Autor Thema: Reading Challenge 2018  (Gelesen 15791 mal)

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Offline Huhn

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Reading Challenge 2018
« am: 1.01.2018 | 16:16 »
Hallo an alle Lesewütigen!

Wie in den letzten beiden Jahren auch, möchte ich gerne eine Reading-Challenge starten. Da sich jedoch gezeigt hat, dass mit der Challenge, die ich sonst einfach vorgegeben habe, viele nicht so viel anfangen konnten, dachte ich, wie ändern dieses Jahr die Regeln.

Diesmal sucht ihr euch eure persönliche Challenge selbst aus und postet sie hier in den Thread. Dabei könnt ihr euch an vorhandenen Challenges aus dem Netz bedienen (etwa die Popsugar-Challenge, die wir in den letzten Jahren genutzt haben (auch in deutscher Übersetzung von Greifenklaue)) oder auch eine eigene ausdenken (z. B. "Ich möchte 10 neue Genre entdecken und daraus je zwei Bücher lesen."). Ich sammle im Startpost alle Teilnehmenden und ihre jeweiligen Challenges. Wenn ihr mir sagt, ob ihr eure Challenge auch auf einer privaten Website, auf Goodreads, Facebook oder sonstwo verfolgt, kann ich auch gern auf eure Seite verlinken.

Wie letztes Jahr auch, würde ich mich freuen, wenn ihr im Verlauf des Jahres nicht nur Listen postet, welche Bücher ihr gelesen habt, sondern auch ein oder zwei Worte zu diesen Büchern verliert. Ihr könnten zum Beispiel erzählen, warum ihr das Buch gelesen habt, wie es euch gefallen hat oder wem ihr es empfehlen würdet.

So weit also von mir! Ich wünsche allen ein freudiges Lesejahr 2018!

Wer macht mit?

Menthir - POPSUGAR-Challenge - 27/40

Infernal Teddy - 100 Bücher - 125/100

Tante Petunia - ? - 1/?

Huhn - verschiedene Challenges/40 Bücher (aktuell: Clean the shelves 1/5) - 23/40

Greifenklaue - POPSUGAR-Challenge - 0/40

Lyris - 80 Bücher aus 40 Kategorien, SuB abbauen, Reihen beenden - (192/79?)/(80/40), 16 Reihen abgeschlossen

Liv - 39 Kategorien + 3 aufgestockt auf 7 "Extra" - 64 Bücher; 39 + 6 (39+ 3 7) Kategorien (gezählt von März bis Oktober, insgesamt wohl ~100 Bücher)

Weltengeist - ab 1. September jeden Tag 20+ Seiten (rechnerisch ca. 8 Bücher) - 12/8

Timberwere - 30-40


(aktuell bis Antwort #95)
« Letzte Änderung: 1.01.2019 | 15:22 von Huhn »

Offline Menthir

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #1 am: 1.01.2018 | 21:53 »
Danke für die Eröffnung!

Nachdem ich mich letztes Jahr noch nicht rangetraut habe, aber immerhin etwa 11.000 Seiten gelesen habe, traue ich mich dieses Jahr hinter dem Vorhang hervor.

Ich habe einen Freund zu der POPSUGAR-Challenge herausgefordert und werde mich dieses Jahr an dieser versuchen. Mal sehen, wie weit es mich trägt. :)

Ich werde - wie gewünscht - Rückmeldung zu meinen Büchern geben. Ich habe heute schon mit den ersten beiden Büchern angefangen. Einem Pratchett & Baxter-Roman (Die lange Erde) und einer autobiographsichen Sozial"studie" (Hillbilly Elegy von J.D. Vance). Ich schreibe dann zu gegebener Zeit mehr dazu, wenn die ersten beiden Bücher abgearbeitet sind. :)
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Offline Infernal Teddy

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #2 am: 1.01.2018 | 22:03 »
Ich werde denke ich einfach mich seriell durch unsere gemeinsame Sammlung durch"fräsen". Ziel: 100 Bücher.
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Offline Tante Petunia

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #3 am: 1.01.2018 | 22:12 »
Ich habe dieses Jahr für mich auch wieder eine Reading Challenge gestartet.

Mein erstes Buch, welches ich dieses Jahr beendet habe ist:
"Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom" von Tony Attwood. Das Lesen dieses Buches hat mir geholfen meinen Sohn besser zu verstehen und mein Handeln als Vater zu verändern.

Zur Zeit lese ich von Terry Pratchett "Raising Steam" - a Discworld Novel. Ich liebe die Scheibenweltromane. Dieser hat es gleich mit den ersten Seiten wieder geschafft mich in seinen Bann zu schlagen und in die Scheibenwelt zu entführen.
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Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #4 am: 2.01.2018 | 17:25 »
Ich bin ja letztes Jahr auf des Teddys Ratschlag hin zu Goodreads gewandert und hab mich dort einer Challenge-Gruppe angeschlossen. Hab mir jetzt mal ganz allgemein vorgenommen, 40 Bücher zu lesen. Und um mich anzuspornen, werd ich wohl immer mal kleinere Challenges einbauen. Aktuell steht die Challenge zuerst fünf Bücher zu lesen, die halb gelesen seit Monaten bis Jahren hier rumliegen (nennt sich "Clean your shelves"). Vorher lese ich noch das angefangene Buch fertig, das ich kurz vor Silvester noch gestartet habe.
Wenn ich mit den Büchern durch bin, schau ich mal weiter. :)

Offline Greifenklaue

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #5 am: 2.01.2018 | 18:34 »
Ich werd mich wieder an der PopsugarChallenge mit 40 versuchen.
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #6 am: 4.01.2018 | 09:12 »
Für alle die die Popsugar-Challenge nutzen wollen hier schon mal ein Tipp zur Kategorie "Ein Buch über oder mit Sport":

Katja Brandis: Freestyler
Die Diskussion um behinderte Sportler, die an "normalen" Wettkämpfen teilnehmen wollen und der medizinische Fortschritt haben im Jahr 2030 in zwei neuen Kategorien geendet: Freestyler Klasse X und M. Bei X dürfen behinderte wie nicht-behinderte Athleten teilnehmen. M steht für "modifiziert", hier -und auch nur hier- starten Sportler mit medizinischen Verbesserungen, wie künstlichen Muskeln, Sehnen, Gelenken u. ä. Diese beiden Kategorien spiegeln auch die beiden Haupthemen des Buches wieder: Behinderte (Sportler) und die Frage wie weit kann/darf/geht ein Mensch für Erfolg und welche Folgen kann das haben.
Es handelt sich um ein Jugendbuch, sprachliche Höhen und hochkomplizierte Handlungsstränge sind daher erwartungsgemäß nicht vorhanden, aber durch die Themen interessant zu lesen. Wirkt auch durchaus realistisch, wenn ich auch einige Dinge die vorkommen noch nicht im Jahr 2030 bis 2032 erwarten würde, sondern eher ein paar Jahrzehnte später, aber das ist verkraftbar.

Für mich habe ich die Popsugar- und Drachenlese-Challenge (siehe Ideensuche) zusammengeworfen, alle Kategorien die mehr oder weniger gleich sind, die bereits schon einmal in den letzten Challenges vorkamen oder nicht wirklich passen (wie "aus dem Jahr deines Highschool-Abschlusses") entfernt und komme somit auf eine Liste von 80 Kategorien. Das nehme ich als Zahl der Bücher, die ich dieses Jahr mindestens lesen will. Die Kategorien habe ich in Untergruppen unterteilt wie "auf den Autor bezogen", "auf den Titel/Cover bezogen", "Genere" etc. und möchte aus jeder Untergruppe mindestens die Hälfte der Kategorien erfüllen.
Außerdem will ich zuerst meinen SuB abarbeiten, die begonnen Reihen fortführen bzw. abschließen (soweit ich sie nicht komplett aufgebe) und erst dann etwas völlig neues beginnen. Da ich aber nicht die einzige bin, die Bücher auf meinem SuB ablegt, werde ich Bücher meines Mannes und meiner Kinder nicht als "neu" zählen bzw. diese ggf. auch ungelesen wieder entfernen.

Kurz zusammengefasst für den Eingangspost ;): 80 Bücher aus 40 Kategorien, SuB abbauen, Reihen beenden

Beinah vergessen: Bisher mit 2 Büchern 2 Kategorien erledigt
« Letzte Änderung: 4.01.2018 | 09:14 von Lyris »
Glückskeks sagt: In jedem Moment mit ganzer Konzentration und aus vollem Herzen, jeden einzelnen Schritt zu tun - Das ist Glück.

Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #7 am: 4.01.2018 | 22:53 »
Buch 1 von 40 ist ausgelesen!  :)

Wolfgang Hohlbein - Die Chronik der Unsterblichen 7: Der Gejagte
(Challenge: Clean the shelves)

Ich arbeite gerade im Sinne meiner ersten Challenge den Stapel angefangener/rumliegender Bücher ab und hab mit dem aktuellsten angefangen (das liegt erst seit Dezember).

Andrej und Abu Dun leben auf Malta. Während Andrej sich dem Templerorden angeschlossen hat, hat Abu Dun in einer Witwe und ihrem Sohn eine Familie gefunden. Allerdings bedroht neben der heranrückenden Übermacht des türkischen Heeres auch ein geheimnisvoller Dämon, der es auf den Brudermörder Andrej abgesehen zu haben scheint, das fragile Glück.

Das bislang spannendste Buch der Reihe. Der Wechsel der Szenerie ist gefühlt ein ziemlicher Bruch zum Vorband und das in vielerlei Hinsicht: Band 6 endete irgendwo in Ostmitteleuropa und mit der Andeutung, dass ihre Freundschaft Abu Dun weit mehr bedeute als Andrej - jetzt also plötzlich Malta und Abu Duns Familienglück. Nichtsdestotrotz gewinnt das Buch nach dem abrupten Einstieg und der Eingewöhnung an das ungewohnte Umfeld zunehmend an Substanz und die Klimax am Ende ist die bislang beste der Reihe. Ich freu mich schon auf den nächsten Band... meine mich vage zu erinnern, dass sie da irgendwo in Abu Duns Heimat unterwegs sind... langsam müsste ich auch mal da ankommen, wo ich vor Jahren mal aufgehört habe, die Reihe zu lesen...

Offline Menthir

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #8 am: 6.01.2018 | 17:27 »
Ich habe ebenfalls mein erstes Buch gelesen. Wir peilen auch in unserer Popsugar-Challenge nur die Buchmenge aus der Standardchallenge an, allerdings dürfen dort Vorschläge getauscht werden mit Challenges aus dem Advanced-Bereich.

J.D. Vance - Hillbilly Elegy - A Memoir of a Family and Culture in Crisis
(Aus der POPSUGAR-Challenge, eine der advanced challenges: A book about a problem facing society today)

Das Buch ist dafür gelobt wurden, dass es eine Erklärung liefere, warum Menschen mit den entsprechenden Hintergründen Menschen wie Trump wählen würden oder für den Brexit stimmen würden.
Diese Meinung teile ich nach der Lektüre nicht.

Allerdings ist dieses Buch dennoch ein tiefer Einblick in die Seele jener, die im Gebiet der Appalachen aufgewachsen sind und durch die wiederholten ökonomische Krisen innerhalb der USA migrieren mussten und kulturell aufgelaufen oder überholt wurden.

Gleichwohl kann dieses Werk kaum als allgemein gültig durchgehen, da es eher die Geschichte einer Person und einer Familie erzählt. Dennoch geht die Erzählung freilich in die Richtung, dass man gerne glauben mag, dass Vances eigenen Erfahrungen von vielen im Rostgürtel (in diesem Fall, der weißen Bevölkerung: der Autor bezeichnet sich selbst als Hillbilly) geteilt sind.

Es ist ein lebendiges Buch. Es wirkt ehrlich und für den jungen Autoren auch heilsam, trotz seines eigenen Erfolges darüber zu erzählen. Insofern bereut man die 264 Seiten nicht.

Ich habe es gelesen, um quasi eine innere Perspektive auf die Sache zu bekommen, die im Großen von George Packer in seinem überragenden Buch "The Unwinding" erzählt wurde.

Wenn ich eine Bewertung im Bereich von 1-10 machen sollte, würde ich dem Buch 7,5 von 10 Punkten geben.
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #9 am: 7.01.2018 | 14:09 »
Das Wochenende voll ausgenutzt und das zweite Buch beendet.

Terry Pratchett & Stephen Baxter - Die lange Erde
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book by two authors)

Der Auftakt zu der Reihe um die Lange Erde ist mir in einem Famila-Krabbelkorb für 3€ in die Hände gefallen, und nachdem ich im Vorfeld durch mir bekannte Scheibenweltfanatiker Schlechtes über das Buch gehört habe, dachte ich mir, dass ich für 3€ wenig falsch machen kann.

Und ich muss sagen, dass die Kritik der Scheibenweltfanatiker wohl daher rührt, dass es eben nicht die Scheibenwelt ist.

Der erste Band der langen Erde ist sehr leichte Lektüre, die durchaus einen gewissen Sense of Wonder innerhalb der Erde vermitteln mag. Grundlage der Überlegung ist Baxters Beschäftigung mit Quantenmechanik, sodass es zu einer Art Sci-Fi-Roman wird, der jedoch anders gefärbt und sehr leserfreundlich ist und auf die wissenschaftlichen Hintergründe nur sehr grobe Verweise gibt.

So reisen die Helden des Buches in einem Luftschiff, welches Mark Twain heißt. Und der Verweis des Buches, dass es ein Reiseroman im Sinne von Mark Twains Roughing It ist, kommt selbst im Laufe der Geschichte. Wer also schon eine tiefe Beschäftigung mit den durch die vielen, bereisbaren Abarten der Erde entstehenden Problemen erwartet, wird enttäuscht werden. Die Andeutung kommt, dass dies in späteren Teilen passieren wird.
Das Buch selbst ist also alternative Reiseliteratur, in der die Postkutsche durch ein High-Tech/Low-Tech-Luftschiff ersetzt wurde, und wer sich an lockere Beschreibungen halten mag und unverkrampft mit dem Titelhelden Joshua auf Reise gehen mag, der wird einiges auf der langen Erde entdecken und daran auch seinen Spaß finden.
Die Sprache ist sehr eingängig, aber auch oberflächlich. Die Szenen gehen allesamt nicht sehr in die Tiefe, sodass das Werk eher eine gut beschriebene Dia-Show ist. Was ich aber insgesamt als angenehm empfunden habe.

Wermutstropfen sind für allerdings etwas die Helden, die allesamt etwas zu schnippisch-allwissend sind. Von der selbst-lernenden KI Lobsang, zum eigentlichen Helden Joshua, bis zu der spät auftauchenden Ergänzung Sally. Da sich alle drei Helden insofern etwas zu sehr ähneln, auch wenn sie sich in Details unterscheiden, üben die Protagonisten auf mich keinerlei Reiz auf und stehen so hinter ihren Entdeckungen zurück.

Dafür kommt als Verweis auf Schrödinger natürlich eine Katze vor.  ;)

Ingesamt ist es aber eine lockere, flockige Lektüre von etwa 480 Seiten, die sich problemlos lesen lässt und auch nicht langweilig ist. Ein großes Buch ist es allerdings auch nicht.

6 von 10 Punkten. :)
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #10 am: 8.01.2018 | 09:52 »
Das war ein aktives Wochenende: Buch #3 für dieses Jahr erledigt. Ich habe einen Seitenleseschnitt von über 100 Seiten pro Tag dieses Jahr. Neidisch blicke darauf, dass es so gut losging, mich aber jetzt die Verpflichtungen wieder einholen und ich am Ende mich wieder bei um die 30 Seiten einpendeln werde.  :'( ;D

Ona Radtke - Wir sind auf einem großen Klärungskurs - Überbevölkerung als globales Menschheitsproblem

(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book by a local author)

Streng genommen ist der Lokalautor halb getrickst, denn Ona war mehr ein Weltbürger denn eine Landpomeranze, wie ich es bin. Was es für mich qualifiziert: er ist der Bruder meiner Nachbarin, die zusammen mit ihrer Mutter dieses Buch und den Nachlass von Ona bearbeitet und herausgegeben hat.

Das 168 Seiten umfassende Buch selbst gibt Anregung zu einer sozialökologischen Selbstverpflichtung des Menschen, seine Fortpflanzungsrate zu begrenzen. Er argumentiert stark anhand der Argumentationslinien von Jared Diamond, allerdings baut seine Betrachtung auch auf dem Werk von Elias und einer grundlegend altlinks gerichteten Selbsterziehung der Jungstudentenschaft der Spät-60er und Früh-70er.

Garniert ist es durch die philosophische Suche eines Weltreisenden, ein Potpourri aus Wissenschaft, Empfindung, Philosophie und eigenen Reiseerfahrungen und Lebenserfahrungen in Dritte-Welt-Länder.

