Autor Thema: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte - Sa., 17.09.1927  (Gelesen 33507 mal)

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Joran

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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #25 am: 15.04.2018 | 20:52 »
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Im Krieg habe ich viele abgetrennte Körperteile gesehen ... alle möglichen Körperteile. Da ist ein Finger nichts, was mich aus der Fassung bringen würde.

Ich frage mich, ob der Finger von dem Wachmann stammen kann, dessen Überreste hier gefunden wurden. Ich versuche mich an den Inhalt der Zeitungsberichte zu erinnern. "Die Leiche wurde von einem Deutschen Drahthaar gefunden ..." "Warst Du das, Fritz?", frage ich mit einem Blick auf das aufgeregte Tier. "... Die Leiche war danach angeblich ... ausgedörrt, wie eine ägypthische Mumie." Ich betrachte meinen Fund skeptisch und überlege, wie sich eine Mumie nach etwa zwei Tagen im Wasser wohl verändern würde. Würde das Fleisch wieder aufweichen? "Leider kein Ring", stelle ich fest. "Allerdings könnte ein Ring leicht vo neinem Finger rutschen, der durch den Austrocknungsprozess geschrumpft ist." Ich untersuche den Finger nach Druckstellen, die auf einen Ring hindeuten könnten. "Lohnt es sich, noch einmal intensiver im Morast zu suchen? Aber das wäre wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen ..."

"Vielleicht sollte ich den Finger dem Professor zeigen? Er wird wissen, was man mit einem solchen Kurriosum anfängt. Der Polizei möcht ich den Finger nicht unbedingt selbst übergeben", überlege ich. "Unter den Polizisten gibt es solche und solche. Man lässt es besser nicht darauf ankommen ..." Erneut ziehe ich meine Stulle mit der Linken aus der Tasche, überlasse des Brot ohne Aufschnitt den Enten und wickle den Finger in das Papier. Vorsorglich falte ich das Papier zuvor, die benutzte Seite nach innen, so dass der Finger nicht mit Butter und Bratenfett verschmutzt wird.

"Vielleicht würde auch eine Zeitung etwas für den Finger bezahlen? Das gäbe ein schön-schauriges Foto ... Aber was würden die Lohensteins sagen, wenn herauskäme, dass die Zeitung den Finger von mir hat?"

Unentschlossen stecke ich den Finger zunächst in die Tasche. Dann wende ich mich um und winke der Frau. "Ich glaube ich habe Ihren Fritz gefunden!", rufe ich ihr freundlich zu und greife nach dem Halsband des Hundes.

"Wenn Fritz die Leiche gefunden hat, erfahre ich von ihr wohlmöglich noch ein paar interessante Details?"

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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #26 am: 16.04.2018 | 07:27 »
IM INNEREN DER STERNWARTE

Blumberg ist offensichtlich hoch erfreut, eine weitere Führung für Agathe, Hans und Ludwig machen zu dürfen.

"Wissen Sie, verehrte Herrschaften, wir haben in alten Büchern Namen entdeckt, die anscheinend in früheren Zeiten benutzt wurden, um die Planeten zu benennen. Saturn wird dort z.B. als Cykranosh bezeichnet."

"Besonders interessant ist jedoch, dass es dort auch Namen gibt, zu denen es offensichtlich keine Planeten gibt."

"Nun, sagen wir es so. Es könnte Planeten geben und das Wissen über ihre Existenz verloren ging, das wir versuchen wieder zu entdecken."

"Es handelt sich dabei um Schriften eines spanischen Missionars aus Mittelamerika, die wir aus dem Lateinischen übersetzt haben. Laut des Textes hat er alles bei den Tz'utujil aufgeschrieben, einem Stamm der Maya, die 1523 von dem spanischen Conquistador Pedro de Alvarado besiegt wurden."

"Zwei der Namen erscheinen uns besonders interessant - Yuggoth und Azathoth. Diese zwei versuchen wir hier zu entdecken. Sicherlich liegen sie jenseits des Neptun. Vermutlich sind sie recht klein und reflektieren auch nur wenig Licht der Sonne."
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #27 am: 16.04.2018 | 15:59 »
Im Inneren der Sternwarte

Ich höre mir alles interessiert an. Bei der Erwähnung der Planeten legt sich meine Stirn in Falten.

