Ok, eigentlich wollte ich den Thread ja auf Deine urspruengliche Frage zuruecklenken, aber wenn Du jetzt selber auf D20 kommst...
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Warum D20?
Das System ist einfach und kohaerent. Heisst: Alle Spielmechanismen basieren auf dem gleichen Wuerfelwurf. Man muss mit W20 moeglichst hoch werfen. Das isses.
Das System ist flexibel. Es gibt zwar starre Charakterklassen, aber mit Skillverteilung, Feats, Multiclassing, Prestige Classes, Ausruestung und ein bisschen kreativer Eigenarbeit hier und da lassen sich ganz unterschiedliche Charaktere basteln - von unterschiedlichen Spielweisen mal ganz abgesehen.
Das System ist in sich ausgewogen. Alles, was in Regeln gefasst werden kann, wird so formuliert, dass es mit den anderen Elementen ausbalanciert ist. Ein extremes Beispiel ist das Challenge Rating System: theoretisch kann man genau festlegen, welche Gruppe mit welcher Anzahl von wieviel-Level Gegenern gut klarkommt. Ich werde das hoechstens als Orientierungshilfe benutzen, aber immerhin, es existiert.
Besonders den letzten Punkt kann man selbstverstaendlich auch als Nachteil oder zumindest als unnoetige Einschraenkung sehen. Ausserdem verfuehrt die Tatsache, dass alle Elemente gegeneinander abgewogen sind auch zum Min-Maxing und laedt zum Hackn'n'Slay ein (eben weil schon in den Regeln bestimmten Fertigkeiten der Charaktere bestimmte Herausforderungen gegenuebergestellt werden).
Ich versuche trotzdem, D20 auf Aventurien zu uebertragen, weil es den Interessen meiner DSA-Gruppe entgegenkommt. Obwohl alle Gruppenmitglieder "gute Rollenspieler" sind (im Sinne von: kreativ, aufmerksam, schauspielerisch und erzaehlerisch begabt, nicht powergamend), besteht der Spass am Rollenspiel zumindest fuer einige ganz stark darin, den Charakter Stueck fuer Stueck in seinen Faehigkeiten auszubauen und diese Faehigkeiten an angemessenen Herausforderungen zu testen.
Dazu gehoert eine "sinnvolle" Auswahl an feats, das "Bastelvergnuegen" auf dem Charakterbogen, auf einander abgestimmte Faehigkeiten in der Gruppe und taktisches Kaempfen, sowie die schlichte Freude am Jagen und Sammeln von "Zusatzausruestung". Fuer diese Spielweise scheint mir D20 gut geeignet zu sein, weil es wahnsinnig gut ausbalanciert ist.
Natuerlich koennte man das z.B. auch narrativ loesen, indem man den Erfahrungszuwachs erzaehlerisch darstellt. Das ist aber glaub ich fuer diese spezielle Gruppe nicht greifbar genug, obwohl das die Loesung waere, die ich vorziehen wuerde.
Mit DSA ginge das auch, aber meinem Gefuehl nach sind Kaempfe in DSA eher Plotmittel als Herausforderung in sich, und dementsprechend sind die Werte und Faehigkeiten von NSC und SC oft nicht so aufeinander abgestimmt, wie sie das bei D20 sind. Ich koennte das aendern, aber warum sollte ich das Rad neu erfinden, wenn das D20-Team fuer diese Spielweise schon die idealen Regeln geschaffen hat?
Mit D20-Aveturien hab ich das beste beider Welten: die Spielweise der Gruppe wird in einen detaillierten Kontext eingefuegt, der meiner Ansicht nach "gutes Rollenspiel" nach meiner Definition foerdert, und Aventurien wird durch diese Spielweise etwas "geerdet".
Ein unerwarteter Seiteneffekt der Unmsetzerei ist, dass sich ploetzlich auch fuer den Hintergrund neue Moeglichkeiten ergeben: Was bedeutet es fuer Aventurien, wenn man "Kriegermoenche" (Monks) einfuehrt? Was, wenn Elfen Sorcerer sind und Menschen Wizards? Wenn Menschen UND Elfen Druiden werden koennen? Wenn Halborks relativ normal spielbar sein sollen? Ich musste den Hintergrund noch mal neu durchdenken, und teilweise neue Ideen einbringen. Das hat meinem Aventurien gut getan. Ich bin schon gespannt darauf, das auszuprobieren, wenn ich wieder in Deutschland bin.
Ich hoffe, das hat Deine Frage einigermassen beantwortet. Wenn Du Fragen hast, die versuche ich auch gerne zu beantworten.
Und ansonsten:
Wir suchen weiterhin nach GURPS-Umsetzern. Ich kann dazu leider wenig sagen, weil ich von GURPS nur die Light-Regeln und das Transhuman Space-Quellenbuch kenne. Das ist allerdings super. Hast Du es mit DSA4 nicht recht leicht? Das hat doch viele Gemeinsamkeiten mit GURPS, oder? Vielleicht mal im GURPS-Bereich fragen?
ich habe um ehrlich zu sein den eindruck, dass die mangelnde kentniss anderer spiele meistends auf der seite der dsa/aventurien fraktion abspielt, die eh alles nur vorgekaut haben wollen.
Aehem. Gut, das war natuerlich ironisch gemeint. Aber dieser Thread ist jawohl der singende, klingende Gegenbeweis, oder?