"Ich möchte in einer Welt spielen, nicht diese gestalten/erschaffen."
Bist du da im RPG nicht falsch?
Also als SL gestaltest du ja prinzipiell
immer; da führt kein Weg dran vorbei. Du erschaffst auch immer: Situationen/Charaktere/Schauplätze. Außerdem gehe ich soweit zu behaupten, dass du auch ständig Dinge entgegen des intendierten Kanons erschaffst.
Kein Rollenspieler kann mir erzählen, dass er
alles was in einem mittelmäßig ausgearbeiteten Setting so in den Büchern steht derart verinnerlicht hat, dass er ausschließlich darauf zurückgreift und alles nach diesen Leitlinien für seine Spielwelt definiert. Bei Filmen und Spielen in großen Franchises ist dieses Abgleichen mit dem Kanon nämlich eine Riesenaufgabe für die Autoren (ich weiß, wovon ich rede, habe ich selbst schon gemacht). Mehr als eine grobe Orientierung am Vorhandenen kriegt man am Tisch nicht hin.
Und selbst, wenn man Spieler ist: Man entscheidet ständig Details über seinen Charakter. Ich lehne die Vorstellung ab, dass ein Charakter auf magische Weise meinen Geist okkupiert und ich ihn nur noch verkörpere ohne die Immersion jemals zu brechen oder irgendetwas zu gestalten. Wir sind immer irgendwo meta. Lässt sich auch im Actor's Stance nicht vermeiden. Wir interpretieren die Figur, die wir selbst erschaffen haben. Wir legen Dinge über die Figur fest ("Was hat Garret denn heute an? Wo wohnt eigentlich Melvins Vater?")...
Also ich finde dieses "Ich will bloß nicht empowered werden!" schon immer ein bisschen nebenläufig zum Hauptfaktor des Rollenspiels: Dem Gestalten. Dass man das hauptsächlich tut, das müssen sich nämlich sämtliche Rollenspiele von Old-School bis Indie, von Gurps bis Fate vorwerfen lassen.
Wenn das eine interessante Diskussion gibt, gerne ausgliedern.