Den Namen habe ich doch schonmal irgendwo gehört in den letzten Tagen . . . geht es mir durch den Kopf.

An den Mann gewandt frage ich

"Ich habe noch nie von einer Theorie gehört, dass es unentdeckte Planeten in unserem Sonnensystem gibt. Woher kommt die Annahme, dass heidnische Indios eine korrektere Vorstellung haben als die moderne Wissenschaft?"
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #28 am: 16.04.2018 | 19:56 »
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Blumberg kommt ins fabulieren. "Die Maya verfügten schon früh über profunde astronomische Kenntnisse. Der Missionar soll sich auch auf originale Handschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert bezogen haben. Wie sie ihre Berechnungen gemacht haben, ist auch mir noch immer ein Rätsel."

"Bei der Entzifferung der Zeichenfolgen ergibt sich jeweils eine bestimmte Summe von Tagen, die untereinander um 177 beziehungsweise 178 Tage differieren. Diese Spanne bezeichnet exakt ein Mondsemester - das sind sechs Mondmonate."
"Wussten Sie, dass die Zahlen 177 und 178 bedeutend für die Astronomie der Maya waren?"

"Insgesamt umfassen die Angaben einen Zeitraum von 13 Jahren - die Zahl 13 bezeichnet wiederum die Dauer eines Hauptintervalls der so genannten Langen Zählung - eines der wichtigsten Kalendersysteme der Maya."

"Ist das nicht wunderbar. Sagen Sie doch selbst, meine Herrschaften, dass das faszinierend ist."
« Letzte Änderung: 16.04.2018 | 19:59 von Der Läuterer »
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #29 am: 17.04.2018 | 00:15 »
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"Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio."

Blumberg wendet sich der Himmelskanone zu. Er streichelt sanft über das Metall. "Pro Tag bewegen wir den grossen Refraktor, eigentlich den Doppelrefraktor, da es sich dabei um zwei, fest miteinander verbundene, Fernrohre handelt, um einen Zentimeter in Richtung Erdrotation."

"Der Astrograf besitzt ein 80 cm Objektiv mit einer Brennweite von 12,14 m. Das optische Fernrohr besitzt ein 50 cm Objektiv mit einer Brennweite von 12,59 m."

"Um die verschollenen Planeten zu entdecken, benutzen wir den Astrograf, der Aufnahmen mit langer Belichtungszeit zulässt. Die benutzte Kupferplatte hat eine Grösse von 42 x 50 cm und die Belichtungszeit beträgt 60 Minuten; immer in der Zeit zwischen jeweils 2 Uhr bis 3 Uhr machen wir die Belichtung."

"Die lichtempfindliche Schicht auf der Kupferplatte besteht aus einem Gel. Einem speziellen Gel. Natriumchlorid, Kaliumbromid, Kaliumiodid und Silbernitrat in Gelatine."

"Wir werten nur die Platte selbst aus, also das Negativ."
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #30 am: 17.04.2018 | 00:28 »
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"Sterne und Planeten, schwarz vor weissem Hintergrund, haben sich als leichter auswertbarer erwiesen als Positiv-Abzüge. Ausserdem sparen wir durch die Nicht-Entwicklung auch Zeit."

"Die Mitarbeiter werten Tag um Tag die nächtlichen Fotografien aus. Sterne weisen klare Umrisse auf, da sie an Ort und Stelle bleiben. Die Planeten folgen den Gravitationskräften, bewegen sich und erscheinen somit verschwommen. Zumeist sieht man das Kreisbogenstück einer Ellipse."

"Neptun hat eine Umlaufzeit von knapp 165 Jahren. Entferntere Planeten, nennen wir sie der Einfachheit halber Yuggoth oder Azathoth, hätten demnach entsprechend längere Umlaufzeiten. Und ihre Strahlung wäre geringer."
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #31 am: 17.04.2018 | 21:36 »
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Blumberg ist sichtlich begeistert von dem was er tut.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/57/Bundesarchiv_Bild_183-1983-0101-028%2C_Berlin%2C_Treptow%2C_Archenhold-Sternwarte%2C_Teleskop%2C_Refraktor.jpg

"Unser Interesse weckten vier Ziffernkolumnen im Text. Diese lassen sich als Zeitperioden oder Planetenumlaufbahnen verstehen, die durch astronomische Zyklen teilbar sind und sich offenbar auf die Bewegungen der Planeten beziehen."

