lässt. Das ist für mich der wirklich spannende Kern der Sache.
Vielleicht geht es ja um die Verabschiedung einer historischen (oder fiktiven) UN-Resolution.
Wie gesagt: Der Prozess zur Verurteilung des Kolonialismus ist nicht meine Idee. Fiktive UN-Resolutionen finde ich aber eine interessante Alternative. Worum könnte es da konkret gehen? Ideen lese ich mir gern durch.
Die bürgerkriegsähnlichen Zustände in den USA sind sicherlich kein besonders originelles Mittel. Ich brauche sie aber, um Druck aufzubauen und um mögliche Schattenseiten einer entsprechenden Entwicklung aufzuzeigen. Kathryn Bigelow hat das mit ihrem Film "Strange Days" ganz gut vorgemacht. So eine aufgeheizte Atmosphäre schwebt mir vor.
Wie gesagt, nimm ein anderes Dilemma. Vielleicht [...] die Tatsache, dass alle möglichen politischen Gruppen das Anliegen instrumentalisieren wollen.
Das lässt sich außerdem noch machen (und steckt im Prinzip auch schon in der Idee mit drin).
Wenn das ganze auch nur den Hauch von Realismus haben soll brauchst Du viel, viel panafrikanischen Konflikt, so ist es eher eine Black Lives Matters Utopie... nein, dann wäre es ein Kanonenboot
Den Satz würde ich gern verstehen, aber du machst nur Andeutungen. Kannst du ein bisschen genauer erklären, was du meinst?