Das Ganze ist fragmentarisch, doch auch anregend zu lesen, weil er sich nicht in unrealistisch-utopischen Gedanken ergeht, sondern eben durchaus realistisch in seiner Betrachtung bleibt, wenngleich der Autor schon das Wünschenswerte herauskehrt. In erster Linie wünscht er sich, eine Beschäftigung mit seinem Thema der Überbevölkerung, allerdings ist er nicht streng missionarisch oder fordert unmenschliche Konsequenzen. Seine Wünsche verbinden sich nicht mit Weltfremdheit, ganz im Gegenteil.

Ich teile einen Teil seiner Weltanschauungen nicht, u.a. ist er Anhänger der orgonomischen Lehre Wilhelm Reichs, aber dennoch bleibt der grundlegende Gedankengang zumindest anregend, teils provozierend und wirkt aus der Erfahrung eines Mannes geboren, in dessen Lebzeit die Bevölkerung in vielen Dritte-Welt-Ländern explodierte und der sich aus eigener Anschauung (er war bspw. an Schulgründungen in Guatemala beteiligt) mit den sozialen, ökonomischen und ökologischen Konsequenzen in diesen Gebieten beschäftigte und sich zu seiner Schrift genötigt fühlte.

Diese blieb, wie beschrieben, fragmentarisch, denn er konnte sie nicht gänzlich vollenden, weil er vorher verstorben ist. Seine Familie hat sein Werk beendet und veröffentlicht; eine ganz eigene Leistung.

Das Besondere für mich an diesem Buch ist für mich die private Leistung des Mannes, der sich dieses Werk abseits von wissenschaftlicher Lehre zugetraut hat und diese Thesen und seine Überlegungen aber auch durchaus vor diesem Podium vertreten hat. So ist ein Nachwort von Prof. Wolfgang Lucht beigefügt. Dieses Werk ist durch methodische Überlegungen und eigener Anschauung entstanden und ist gleichzeitig auf sympathische Weise mit persönlichen, aber letztlich fast immer unaufdringlichen persönlichen Erfahrungen garniert.
Was es auch möglich macht, eine lektüre-artige Beziehung zu dem Autoren aufzubauen und dieses Werk nicht zu trockener Zahlenschubserei verkommen lässt.

So bleibt das privat verlegte Werk für mich lesbar und brauchbar, anregend, völlig ab davon, ob man die einzelnen Schlüsse teilt oder nicht. Ich kann die Lektüre empfehlen.

8 von 10 Punkten. :)
„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen“ - Johann Gottfried Frey

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #11 am: 14.01.2018 | 14:33 »
Das (Buch #4 2018) war eine taffe Nuss. Ich habe am 8. Januar angefangen und mich bis heute damit beschäftigt. Zwischenzeitlich so frustriert, dass ich mich selbst disziplinieren musste, um das Werk zu beenden und mir verordnete, mindestens 50 Seiten am Tag zu lesen, um die 576 Seiten irgendwann erlesen zu haben. Gemeint ist das Werk:

Richard David Precht - Erkenne die Welt - Eine Geschichte der Philosophie - Band 1
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book you borrowed or that was given to you as a gift)

Ich habe das Buch zu meinem 30. Geburtstag bekommen, unter anderem nach einer Diskussion, warum sich eigentlich keiner in der Neuzeit so wirklich mit dem schwierigen Unterfangen einer Philosophiegeschichte widmet, in dem Versuch, sie auch einem interessierten Laienpublikum oder gar der breiten Öffentlichkeit zu öffnen.

Auftritt Richard David Precht.

Man kann von dem Mann halten, was man möchte. Es ist definitiv hoch anzurechnen, dass er genau diesen Versuch unternimmt und sich durch die schwierige Aufgabe in mehreren Bänden kämpfen möchte. Während letztes Jahr Band 2 erschien, habe ich also jetzt erst mit Band 1 begonnen.

Warum aber war die Erfahrung für mich frustierend?

Precht schreibt gefällig, wenn auch in seinen stilistischen Blüten etwas repetitiv. Seine Worthülsen bescheinigen ihm eine preußisch-geprägte Zitat-Grundbildung, denn dauernd soll etwas an irgendeinem Wesen genesen (Geibels berühmt-berüchtigtes "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen." aus dem Jahr 1861 ist hier Grundlage) oder die berühmte Verkürzung von Clausewitz kommt häufiger vor, also dass irgendwas die Fortsetzungen eines anderen mit anderen Mitteln sei. ("Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.")
Seine Sprache per se ist verständlich und präzise, auch wenn er mir zu viele Sätze suggestiv mit drei Punkten beendet.
Und zudem - selbst wissend, dass manche der Vergleiche hinken - versucht er althergebrachte Diskussionen und Konflikte mit modernen gleichzusetzen oder zumindest zu verbinden, um ein Gefühl für die Sache zu geben. Mit der Absicht, eine schwer verdauliche Philosophiegeschichte populärwissenschaftlich zu behandeln, ist das durchaus gelungen.

Allerdings ist Precht übermäßig urteilend und sich selbst widersprechend urteilend, ohne das aufzulösen. So kann innerhalb einer Seite ein antiker Philosophie gleichzeitig äußerst brillant und äußerst dumm sein. In seinen Urteilen ist der Autor zudem sehr binär: entweder ist jemand genial, oder er ist ganz falsch davor. Zwar widerlegen seine eigenen Worte zur Philosophiegeschichte das, und er es dadurch auch. Deutet also durch den Inhalt an, dass es Ebenen zu seinem Urteil gibt, doch sein Urteil bleibt immer am äußersten. Und seine Urteile wirken damit auch reichlich arrogant bisweilen.
Während das Arrogante mir ein gewisser Störfaktor ist, kann ich im Rahmen des Werkes aber noch darüber hinwegsehen.
Schwerer fällt mir das bei inhaltlichen Fehlern (und da haben sich bspw. einige Faktenfehler eingeschlichen oder unsachgemäße Vereinfachung), die gar mir auffallen mussten, der ein philosophischer Laie ist.
Doch am schwersten ist, dass die hehre Absicht des Buches nicht erfüllt werden kann.

Die Einleitung des Werkes ist sehr gut und verspricht Lust auf mehr. Er spricht davon, wie schwer Interpretation ist. Er erwähnt auch immer wieder die quellenmäßige Problematik. Und er möchte zum Denken anregen und den Wissenskosmos von etwa 2000 Jahren eröffnen. Und ich glaube ihm, dass es seine wirkliche Absicht ist. Doch seine abschließenden Urteile verhageln es einem. Dadurch, dass er alles be- und verurteilt in dem Denken, in seiner Wirkung und seiner Konsequenz, lässt er selbst wenig Raum zum Denken. Man kann es also nur im Widerstand zum Geschriebenen tun. Obwohl der philosophische und auch der philosophiehistorische Diskurs wünschenswert ist, und seine dialektische Bearbeitung durchaus ein hehres Ziel ist, wenn es bildungstechnisch betrachtet werden will, tut genau dies einem Werk, welches populärwissenschaftlich zum Denken anregen will, nicht gut. Und das ist mein eigentlicher, zentraler Kritikpunkt an dem Werk.

Das im Vergleich zur Antike sehr kurze Mittelalterkapitel versöhnt immerhin ein wenig, in der Hinsicht. Weil er weniger Material zu bearbeiten hat, nimmt er sich etwas mehr Zeit, die Denklinien nachzuzeichnen, innerhalb derer man mit- und umdenken mag. Auch wenn er hier zu abschließenden Urteilen kommt.

In der Philosophie gibt es durchaus immer die Diskussion, ob die großen Alten ("Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn!"  ;)) schon alles grundsätzlich gedacht haben, was Mensch und Kosmos angeht, oder ob wir eine stringente Modernisierungsgeschichte auch in der Philosophie haben. Precht stellt sich mit seiner Philosophiegeschichte eher auf die modernistische Seite, was er in seinem Werk im Unterton auch glaubhaft rüberbringt. Die abhängige, aufeinander aufbauende Entwicklung der grundsätzlichen Philosophie ist die Stärke des Buches. Ich bin mir sicher, dass er auch die Rückschläge, die wiederkehrenden Bilder der Vergangenheit und dergleichen erkennt, so wirklich greifbar macht er dies jedoch nicht. Sein großer Bruch ist nur der, den man erwarten würde: nämlich das Ende Westroms. Er deutet an, dass das Erbe dann doch nicht ganz verloren ist, weil die griechische Philosophie beispielsweise in Arabien weiterlebt (Ostrom nimmt er nach Justinian ganz aus dem Fokus, kirchengeschichtlich nimmt er das orthodoxe Christentum bspw. nicht wahr). Dieser direkte Aufbau wird sicher auch vereinfacht sein, ist aber in seiner Betrachtung gewöhnlich und als solcher nachvollziehbar. Philosophie als "einzige Konstante" der Entwicklung des Menschen. Schön, wenn das so einfach wäre.