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/0/02/Treptow-Sternwarte%2C_Fokussieren_des_Fernrohres.jpg

"Sie umfassen Zeitspannen bis zu 6703 Jahren. Die Zahlen belegen, dass die Maya in viel grösseren Zeiteinheiten dachten, als wir bislang annahmen. Die Aufgabe der Mayakodizes lag vermutlich darin, Himmelsereignisse mit den Daten von Kultritualen in Einklang zu bringen. Die zyklische Zeitrechnung der Maya war wohl an der Kontinuität und Wiederholung von Zeiteinheiten ausgerichtet."
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #32 am: 18.04.2018 | 08:41 »
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"Ahhh, da bist Du ja. Komm!" Eine Frau mit langen dunklen Haaren und fast schwarzen Augen, vermutlich Anfang zwanzig, begrüsst den Hund überschwänglich mit fast kindlicher Freude.

"Hallo, Sie." Sie ist noch über zehn Meter von Dir entfernt. "Werter Herr?"

"Haben Sie meinen Hund aus dem Schilf befreit? Es tut mir unendlich leid für ihre Unannehmlichkeiten."
« Letzte Änderung: 6.05.2018 | 22:09 von Der Läuterer »
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #33 am: 18.04.2018 | 19:04 »
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Ich lasse den Hund zu seinem Frauchen laufen.

"Oh, keine Ursache! ... Fritz ist eben ein Jagdhund. Da entspricht es seiner Natur, dass er ab und an Witterung aufnimmt. ... Und eine ungewöhnliche Witterung dürfte diesem Ort wahrlich anhaften ...", deute ich vorsichtig an, während ich an meinen Beinen herabblicke und vorsichtig aus dem schwarzen glitschigen Morast steige, der hartnäckig an meinen Unterschenkeln und Füßen haften bleibt.

"Bitte sehen Sie mir nach, dass ich so frei war, Ihrem Fritz den Braten auf meiner Stulle zu überlassen, um sein Vertrauen zu gewinnen. ... Von dem Moment an verstanden wir uns prima, nicht wahr, Fritz?" Als ich erneut direkt Fritz anspreche, obwohl ich tatsächlich über ihn rede, rutsche ich kurz in den Dialekt: "Nee, der Kleene is uff Zack. Det find ich richtig knorke!"

Als ich sicheren Boden und meine Schuhen samt Socken erreicht habe, trage ich diese zuerst in der Linken. "Ich sollte mir wohl eine weniger feuchte Uferstelle suchen, an der ich meine Füße abwaschen kann", überlege ich laut. "Haben Sie einen Tipp für mich, wo ich eine geeignete Stelle finde?"

"Aber wo bleiben meine Manieren, gnädiges Fräulein?" Ich gehe mit ausgestreckter Rechten auf die junge Frau zu. "Darf ich mich vorstellen? Anton Hempel."
« Letzte Änderung: 20.04.2018 | 09:06 von Joran »

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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #34 am: 19.04.2018 | 22:29 »
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Blumberg führt Euch weiter herum. Die Führung ist interessant. Kurzweilig. Die Zeit vergeht schnell.

Einen langen Gang entlang. Eine Flügeltür vor Euch. Der linke Flügel steht offen.
Ihr schreitet hindurch.

"Ich zeige Ihnen jetzt noch mein Büro, wenn Sie möchten. Sie dürfen so lange bleiben, wie Sie es wünschen. Wenn Sie bei Nacht einen Blick durch das Teleskop werfen möchten, dann..."

Ein paar Schritte, dann fällt die Tür hinter Euch hart ins Schloss. Ein Schlüssel wird gedreht, der Schlüssel aus dem Schloss gezogen.

Als Ihr Euch umdreht, seht Ihr einen grossen, kräftigen Mann von robuster Statur hinter Euch. Seinen blonden Haarschopf ziert eine breite Augenbinde, ähnlich einer Mumie.

