Nach den ersten beiden Folgen würde ich sagen, dass Babylon Berlin kein Grund für ein Sky-Abo ist.
Es ist eine Krimi-Serie im Berlin der späten 20er Jahre. Sehr aufwendig in Szene gesetzt und mit
einem soliden Drehbuch ausgestattet, entsteht daraus ein breit angelegtes Sittengemälde der damaligen
Berliner Gesellschaft. Dennoch ist die Serie trotz allem typisch deutsch, insofern ihr die Leichtigkeit, Coolness,
Tiefe und die Emotionalität amerikanischer Serien fehlt. Außerdem ist der Held blöder weise relativ
farblos, und wird von seinem Partner und der weiblichen Hauptfigur ohne große Mühe an die Wand gespielt.
Trotzdem für deutsche Verhältnisse gut gemacht, aber nichts worauf man nicht problemlos ein Jahr warten könnte.
Gemessen an den Vorschusslorbeeren würde ich dennoch keinesfalls von einer Enttäuschung sprechen, aber
Babylon Berlin schippert einfach zu behäbig daher in der ersten guten Stunde, und dreht erst am Ende mit einem
Abstieg in den Berliner Underground etwas auf. Um es bösartig zu sagen: die Serie kommt etwa zwanzig Jahre zu spät.
Ende der 90er wären die Zuschauer noch abgeschnallt, aber bei den heutigen Sehgewohnheiten ist vieles einfach Standard.
Dennoch handelt es sich um eine sehr ordentliche, aufwendig produzierte historische Krimiserie, die allerdings vermutlich
nie eine Chance hatte der übertriebenen Erwartungshaltung gerecht zu werden. Immerhin sieht man der Serie das Geld an
und das wurde sehr gut angelegt, weil die Ausstattung schon echt was hermacht und die Straßenszenen, sowie die Aufnahmen
in der Totale von Berlin bei Tag und Nacht sind einfach grandios. Ich denke, die Serie braucht einfach noch ein paar Folgen Zeit,
damit sich der ungewöhnliche Plot - schließlich sind wir bei der Berliner Sittenpolizei - noch weiter entwickeln kann und vor allem
mehr Fahrt aufnimmt.