Sein philosophiegeschichtlicher Fokus ist also rein auf die klassische europäische Philosophiegeschichte ausgelegt und wagt sich nicht an die Bereiche, die an ihrer Peripherie und gar außerhalb liegen. Die Gründe dafür kann ich - ab von der großen Masse - nur schwer einschätzen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er sich an den Pfaden der ganz klassischen Philosophiegeschichte entlanghangelt, und die betrachtet nunmal von den Vorsokratikern bis ungefähr Adorno und Satre (neuere Strömungen sind da wohl noch umstritten) den "abendländischen Kern".
Und es ist wohl viel gefordert, sich zu wünschen, dass eine populärwissenschaftliche Philosophiegeschichte in weltgeschichtlicher Lesart für den geneigten Laien geschrieben würde. Denn dort ist der aufeinander aufbauende Gedanke schwerer zu halten, aufgrund dessen, dass Kultur schlechter und weniger übergeleitet wirkt.

Aber wie dem auch sei.
Das Werk ist - gerade auch aufgrund der Kritik, die Precht für seine Art und seine "Popularphilosophie" einsteckt - mutig und verfolgt einen konzeptuellen, untertonigen Gedanken. Dafür ist ihm zu danken.
Letztendlich musste ich mich dennoch durch das Werk teils quälen, aufgrund der bisweilen auftretenden Widersprüche, der stilistischen Wiederholungen und Worthülsen, die mich beim Lesen etwas langweilten, und vor allem wegen der zu strikten Urteile über die Denker und den Verlauf ihrer Gedanken (trotz der angemerkten Quellenproblematik!).

Insgesamt vergebe ich 4 von 10 Punkten.
« Letzte Änderung: 14.01.2018 | 14:52 von Menthir »
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #12 am: 14.01.2018 | 23:06 »
Ich habe am Abend noch ein kleines Büchlein hinterhergeschoben, welches ich eigentlich direkt zur Veröffentlichung lesen wollte. Dementsprechend: Buch #5

Timothy Snyder - On Tyranny - Twenty Lessons from the Twentieth Century
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book you meant to read in 2017 but didn't get to)

Der Link führt zu einem Artikel zu dem Buch aus dem Guardian. Dieser Artikel kann den Inhalt und die Absicht wohl besser wiedergeben, als ich es kann. Ich empfehle also auch das Lesen des Artikels.

Aber ich will Folgendes schreiben. Vor einigen Jahren habe ich Stéphane Hessels kleine Schriften gelesen (Empört Euch! und Engagiert Euch!), und ich habe mich bisweilen ein wenig geärgert über diese Aufforderungen. Ich habe kein Problem mit den Aufforderungen gehabt, politisch zu werden, mich zu empören und mich zu engagieren. Ich bin ein politischer Mensch und lebe dieses Engagement auch.
Was mich geärgert hat, ist, dass dieser Aufforderung so wenig inhaltlich innerhalb des Buches folgte. Das hat wahrscheinlich mehr mit mir als mit dem Herrn Hessel zu tun. Der Mann hat eine sehr beeindruckende Vita und aus dieser Erfahrung versucht sein Innerstes weiterzugeben. Aber mir persönlich fehlte etwas: die Anwendung. Das Beispiel. Die Resistánce war zu abstrakt, selbst mir als Historiker. Sie war zu diffus, und auch zu ambivalent, obwohl von Hessel in den kleinen Schriften unhinterfragt. Vielleicht habe ich mich auch daran gestört.

Timothy Snyders Werk ist amerikanisch. Es ist aber knapp und präzise, es arbeitet sehr aus dem historischen Werk Snyders, dass sich vor allem mit Holocaust und der Geschichte politischer Verfolgung beschäftigt (und auf sehr vielen Denkern in die Richtung, auch osteuropäische (!), aufbaut: u.a. Hannah Arendt, Vaclav Havel oder auch Leszek Kołakowski) . Es warnt eindringlich, an manchen Stellen vielleicht sogar etwas hysterisch, vor dem Übergang einer Demokratie in eine Autokratie. Das Buch ist weitestgehend natürlich auch eine Streitschrift gegen Donald Trump, ohne dass dieser benannt wird. Aber sie ist fern von oberflächlich, und sie gibt Handlungsanweisungen, womit man im Kleinen beginnen kann, seine Demokratie zu verteidigen. Wo man anfangen kann, nachzudenken, sich zu informieren und vor allem das selbstständig zu tun.

Sie ist in der Essenz - wie gesagt - amerikanisch. Sie zielt auf dieses Publikum ab (so diffus der einheitliche Begriff in Amerika sein darf), aber auch einem Europäer dient dieses Buch durchaus. Wir erleben schließlich politisch etwas ganz ähnliches.

Und so kann ich sagen, die kurzen 128 Seiten (die eher Hemdtaschen-Format haben denn wirkliches Buchformat) sind lohnenswert und anregend, selbst wenn man die jeweiligen Lehren im Detail vielleicht nicht ganz oder teils gar nicht teilen mag. Es ist ganz definitiv ein ehrlich wirkender, überlegter und packender Aufruf. Zwischen dem Aufruf hat er feines Gespür für das Wesen von Autokratie und Dissidenz und spannt dazwischen keinen Orakelspruch auf, aber doch eine wahrscheinliche Entwicklung, die wir dieser Tage und in der jüngeren Vergangenheit häufiger beobachtet haben. Definitiv empfehlenswert, und sei es nur für den Gedankengang.

Dementsprechend kann ich dem kleinen Büchlein 8 von 10 Punkten geben.
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #13 am: 14.01.2018 | 23:11 »
Ich arbeite mich derzeit durch meinen Elric-Sammelband, den ich irgendwann im letzten Jahr angefangen habe. Der ist aber ganz schön dick und ich verbringe meine Freizeit aktuell eher mit der Jahresendabrechnung unseres Vereins... *seufz* Wird also wohl noch dauern.

Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #14 am: 16.01.2018 | 17:07 »
5 Bücher in 5 Kategorien beendet.

Nr. 5 war:
Ein Buch mit einer Alliteration im Titel: Tad Williams, Happy Hour in der Hölle

Ich habe zwar Dante nicht gelesen, aber so nur mit weniger Humor stelle ich es mir etwa vor.
Bobby Dollar aka Anwaltsengel Doloriel (der als Fürsprecher für die gerade Verstorbenen dafür sorgen soll, dass sich die Gegenseite nicht unberechtigt Seelen unter den Nagel reißt) wurde zum Ende von Band 1 (Die dunklen Gassen des Himmels) unvermittelt von seiner Freundin getrennt. Dummerweise ist diese nämlich eine Dämonin und wurde von ihrem Gebieter in die Hölle zurückbeordert. Also macht sich Bobby getarnt mit einem Dämonenkörper auf in die höheren Kreise der Hölle um sie dort herauszuholen. Dummerweise ist der einzige zugängliche Eingang eher in einer unteren Ebene, so dass er sich durch verschiedenste Ebenen, Gefahren und Kreaturen emporarbeiten muss.
Ich habe lange gezögert weiterzulesen, da mir von vorn herein bewusst war, dass mir Teil zwei weniger liegen wird als Teil 1 und lag damit auch durchaus richtig. Aber es war eine durchaus unterhaltsame Lektüre, die auch immer mal wieder zum Nachdenken anregt. Allerdings ist Band 3 (Spät dran am jüngsten Tag) nun wirklich unvermeidlich, da das Ende von Band 2 zu viele offene Enden hinterlässt.
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #15 am: 20.01.2018 | 18:28 »
Ich habe gerade Buch #6 dieses Jahr beendet. Diesmal eher etwas leichtes für Zwischendurch.

James Luceno - Star Wars - Tarkin
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book about a villain or antihero)

Ein Freund hatte das Hörbuch gehört und war recht angetan davon, dass die Figur des Grand Moffs Tarkin hier näher beleuchtet wird.

