Zuerst zu den Fragen, dann meine Conclusio.
1) Wie teuer schätzt du, sollte das Produkt sein?
Ideal wäre ein kostendeckender Preis (zu den Kosten gehören auch Entgelte für SchreiberInnen&Co, die wiederum ihre Kosten decken können). Zweifelsohne. Aber das gilt auch für Carbon-Boote der Open 60-Klasse. Die hat kaum wer. RP-Produkten wünsche ich eine breiter angelegte Kundschaft.
2) Hast du dabei bereits folgende Kostenpunkte berücksichtigt?
2 a) Autoren? Wie viele schrieben daran mit?
2 b) Lektorat und Korrektorat?
2 c) Illustration?
2 d) Satz?
2 e) Druck? (Man beachte die kleinen Auflagen.)
2 f) Gewinnmarge des Händlers?
2 g) Laufende Kosten des Verlags? (Lager, Unterhalt, Lohnkosten usw.)
Ein Punkt, der mich echt nervt: 2c. Eine Karte vom Ort, ggf der Umgebung, genügt mir völlig. Erstelle ich für gemeinhein selbst, Dauer: schlimmstenfalls 5h. Also: ich weiß, wovon ich rede. Sieht hernach natürlich einfach nur verwendbar und nett, aber nicht super-schick aus. Reicht völlg. RP-Material darf mir diese Arbeit gern abnehmen (tut es auch, *manchmal*).
Worauf ich gern verzichten würde im Kaufmaterial: Bild des Klischee-Piraten, Bild vom Folianten, Bild vom Bauernhof, Bild einer Bauchtänzerin, Bild von "Burg auf Felsen", Bild von Kanaldeckel (zufällig beim Griff ins Regal erwischtes Werk).
Oder anders ausgedrückt: Die Frage ist schon deshalb unredlich, weil ich eben nicht die Wahl habe. Ich kann eben i.d.R. *nicht* entscheiden, wofür genau ich Geld ausgeben will. Will ich ein System/ eine spielbare Geschichte, muss ich zwingend auch all den Kram mit einkaufen, auf den ich locker verzichten könnte, schlimmstenfalls Vorlesetexte, und später stelle ich dann fest: Das geht so nicht, ich stecke nochmal (nach dem Lesen) Stunden an Umarbeitung und Anpassung rein.
Ein anderer Punkt, der mich nervt: 2 e. I.d.R. habe ich nicht die Wahl, zwischen dem Produkt, gedruckt in Deutschland zu Tariflöhnen, und dem j-w-d--gedruckten zu Billiglöhnen zu unterscheiden. Könnte für mich aber kaufentscheidend wirken.
3) Wie viel, denkst du, verdient jemand in der Rollenspielbranche?
Ausreichend, sonst täte er/ sie es nicht (rational betrachtet, nicht wertend).
4) Wie viele Spielstunden wirst du aus dem Produkt rausholen? Wie viel Geld ist das dann pro Stunde Unterhaltung?
Tja, ich habe das gerade mal mit meinen auch nicht eben billigen Fahrrad verglichen. Da war mir der Erfolg sicher (ich wusste, es läuft), und ich kann es quasi unendlich nutzen. Im Vergleich zum RP-Material war es billiger (auf Stunden und heute gerechnet), der Erolg war vom ersten Moment an gegeben (ich musste nicht 2h investieren, um es lauffähig zu kriegen) und mit der Zeit haben sich die Kosten auf unter 1 Euro/ Stunde eingepegelt. Jetzt. Ich bin sicher, es läuft noch eine Weile, wenn ich die Hälfte des Kaufpreises drauf tu, was sich dann auch wieder amortisiert.
Für RP: Zu den Kaufkosten kommen noch die Kosten für die Nutzbarmachung hinzu (umgekehrt relativ zur Stadtgröße, würde ich meinen): In Anklam ist es wohl mühseliger (zeitintensiver a la "Zeit ist Geld": teurer) eine Runde aufzutun (das Produkt zu nutzen) als etwa in Hamburg. Aber die "Kosten der Käuferin" rechnet man da irgendwie nie dazu.
5) Wenn du deine Runde ins Kino einlüdest, wie teuer wäre das dann? Wie viel Geld wäre es pro Stunde Unterhaltung?
Wenn ich mir einen Roman kaufe und damit auch mal 6 Monate warten kann, liegt der Preis bei rund 10,-. Damit verbringe ich zwei bis drei Abende, wenn er gut ist, wenn nicht, eher 5. Vorteil, wenn er gut ist: Ich lese ihn nochmal. Und nochmal. Und...
Zur Urspungsfrage: Täte ich nicht. Wir könnten uns nie auf einen Film einigen. Und *mir* sind die 15,- für irgendwas Konsensuales zu viel. Und den Leuten ist mein Gähnen bei Konsensualem zu nervig.
6) Wie viel gibst du bei einer Spielsitzung in etwa für Naschen, Getränken usw. aus? Wie viel ist das pro Stunde Unterhaltung?
Essen muss ich auch ohne RP (in meinen Runden ersetzte das gemeinsame Essen das Abendbrot). Fällt daher für mich raus. Aber, um mal den Bogen zu schlagen: Man kann U1Ero für billigst-Nudeln mit billigst-Sauce investieren. Man kann aber auch den Special-Käse aus den Vogesen holen (mit nur einem Zwischenhändler, ), das Huhn vom Bio-Bauern (30,-, wen's interessiert) und das Mehl für den Huhn-ummantelnden Teig von der lokalen Mühle holen. Ist halt eine Abwägungssache.
Ich würde ja eher sagen: Wer am Essen spart, macht was falsch. Das ist existentieller als Bücher.
7) Rauchst du? Isst du oft sehr ungesunde Sachen (Süßigkeiten, Chips, Fast Food usw.)?
7 a) Wenn ja, wie viel Geld gibst du im Monat für deinen Lungenkrebs/Herzinfarkt aus?
Ja, ich gebe auch Geld für Sachen außerhalb des RP aus, die *ebensowenig* existentiell sind. Essen z.B. Bier zuweilen, manchmal Cider. Oder die Hausmarke im lokalen Pub. Sogar Urlaub zuweilen. Und Theater. Und ich habe mehr Schuhpaare, als ich zwingend bräuchte, auch wenn ich nur aller 3 Jahre welche kaufe.
Nochmal zusammenfassend:
Es ist falsch, beim Preis anzusetzen. Der ist immer okay (i.S.v. "die Leute können es sich leisten, für den Lohn zu arbeiten"). Aber wenn sich Leute ein Hobby nicht leisten können, das sie vllt hätten, wenn der/ dieser Preis nicht wäre, dann ist in der Gesellschaft was falsch. Das ist aber ein Thema, das nicht ins
gehört. Mir widerstrebt es jedenfalls total, Freizeit als Luxusgut zu betrachten.
Rollenspiel ist ein Hobby, das ganz extrem Kosten (wer als Schreiber einen Lohn will, muss auch die Kosten anderer in Betracht ziehen) auslagert (Einarbeitung, RP-Abend-Gestaltung. Vorbereitung). Mehr. als ich für Skat- oder Schachabende draufgebe.
Und deshalb wünsche ich mir gemeinfreies RP-Material, so wie ich meine Werke auch gemeinfrei stelle (mindestens 2h/ Woche, übrigend).