@Nebula:
Ich denke, wir haben einfach unterschiedliche Erwartungen an und Vorstellungen von dem, was wir unter P&P Rollenspiel verstehen.
Für mich ist Rollenspiel zu einem wichtigen Anteil auch "Gesellschaftsspiel" und die bringen idR auch sowas wie "gewonnen" oder "verloren" als mögliche Zustände mit.
Ich vermute, für Dich ist eher der "gemeinsame Storytelling" Aspekt im Vordergrund.
Wenn es einen "verloren" Zustand im Spiel gibt, dann muss der für mich folglich auch irgendwann einmal eintreten.
Und genau wie bei anderen Spielen darf man sich darüber halt nicht ärgern oder das als negatives Erlebnis verbuchen. Es ist nur ein Spiel.
So gesehen ist "einen Charakter spielen" für mich auch so etwas ähnliches wie Roulette spielen (Beispiele sind immer dehnbar, bitte nicht dran aufhängen).
Und der Charaktertod ist sowas ähnliches wie beim Roulette das ganze Geld verspielt zu haben.
[Ich spiele kein Roulette und schon gar nicht um Geld, aber ich kenne aus Kindertagen mit "Spielgeld" noch den Nervenkitzel,
wenn die Kugel läuft und auch das lähmende Gefühl, wenn die Bank wieder alles gewonnen hatte.]
Mir käme es völlig komisch vor, wenn ich irgendwann alles verzockt hätte und der Croupier käme dann zu mir und würde sagen
"Wir möchten, dass der Abend für alle als angenehmes Erlebnis in Erinnerung bleibt, hier hast Du Dein Geld zurück!" ...
Würde ich Roulette spielen, dann würde ich sicherlich spielen, um zu gewinnen und nicht um zu verlieren.
Genau wie ich Rollenspiel spiele, um Erlebnisse zu haben, um Nervenkitzel im Kampf (die Kugel [Würfel] rollt, noch, rot oder schwarz, gerade oder ungerade, Treffer oder nicht) zu erleben und nicht um den Charakter sterben zu sehen...
Aber beim Roulette nicht verlieren zu können, würde den Nervenkitzel rausnehmen. Dann würde ich es nicht spielen.
Ich weiß nicht, ob meine Einstellung und meine Erwartungen damit verständlicher geworden sind.
Der Einsatz im Rollenspiel ist der Charakter. Gewinne ich, dann überlebt er und gewinnt an Geschichte und Werten.
Verliere ich, dann stirbt er. Dann ist der Einsatz weg und das ist natürlich nicht schön oder erstrebenswert.
Aber ohne die Chance zu verlieren würde ich nicht spielen wollen.
Und es würde den Gewinn auch schmälern, wenn es die Verlieren-Option nicht geben würde.
Dazu kommt, das in den Konfliktsituationen auch der Nervenkitzel weg wäre, wenn es nicht um "alles" gehen würde.
Sicherlich kann es im Spiel auch andere Konsequenzen geben.
Aber diese Konsequenzen stellen letztendlich auch nur eine Veränderung der Spielsituation dar und keinen Verlust.
Wenn Palpatine Imperator wird, dann spielen wir eben Rebellen und nicht mehr Republik-Jedi.
Die Narbe im Gesicht hat eine Story. Der verlorene NSC Freund ist eine Geschichte und eine Quelle für zukünftige Motivationen.
Das alles ist Farbe im Bild der Rollenspielstory. Es ist kein Verlust.
Es ist viel mehr sogar ein zusätzlicher Gewinn, denn es bereichert die Geschichte des Charakters.
Wie gesagt: das ist meine Sichtweise!