Ich möchte gar nicht zu tief ins Detail gehen, aber es ist eine seichte, aber ganz nette Lektüre. Die das Buch durchziehende Story ist dabei recht einfach gehalten und hat selbstverständlich mit dem Todesstern zu tun, oder viel mehr mit seiner Konstruktion.
Da das Buch zum offiziellen Kanon gehört, war davon auszugehen. Dabei hat diese Einordnung scheinbar etwas hinderlich denn befreiend gewirkt, denn diese Geschichte entwickelt wenig Biss, außer dass sie Tarkins bekanntes strategisch-taktisches Gespür beleuchtet. Aus sich selbst hat sich jedoch wenig Feuerkraft und ist stark vorhersehbar. Und die Helden der hellen Seite wirken ein bisschen wie die Rogue One-Helden in noch seichter. Wenn man das Buch also aus dieser Sicht betrachtet, wird man unter Umständen oder vielleicht sogar wahrscheinlich enttäuscht sein.

Das spannende Element findet sich im Hintergrund Tarkins, der auf seine Art sehr allegorisch für das Erleben und Erwachen vieler Sith ist, ohne selbst ein Machtbegabter zu sein. Damit wird eine Verbindung zu den beiden Machtnutzern Sidious und Vader gestrickt.
Luceno konstruiert diese aber nicht nur in der Hinsicht sehr gut, denn der immer wieder beleuchtete Hintergrund erklärt auch viele Motivationen der Gegner und macht die Schlussfolgerungen Tarkins nachvollziehbar und transparent. Und sein Hintergrund, seine Erziehung spielt zudem in der Lösung der Story eine immense Rolle. Die Metakonstruktion Lucenos ist hier also außergewöhnlich gut gelungen und trägt das Buch konzeptionell und macht es spannend genug, der an sich eher feuerlosen Hauptgeschichte zu folgen.

Abgestuft dazu lässt sich die Beziehung zu Vader positiv bewerten, denn die Beziehung zwischen den beiden Charakter entwickelt sich in dem nicht sehr langen Buch glaubhaft.
Hier fallen jedoch auch die von außen herangetragenen Notwendigkeiten auf und dort, wo Luceno hätte eine stetere Hand hätte haben können.
So ist Vader zu Beginn so, wie wir ihn sprachlich kennen. Also mit diesem archaischen, fast shakespearianischen Duktus (was ja bekanntlich auch James Earl James' Hintergrund geschuldet war), den man so schätzt. Diesen hält Luceno jedoch nicht durch und erzeugt sprachlich seinen Vader, der jedoch dadurch etwas die sprachliche Eigenidentität gegenüber Tarkin verliert.

Das Buch passt sich tatsächlich recht nahtlos in den Kanon ein. Ist von seiner Hauptgeschichte etwas zu flach, da ich aber tatsächlich an Tarkins Geschichte interessiert war, konnte ich dem Buch trotzdem einiges abgewinnen.
Es wäre noch besser gewesen, hätte Luceno mehr Freiheiten gehabt. Mit einer bombastischeren Geschichte und dem wirklich guten Erzählungsaufbau, hätte ein außergewöhnliches Werk dabei rauskommen können.

So ist es nur ein gutes, nicht sehr tiefgehendes.

7 von 10 Punkte.
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #16 am: 23.01.2018 | 21:39 »
Damit ist auch Buch #7 erledigt. Ich möchte es im Folgenden nur kurz beschreiben, aber lobend erwähnen.

Leo Perutz - Wohin rollst du, Äpfelchen...
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with a fruit or vegetable in the title)

Ich habe das Buch nur gegriffen, weil ich keine Ahnung hatte, wer Leo Perutz ist. Und ich sah, dass meine Eltern von einer Haushaltsauflösung einen Karton voller Bücher mitbrachten, wo dieses Buch bei war. Ich erinnerte mich an die Challenge; sah, dass es die Möglichkeit gab, ein Buch zu nehmen, in welchem eine Frucht vorkommen soll und griff zu.

Und was für ein glücklicher Zufallsgriff es war. Dieses Buch ist wie eine tragische, aber nicht tödliche Bahnreise. Es steigen massenhaft Menschen mit ihren kleinen Geschichten zu, wieder aus, geraten in Vergessenheit. Der Zufall ermöglicht allerhand, mal nett, mal weniger nett. Und wir reisen mit einem Protagonisten, der fest entschlossen ist, sich für erfahrenes Unrecht zu rächen.

Und er erlebt eine ironische, wie unwahrscheinliche, wie brutale Reise durch sein eigenes Leben. Ein Kriegsrückkehrer des ersten Weltkrieges, der nicht zurück in die Gesellschaft findet.
Mit einem Cast, der wirklich auf knapp 250 Seiten unaufführbar ist seiner Menge.

Und dabei ist alles beschrieben mit einer großen Liebe zum Detail, ohne wirklich ausladend zu sein. Mit großem Feingefühl für die Charaktere, die allesamt glaubhaft und unglaubhaft, auffällig unauffällig und doch auch irgendwie vom großen Krieg versehrt sind.

Dabei leben auch die Lokalitäten von einem gewissen Lokalkolorit. Von Ort zu Ort.

Das Buch erzählt in unterschiedlichen Tempo. Mal langsam und gemächlich, dann schnell und fieberhaft, doch immer der Szenen angemessen. Und es hat ein offenes wie anregendes Ende.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und ist das Beste, was ich dieses Jahr bisher lesen durfte. 9 von 10 Punkten!
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #17 am: 26.01.2018 | 14:01 »
Buch 6, 7 und 8 => Damit 8 Bücher in 8 Kategorien (Außerdem eine Serie abgeschlossen, aber das muss nicht gezählt werden.)

Brandon Q. Morris: Titan, Io und Enceladus - Die Rückkehr
"Ein Buch, das auf einem anderen Planten spielt", "Das nächste Buch einer Serie, die du schon begonnen hast" und "Ein Buch über Tod oder Trauer"
Die erste Kategorie ist eeetwas großzügig ausgelegt, da Titan kein Planet ist, aber würde er um die Sonne statt um den Saturn kreisen, wäre er das bestimmt. :)

Zusammen mit dem Startband "Enceladus" bilden diese Bücher die Eismond-Reihe, in der sich das Raumschiff ILSE mit einer ziemlich internationalen Besatzung auf den Weg macht den Saturnmond Enceladus zu erforschen. Über Titan und Io "stolpern" sie dann mehr oder weniger spontan.

Was mich besonders begeistert hat, ist die Tatsache, dass der Autor das Wissen, das über den jeweiligen Mond jetzt bereits vorhanden ist als Grundlage verwendet. Dadurch und die plausible Erklärung für technische Dinge (zumindest für mich plausibel :)) fühlt sich die Sache sehr realistisch an. Lediglich das letzte Buch fällt etwas ab. Sowohl inhaltlich als von der Glaubwürdigkeit her.
Auf jeden Fall lesenswert, und das sage ich, obwohl ich niemals damit gerechnet hätte, dass ich an Hard Sience Fiction Gefallen finden würde.

« Letzte Änderung: 26.01.2018 | 14:06 von Lyris »
Glückskeks sagt: In jedem Moment mit ganzer Konzentration und aus vollem Herzen, jeden einzelnen Schritt zu tun - Das ist Glück.

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #18 am: 29.01.2018 | 07:10 »
#8

Barbara Tuchman - The March of Folly: From Troy to Vietnam
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with an ugly cover)

Dieses Buch ist ein Spätwerk der mit Preisen überhäuften Historikerin. Und es ist...

Frau Tuchman hat ein Ziel mit diesem Werk verfolgt. Sie wollte eröffnen und darlegen, wann eine Regierung als töricht bezeichnet werden kann[Sie folgt letztlich Platons Definition von politischer Torheit] und versucht dafür ein Muster anhand mythischer Entscheidungen zu deduzieren. Von Rehabeam bis Troja, wenn man so will.
Dort stellt sie dann fest, dass eine Regierung dann töricht handelt, wenn sie bewusst oder unbewusst gegen ihre eigenen Interessen handelt und dabei die kritischen Stimmen (im Sinne Trojas also Laokoon und Kassandra) überhört oder ignoriert, was dann zwangsläufig zum Untergang oder Verlust führen muss.

Nach dieser Einleitung versucht sie dann Troja zum Musterbeispiel zu machen und anhand dieses Musterbeispiels versucht sie dann zu erläutern, warum die Renaissance-Päpste, warum die britischen Politiker in Bezug auf Amerikas Unabhängigkeit, und warum die amerikanischen Politiker und Militärs in Bezug auf Vietnam solche Torheit haben wallten lassen.

