Ich habe eigentlich nur nochmal klarstellen wollen, dass es (mir) nicht um gute oder schlechte SL geht sondern um gute oder schlechte (besser: unerfahrene!) Fate-SL
Du schriebst allerdings auch von SL, die seit 20 Jahren erfolgreich ihr Ding machen und sich jetzt wundern, dass das bei Fate nicht funktioniert - was schon eine ziemliche Dichotomie zwischen Fate und "allem Herkömmlichen" aufmacht. Und ich glaube nach wie vor, dass diese Sortierung so nicht passen kann.
Ich bin beispielsweise eher gegen Ende meiner "Raus aus der Comforrt Zone"-Phase auf auf Fate gekommen - zu dem Zeitpunkt hatte ich grob erinnert schon einen Haufen radikalerer Indies wie Polaris, Don't Rest Your Head, Itras By oder Fiasko mit großem Vergnügen gespielt und dabei auch das Gefühl gehabt, die Dynamik dieser Spiele zu durchblicken. Und ich hatte auch Spiele aus dem Zwischenbereich zwischen diesen stark thematisch und/oder narrativ fokussierten Indies ausprobiert, wie Unknown Armies oder Gumshoe (wobei ich mir bei letzterem nicht sicher bin, ob es für mich nicht doch erst nach Fate kam).
Fate habe ich in dieser Experimentierphase erstmals in der FreeFate-Version als System für Aventurien ausprobiert und war ganz begeistert von meiner Idee; da waren die Voraussetzungen allerdings schlecht, weil die gesamte restliche Runde skeptisch war und wir dann nach 3-4 Sitzungen zu DSA4 zurückkehren mussten, damit es sich wieder "wie Aventurien anfühlt" (seufz) ... etwas später kamen glaube ich zwei sehr schöne Dresden-Files-Treffen beim Blechpirat, wo ich mich als Spieler aber auch sehr komfortabel aufgehoben gefühlt habe (woher auch meine Einschätzung kommt, dass man sich als Hardcore-Fate-SL super in das System reindenken und das dann auch alles toll smooth machen kann - aber dann muss man halt sich halt reinknien, was ich wiederum bei eigentlich keinem System will). Und dann kamen meine ganzen One-Shot-Leitversuche, von denen wiederum nur der eine befriedigend war, bei dem ich mich voll reingekniet und das Rundum-Regelbetreuungs-Programm für meine Spielerinnen gemacht habe.
Mein Fazit daraus ist, dass das Problem nicht sein kann, dass Fate anders ist, weil ich schon Sachen, die sich sehr viel stärker von den Sachen, mit denen ich aufgewachsen bin (DSA, Midgard, Cthulhu, Sturmbringer, MERS), unterschieden, gut in den Griff bekommen habe und begeistert war. Tatsächlich war meine Erwartung an Fate, dass das System ganz von alleine viele der Sachen, die ich positiv aus Indie-One-Shots mitgenommen hatte, zurück an den Kampagnentisch transportieren würde. Das hat es dann irgendwie nicht gemacht (während das für mein Gefühl sehr viel weniger prätentiös daherkommende Gumshoe das durchaus recht gut geleistet hat). Was wiederum sicher auch damit zu tun hat, was ich als SL gerne mache und was ich nicht gerne mache, und was ich gut kann und was nicht so gut. Ich streite ja nicht ab, dass Fate offensichtlich viel zu bieten hat. Aber den "du kommst deshalb nicht mit Fate klar, weil du noch nicht aus deinem althergebrachten SL-Striemel raus bist"-Schuh mag ich mir dann doch nicht anziehen. Fate setzt einfach bestimmte Schwerpunkte und hat bestimmte Anforderungen, und vieles davon schießt mir persönlich zu quer.
EDIT: He, aber ganz nebenbei habe ich dabei ja auch die Frage nach der (gescheiterten) Wanderung zu Fate beantwortet: Ich kam zu der Zeit, wo es mir mit Fate halbwegs ernst war, wohl am ehesten von DSA4, Cthulhu und Unknown Armies (die One-Shot-Indies, die ich damals viel gespielt habe, lassen sich in dem Zusammenhang natürlich schwer einordnen). Einen zweiten Versuch mit ein paar One Shots habe ich bei Fate während/nach meiner Ashen Stars (Gumshoe) und Numenera-Kampagne gewagt.