"Ya slepoy, Kajo."

"Ya vizhu tebya."

"Ya nashel yego Yuggoth, Kajo."

Es ist Krassimir Nebolowski. Der Geflohene aus der Anstalt.
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #35 am: 20.04.2018 | 20:38 »
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"Sehr faszinierend, wirklich.", erklär ich bei den Erzählungen über die Maya, während ich mir in meinem schwarzen, eng beschriebenen Notizheft eifrig Notizen mache. Das Interesse in meiner Stimme wirkt echt, wenn auch nicht ganz klar sein dürfte, ob ich die Aussagen glaube, oder bloß die Ideen schätze. Als Blumberg beginnt Berechnungen wiederzugeben, halte ich jedoch inne. Schon bald schwirrt mein Kopf und ich muss mir eingestehen, dass ich nunmal kein Astronom bin, sondern bloß zu viel davon träume, dass es im Weltraum noch anderes Leben geben könnte. Als das Gespräch jedoch auf die Maya fällt, ist das jedoch schon eher mein Metier. Hier fühle ich mich sicherer und setze auch sogleich zu einer Nachfrage an. "Sagen Sie, die Maya mögen ja gute Rechner gewesen sein. Aber sie hatten doch sicher keine Teleskope, die soweit entfernte Sterne sehen konnten, oder?"

Während der restlichen Führung blicke ich mich interessiert um. Jetzt, wo nicht mehr von Sterenen die Rede ist, fällt mir wieder ein, dass hier in dieser Sternwarte ja ein Mord passier ist. Wie aufregend! Und wir schrecklich! Schweigend wandern meine Blicke umher und ich versuche jedes Detail aufzuschnappen. Vielleicht gibt es ja etwas, dass die Polizei übersehen hat? Ganz so wie bei Agathe Christie....

In meinem Kopf entstehen bereits erste Ideen für eine Kriminalgeschichte, als mich die zufallende Tür je aus meinen Gedanken reißt. Ich fahre herum, blicke den Mann irritiert an. Als ich erkenne, dass es der Mörder ist, der in der Zeitung abgebildet war, entfährt mir ein spitzer Schrei. Meine Hand fährt vor Schreck zum Mund und ich höre mein Herz pochen, als ich mich fieberhaft nach einem Versteck, einem Ausweg oder zumindest einer Waffe umsehe.
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #36 am: 20.04.2018 | 20:56 »
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Interessiert folge ich auch der zweiten Variante der Führung. Mit leichtem Amüsement stelle ich fest: jetzt, da eine Dame anwesend ist, deren lebhafte Fantasie schon in unserem ersten Gespräch zutage getreten war, ergeht Blumberg sich plötzlich in ausschweifenden Anekdoten über Eingeborene und deren angebliche astronomische Leistungen, statt wie bei Prof. Sauerbruch und mir bei den harten, greifbaren Fakten zu bleiben. Ich schnaube amüsiert. Glaubt er diesen Unsinn wohl selbst? Oder will er nur der gnädigen Frau Professor imponieren?

Dann plötzlich geht alles ganz schnell und mit einem Knall sehen wir uns dem Entlaufenen Irren gegenüber, der für uns unverständliche Laute von sich gibt, die Augen mit einer skurrilen, blutbefleckten Binde bedeckt (Ist das wirklich Blut?).

Meine Augen zischen von der monströsen Erscheinung zu unserem Gastgeber und wieder zurück. Hat er uns in eine Falle gelockt? Oder ist er selbst überrumpelt? Ist das eine Art grotesker Scherz? Meine Gedanken überschlagen sich beim Versuch, aus der Situation schlau zu werden.
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #37 am: 20.04.2018 | 21:28 »
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"Frau Lohenstein, Sie überraschen mich immer wieder und Sie haben immer interessante Fragen parat."

"Die Antwort lautet ja UND nein."

"Die Maya hatten sicherlich kein leistungsstarkes Teleskop. Vielleicht hatten sie jedoch eine Art Teleskop, vielleicht auch nicht."