Zu viel zur Absicht. Zur Umsetzung:

Eigentlich lässt sich wenig produktives sagen. Frau Tuchman versteht es - wenn ich es provokativ positiv formulieren will - den Geschichtsstoff so hinzubiegen, dass es auf ihre Interpretation passt. Dadurch lässt sie sich verleiten mit einem bissigen Unterton über die diversen Akteure mit leichter Hand zu urteilen. Also deren Dummheit zu verdammen. Und so liest sich das Buch in gedachten Extremen, denn wir lesen permanent, als wie schlau und gebildet und genial jemand galt, um dann nur seine Torheit unter Beweis zu stellen. Und das über fast 500 Seiten lang. Sie scheint das Verurteilen ausreichend zu genießen.
Immer wieder versucht sie ihren Laokoon und ihre Kassandra unterzubringen, die freilich überhört werden (müssen). Und daraus entsteht für sie immer wieder der Eindruck, dass die Menschen nicht aus der Geschichte lernen und die Wahrheit nicht erkennen wollen.

Dass die Wahrheit tiefgründiger ist, will Frau Tuchman in diesem Werk nicht auffallen und sehr verbleibt es starr und in die eigene These verbissen, dass Regierungen tumb sind und sich selbst herabwirtschaften.

Um dieses gebetsmühlenartig wiederholen zu können, hangelt sie sich an einer Zusammenfassung der Ereignisse entlang im chronologischen Sinne, versieht sie mit ihren Kommentaren und löst sich dabei auch nicht von denkbar einseitigen Sichten. Sie ist in keinem ihrer Beispiele bereit, alle Seiten des Konfliktes zu beleuchten, sondern beleuchtet eigentlich ausschließlich die "Verliererseite" aus sich heraus und kommt immer wieder zum Schluss, dass alleine Torheit zur Niederlage führte und dass doch die Alternativen so deutlich auf der Hand lagen und so leicht zu erreichen gewesen wären.

Das macht das Lesen dieses Werkes schlichtweg ätzend und enervierend. Die Zusammenfassung sind zwar grob richtig, aber viele Details ihrer Interpretation angepasst. Wer etwas zu den Renaissancepäpsten und dem Kampf gegen Luther und Co. lesen will, findet sinnigere Werke. Wer etwas über die amerikanische Unabhängigkeit lesen will, finde eine Myriade sinnigerer Werke und Vietnam hat so viele kritische, wie gute Kommentatoren, Historiker und Darstellungen hervorgebracht, dass Frau Tuchmans Darstellung höchstens als schwach ausreichend gelten darf.

Normalerweise urteile ich nicht so streng über Werke von diesem Ausmaß. Aber hier fühlte ich mich als Leser veräppelt, dass man mir eine so eklatante Interpretation von Geschichte aufbürsten wollte; welche zudem weder methodisch, noch schriftstellerisch gelungen ist. Sie macht es auf eine bewährte Weise, aber am Ende muss man trotz aller Argumente und (zurechtgezimmerten Fakten) konstatieren, dass Frau Tuchman nicht über den Punkt hinauskam, dass sie einmal auf die "Großen" schimpfen wollte. Ein Allgemeinplatz, den wir an jedem Stammtisch zusammenbekommen hätten. Und das in ähnlicher Qualität.

Nachdem Frau Tuchman also durch ihr Werk über die Torheit der Regierenden dargestellt hat, dass es auch eine Torheit der Schreibenden geben kann,

will ich dem Werk 2,5 von 10 Punkten geben.
« Letzte Änderung: 29.01.2018 | 07:18 von Menthir »
„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen“ - Johann Gottfried Frey

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #19 am: 29.01.2018 | 10:50 »
Ich habe eben beschlossen, Hörbücher (so es komplette Lesungen sind) auch mit reinzuzählen. Einfach, weil ich dieses Wochenende dank Krankheit mal so richtig welche weggerockt habe. Genau genommen widerspricht es der "Clean the shelves"-Challenge, Bücher zu lesen, die ich dieses Jahr erst erworben oder entdeckt habe bevor ich nicht fünf Bücher für die Challenge gelesen habe. Da ich aber nur mit fünf Büchern da angemeldet bin, find ich das ganz schön hart - außerdem hab ich bereits eins gelesen und ein weiteres ist in Arbeit und ich konnte dieses WE wegen Krankheit nix lesen, weil Kopfweh. Insofern fühl ich mich nur ein bisschen wie Schummeln, wenn ich hier jetzt andere Bücher aufführe...  ;)

Nicole Gozdek - Die Magie der Namen
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Nr. 19 freut sich schon sehr auf seine Namensgebung - denn mit ihr wird er endlich sein wahres Ich kennenlernen! Doch bei der Zeremonie muss etwas schiefgelaufen sein. Alle anderen Nummer haben bekannte Namen erhalten und mit ihnen ihre Namensmagie, die sie zu der Person samt Aussehen, Fähigkeiten und Vermögen heranreifen lässt, die sie in vorigen Leben bereits waren. Nr. 19 hingegen bekommt den völlig unbekannten Namen Tirasan Passario und von Magie ist bei ihm keine Spur zu bemerken - er bleibt unwissend und 1,50m groß. Enttäuscht macht er sich auf den Weg nach Himmelstor ins große Namensarchiv, um dort mehr über sich herauszufinden. Unterwegs lernt er nicht nur sich selbst besser kennen, sondern auch die Welt in der er lebt - und die Menschen um ihn herum.

War ein wirklich schönes Buch und auch angenehm vorgelesen. Gut, die Charaktere waren zu Teilen etwas klischeebehaftet, aber das mildert sich im Laufe der Handlung ein wenig ab. Ich mag es, dass die Autorin so mutig ist, ihre eigene Interpretation von Magie vorzustellen und durchzuziehen. Namensmagie ist mal ein wenig was anderes als das, was ich mir sonst so unter Magie vorgestellt habe - zumal wirklich jeder in dieser Welt darüber verfügt, Magie also nicht einzelnen vorbehalten ist. Die Idee, dass Menschen wiedergeboren werden und dann nahtlos ihr altes Leben übernehmen (Behörden verwalten solange ihren Besitz), fand ich auch spannend. Recht angenehm und unerwartet fand ich auch die, für so nen klassischen Fantasyschinken, unorthodoxe LBGT-Liebesgeschichte.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Das Ende kam abrupt, aber nicht unlogisch. Und es gibt seit letztem Jahr einen zweiten Band (den aber leider noch nicht als Hörbuch).
Alles in allem hat es mir gut gefallen, war leicht geschrieben und für kranke Hühnchen eine gute Bettlektüre.

Lynn Flewelling - Luck in the Shadows
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Durch "Die Magie der Namen" ist mir eingefallen, dass ich tatsächlich schon länger vorhatte, mich mal durch die Liste mit der LGBT-Fantasy auf Goodreads zu arbeiten. Das ist so ein Thema, über dass ich mir nie Gedanken gemacht habe - aber die meiste klassische Fantasy ist ja doch eher so ziemlich hetero. Und warum nicht auch mal was anderes. Dabei wollte ich jetzt keinen Drachenporno, sondern gern etwas mit ner "richtigen" Handlung, in der das ganze Liebesgedöns nur Teil der Gesamtstory ist, ohne peinlich hervorgehoben zu werden. Letztendlich war meine Wahl dann praktisch bedingt einfach das erste interessant klingende Buch auf der Liste, zu dem ich online auch ein Hörbuch gefunden habe. Demnach für mich eine echte Zufallsentdeckung!

Der 16-jährige Alec of Kerry hat gewaltig Pech gehabt und sitzt nun unschuldig in einem Kerker, seine Hinrichtung erwartend. Doch ehe es so weit ist, bietet ihm ein Fremder, der ebenfalls seit kurzem hier festsitzt, an, ihn bei seiner Flucht zu begleiten. Alec willigt ein und aus der gemeinsamen Flucht wird eine gemeinsame Reise. Der Fremde stellt sich ihm als Seregil of Rhiminee vor... allerdings reist er normalerweise nicht unter diesem Namen, sondern unter einer Reihe anderer. Einige davon sind Alec bekannt - sie gehören zu Barden, die manchmal hier durchs Land ziehen. Im Verlauf der Reise bietet Seregil Alec an, sein Lehrling zu werden - natürlich nicht nur als Barde, sondern auch für die Tätigkeiten in den Schatten, die Seregil sonst ausübt. Da Alecs Vater letzten Winter verstarb, hält ihn nichts in seiner Heimat und er willigt ein. Zu Seregils großer Freude erweist sich sein Schüler als äußerst talentiert und gelehrig - und loyal. Bei einem Einbruch zum Zwecke der Spionage lässt Seregil einen unscheinbaren Talisman mitgehen, um ihn seinem Auftraggeber im Süden zu bringen. Doch der Gegenstand scheint verflucht zu sein und nach kurzer Zeit ist Seregil nicht mehr Herr seiner Sinne. Nun ist es an Alec, den Kranken und die erbeuteten Informationen zurück nach Rhiminee zu bringen.

