Und dann ist noch die zweite Frage, ob der Spieler das überhaupt will. Bei Fate hast Du ja, wie es aussieht die Wahl, inwiefern du den Charakter umschreibst.
Yep. Die Regeln legen nicht fest, wie Konsequenzen (ob nun extreme oder andere) im Einzelfall
auszusehen haben -- der Schweregrad bestimmt nur, wie lange ihre Auswirkungen in etwa anhalten sollten und wie der Schwierigkeitsgrad für eine eventuell zum Einsetzen der Erholung nötige Behandlung aussieht. Den genauen Effekt kann der Spieler (eventuell in Absprache mit der Spielleitung) ziemlich frei wählen, solange er halbwegs zur Situation paßt.
Noch ein Knackpunkt ist meiner Ansicht nach, daß Fate allgemein beim
Umbauen von Charakteren im Lauf der Zeit ungewöhnlich flexibel ist. Der klassische Rollenspielstandard bei der Charakterentwicklung ist ja der reine Aufstieg: mein Charakter wird mit der Zeit und Erfahrung immer besser, was er mal gelernt hat, vergißt er nicht wieder, und Entscheidungen, die ich im Lauf seiner Karriere einmal getroffen habe, kann ich später nicht mehr rückgängig machen. Schon deutlich weniger Systeme weisen zusätzlich (oder vielleicht auch nur, aber das ist dann wirklich ganz, ganz selten) die Möglichkeit permanenter Charakter
schwächungen auf, sei es durch unheilbare Verstümmelungen, Stufenentzug durch fiese Untote, oder schlicht Regeln zum Thema Alterserscheinungen; solche Spiele betrachten derartiges dabei üblicherweise als eigenständiges Thema, das nicht großartig irgendwie formal an die sonstigen Charakterentwicklungsregeln gekoppelt ist. Und in der Regel war's das; wenn beispielsweise mein Dieb eine Hand verliert und nicht wiederbekommen oder angemessen ersetzen kann, dann ist er halt gegebenenfalls
als Dieb von da an entsprechend gehandicapt bis nutzlos, alle Anstrengung, die ich bis zu diesem Punkt in die Entwicklung seiner diebischen Fähigkeiten gesteckt habe, ist mehr oder weniger in den Sand gesetzt, und je nach System kann er vielleicht nicht mal die Laufbahn wechseln (oder zumindest nicht auf eine Art, die seiner weiteren Spielbarkeit viel nützt).
Fate tickt da etwas anders, weil ich da einmal ausgesuchte Charakterelemente ausdrücklich auch
nachträglich verändern darf, und das sogar zwischen einzelnen "Aufstiegen" (denn um mich netto zu verbessern, brauche ich schon mindestens einen
bedeutenden Meilenstein, während für den einfachen Austausch zweier Fertigkeitswerte oder das Auswechseln eines Aspekts oder Stunts gegen einen neuen schon ein kleiner reicht). In der Situation kann ich also ganz offiziell sagen "okay, es ergibt keinen rechten Sinn mehr, meinen einhändigen Dieb
als Dieb weitermachen zu lassen...ich werd' wohl in der nächsten Zeit seine Diebeskunst und Heimlichkeit etwas senken und die Punkte dafür in andere Fertigkeiten stecken". (Ich könnte das natürlich auch aus jedem anderen Grund machen, aber eine derartige Verletzung wäre ein ziemlich offensichtlicher Anlaß.) Außerdem gibt's bei Fate strenggenommen keine regeldiktierte "permanente mechanische Schwächung"; auch die übelste Konsequenz ist erst mal "nur" ein Aspekt wie jeder andere auch und Regelvorschriften zum Erzwingen von Nettoverlusten an Punkten oder Fähigkeiten ohne Ausgleich wie bei einigen anderen Systemen gibt's nicht.
Im Endeffekt läuft es wohl darauf hinaus: wenn ich mal wirklich aus meinem frischverstümmelten Anakin Skywalker einen verbitterten Halbcyborg von Darth Vader machen will (oder auch nur damit einverstanden bin, daß sich das im Rahmen der Ereignisse so ergibt), dann ist Fate von so ziemlich allen Systemen, die ich bisher kenne, dasjenige, das mich dabei am besten unterstützt.