Keine Miranda-Rechte in den USA vor 1966!
Doch, seit dem 15. Dezember 1791, als der fünfte Verfassungszusatz ratifiziert wurde.
"Miranda v. Arizona" (1966) bezieht sich lediglich auf die praktische Umsetzung, wann und in welcher Form den Betroffenen ihre Rechte mitgeteilt werden müssen.
Unterm Strich wird das alles nicht so heiß gegessen, wie es gerade in amerikanischen Krimiserien gekocht wird.
Natürlich ist das "Miranda warning" (finde ich den passenderen Begriff) wichtig, aber weder war Miranda v. Arizona in dieser Hinsicht ein großartiger Wendepunkt noch ist das Unterlassen bzw. Erfolgen der Belehrung unmittelbar bei der Festnahme so juristisch bedeutsam, wie es in Filmen und Serien oft dargestellt wird.
Im Prinzip ist das nichts anderes als bei uns und wird nur teils extrem verzerrt dargestellt - ähnlich wie diverse "stand your ground"-Gesetze in einzelnen Bundesstaaten.
Aber ich denke schon, dass heute mehr Leuten klar ist, dass die Polizei unter ziemlich einschränkenden Regeln und Vorschriften arbeitet. Aus der Perspektive der praktischen Anwendung im Spiel, wenn ein SC sich in der Rolle des Polizisten gesetzeswidrigen Zugang erschleicht, halte ich es in einem modernen Setting für sehr viel wahrscheinlicher, dass das Opfer irgendwelche Scherereien macht - während oder nach dem Vorgang.
Das abstrakte Wissen bringt dir nur gar nichts, wenn du nicht ganz genau weißt, um welche konkreten Vorschriften es sich handelt.
Und selbst wenn, ist die einzig wirklich sinnvolle Methode, hinterher den Rechtsweg zu beschreiten.
Sich ganz sicher sein, dass die das gerade überhaupt nicht dürfen und sich deswegen körperlich wehren, ist eine hervorragende Methode, auf die Schnauze zu kriegen und dann zusehen zu müssen, wie die Maßnahme doch umgesetzt wird. Und i.d.R. sind die Polizisten damit im Recht (in einigen Konstellationen auch dann, wenn die anlaßgebende Maßnahme tatsächlich nicht rechtens war!). Auf beiden Seiten des Großen Teiches.
Interessanter wirds beim Thema offensichtliche Rechtsverstöße, aber da gilt dann das, was du selbst aufgeworfen hast:
Was decken Kollegen und Vorgesetzte, was kann man hinterher wie "schönschreiben"?
Wenn das regelmäßig Thema im Spiel wäre, würde ich dafür definitiv eine abstrakte Mechanik basteln...
Ich empfehle idH die Serie The Shield.
Darin geht es um Handlungen einer 4 Mann Spezialeinheit im Gang Milieu.
Die ist als Vorlage fürs Rollenspiel tatsächlich enorm dankbar.
Angemerkt sei aber, dass da eine ziemlich wilde Mischung aus eher abstrakten Prinzipien in Sachen Polizeiarbeit und ganz konkreten rechtlichen Detailfragen vorliegt. Und letztere sind dann natürlich auch wieder erzählerisch geprägt/verzerrt.
Fürs Spiel ist das im Grunde egal, nur muss man sich vorher darauf einigen, wie man mit den Spitzfindigkeiten umgeht, sofern sie Thema sein sollen: werden sie vorher exakt festgelegt und können dann entsprechend beackert werden oder macht man das abstrakt und ggf. auch mit zeitlichem Rückgriff?
Hat mMn eine gewisse Verwandtschaft mit dem Thema Heist-Planung im Rollenspiel.