Ich hör das Hörbuch auf Englisch, daher die englischen Namen, sorry. Die Geschichte ist fesselnd, die Charaktere einfühlsam beschrieben. Am Medium Hörbuch liegt es wohl, dass ich bei den vielen Namen, besonders der Adligen in Rhiminee, ein wenig den Überblick verloren habe. Nichtsdestotrotz lohnt sich die Handlung - sie ist komplex, aber trotzdem noch überschaubar. Es gibt mehrere Handlungsstränge, kleinere und größere, die zum Teil im ersten Band aufgelöst werden, sich zum Teil aber auch über die weiteren Bände ziehen. Bin gerade ziemlich begeistert. LGBT hin oder her (der entsprechende Handlungsstrang fährt sowieso nur äußerst langsam an und wird im ersten Buch kaum mehr als angedeutet) - das Buch ist wirklich eines der besseren, die ich in den letzten Monaten in der Hand hatte. War lange nicht mehr so involviert in eine Geschichte. Hab das erste Hörbuch (17 Stunden) in zwei Tagen runtergesuchtet und ich denke, ich werde mir auch die Papierausgabe zulegen. Definitiv Wiederlesewert. Jetzt erstmal den zweiten Band als Hörbuch *warme Decken und Kamillentee auspackt*...  ^-^

Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #20 am: 3.02.2018 | 23:54 »
Lynn Flewelling - Stalking Darkness
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Der zweite Teil der Nightrunner-Reihe von Lynn Flewelling. Auch als Hörbuch.

Nachdem die Verschwörung gegen die Königin erfolgreich aufgedeckt wurde, sehen sich Seregil und Alec neuen Problemen gegenüber. Alec hat weiterhin allerhand zu lernen. Als Sir Alec wird er in die Adelsgesellschaft Rhiminees eingeführt. Und im Namen der Tarnidentität Seregils, der berühmten Rhiminee Cat, führt er Aufträge in den Schatten aus. Seregil hingegen ist, seit er die geheimnisvolle Holzscheibe geklaut hat, die ihn fast das Leben kostete, Teil einer magischen Prophezeiung, deren konkreten Inhalt ihm sein alter Lehrmeister, der Magier Nysander, aber nicht ganz verraten will. Und das ist nicht die einzige Prophezeiung, die Seregil in diesen Tagen berührt. Die Lage spitzt sich zu, als ein Nekromant das Magierhaus sowie das Versteck der Rhiminee Cat überfällt und Alec sowie Nysanders Gehilfen Thero gen Norden entführt, um dort rechtzeitig zum Auftreten eines Kometen ein grausiges Ritual zu vollbringen. Seregil und sein Freund Micum machen sich mit Nysander auf den Weg in den Norden. Nichts ahnend von all dem befindet sich auch Beka Cavish, die frisch in die königliche Armee eingetretene Tochter Micums, auf dem Weg dorthin. Was wird der Tag des Kometenfalls ihnen allen bringen?

Ich suchte die Reihe grad total weg. Wahnsinnig spannende Handlung, deutlich düsterer als im Vorgängerband. Und ein Wechselbad der Gefühle - gerade gegen Ende. Dazu eine der überzeugendsten Romanzen, die ich in langer Zeit im Fantasy-Bereich gelesen habe. Sie passt sich mühelos in die Handlung und den Hintergrund ein ohne dabei in den Vordergrund zu drängen. Beka Cavish als neuer und erster weiblicher point-of-view-Charakter ist eine gelungene Ergänzung zu den bisherigen Figuren. Eine junge Frau, die mit Geschick, Durchhaltevermögen und innerer Stärke ihren Weg geht und zu ihren Idealen steht. Kein Hauch von peinlicher Quoten-Emanze, stattdessen ein facettenreicher Charakter mit eigenen Zielen und Beweggründen. Ich bin ganz begeistert!

Lynn Flewelling - Traitor's Moon
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Der dritte Teil der Nightrunner-Reihe. *weitersuchtet*

Nach den schrecklichen Erlebnissen in der finalen Schlacht unter dem Kometen haben sich Alec und Seregil außerhalb Skalas ins wilde Umland zurückgezogen, wo sie, weit weg von den bitteren Erinnerungen, das vorsichtige Glück ihrer noch jungen Beziehung genießen. Die dringende Bitte der Königin Idralain, ihre Tochter Klia auf ihrer Mission nach Aurënen zu begleiten, um die Aurënfaie davon zu überzeugen, ihre Häfen wieder für Skala zu öffnen (unabdinglich für Skala, um den laufenden Krieg mit dem Nachbarland noch zu ihren Gunsten wenden zu können), beendet die vorläufige Ruhe. Seregil willigt ein, sich als Botschafter an der Mission zu beteiligen - obwohl er weiß, dass er in Aurënen nicht mehr willkommen ist, seit er in seiner Jugend von ebendort exiliert wurde. Und tatsächlich erweist sich der Aufenthalt in den heiligen Stätten der Faie als nervenaufreibende Aufgabe. Die in internen Intrigen verstrickten Familien des Rates, Spione, Liebschaften und alte Fehden lassen die Verhandlungen aussichtslos erscheinen. Dass die Königin im Sterben liegt und ihre Thronfolgerin Phoria ganz andere Pläne hat, macht die Mission nicht einfacher.

Der dritte Band  ist, was Action angeht, etwas langsamer die beiden anderen und legt dafür den Fokus auf Politik und Intrigen sowie eine Krimihandlung (ein Mörder wird gesucht). Bin etwas durcheinandergekommen mit den unglaublich vielen Namen - das mag aber auch am Medium Hörbuch gelegen haben (ich vergesse Gehörtes schnell wieder). Der Band räumt mit Seregils Vergangenheit auf, die ihn in den Vorbänden immer wieder schwer belastete und macht so den Weg frei für Neuanfänge. Wie auch die beiden Vorbände sehr spannend, wenn auch diesmal komplexer und nur an einem Ort spielend (die anderen beiden bestanden ja zu großen Teilen aus Reisen). Was anderes und trotzdem eine fesselnde Fortsetzung. Ich freu mich schon auf den nächsten Band!

Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #21 am: 10.02.2018 | 01:43 »
Ich, Anfang des Jahres: Ich werde diesen wankenden Stapel alter Bücher zuerst lesen, ehe ich mit neuen Büchern anfange. Und auf keinen Fall werde ich mir noch mehr Bücher kaufen, meine Regale sind schon doppelreihig voll und ich hab keinen Platz für noch ein Regal. Ich werde ein vernünftiges und haushaltendes Huhn sein!

Ich, Anfang Februar: *seufz*

Besitze jetzt die komplette Nightrunner-Reihe von Lynn Flewelling in Totholz.  :-[ Und Januar-Huhn hatte recht: woanders als auf dem Fußboden kann ich die quasi gar nicht mehr lagern. Naja, wollte ja eh mal alte Unisachen aussortieren... ;D

Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #22 am: 10.02.2018 | 13:00 »
Ne Woche krank hat meinen Input an eher leichter Lektüre stark erhöht. So dass ich derzeit Buch 22 lese. Tatsächlich haben sich auch 22 verschiedene dafür Kategorien gefunden.

Hier mal die Highlights:

Tommy Krappweis: Ghostsitter, Band 1-4 (Ein Buch, in dem ein Brand ausbricht/Das nächste Buch einer Serie, die du schon begonnen hast/Ein Buch, in dem eine Frau entführt und/oder verspeist wird/Ein Buch in dem ein Raub passiert)
Tom hat eine Geisterbahn mit echten Geistern bzw. anderen "monströsen" Wesen geerbt. Damit er das Erbe nicht verliert muss er diese erfolgreich betreiben. Komplikationen bleiben da nicht aus, vorallem da ihm ein Konkurrent zu gerne sein Fahrgeschäft abluchsen möchte.
Witzige originelle Geschichte für Kinder ab 10 Jahre

Markus Walther: Der Letzte beißt die Hunde (Ein Buch über einen Schurken oder Antihelden)
Auch wenn der Autor als Meister für kurze und kürzeste Geschichten gilt, kann ich dem gar nicht zustimmen. Seine "Gute und Böse Nachtgeschichten" waren für mich größtenteils nix. Ganz im Gegensatz "Der Letzte beißt die Hunde". Auch wenn es ab und an ein wenig Slapstick-mäßig anmutet und eine der Hauptfiguren hin und wieder hierzu verleitet :bang: macht die Geschichte einfach Spaß. Eventuell hilft es, wenn man nicht ganz unbeschlagen in Kriminalliteratur a la Arthur Conan Doyle, Agatha Christie u. ä. ist. Hier werden mit beißendem Humor sämtliche Klischees auf die Schippe genommen.