"Aber es gibt Belege für vorchristliche Linsen in Ägypten und Assyrien. Ich besitze ein solches Exemplar. Ich habe das Artefakt in meinem Büro. Es ist aus Quarz, also reinem Bergkristall und stammt aus einer Ausgrabungsstätte in der Stadt Aššur z.Zt. des Königs Sargon. Das war so etwa um 720 v. Chr."

"Die Maya haben Pyramiden errichtet wie die Ägypter. Vielleicht haben sie auch Linsen geschliffen wie die Assyrer?"
« Letzte Änderung: 21.04.2018 | 01:08 von Der Läuterer »
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #38 am: 21.04.2018 | 00:13 »
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Blumberg stellt sich vor Agathe und geht noch zwei Schritte auf den Mann zu. Beschwichtigend breitet er seine Arme aus. Seine Stimme ist fest, dennoch vermag er seine Überraschung nicht zu verbergen.

"Krass... imir."

"Ya vizhu vse. Ya nichego ne uznayu." Antwortet der Mörder auf Russisch.

"Was... machst Du hier? Die ganze Stadt sucht nach Dir. Es wurde eine Belohnung auf Deine Ergreifung ausgesetzt."

Blumberg macht einen weiteren Schritt auf den Irrenhaus-Ausbrecher zu. "Was sagst Du? Du weisst doch, dass ich nur wenig Russisch verstehe. Du hast den Planeten Yuggoth entdeckt?"
« Letzte Änderung: 21.04.2018 | 00:16 von Der Läuterer »
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #39 am: 21.04.2018 | 01:06 »
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"On vidit menya."

"On khochet ubit' menya."

"On prikhodit. On PRIKHODIT."

"Was kommt?" Blumberg scheint recht gut Russisch zu verstehen. "Weshalb will man dich töten?"

Krassimir reibt sich die Schläfen und nestelt an seiner Augenbinde herum.

An den Stellen, an denen sich seine Augen befinden sollten, beginnt es aus den Augenhöhlen immer heller zu leuchten.
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #40 am: 21.04.2018 | 11:51 »
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Fassungslos wandert mein Blick zwischen den Männern hin und her. Ich bringe kein Wort heraus,  versuche nur fieberhaft zu verstehen, was hier passiert. Wovon reden die? Ist das wirklich russisch? Kamen einige der Wörter nicht in dem Buch über die Sterne vor? Meine Gedanken rasen, aber ich vermag es nicht, auch nur einen von ihnen für mehr als einen Augenblick festzuhalten.

Als mein Blick auf einen Schraubenzieher fällt, der in einer offenen Bürolade liegt, schnappe ich diesen. Irgendeine Waffe ist immerhin besser als gar nichts. Zumindest verleiht mir das Metall in der Hand ein Gefühl von Sicherheit, während ich weiterhin abwarte, was passiert. Meine Nerven sind zum Zerreissen gespannt, jeden Augenblick rechne ich mit einem Angriff des Mörders.
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« Antwort #41 am: 21.04.2018 | 19:15 »
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Der Russe ist ausser sich. "YA KHOTEL KTO-NIBUD' UBIT'."

"Beruhige Dich doch. Du stehst unter fürchterlichem Stress, Krassimir." versucht Blumberg zu beruhigen. "Du wolltest niemanden töten. Das weiss ich doch."

"Kajo, oni ne khoteli slushat'." Er nimmt die Binde vom Kopf.

Seine Augen strahlen jetzt wie kleine Autoscheinwerfer.

Es ist ein kaltes, totes Licht; weiss mit einem leicht bläulichen Schimmer.
"Sie nircht zuhören wollen. Irch nircht haben töten wollen."

"Irch nircht anders können. Irch gezwungen worden. Es heraus wollen. Es in mir. Es töten werden, wenn irch Augen öffnen."

Blumberg Stimme klingt besorgt "Wehr Dich dagegen, Krassimir." und er macht instinktiv einen Schritt zur Seite, heraus aus dem Licht, so dass der Schein des Russen's Augen auf Hans' Beine fällt.

