Zwei Nachfrage: Weil die Beiträge von Feuersänger und YY den Raumflug so hervorheben. Hat das bei euch in irgendeiner Form eine Rolle gespielt und wie seid ihr damit umgegangen? Und: Was war der Moment in eurer Kampagne, der am meisten Hard SF war.
Da ich auch THS spiele:
Die meisten Missionen sind nicht zeitkritisch und man kann auf der Station auch genügend Treibstoff kaufen.
Dann heißt es vom SL: "Nach einem ereignislosen Flug kommt ihr nach einigen Wochen am Zielpunkt an. Soll ich ausrechnen, wie viele Wochen der Flug gedauert hat?" Kopfschütteln der restlichen Spieler.
Das sind etwa 90% der Flüge. Interessant sind die Flüge, wo es Komplikationen gibt:
1. Einmal wurden wir in einen Raumkampf verwickelt und haben zu viel Treibstoff im Raumkampf aufgebraucht. (Wir hatten letztendlich drei Optionen: Entweder wir ergeben uns und lassen uns entern oder wir kämpfen und werden zusammengeschossen oder wir kämpfen und verbrauchen viel Treibstoff für die Ausweichmanöver. - Unglücklicherweise wurde auch noch ein Tank getroffen, was uns nochmal etwas Treibstoff gekostet hat.)
Da hatten wir nach dem Kampf eine Karte gezogen, der SL hat gesagt, wo wir sind und mit welchem Impuls wir gerade fliegen. Und wir haben uns dann überlegt, wie wir mit dem restlichen Treibstoff noch einen bewohnten Planeten oder Asteroiden erreichen können. (Entweder direkt oder mittels
Swing-by-Manöver.) Das hat schon Spaß gemacht, da zu sitzen: -
- "Wir könnten da und dort hin."
- "Nein, wir haben Schmuggelware an Bord, die würden sie sofort konfiszieren."
- "Und wenn wir dorthin fliegen... das würde nur 2 Jahre dauern, dann wären wir da."
- "Wir könnten auch... nein, können wir doch nicht."
- "Wir fliegen einfach Richtung Erde und funken SOS."
- "Na toll: Entweder Piraten hören das SOS-Signal und rauben uns aus. Oder irgendein Erd-Militär findet uns und verhaftet uns wegen Schmuggelware."
Und wir saßen über der Karte und haben uns lauter mögliche Kurse überlegt.
2. Einmal hatten wir einen Saboteur an Bord, der die Triebwerke sabotiert hat, als wir das Bremsmanöver einleiten wollten. Das heißt, wir rasten ungebremst auf die Erde zu.
Da das Bremsmanöver aber mehrere Tage dauerte, hatten wir mehrere Tage Zeit, uns eine Lösung einfallen zu lassen, bevor wir auf der Erde zerschellten.
Der eine Teil des Abenteuers war klassisches Detektiv-Spiel: Wir hatten 12 Passagiere an Bord: Wer davon war der Saboteur und warum hat er das gemacht?(Schließlich würde er auch mit draufgehen.)
Der zweite Teil war aber wiederum schöne Hard-SF: Die Triebwerke ließen sich in der kurzen Zeit nicht reparieren. Wie konnten wir also sonst unsere Haut (und nach Möglichkeit auch das Raumschiff) retten?
3. Wir sollten ein Schiff abfangen. Wie macht man das jetzt am besten: Wenn wir im Orbit warten, bis das Schiff da ist, ist es zu spät. Wenn wir mit Höchstbeschleunigung auf das Schiff zu fliegen, haben wir ein paar Sekunden Zeit, auf das Schiff zu schießen, danach ist es an uns vorbeigeflogen und wir entfernen uns immer weiter vom gegnerischen Schiff.
Fazit:
Es sind diese Momente, wo etwas Aufregendes passiert, wo die Hard SF zum tragen kommt. In den restlichen 90% wo nichts Aufregendes passiert, wird einfach gesagt: "Irgendwie, irgendwann erreicht ihr schon euren Zielort. Ob ihr jetzt 2 Wochen oder 6 Wochen unterwegs seid, ist nicht weiter wichtig."
Dazu muss man sagen: Alle unsere Spieler sind recht technik-affin. Ich könnte mir vorstellen, dass ein weniger technik-affiner Mensch sich in unserer Runde langweilen würde.
@alexandroJa und? Man kann schließlich auch schon Gene kopieren, ohne dass man genau weiß, wie sie funktionieren. Man kann Gene aus Chromosomen und Plasmiden herausschneiden und in andere einfügen. Trotzdem weiß man nicht exakt, was sie tun. Man kann zwar Lebewesen klonen, aber man kann nicht die Kindheit überspringen oder den Alterungsprozess ändern.
Das Bewusstsein zu kopieren ist wahrscheinlich auch wesentlich einfacher als es restlos zu verstehen. Wobei man in THS ja durchaus Versuche macht, Bioroids mit einer künstlichen Erinnerung auszustatten und so die Kindheit zu überspringen.
Aber viele Menschen
wollen keine künstliche Kindheit. Die Eltern
wollen ihre Kinder auf natürliche Weise aufziehen, unabhängig davon, ob das technologisch notwendig ist.
Dabei darf man auch nicht vergessen, dass die großen Fortschritte im Transhumanismus im Setting erst ca. 30 Jahre her sind. Viele Leute der älteren Generation sind noch in einer Zeit ohne Transhumanismus aufgewachsen. Und dann gibt es auch noch Leute aus weniger hochentwickelten Ländern, die auch in der Setting-Gegenwart noch nicht alle Annehmlichkeiten der Technik besitzen.
Sprache war eigentlich nie das Problem: Zumindest alle Menschen haben englisch als Verkehrssprache gesprochen. Und dann gibt es halt immernoch "bayerische" Leute, die ihre Regionalsprache verteidigen und sie mit voller Elan sprechen, obwohl sie es nicht müssten. Die Leute können problemlos englisch sprechen. Und wenn man sie auf englisch anspricht, werden sie dir auch wiederwillig auf englisch antworten. Aber sobald sie unter sich sind, sprechen sie wieder bayerisch.