Natürlich sind Fertigkeiten deskriptiv.
Sie beschreiben was der Charakter gelernt hat.
Das was hier als präskriptiv benannt wird ist da dann ein darauf gesetzter Filter für einenbestimmten Spielstil (den ich hier erst einmal gar nciht bewerten will)
Und da liegt der Hase im Pfeffer: Auch die Fertigkeiten, die du 'deskriptiv' als das "was der Charakter gelernt hat" beschreibst, sind letztlich auch präskriptiv, nur sehr viel kleinteiliger. Hier wird der Versuch unternommen, bestimmte, real existierende Fähigkeiten (hier in Abgrenzung zur Spielmechanik "Fertigkeit" genutzt) zu simulieren. Tatsächlich lassen sich menschliche Fähigkeiten aber nicht auf einen Begriff einschmelzen. Es besteht immer ein Kontext, in dem diese Fähigkeit gebrauche.
Wenn ich z.B. Haikus dichten kann, benötige ich a) ein Sprachgefühl des Japanischen (oder die jeweils genutzten Sprache); b) Wissen über diese spezielle Gedichtform; c) Ideen, Gefühle, Gedankengänge, die konkret verschriftlicht werden können; d) Zeit und Muße dies zu tun; e) usw.
Ein Haiku zu interpretieren benötigt hingegen wiederum andere Fähigkeiten. Aber wenn ich Haikus schreiben kann, kann ich dann nicht auch Sonette schreiben? Warum ist das dann eine neue Fertigkeit? Wie beeinflussen sich diese beiden Fertigkeiten regeltechnisch?
Auch unterscheiden sich die Fertigkeitslisten und die Fertigkeitsbedeutung von Spiel zu Spiel. In einem modernen Setting, das nur in Europa spielt, taucht 'Haiku dichten' entweder gar nicht erst auf oder aber mit einer anderen Bedeutung als z.b. in einem Setting in einem feudal-historischem Japan. Bei einem Fantasysetting in einem pseudo Japan hat die Fertigkeit 'Haiku dichten' wiederum eine andere Bedeutung an.
(Ein schönes Beispiel aus dem realen Leben ist übrigens die Aufteilung des "Lernvolumens" in Fächer. Wie verzweifelt die KMK hier ist, die zu erlernenden Fähigkeiten überhaupt irgendwie in eine messbare Form zu bringen, wird einem bewusst, wenn man die Unterteilung dieser Fächer in zu erwerbende Kompetenzen sieht. Man lese hierzu einen aktuellen Kernlehrplan.)
Nochmal: Die Fähigkeiten eines Menschen lassen sich nicht auf eine bestimmte Formulierung (i.e. Fertigkeit) konkretisieren. Sie stehen (u.a.!) immer in einem sozio-historischen Zusammenhang und in wechselseitiger Beeinflussung zueinander. Jeder Versuch diese Fähigkeiten in Fertigkeiten zu gießen ist daher zu einem Scheitern verurteilt.
Das Können eines Menschen ist komplexer als eine Fertigkeitsliste