Es gibt natürlich Ausnahmen, die sich dann meistens auf irgendwelche abstrusen Theorien berufen.
So weit muss man wirklich nicht gehen. Ich würde eher behaupten dass der Regelfall eines historischen Romans schon nicht wissenschaftlich ist, selbst bei einer relativ gemäßigten Definition.
Ist auch gar nicht Sinn der Sache, ein historischer Roman bedient sich gewisser Elemente der Geschichte um einen Hintergrund zu erzeugen. Die akkurate Wiedererzählung historischer Fakten ist wirklich nur in Ausnahmefällen gegeben.
Selbst mit dem hehrsten Absichten und der höchsten Bildung scheitert's ja spätestens dann wenn man historischen Figuren Worte in den Mund legt. Oder wenn die eigene fiktive Figur historschen Personen begegnet. Wie sollte man so etwas wissenschaftlich nennen?
Es gibt hier sicher eine Hierarchie der Absichten und Historientreue, aber in die Kategorie gehört sowohl Krieg & Frieden, Ivanhoe, Ben Hur und der Bahnhofsroman-Mieder-Reisser (alle keine Paradebeispiele für Wissenschaftlichkeit, übrigens).
Ein "Durchfallen" durch ahistorische & anachronistische fiktive Elemente halte ich also für absolut unliterarisch.
Du wirst wohl keinen historischen Roman finden, in dem eine historische verbürgte Person eine andere Hautfarbe oder sogar ein anderes Geschlecht hat.
Wieso ist denn immer wieder dieses eine Merkmal der Stein des Anstoßes, der Lackmus-Test für Gültigkeit? Ich darf 20 Jahre der Geschichte in eins legen, Figuren zusammenlegen, frei erfinden usw, aber sobald da jemand weiblich oder schwarz ist, ist es ein grundlegender kategorischer Fehler?
Ich versteh' ja dass manche Sachen Romane noch mehr in die alt-history Richtung drücken, aber dieses absolutistische "geht nicht"/"durchfallen" find' ich vollkommen übertrieben.
Mir scheint auch dass wir jetzt schon sehr weit vom Fantasy-Thema weg sind, aber das ist ja wohl auch so ein Punkt über Kategorien, wo Tolkien's Patchwork-Welt ein historischer Charakter angedacht wird.