Genevieve Codman: Die unsichtbare Bibliothek (Ein Buch, in dem eine Bibliothek oder Buchhandlung vorkommt)
Irene ist Bibliothekarin in der Bibliothek, die außerhalb aller existierenden Parallelwelten liegt. Damit ist es ihre Aufgabe wichtige, besondere oder für eine bestimmte Welt einzigartige Bücher zu besorgen. Oft heißt das einfach nur, das betreffende Buch in der nächsten Buchhandlung zu kaufen, aber wenn das nicht geht müssen auch mal andere Methoden herhalten. Die Parallelwelten unterscheiden sich durch das Maß an Chaos bzw. Ordnung das dort herrscht, Vorhandensein von Magie und/oder Technik oder anders abgelaufenen geschichtlichen Ereignissen. Ihr aktueller Auftrag führt sie in ein mehr oder weniger viktorianisches London mit Steampunk-Elementen (Dampfkutschen, Zeppeline) und Elfen. Da Elfen ein Anzeichen für starke Chaos-Einflüsse sind ist diese Welt potentiell gefährlich. Das macht sich auch sehr schnell bemerkbar, da nicht nur der Eigentümer des Buches, das sie beschaffen soll, ermordet wurde, das Buch verschwunden ist, sondern auch verschiedenste Gruppierungen hinter dem Werk her sind. So entwickelt sich ein Wettkampf mit harten Bandagen um ... Grimms Märchen.
Ist mal ein etwas anderer Ansatz der Fantasy-Literatur, der durchaus gefällt.
« Letzte Änderung: 10.02.2018 | 13:03 von Lyris »
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #23 am: 27.02.2018 | 19:37 »
#9

Peter Scholl-Latour - Die Welt aus den Fugen - Betrachtungen zu den Wirren der Gegenwart
(Aus der Popsugar-Challenge: A book that was being read by a stranger in a public place)

Das Buch wurde von einem Mann gelesen, mit dem ich jeden Tag Bus fahre. Da ich es kurz darauf in einem Krabbelkorb im Supermarkt meines Vertrauens sah, habe ich es dann für die Challenge erwählt.
Das Buch selbst ist eine Mischung aus Sachbuchelementen, vor allem aber eine Sammlung von Artikeln und Interviews, zu denen sich PSL sich im Laufe der Jahre 2007-2012 geäußert hat, und zwar durch das politische Spektrum, von Veröffentlichungen in großen Tagesblättern über Veröffentlichungen in Mitte-Links-Blättern bis zu Publikationen für die neue Rechte.

PSL hat hier sicher darzustellen versucht, dass sein Beobachten und seine Beobachtungsgabe überparteilich ist und sich politischer Zugehörigkeit weitestgehend entzieht.
Wie für PSL üblich, verwendet er viel Zeit darauf, zentrale Argumente gebetsmühlenartig zu wiederholen und neigt zu seinem gewohnten Elitismus, bei dem er immer ein wenig lakonisch und trotzig am Ende konstatiert, dass die Geschichten vielleicht anders ausgegangen wären seitens des Westens und seinen Bemühungen in Nah- und Mittelost, wenn man doch nur auf den Mann gehört hatte.
Und er gibt sich sehr viel Mühe, dass seine Aussagen glaubhaft dargelegt und untermalt sind, sodass man ihn das an manchen Stellen sogar glauben will, dass die Machthabenden die Informationslagen absichtsvoll unterschlagen und sich wohl weislich in selbst gewählte Untergänge stürzen.

Von diesem Punkt ausgehend entwickelt sich aber die wahrhaft spannende Subgeschichte des Buches, über deren Artikel der zu dem Zeitpunkt schon hochbetagte PSL nun alterssanfter und reflektiver in seinem Beobachten wird, und doch an alten Geschichten festhält, so objektiv er sich auch gibt.
Interessanterweise lässt er nämlich auf de Gaulle und die letzten Versuche, an einem Kolonialismus festzuhalten, nichts kommen und erinnert sich an seine eigene Beteiligung als Soldat im Indochinakrieg als "erotisches Abenteuer". Ansonsten neigt er dazu, verantwortliche Politiker auf dieselbe Schiene wie Barbara Tuchman (siehe Buch 8) zu setzen.
Insofern sind diese beiden Werke gar nicht so unähnlich, ab von der Form.

PSL ist jedoch deutlich glaubwürdiger als Frau Tuchman in seinem Unternehmen. Und wenn man an seiner trotzigen Selbstbeweihräucherung (als sei er der wahrhafte Laokoon, auf den niemand hört) vorbeiliest oder hindurchliest, findet man wie bei PSL üblich, kulturellen Perlen und einen tatsächlich von westlicher Moral weniger behafteten Ansatz, internationale Politik zu verstehen, der den jeweiligen Kulturen Platz zum Atmen und Denken und zur Souveränität einräumt.
Wer das als Leser leisten mag, findet viele interessante Stücke und auch die Stellen, in denen PSL als Mensch selbstkritisch ist. Und dort, wo politische Analyse und Selbstkritik an seiner eigenen Erfahrungsmöglichkeit zusammentreffen, ist diese Aufsatz/Interview/Berichtssammlung am stärksten.
Dort wo sie belehren will, wie gut er die Zukunft vorhergesagt hat, kann sie bisweilen durchwachsen sein, so richtig viele seiner Prognosen auch waren.
Hin und wieder kann mich sich aber nicht des alten Spruches in Gedanken erwehren, der zwangsläufig mit den Propheten verbunden bleibt: Ein weiser Prophet wartet das Ergebnis ab.

Formal fand ich die Sortierung nicht ideal, und die ausgewählten Artikel zur Krise am Hindukusch waren im Mittelteil des Buches zu gleichförmig, sodass der Part sehr zäh war.
Wer letztlich aber an politischer Zeitgeschichte interessiert ist, kommt immer noch nicht ganz an den kleinen, großen, alten Mann der Kriegsberichterstatter vorbei. So sehr er auch kritisiert wird und den Selbstdarsteller, den großen Beobachter (in) der Geschichte darstellen will.

6 von 10 Punkte.
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Re: Reading Challenge 2018
« Antwort #24 am: 16.03.2018 | 13:10 »
#10

Michael Crichton - Gold - Pirate Latitudes
(Aus der Popsugar-Challenge: A book set at sea)

Dieses Buch ist posthum erschienen. Und das merkt man dem Buch an jeder Ecke und Kante an.
Das Buch ist auf lediglich 368 Seiten erzählt und wirkt wie eine zusammengefügte Skizze, aus dem erst ein Buch werden wollte. Mehr ein Script-Leitfaden denn ein Roman.

In aller Kürze: die Piratencrew ist noch unausgegoren und weitestgehend ohne charakterliche Zeichnung. Sie sind Freibeuter, die mit Kaperbrief ausgestattet werden und versuchen eine große Prise aufzubringen und werden... oh wunder ...verraten. Die Verratszenarien und Szenen sind sehr vorhersehbar.
Es sind so ziemlich alle Piratenklischees gesammelt und abgespult. Die Darstellung der Frauen ist im Übrigen stark gewöhnungsbedürftig. Sie sind selbst für ein pseudo-testoteron-basiertes Szenario doch sehr willenlos und bückstückartig aufgeführt. Und es gibt nicht einmal den Versuch, dieses weiter zu thematisieren.

Wer also eine umfassende Sammlung von Piratenklischees aus der Karibik benötigt, wird hier eine kurze Zusammenstellung in doch einigermaßen lesbarer, aber langweiliger Form finden.
Wer jedoch einen spannenden Roman lesen möchte, wird von diesem unfertigen Skript wahrscheinlich nur enttäuscht sein.

Dementsprechend möchte ich gar nicht mehr Worte darüber verlieren, was Captain Charles Hunter so alles erlebt oder auch nicht erlebt.

Aufgrund der schönen Klischeesammlung noch 2,5 von 10 Punkte.
„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen“ - Johann Gottfried Frey

„Ein Mensch wollte immer Recht behalten:
So kam's vom Haar- zum Schädelspalten.“ - Eugen Roth