Das lese ich auch so wie Du, Mondsänger!
Anton wird zu dem Verletzten gehen, aber ich habe vorher noch eine paar Fragen, weil ich persönlich die Situation schlecht einschätzen kann:
Klar, es gab noch keine Anschnallgurte, aber Autos waren damals meist nicht sooo schnell, insbesondere was das Beschleunigungsvermögen angeht (hier konkret für Dux Typ S: Höchstgeschwindigkeit 100 km/h, Fahrzeug der Luxusklasse bei einem moderaten Preis von 13.200 RM, Leergewicht 1720 kg oder mehr bei lediglich 50 PS / 37kW, 4 Zyl.). Anton ist ja eine Weile Fahrer einer Ambulanz gewesen. Erscheint es ihm als ein normaler Verlauf eines Unfalls im Stadtverkehr (die Wohnstraßen dürften damals gepflastert gewesen sein, was die Geschwindigkeit vielleicht auch zusätzlich limitiert?), dass der Fahrer trotz Lenkrad vor seiner Brust etc. bei solchen kfz mit "hoher" Karosserie durch die Windschutzscheibe fliegt? (Der Taxi-Unfall von Matilde und Clive verlief z.B. viel harmloser, obwohl das Taxi damals mit überhöhter Geschwindigkeit "gerast" ist; der Aufprall war damals aber vielleicht auch seitlich und nicht frontal, das erinnere ich gerade nicht mehr.)
Wenn das Auto deutlich schneller gefahren wäre (zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h s.u.), hätte uns das Motorengeräusch eines in keiner Weise schallgedämmten Wagens dann nicht schon vorher extrem auffallen müssen?
Ist es denkbar, dass ein weiterer beteiligter Unfallwagen, so schnell außer Sicht gerät? Oder ist auch das gänzlich unbegreiflich für Anton? Bei einem Frontalzusammenstoß wäre es wohl undenkbar, selbst wenn das andere Fahrzeug danach noch fahrtauglich gewesen wäre (zumal dann dessen Fahrer ähnlich maltretiert sein müsste wie der andere). Bei einem Auffahrunfall von hinten hätte der andere Wagen (jedenfalls bei einem Frontmotor) natürlich weiterfahren können, aber dann wären die Bremswirkung und damit die Kräfte, die auf den nun verletzten Fahrer wirkten, noch einmal deutlich geringer gewesen. Müssten wir den anderen Wagen nicht selbst dann noch sehen? Oder macht die Straße eine Kurve bzw. gibt es ein sonstiges Sichthindernis?
Mir ist klar, dass die Szene der Dramaturgie geschuldet sein kann und das wäre völlig in Ordnung. Ich erwarte keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern nur eine Aussage,
- ob das nach der Lebenserfahrung eines Ambulanzfahrers nicht ein völlig irrealver Verlauf ist oder
- ob es Anton für ein "Unfallgeschehen" ganz normal vorkommt.
Merkwürdig bleibt in jedem Fall, dass der geschädigte Fahrer, auf den aufgefahren wurde, weiterfährt. Und für einen gezielten Angriff würde man vermutlich nicht vorneweg fahren?!? Das bleibt so oder so rätselhaft.
Hinweis am Rande aus
Wikipedia:
Im Jahr 1909 erließ der deutsche Kaiser das erste Kraftfahrgesetz für das Deutsche Reich, Vorläufer der Straßenverkehrsordnung und Straßenverkehrszulassungsordnung. Es galt ab 1910 für Fahrzeuge bis 5,5 Tonnen innerorts eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 15 km/h. Ab dem 1. März 1923 war per Reichsverordnung innerorts eine Geschwindigkeit von 30 km/h erlaubt. Diese konnte die höhere Verwaltungsbehörde auf 40 km/h erhöhen. Die erste Reichsstraßenverkehrsordnung von 1934 hob zwischenzeitlich alle Geschwindigkeitsbeschränkungen auf. 1939 wurden erneut Beschränkungen eingeführt, gültig auch auf den neuen Autobahnen. Es galten fortan 40 km/h in der Stadt; außerhalb 80 km/h für PKW und 60 km/h für Lastwagen und Busse.