"Wenn irch Augen werden öffnen, Mann qualvoll werden sterben." Sein ausgestreckter Arm deutet in Hans' Richtung.
« Letzte Änderung: 22.04.2018 | 07:53 von Der Läuterer »
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #42 am: 25.04.2018 | 13:45 »
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"Seien Sie vorsichtig, Blumberg. Kommen Sie dem Mann lieber nicht zu nahe!" warne ich eindringlich. Ich ziehe Hans am Ärmel, um ihn aus der Blickrichtung des Wahnsinnigen zu bringen. All das, während meine Augen wie gebannt an den Lichtquellen hängen, die auf geradezu groteske Weise den Platz von Krassimirs Augen eingenommen haben.

Was ist das für ein absurdes Phänomen? Das ist doch völlig unmöglich! Ist das womöglich irgendein Taschenspielertrick? Aber wozu die Mühe, wenn er uns ohnehin ermorden will?

Ich lege den Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite, dann kneife ich die Augen zusammen, alles im Versuch 'hinter' das Licht zu schauen und womöglich die Quelle ausfindig zu machen. Dann kommt mir ein anderer Gedanke und ich beginne, mich langsam, ganz langsam, seitlich um den großen Russen herumzubewegen. Ich bemühe mich, dabei kein Geräusch zu machen und seine Aufmerksamkeit nicht auf mich zu ziehen.

Vielleicht gelingt es mir, ihn in einem unachtsamen Moment von hinten zu überwältigen...
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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #43 am: 25.04.2018 | 19:21 »
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Krassimir ranzt unwirsch etwas in Ludwigs Richtung. "ZATKNUT'SYA!"

Blumberg dreht sich zu Dir um. "Doktor Degebach, Herr Nebolowski bittet Sie sehr höflich darum, doch bitte ruhig zu bleiben."

"UYTI S DOROGI!"

"Und er bittet Sie weiterhin eindringlich darum, die Gefährlichkeit der Situation nicht leichtfertig zu unterschätzen und bedankt sich bereits im Voraus für Ihr Verständnis."

"SADIT'SYA."

"Des Weiteren weist er Sie alle sehr freundlich an, doch bitte für kurze Zeit auf dem Boden Platz zu nehmen und so lange ruhig zu bleiben, bis die Situation geklärt ist."


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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #44 am: 26.04.2018 | 13:33 »
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Die ganze Szenerie wirkt auf mich sehr surreal. Ich stelle mich halb vor Agathe, um eine physische Barriere zwischen ihr und dem Irren zu erzeugen. Als das Licht seiner seltsamen Augen auf mich fällt, gehe ich zur Seite und versuche Agathe dabei mit zu nehen.

Als der Mann mich direkt anspricht, werfe ich unserem Führer einen Blick zu der eine Mischung aus Wut und Unverständnis enthält.

"Wovon redet dieser Mann? Was zum Kuckuck nochmal hat das alles zu bedeuten?
Hans Hermann Lohenstein
Professor für Historische Wissenschaften, 55
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Offline Der Läuterer

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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #45 am: 27.04.2018 | 17:43 »
IM TREPTOWER PARK

"Ich bin Fräulein Bischof." Sie macht einen leicht schelmischen Knicks "Kassandra Bischof." und deutet dann rechterhand den Weiher hinauf. "Dort hinten, im Röhricht, ist ein kleiner Steg. Sie werden ihn kaum übersehen können, aber ich werde Sie begleiten, damit Sie Fritzchen wieder retten können, für den Fall das..."
« Letzte Änderung: 28.04.2018 | 15:32 von Der Läuterer »
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Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
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Joran

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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #46 am: 30.04.2018 | 10:52 »
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Kassandras kecke Art gefällt mir ebenso wie die Bestätigung des 'Fräuleins'. Erwärmt von den Strahlen der Sonne und den Worten des Fräulein Bischof bin ich mir in diesem Augenblick ganz sicher, die bessere Wahl als meine Arbeitgeber getroffen zu haben. Gut gelaunt antworte ich daher mit einer angedeuteten Verbeugung: "Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen! ... Nun, fürs Erste erretten Sie mich aus dieser misslichen Lage", bedanke ich mich mit einem Blick auf meine Füße.

Mit einer einladenden Geste überlasse ich Kassandra den ersten Schritt in die gewiesene Richtung und folge an ihrer Seite, die nackten Füße im Gras, die Schuhe in der linken Hand, während Fritzchen aufmerksam die Gerüche ringsum untersucht.

