Was Messenger angeht: Du hast eher ein Menschen-Problem als ein Technologieproblem, glaube ich.
Ja, aber eine tolle neue Technologie haben und sich dann erst die Menschen dafür suchen müssen ist irgendwie arschlings
Zumal es mit den selben Menschen auf anderen Wegen funktioniert.
Unser Alltag ist, wie von dir bemerkt, voll Müll. Das wird auch beim nächsten Technologieschritt so sein.
Das wird dann zum Problem, wenn ein Technologieschritt gar nichts mehr anderes macht als neue Vertriebswege für den Müll zu schaffen.
Es gibt heute schon genug Aspekte, denen man sich ganz bewusst verweigern sollte.
Und das wird ja auch gemacht.
Ja, nicht von jedem und nicht überall.
Aber dieses pauschale "
Alle machen X. Geht nicht anders!" geht mir gerade bei AR im SR-Kontext so auf den Zeiger, weil da die Probleme und Nebenwirkungen dermaßen eklatant sind, dass so ein Konzept vorne und hinten nicht mehr aufgeht.
Es ist eine Sache, wenn der Zeitungsjunge morgens an der Haustür auf mich wartet und mir ein paar Dutzend Meter nachläuft, um mir eine Zeitung anzudrehen.
Es ist aber ein ganz anderes Level, wenn er eines Tages beim ersten Hahnenschrei schon im Schlafzimmer steht und mir mit den Worten "Das ist die Zukunft, mein Herr!" eine in Knoblauch und Juckpulver getränkte Zeitung an der Visage festklebt, in die ein winziges Guckloch geschnitten ist.
Und du kannst mir erzählen was du willst, das allgegenwärtige Smartphone hat die menschliche Gesellschaft massiv verändert, obwohl es doch eigentlich keiner braucht. Und das Internet sehe ich auf Augenhöhe mit dem Buchdruck.
Straßenbild, Sozialverhalten und andere Randerscheinungen haben sich angepasst, aber die Gesellschaft als Ganzes massiv verändert hat der Kasten nicht.
Hat auch das Internet nicht; das hat "nur" manche Prozesse so weit vernetzt und beschleunigt, dass Synergieeffekte eintreten konnten, die vorher nicht drin waren.
Das hat der Buchdruck auch gemacht, da gehe ich mit.
Ja, es prägt unseren Alltag und wenn man irgendwann auf die heutige Zeit zurückblickt, wird das natürlich (auch) Gegenstand der Betrachtung sein.
Aber uns großartig vorangebracht oder auch nur die Gesellschaft im Kern verändert hat es nicht.
Unsere "modernen" Probleme und Themen findet man 1:1 in Scheißhauskritzeleien aus der Römerzeit.
Erinnerst du dich noch an Prognosen wie "Es gibt vielleicht einen Bedarf von 4-5 Computern weltweit"?
Das war unter den damaligen Umständen noch nicht mal falsch. Da war nur noch nicht absehbar, wie unfassbar günstig Rechenleistung im Vergleich zu damals mal wird.
Aber im Grunde löst der kleine Privatmann heute mit Computern fast nur Probleme, die er ohne sie nicht hätte - zumindest in dem Sinne, dass man sie nur "braucht", weil alles darauf ausgerichtet ist, dass so gut wie jeder einen hat.
Der Rest ist Unterhaltung und historisch gewachsene, angewöhnte Bequemlichkeit - ist ja auch nicht unbedingt was Schlechtes, nur ist "brauchen" was anderes.
Manchmal haben wir, intelligente Menschen, null Ahnung von der Zukunft.
Was aber auch daran liegt, dass wir nicht sehr viel Zeit und Energie darauf verwenden, diese Zukunft nach unseren Vorstellungen zu formen.
Ja, das ist ein schmaler Grat mit tiefen Abgründen auf beiden Seiten, aber aus wenigen halbwegs guten und vielen schlechten Gründen stürzen wir im Blindflug Richtung Zukunft und sind paradoxerweise unseren eigenen Handlungen (bzw. deren Resultaten) geradezu hilflos ausgeliefert.
Unser Umgang mit der Zukunft beschränkt sich viel zu oft auf Schadensbegrenzung im allerletzten Moment.
Das betrifft dann aber wieder nicht nur neue Technologien, sondern auch andere untaugliche Strukturen.