"Ist das nicht ein wundervoller Tag heute? Ich könnte mir gerade nichts Schöneres vorstellen, als hier zu sein. Fritzchen macht das richtig ... vielleicht ist das die letzte Chance in diesem Jahr für ein Bad im See! ... Nicht wahr Fritzchen? Du hast es gut, kannst einfach in den Teich springen, wenn Dir danach ist, ohne dass ein Parkwächter schimpft oder die Gäste die Schupo rufen. ... In meinem nächsten Leben möchte ich als Hund geboren werden! ... Nein, lachen Sie nicht! Was kann es besseres geben? Ihr Fritzchen bekommt stets pünktlich sein Essen, darf tagsüber seine Nickerchen einlegen, den Kopf in Ihrem Schoß, wird behütet und gestreichelt ... und wenn es nach draußen geht, ist es Ihre liebevolle Hand, die ihn führt. ... Ja, ein Hund müsste man sein, ganz sicher!"
« Letzte Änderung: 1.05.2018 | 18:11 von Joran »

Joran

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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #47 am: 1.05.2018 | 17:09 »
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Ich schlendere an der Seite von Kassandra Bischof durch den Park und plaudere mit ihr über Belanglosigkeiten des Tagesgeschehens, wie die Uraufführung des Films 'Die selige Exzellenz' mit Willy Fritsch und Olga Tschechowa im Ufa-Palast am Berliner Zoo am Vortag, den wir beide natürlich noch nicht gesehen haben. Als wir den kleinen Steg erreichen, der bis über den Schilfbewuchs hinausragt, breite ich für meine Begleiterin mein Sakko auf dem Steg aus. "Leider kann ich Ihnen nichts mehr zu Essen anbieten, das haben Fritzchen und die Enten schon verspeist. Diesmal wird es also kein Picknick", grinse ich. Ich selbst ziehe die Hosenbeine noch ein wenig weiter herauf, setze mich an den äußersten Rand der Bohlen und lasse die Beine ins klare Wasser baumeln, wo sich die Schlammkruste an meinen Unterschenkeln und Füßen langsam in Schlieren auflöst.

"Ah, das ist angenehm! So kann man es sich gut gehen lassen...", seufze ich.

"Sagen Sie, Fräulein Bischof, war es auch ihr Fritz, der den Wachmann gefunden hat? ... Das muss dann ja ein schöner Schreck gewesen sein! Ich habe in der Zeitung davon gelesen."
« Letzte Änderung: 1.05.2018 | 18:11 von Joran »

Offline Katharina

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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #48 am: 1.05.2018 | 21:28 »
Im Inneren der Sternwarte

Ich umfasse Hans Hüfte und bin dankbar, dass er sich vor mich stellt um mich zu schützen. "Hören Sie.", setze ich nun, da ich wieder etwas Mut gefasst habe, an, "Wir haben Ihnen nichts getan, wir kennen Sie noch nicht einmal. Können wir nicht einfach gehen und diese ganze Angelegenheit vergessen?" Obwohl ich mich bemühe, meiner Stimme einen festen Klang zu geben, schlägt schließlich doch Angst und Verzweiflung durch, als mein Blick wieder auf das surreale Auge trifft. Den Gedanken an Flucht habe ich mittlerweile aufgegeben. Meine Augen wandern nicht mehr auf der Suche nach Möglichkeiten durch den Raum, sondern ich bin ganz auf den Russen konzentriert. Seiner Aufforderung, dass wir uns niedersetzen sollen, komme ich trotzdem nicht nach und sondern tue so, als hätte ich dies überhört.
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Offline Mondsänger

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Re: [SoA 2. Akt] In der Sternwarte
« Antwort #49 am: 2.05.2018 | 10:14 »
Im Inneren der Sternwarte

Ich blicke mich hektisch um, ob ich irgendetwas in meiner Nähe potenziell als Waffe benutzen könnte, wenn es hart auf hart kommt. Ansonsten blitzen meine Augen zwischen den Personen im Raum hin und her.
Hans Hermann Lohenstein
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